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Wieviel Islam in ISIS steckt

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Westliche Politiker und Muslime überbieten sich gegenseitig darin, die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ als völlige Verirrung und islamfremde Erscheinung zu beschreiben. Den Vogel abgeschossen hat kürzlich die SPD-Generalseretärin Yasmin Fahimi, denn sie will nicht dass man ISIS überhaupt islamisch oder radikal-islamisch nennt:

‚Islamisch‘ oder ‚radikal-islamisch‘ müssen aus Sicht von (friedlichen) Gläubigen überhaupt keine negativen Bezeichnungen sein, sondern können genauso gut Ausdruck einer besonders tief empfundenen, vielleicht auch strikten Religiosität sein – so, wie wir hierzulande von ’strenggläubigen Katholiken‘ sprechen würden, ohne sie damit in die Nähe von Terroristen rücken zu wollen.

Der Zentralrat der Muslime in Deutschland und muslimische Theologen hatten sich in den vergangenen Wochen zum Teil mehrfach von der IS distanziert, während Akademiker immer wieder betonten, dass ISIS den Propheten einfach nur wörtlich nimmt.

Der Prophet

Historiker stoßen bei ihm auf das gleiche Problem wie bei anderen, zentralen religiösen Figuren: Je tiefer man gräbt, umso mehr verflüchtigt sich das untersuchte Subjekt. Es kann nicht einmal wirklich bewiesen werden, ob besagte Personen überhaupt jemals so existiert haben.

So ist es eine Tatsache, dass alle heutigen Biographien des Propheten Mohammed auf die Bearbeitung des verschollenen Lebensberichts desIbn Ishaq durch Ibn Hisham zurueckgehen, der im Vorwort bereits ankuendigte, bedeutsame Auslassungen getaetigt zu haben.

Es ist also ein einziger Mann mit seiner Schrift, und die erschien erst 150 Jahre nach dem Tod des Mohammed, auf den wir uns heute verlassen muessen, problematisch auch, dass sie auf Befehl eines Kalifen erschien, von dem wir nur mutmassen koennen, ob er politische Ambitionen damit verband.

Gleichzeitig mit Ibn Ishaqs Veroeffentlichung setzte das Sammeln von Hadithen ein, von Ausspruechen und Taten des Propheten zu jedem nur erdenklichen Gebiet, aufgezeichnet von Gelehrten, die sehr gut daran verdienten.

In der offiziellen Darstellung war Mohammed ein Waise, der von einem Onkel großgezogen wurde. Er heiratete im jungen Alter von 25 Jahren eine wohlhabende Frau, die 15 Jahre älter und Mitglied einer abweichlerischen Christensekte war. Er hatte die Welt des religiösen Götzendienstes früh kennengelernt, denn der Onkel war für das religiöse Zentrum in Mekka zuständig, wo unzählige Stämme ihre Götzen stehen hatten. Irgendwann begann er, sich in eine Höhle in den Bergen zurückzuziehen. Nach und nach bildete und veränderte sich seine Lehre. Mohammed war mit seinen anfangs nur rund 100 Anhängern lediglich eine von sehr vielen Gruppen im alten Mekka. Eigentlich wäre er nicht groß aufgefallen, wäre da nicht sein strikter Monotheismus gewesen und seine Reden gegen die vielen unterschiedlichen Pilgergruppen, die zur Kaaba reisten. Das war schlecht für das mekkanische Geschäft und so sahen sich die Mohammedaner bald gezwungen, nach Medina umzuziehen. Dort schlossen ihm sich nach einer Weile zwei Stämme mit militärischer Macht an und die gewaltsame Eroberung der gesamten arabischen Halbinsel konnte beginnen. Die Opfer konnten entweder konvertieren, eine Steuer bezahlen, oder sterben. Nach vielen militärischen Siegen soll er einem langwierigen Fieber erlegen sein.

Der Koran

Für Muslime ist Gott der Autor des Korans, nicht einfach nur dessen Thema. Der Koran ist die Grundlage der islamischen Zivilisation. Die 114 Suren sind nicht zeitlich oder thematisch geordnet. Manche Suren springen auch von einem Thema zum anderen. Sowohl muslimische als auch nichtmuslimische Wissenschaftler machten sich im Laufe der Zeit daran, herauszufinden welche Sure wann entstanden ist. Vergleicht man diese neue, chronologische Ordnung auch noch mit der Biographie Mohammeds, wird das Ganze wesentlich aufschlussreicher.

Traditionell picken sich Islambefürworter immer die gleichen wenigen Textstellen heraus, die Toleranz gegenüber Nichtgläubigen predigen. Diese Stellen stammen jedoch aus der mekkanischen Frühzeit, als der Prophet noch keine militärische Macht besaß, sondern vergeblich versuchte, sich als neuer Chef der Christen und Juden zu propagieren. Die christliche und jündischen Religionen waren zwar viel älter und etablierter als der Islam, trotzdem argumentierte Mohammed, dass Allah der Ursprung gewesen sei, und Juden sowie Christen einfach vom rechten Weg abkamen. Beispielsweise wird im Koran die Geburt von Jesus beschrieben, der als Säugling sofort erklärt, ein Sohn Allahs zu sein. Islam-Schönredner betonen immer wieder, wie sehr doch Jesus und Moses im Koran gewürdigt werden. Dies ist jedoch keine brüderliche Brücke zwischen den Weltreligionen, sondern der Islam behauptet einfach, diese beiden Figuren seien muslimische Figuren, basta. Diejenigen, die die „Zeichen Allahs“ nicht anerkennen und „Gottes Wort verfälschten“, würden „Bewohner des Höllenfeuers“ sein.

Kaum irgendein Jude oder Christ, ob damals oder heute, wird ohne weiteres die koranische Haltung akzeptieren, dass Allah Moses „das Buch gebracht“ und später dann die berühmten Gesandten geschickt hätte:

Wenn man ihnen sagt: „Glaubt an das was Gott herabgesandt hat!“, so sagen sie „Wir glauben doch an das, was zu uns herabgesandt ist.“ Wobei sie aber nicht daran glauben, was danach war, obwohl es die Wahrheit ist, bestätigend was sie schon hatten.

[…]

Die meisten von ihnen glauben nicht. Als zu ihnen ein von Gott Gesandter kam, der das bestätigte, was sie schon hatten, warfen einige derer, denen das Buch gegeben war, Gottes Buch hinter ihren Rücken, als ob sie gar nichts wüssten. Und sie folgten dem, was die Satane vortrugen zur Zeit der Herrschaft Salomos.

Allah klagt im Koran Juden und Christen als Abtrünnige an und verspricht härteste Strafen. Die Nacherzählung biblischer Geschichten macht mindestens 7% des Korantextes aus. Wenn also jemand erzählt, es gäbe soviel gemeinsamen harmonischen Boden zwischen den Weltreligionen, will derjenige sie entweder veräppeln oder er weiß eigentlich nichts über das, wovon er redet. Nach dem anerkannten Interpretationsprinzip gilt immer der neuere Vers mehr als der alte und kann den alten sogar aufheben. Soviel zur Toleranz.

Als er mit dem Versuch scheiterte, Christen und Juden durch Überredung für seine Gruppe abzuwerben, änderten sich die freudlichen Worte dramatisch. Nur wenige verstreute Verse sind respektvoll gegenüber Andersgläubigen. Dagegen werden Ungläubige hunderte Mal verflucht. Von der Gewichtung her nehmen gewaltsame Eroberungen und das Verteilen der Beute einen essentiellen Teil des Korans ein. Die vielbeschworene „Barmherzigkeit“ Allahs ist nur die Gegenleistung für die Unterwerfung unter seinen Willen.

Dschihad

Die Islam-Schönredner lügen gründlich und perfide wenn sie betonen, der Dschihad sei „hauptsächlich“ der innere Kampf des Gläubigen um seinen Glauben und sein Handeln. Der bewaffnete Kampf sowie die Tötung und Unterwerfung Andersgläubiger ist das Thema in vierzehn von 24 Suren aus der Medina-Zeit. Es geht konkret um den direkten Aufruf zum Kampf, Lob und Verheißungen für die Kämpfer, eine Verurteilung kampfunwilliger Männer, die Deutung des militrischen Erfolges als Beweis für die Wahrheit des Islam, sowie die Verteilung der Beute.

Die Muslime unter Mohammed waren Eroberer, keine Landarbeiter, Händler oder Handwerker. Dei wichtigsten Einnahmequellen waren die erzwungenen Steuerzahlungen der Ungläubigen und die Beute von Raubzügen, darunter auch Frauen- und Kindersklaven. Irgendwann dachte der Prophet über die arabische Halbinsel hinaus und verkündete in Sure 8 den Kampf gegen alle Ungläubigen auf der Welt, bis es keine andere religiöse Anbetung mehr gibt. Die Anhänger griffen folglich auch Ziele in Asien, Afrika und Europa an.

Es gibt aber verschiedene Formen, um Dschihad zu führen. Ist man irgendwo auf der Welt noch in der Minderheit, hält man sich zunächst oberflächlich an die dort geltenden Gesetze und versucht, die eigene Zahl zu vergrößern. Lügen und Täuschen ist explizit erlaubt. Moscheen sind nicht ohne weiteres mit anderen Kirchen vergleichbar, denn dort sollen eigentlich auch Waffen gesammelt und Angriffspläne geschmidet werden. Sobald man eine einflussreiche Minderheit ist, wird gerüstet. Hat man eine gewisse Stärke erreicht, kommt der offene Kampf um die Herrschaft im Land.

Aber nicht nur andersgläubige Nationen sind die Zielscheibe. Auch muslimische Nationen, die sich zu weit von der Lehre entfernen, müssen bekämpft werden. Dies war ausschlaggebend beispielsweise für den modernen Untergrundkampf der Muslimbruderschaft in Ägypten. Diese Männer entschlossen sich für das Leben eines Terroristen, weil die an sich recht harte muslismische Gesetzgebung in dem Land nicht hart genug, nicht scharia-konform war.

Am 6. Oktober 1981 tötete ein verkleideter Scharfschütze während einer Militärparade den Staatschef Anwar as-Sadat für die Organisation al-Dschihad, der militärische Flügel von Al Gama’a al Islamiyyah. Nach zahlreichen Attentaten gegen Touristen, Polizisten, ägyptische Muslime, Christen und andere war spätenstens mit der Sadat-Tötung Schluss mit Lustig. Vizepräsident Hosni Mubarak rief das Kriegsrecht aus und ging äußerst brutal vor. Deren Philosophie verbreitete sich jedoch mit erstaunlicher Geschwindigkeit. Das Untergrund-Buch „Die vernachlässigte Pflicht“ von Abdul Salam Faraj belehrte die Massen über den Islam und forderte die rücksichtslose Bekämpfung der säkularen Regierung Ägyptens. Ein weiteres berüchtigstes Manifest hieß schlicht „Die Verfassung“.

Der zur Legende gewordene Hasan al-Banna kämpfte bereits mit 13 Jahren in der ägyptischen Revolution gegen die Briten im Jahr 1919. Mit 16 ging es dann an die Universität von Kairo. Das große Kalifat in der Türkei fiel und das Business as usual in dem neuen Ägypten trieb ihn 1928 dazu, mit seinem Bruder und 4 Freunden zu Hause die Muslimbruderschaft zu gründen. Ende der 40er Jahre hatte die Gruppe bereits 500.000 aktive Mitglieder plus nochmal soviele Sympathisanten. Man scheiterte dabei, den ägyptischen Premierminister Nuqrashi Pasha zu ermorden und handelte sich 1948 das Organisationsverbot ein. 3 Wochen später gelang der Mord, im Folgejahr wurde Banna auf der Straße erschossen.

Eine zweite Lichtgestalt der Jäger des verlorenen Kalifats war Sayyid Qutb. Als Funktionär des ägyptischen Kultusministeriums sollte er 1948 das Erziehungssystem in den USA untersuchen und unternahm eine Reise. Er schrieb entsetzt über die „Höhlenmenschen“ die er dort fand und die sexualisierten Horrorakte, auch bekannt als Tanzveranstaltungen. General Abdul Nasser und die Muslimbruderschaft wurden zu Qutbs großer Hoffnung, die Agenda hieß: König Faruk stürzen. Sobald Nasser an den Schalthebeln der Macht saß, schwand aber sein Interesse an der Umwandlung des Staates gemäß der Scharia und die Radikalinskis schossen sich auf ihn als ihr nächstes Ziel ein. Qutb landete im Knast.

Islamischer Staat

Mit rund 50.000 Kämpfern, viel erbeutetem Kriegsmaterial und einer gut gefüllten Kasse breitet sich das selbsternannte Kalifat im Irak und Syrien aus. Die Gruppe veröffentlichte ihre weiteren Zielvorstellungen:

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Unterstützung für Vorläufergruppen kam unter anderem aus den USA und Saudi-Arabien, nichtsdestrotrotz heißt das noch lange nicht, dass sich die Organisation ISIS als Befehlsempfänger Washingtons versteht. Nach 9/11 verbreiteten sich viele manipulative Darstellungen über die vergangene Finanzierung radikaler Organisationen. Historiker konnten aufzeigen, wie beispielsweise die CIA sich immer wieder ausnehmen ließ und die finanzierten Gruppen die Amerikaner gehörig auf Abstand hielten. Loyalitäten ändern sich schnell und wer irgendwann Geld von den Amerikanern genommen hat, ist 5 Jahre oder 15 oder 25 Jahre später nicht unbedingt ein US-Agent.

Aktuell verbreiten sich auch wieder allerhand Gerüchte und Falschmeldungen: Laut Dokumenten und Aussagen von Edward Snowden sei der Anführer des Islamischen Staates (IS) Al Baghdadi vom israelischen Mossad ausgebildet worden. Die Geheimdienste Israels, der USA und Großbritannien hätten laut Snowden zusammen die Organisation IS geschaffen, um die Extremisten der Welt an einen Flecken zu bekommen. Die Meldung kursiert auf den üblichen Webseiten wie Global Research, Veterans Today, Press TV und diversen alternativen Blogs und wird natürlich fast immer ohne jede Vorbehalte oder Hinterfragen geglaubt. Glenn Greenwald, der das Material von Snowden veröffentlicht, erklärte dass er noch nie etwas Derartiges von Snowden gehört hätte. Der Anwalt des NSA-Whistleblowers erklärte auf Twitter, dass die Behauptungen falsch seien. Es ist schwierig die Quelle dieser Ente zu finden. Die frühesten bekannten solchen Berichte erschienen Bereits Anfang Juli auf einer Seite des Hisbollah. Als Quelle wurde der Hisbollah-nahe TV-Sender Al Manar angegeben. Danach wurde die Falschmeldung ins Englische übersetzt und ab da war als Quelle die iranische Nachrichtenagentur Fars angegeben.

Den 50.000 ISIS-Kämpfern und Sympathisanten weltweit ist es herzlich egal, wo die Anschubfinanzierung herkam oder wer im Westen meint, von der ISIS-Bedrohung politisches Kapital herauszuschlagen, für sie ist es entscheidend dass sie in Mohammeds Fußstapfen treten. Während Amateure und Lügner immer wieder beteuern, dass gewaltsame Eroberungen nur in einem fehlinterpretierten, völlig verzerrten Islam als lobenswert gelten, war der Rest der muslimischen Welt lange Zeit recht still über die Aktivitäten von ISIS. Zögerlich folgten dann diplomatisch vorgetragene Verurteilungen der exzessiven Gewalt. Jedoch darf man dabei nicht vergessen, dass der Dschihad auf mehrere Arten gefochten werden kann. Eine bestimmte Zahl Muslime hält demnach die Methoden von ISIS nicht für unmoralisch oder konträr zum Koran, sondern bloß für taktisch unklug.

AlexBenesch
AlexBenesch
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