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Die große Enttäuschung des Udo Ulfkotte

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Eine Rezension von „Gekaufte Journalisten“ aus dem KOPP Verlag

Viel Aufregung gab es im Vorfeld des neuesten Buchs von Udo Ulfkotte – beinahe wäre der Autor an Herzproblemen verstorben. Einen Tag kämpft er noch mit Windows 8 und muss sein Interview für Recentr TV verschieben, am nächsten Tag kämpft er ums Überleben. Sollte man für Win8 eine Gesundheitswarnung herausgeben?

Das Buch ist eine sehr anschauliche Enthüllung der Massenmedien und auch seiner eigenen Person. Der große Name Ulfkotte ist nämlich erst einmal dahin. Kaputt. Denn 17 Jahre lang veröffentlichte er nach eigenen Angaben Propaganda der Geheimdienste, Gefälligkeitsartikel über Regime sowie Talking Points der NATO. Er ließ sich in 5-Sterne-Hotels bedienen, schamlos mit manipulativen Journalistenpreisen eindecken, vom BND mit Material versorgen, er rekrutierte neue Leute für die Dienste und verbesserte kontinuierlich seine Beziehungen zu den mächtigsten Männern des Landes. Seine 17-jährige Karriere bei den Massenmedien ist also gemäß seinem eigenen Rückblick eine Schande. Anscheinend kam man noch nicht dazu, auf seiner Webseite die ganzen schmückenden falschen Federn zu entfernen, denn dort heißt es nämlich immer noch:

Ulfkotte ist Fellow des Marshall Memorial Fund der Vereinigten Staaten. Er war Mitglied im Planungsstab der Konrad-Adenauer-Stiftung und ist Träger des sicherheitspolitischen Preises der Annette-Barthelt-Stiftung 2003. Er war Referent der Bundeskademie für Sicherheitspolitik, Gast-Referent der Journalisten-Akademie der Friedrich-Ebert-Stiftung, und lehrte von 1999 bis 2007 im Fachbereich Betriebswirtschaft „Sicherheitsmanagement“ an der Universität Lüneburg.

Unter seinen „Erfolgen“ steht noch ein Bild von ihm mit dem bayerischen Innenminister Beckstein anlässlich einer Preisverleihung. Eigentlich fing seine Wiedergutmachungsphase erst vor wenigen Jahren an und man fragt sich gleich zu Beginn seines neuesten Buches: Gelingt es ihm, das Vertrauen und die Sympathien zurückzugewinnen? Es gehört viel dazu, eine solche Lebensbeichte abzuliefern. Seine Gegner und ehemalige Mitstreiter werden ihm eher Rachemotive unterstellen für einen Pakt mit dem Teufel, der nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen war.

Schließlich enttarne ich Netzwerke, die lieber im Verborgenen wirken wollen. Und ich nenne Hunderte Namen von Journalisten.

So manches Material in dem Buch über Kriegspropaganda oder die Verstrickungen von Journalisten in transatlantische Netzwerke ist recht alt, dennoch müssen diese Wiederholungen sein um die neuen Einblicke besser einordnen zu können. Er beichtet:

„Die FAZ ermunderte mich ausdrücklich dazu, den Kontakt zu westlichen Geheimdiensten zu verstärken und freute sich, wenn ich die mitunter von dort zumindest in Stichworten vorformulierten Berichte mit meinem Namen versah.“

Irgendwann sollen die Schlapphüte Ulfkotte sogar soweit getraut haben, dass sie ihm gleich „stapelweise Geheimdokumente“ gaben, die er auswerten durfte. So werden Stars der Enthüller-Branche gemacht. Eher schmallippig ist er bei der Beschreibung, was er an die Dienste an Informationen zurückgetragen hatte. Über diese pikanten Details erfährt man mehr in Erich Schmidt-Eenbooms Büchern.

Ausländische Dienste sollen auch Reisen bezahlt haben, genauso wie die Leute des Diktators von Oman. Bei Gruner + Jahr telefonierte er gar mit dem CIA-Chef Woolsey, dessen Frau beim German Marshall Fund tätig war. Für eben jene Orgnaisation wurde Ulfkotte dann laut seinen Angaben 1993 für sechs Wochen von seinem Arbeitgeber freigestellt. Als er nach einer luxuriösen Reise wohlwollend über Shell schrieb, warf ihm ein anderer Journalist vor, „geschmiert“ worden zu sein. Eine Klage der FAZ gegen diese Einschätzung lief ins Leere. Das tat der Karriere aber keinen Abbruch, genausowenig wie unzählige Gefälligkeitsinterviews mit nahöstlichen und afrikanischen Staatschefs und Ministern.

„Wie ehrlich war es denn, wenn man in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba vom 5-Sterne-Hotel in einem klimatisierten Hubschrauber bequem ins heiße Hochland flog, dort kurz mit Böhm ein Interview über Armut machte und danach im klimatisierten 5-Sterne-Hotel beim Luxusbuffet einen Artikel über Armut in Äthiopien verfasste, während rundherum die Menschen verhungerten.“

Sebst wenn mal ein Problem auftauchte wie etwa wütende Islamisten, stellte BMW ihm eine Panzerlimousine und er bekam ein Bedürfnis bescheinigt für das Führen einer Waffe. Er war Gast in im Feriendomizil der Konrad-Adenauer-Stiftung in Italien, einen Steinwurd entfernt von der Rockefeller-Stiftung. Der „Journalist“ Ulfkotte aus einem ärmeren Elternhaus hatte den „Jackpot“ gezogen; in den Zeitungen landeten als Artikel getarnte Werbetexte.

Er hofft nun, dass eine „jüngere Generation“ vielleicht „aus diesen Fehlern lernen“ werde. Aber wo können junge Leute denn bitte heutzutage Geld verdienen, indem sie ethische und zugleich professionelle journalistische Arbeit machen? Auf eigene Faust Im Internet? Wohl kaum.

Der Wendepunkt kam, als er von einem Spitzenpolitiker gebeten worden sein soll, einen Konkurrenten auszuspionieren. Von da an ging es abwärts, es folgten Durchsuchungen wegen „Geheimnisverrats“. Er versucht gar nicht erst in dem Buch, das Verhalten von Journalisten und Zeitungen vor dem Hintergrund des kalten Krieges zu rechtfertigen, was doch etwas überrascht. Immerhin war die Bedrohung durch den Sowjetblock und die Deutsche Teilung für viele Journalisten ein wichtiger Grund genug gewesen, Hemmungen fallen zu lassen und sich in transatlantische Organisationen einzubetten. Warum also nicht eine einzige Zeile als Kontext?

Immer wieder sind in „Gekaufte Journalisten“ Absätze eingebastelt, die das heutige Russland in Schutz nehmen. Egal ob Krim, Ukraine, MH17 oder anderes, er verteidigt das Putin-Regime und erwähnt mit keinem Wort, wie abgedreht dort die Medienwelt ist. Praktisch alle unabhängigen Medien wurden in Russland zum Aufgeben gezwungen, es gibt nur noch die hysterische und verlogene Berichterstattung von Karrieregeilen und Duckmäusern, die organisiert sind in diversen Netzwerken und Geheimdiensten. Ist es zuviel verlangt, das zu erwähnen? Vor allem da russische Propaganda auch international einen steten Strom aus Lügen verbreitet und die sogenannten „alternativen Medien“ im Westen den Putin-Führerkult übernommen haben und fast nur noch von den Russen abschreiben. Der durchschnittliche Leser von Ulfkottes Buch aus dem alternativen Publikum wird sich erneut bestätigt fühlen in dem ewig gleichen und ewig falschen Mantra, Deutschland und Europa müssten sich an Russland annähern.

Die alternativen Medien in Europa und Nordamerika sind ein verblüffend ähnlicher Moloch, wie ihn Ulfkotte über die Massenmedien beschreibt. Wer zugunsten von Russlands Machtinteressen schreibt, der bekommt Zugang zu Ministern und anderen hochkarätigen Interviewpartnern, der wird eingeladen zu Konferenzen, Reisen und in Gruppen, der wird interviewt auf englischsprachigen russischen Nachrichtensendern und darf dort seinen Blog erwähnen. Die Leitlinie ist Pro-Kreml und Pro-Putin, wer abweicht gilt als Feind und Nestbeschmutzer. Betrug und Täuschung sind an der Tagesordnung in den alternativen Medien:

https://recentr.com/2013/12/wie-lug-und-betrug-in-den-alternativen-medien-wirklich-funktioniert/

https://recentr.com/2014/01/wie-lug-und-betrug-in-den-alternativen-medien-wirklich-funktioniert-teil-2/

2009 schrieb Ulfkotte noch auf KOPP Online: „Russland: Rassenwahn und Sehnsucht nach dem Massenmörder

Mit dem Abgleiten Russlands in die wirtschaftliche Rezession, der Abwertung des Rubels, den steigenden Arbeitslosenzahlen und dem wachsenden Alkoholkonsum steigt eben auch der Fremdenhass. Ein Ende ist nicht in Sicht – im Gegenteil. Am 28. Dezember 2008 hat der Fernsehsender Rossiya eine Umfrage veröffentlicht. Gesucht wurden die beliebtesten Männer Russlands. Das Ergebnis war peinlich und wurde dann vor der Veröffentlichung mit einigen kosmetischen Tricks manipuliert – denn die Russen wählten den Massenmörder Josef Stalin zu einem der beliebtesten Russen aller Zeiten (Platz drei). Weil Stalin während der Umfrage fast auf den ersten Platz gekommen wäre, hatte man die Stimmfunktion für ihn zum Ende einfach abgeschaltet.

In dem Artikel berichtete er entsetzt über den Strategen Igor Panarin und dessen Hoffnung auf einen Zerfall der USA.

Ulfkottes neues Buch „Gekaufte Journalisten“ lohnt sich definitiv für den Einblick in die Realität der westlichen Massenmedien. Ich hoffe, dass er nicht zukünftig in den Reihen der Putinistas steht und womöglich noch für russische Nachrichtensender die Politik Russlands schönreden wird.

AlexBenesch
AlexBenesch
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