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Rezension von "Terrorismus-Lügen: Wie die Stasi im Untergrund agierte"

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Literatur über Terrorismus teilt sich meist in zwei Kategorien auf: Ärmliche Propaganda der westlichen Behörden sowie ärmliche Proapaganda der östlichen Behörden.

Die Unterkategorie der Enthüllungsbücher zu dem Thema ist dermaßen einseitig geworden, dass das interessierte Publikum inzwischen denkt, wann immer irgendwo etwas explodiert, müsse es automatisch die CIA oder der Mossad gewesen sein. Als gäbe es keine anderen Geheimdienste auf der Welt.

Irgendein prominenter Dschihadi oder seine Gruppe hat vor 35 Jahren mal Geld der Amerikaner angenommen? Dann wird von Lesern heute angenommen, dass die Gruppe damals wie heute „auf dem Gehaltszettel der CIA steht“ und wie ein Miet-Taxi Befehle entgegennimmt. Westdeutsche Geheimdienste infiltrierten die RAF? Die Leser wurden konditioniert, davon auszugehen dass der RAF-Terror fast komplett ein Projekt der westdeutschen Dienste war. Die NATO hatte ein paar Sprengstoff- und Waffenlager in Europa versteckt, deren Inhalte im Zuge verdeckter Operationen zweckentfremdet wurden? Der Leser soll denken, dass nur die NATO solche Standardtaktiken verwendete.

Die permanente Konditionierung von Lesern durch mäßig kompetente oder gar manipulative „Enthüllungsautoren“ hat so groteske Züge angenommen, dass das Publikum längst die immergleichen Inhalte verlangt und abweichende Informationen kategorisch ablehnt. Regine Igel lieferte 2012 mit dem Buch „Terrorismus-Lügen“ ein Werk ab, dass sich dem idiotischen Trend widersetzte. Sie grub Material aus, welches die Behörden des widervereinigten Deutschlands als geschreddert oder besonders verwahrt betrachteten. Damals gab es einen faulen Deal: Die Stasi-Agenten wurden nicht für ihre Aktivitäten bestraft und einiges belastendes Material beseitigt, gleichzeitig mussten die Stasis ihr heikles Material über westdeutsche Eliten und diverse westliche Geheimoperationen zurückhalten.

Es geht in dem Buch nicht nur über die Stasi und die Verwicklungen in die Rote Armee-Fraktion, sondern um den internationalen sowjetgestützten Terrorismus, der auch Leute aus dem ultrarechten und radikal-islamischen Lager benutzte. Wer meint, mit Hilfe von 9/11-Büchern den globalen Terror verstanden zu haben, sollte seine Wissenslücken baldmöglichst füllen. Regine Igel ist die letzte, der man vorwerfen könnte, den Westen in Schutz zu nehmen, denn sie veröffentlichte zuvor mit „Terrorjahre. Die dunkle Seite der CIA in Italien“ bereits einen Klassiker.

Die Rolle der Stasi im deutschen und internationalen Terrorismus ist bis heute nicht aufgeklärt. Das Wissen darumm ist bruchstückhaft und es ist nicht damit zu rechnen, dass je vollkommene Klarheit hergestellt wird. Doch dokumentieren die hier vorliegenden Ergebnisse, insbesondere der erstmals gründlicheren Aktenrecherche zur Abteilung XXII (Terrorabwehr) des MfS, dass es entgegen der Legende einer nur „gelegentlichen Hilfestellung“ eine massive und dauerhafte Unterstützung und Steuerung des deutschen und internationalen Terrorismus und dies von Anfang an durch die Stasi gegeben haben muss.

Bizarrerweise hat kaum ein Autor zum Thema RAF gewagt, tatsächlich Stasi-Akten zu konsultieren. So ahnt der deutsche Bürger nicht, wie die Planer in der DDR und in Moskau lange Zeit neben der Strategie eines „langen Marsches durch die Institutionen“ für Westdeutschland auch eine breit angelegte Terror-Kampagne pflegten. Den Realisten war immer klar, dass praktisch keine einzige sozialistische Revolution auf der Welt jemals erfolgreich ohne Terror und Bürgerkrieg zustande gekommen war.

Igel zaubert interessante Dokumente hervor, wie etwa die Genehmigung der Stasi und des Außenministeriums für ein Transitvisum Horst Mahlers um in die CSSR zu reisen. Außerdem greift sie auf Material zurück, das bisher nur in kleinen wissenschaftlichen Arbeiten behandelt und ansonsten weitläufig umschifft wurde, wie etwa über das berüchtigte Meeting auf Kuba im Jahr 1966. Dort trafen sich Delegationen aus dem Sowjetblock und von „Befreiungsarmeen“ weltweit und berieten über die geeignetste Terror-Strategie. Danach begann die heiße Phase in Westdeutschland, während die DDR neben der CSSR zu einem der wichtigsten Zentren für die Schulung von Terroristen wurde.

Ab und an fehlt zwar der allerletzte Beweis, wie beispielsweise für die These dass der Mord von Benno Ohnesorg durch Karl-Heinz Kurras im Auftrag geschah um Westdeutschland zu destabilisieren und die Linke zu radikalisieren. Nichtsdestotrotz ist seine Stasi-Tätigkeit inzwischen bewiesen und der Leser kann solche Ereignisse durch Igels Buch wesentlich besser einordnen.

Von Baader und Meinhof bis hin zu Abu Nidal und Carlos dem Schakal erfährt man, was uns die Linken, die herrschende Klasse des wiedervereinigten Deutschlands sowie mache „Enthüllungsautoren“ seit Jahrzehnten vorenthalten wollen. Absolute Empfehlung!

AlexBenesch
AlexBenesch
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