spot_img

Die gar nicht so alten, höchst deutschfeindlichen Texte des Jürgen Elsässer – Teil 1

Datum:

elsie-deutsch-640

Ein Kommentar von Alexander Benesch

Ich hätte bereits vor Jahren höchst misstrauisch sein sollen als Jürgen Elsässer, einer der vormals führenden radikalen Linken und Antideutschen, auf der Bildfläche der konservativen alternativen Medien auftauchte und erklärte, seine Ansichten geändert zu haben. Inzwischen mauserte sich sein kremlfreundliches Magazin COMPACT zu einer Auflage von 42.000 und lässt damit marxistische Blätter wie die „junge Welt“, bei der Elsässer einst sogar Chefredakteur gewesen war, weit hinter sich zurück.

1990 war ein Wendepunkt für Elsässer: Die Sowjetunion brach zusammen, Deutschland wurde wiedervereinigt und linke Träume von einer neuen Zwei-Staaten-Lösung zerschlugen sich. Kommunisten auf der ganzen Welt hofften vergeblich auf ein Revival der Roten in Moskau. Heute ist die kommunistische Partei in Russland nicht wiederzuerkennen: Eurasisch, christlich angehaucht und bedacht auf Volk und Boden. Genau wie die anderen Parteien dort. Elsässer machte also eine ähnliche Wendung durch wie der russische Staat. Der Westen wurde nach 1990 dermaßen sozialistisch, dass man die herrschenden Strukturen eh nicht mehr von links überholen konnte.

In diesem ersten Teil einer Artikelreihe über Elsässer wenden wir uns einer Veröffentlichung von 1995 aus dem konkret-Verlag zu mit dem schmissigen Titel „Wenn das der Führer hätte erleben dürfen – 29 Glückwünsche zum deutschen Sieg über die Alliierten“. Bereits der Titel macht klar: Für ihn ging es den vermaledeiten Deutschen viel zu gut und sie waren zu souverän geworden. Auf der Rückseite des Buches heißt es:

Gerüstet mit einem Nationalismus, der keine Marotte Ewiggestriger ist, sondern die Ideologie der nationalen Avantgarde von rechts bis vormals links, macht sich das neue Deutschland von den Bindungen an die westlichen Kriegsgegner frei und knüpft Allianzen mit alten Freunden aus den Jahren vor der Kapitulation. Der KONKRET-Autor Jürgen Elsässer, geschätzt und gefürchtet als der radikalste Kritiker aller Vaterländerei, stellt in diesem Buch die „Dresden-Lüge“ richtig, singt das „Lob der Fremdherrschaft“ und vergießt „keine Tränen für Tschetschenien“.

Sie haben richtig gelesen. Dies ist kein Scherz. Elsässer war entsetzt darüber, dass sich die Deutschen zu stark von den Amerikanern loslösten und mehr Souveränität gewannen. Heute lamentiert er hingegen, dass Deutschland ein von den USA besetztes Land sei. Die COMPACT-Titelstory der Ausgabe 08/2014 lautet „Ami go home! – Deutschland muss souverän werden“.

Im Vorwort seines Buchs von 1995 feiert er die deutsche Niederlage und erinnert daran, dass Auschwitz nur deshalb gestoppt wurde, „weil die Rote Armee im Osten 14 Millionen Deutsche vor sich hergejagt und die Kollaborateure nach Westen getrieben hat“. Es wird noch viel krasser:

„…im Februar werden wir einen Toast auf Sir Arthur Harris ausbringen, dessen Luftflotte den sowjetischen Panzern ihren Vormarsch nach Berlin freibombte. Und am 8. Mai würden wir uns gerne von Spezialisten des Mossad zeigen lassen, wie man deutsche Tornados sprengt. Just in case.“

Ladies and gentlemen: We’ve just lost cabin pressure.

elsie-mossad-640

Ich fordere ihn hiermit auf, seinen Teil zur Auflösung Deutschlands beizutragen, indem er seine deutsche Staatsbürgerschaft aufgibt und sich eine neue sucht. Am besten natürlich die Staatsbürgerschaft Russlands, wo die „Rote Befreiungsarmee“ herkam und wo Millionen Sowjetbürger, darunter mein Urgroßvater, in den Gulags elendig verreckten. Dieser von meinen Vorfahren war überigens kein faschistischer Wehrmachtssoldat in russischer Gefangenschaft, sondern ein mittelständischer Kleinunternehmer im Zarenreich, der Pferde züchtete und dadurch Hassobjekt der Kommunisten war.

Mit Elsässers guten Kontakten zu russischen Botschaften sollte ein neuer Pass kein Problem für ihn sein. Und bevor ich es vergesse: Die ach so böse bügerliche Klasse verurteilt angeblich gerne deshalb den Gulag, weil sich so der Holocaust im Vergleich relativieren ließe. Hier spricht der knallharte Kommunist. Kurze Zeit nach diesem Buch publizierte er zusammen mit der Politikern Sahra Wagenknecht, die in einem frühen Aufsatz den Diktator Stalin verharmloste. Auf dieses andere Buch komme ich in einem folgenden Artikel zurück. Fragen sie ruhig Herrn Elsässer nach seiner heutigen Meinung zu Stalin und dem Stalinismus.

In dem zweiten Aufsatz des Buches „Wenn das der Führer hätte erleben dürfen“ spricht Elsässer von der verpassten Chance nach 1945, Deutschland zu zerstückeln und zu demilitarisieren:

„Wäre es nicht zum kalten Krieg und zur Bipolarität gekommen, wäre Deutschland viel gründlicher aufgeteilt worden. Die Strategie der Zerstückelung Deutschlands war Ausdruck der weltweiten antifaschistischen Allianz, das Buhlen um die deutsche Einheit Resultat ihres Zerfalls.“

Die Teilung Deutschlands in Ost und West war dann für ihn leider nicht mehr als ein „glücklicher Zufall“. Er wollte mehr. Die Wiedervereinigung galt für ihn übrigens als „Annexion“. Er spart sich den Begriff Anschluss, auch wenn dies noch dramatischer und bedeutungsschwangerer geklungen hätte.

Während er heute gegen Conchita Wurst und linken Zeitgeist schimpft, klagte er noch 1995 in dem Aufsatz „Nie wieder BRD“:

„…fahren die Kids der 90er Jahre hauptsächlich auf ‚Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein‘ ab. Gibt es einen deprimierenderen Fakt als die Umsatzentweicklung der ‚Wildecker Herzbuam‘ und anderer volkstümlicher Hormonskandale? Wer erinnert sich nicht nostalgisch an die Zeiten, als sich in jedem Sommer rund um das Mittelmeer die europäische Jugend bei Sonne, Sex und Marihuana verbrüderte?

Es gab in den 1990er Jahren also zuwenige linke, klugscheißerische Kiffer in Deutschland, die sich nach dem Ficken am Urlaubsstrand für total reif und kosmopolitisch halten, weil sich alle Muschis gleich anfühlen. Heute gibt es unzählige solche jungen Deutschen, die zum Beispiel meinen, die Türken verstanden zu haben nur weil sie gelegentlich Schischa rauchen, Ayran trinken und „gegen rechts“ sind.

Elsässer erlaubt sich noch eine Attacke gegen die „völkischen Geschichtskundler aus der Jungen Freiheit'“und schreibt im Satz danach sarkastisch: „Deutschland ist erwacht“. Aktuell machte er sich unbeliebt bei der Zeitung Junge Freiheit, weil er unbedingt einen Shitstorm gegen Bernd Lucke vom Zaun brechen wollte, weil jener für Russland-Sanktionen im EU-Parlament gestimmt hatte. Ähnlich wie Elsässer früher die Felle bei den Linken davonschwammen, muss er nun zusehen, wie sich ein großer Teil der AfD wegbewegt vom Pro-Russland-Kurs. Er weiß angeblich, was am Besten für die deutschen Konservativen heute ist.

Elsässer beschwert sich in seinem Buch von 1995 hingegen lautstark, dass die „internationale Staatenwelt einen „großen Fehler“ gemacht hätte, als sie „[das deutsche] Volk aus der Beaufsichtigung entließ“. Heutzutage titelt seit Magazin COMPACT Stories wie „Ami go home – Deutschland muss souverän werden“. Glaubt man den Aussagen des Eurasien-Gurus Alexander Dugin, geht es Russland heute um die Zerstörung Deutschlands und anderer europäischer Nationalstaaten, damit sich Moskaus angestrebtes Eurasien-Reich weiter ausdehnen kann. Geht es Elsässer also heute wirklich um dauerhafte deutsche Souveränität? Ich darf meine Zweifel haben.

1995 befürchtete er noch in einem Anflug von kommunistischer Paranoia gar eine „Germanisierung Europas“ und die „Schaffung eines volksdeutschen Satellitenstaates auf russischem Territorium“. Gemeint waren Überlegungen weniger Staatsbeamter zum Aufkauf von Gebieten wie beim ehemaligen Königsberg.

Die Bundesrepublik würde mit einer gehörigen Portion Verlogenheit das „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ auf ehemaligem Ostblock-Boden akzeptieren. In einem anderen Aufsatz hat er jedoch keine Träne zum Weinen für Tschetschenien übrig, dessen Souveränität und Selbstbestimungsrecht in den 1990er Jahren von russischen Panzern völlig ignoriert wurde. Genauso wie er es der Bundesrepublik 1995 vorwarf, preist er heute in der COMPACT das Selbstbestimmungsrecht der Krim-Bewohner, die umringt von russischen Truppen und bombardiert mit verlogener Russenpropaganda ein zweifelhaftes Refenrendum abhielten, das die ukrainische Verfassung verletzte. Jedem Deppen ist klar: Elsässer misst mit zweierlei Maß und schnallt nicht, dass die westlichen Eliten überhaupt erst seine geliebte Sowjetunion möglich gemacht und großzügig gefördert hatten. Ohne gewaltige Lieferungen der Amerikaner hätte Elsässers hochverehrte Rote Armee nicht die „antifaschistische Leistung“ erbringen können, „14 Millionen Deutsche vor sich herzujagen“. Ohne die großzügigen Kredite und Technologien des Westens hätte auch Putin nicht seine Armee modernisieren können.

In seinem Buch hofft Elsässer bizarrerweise sogar darauf, dass die britischen Konservativen eine Gegenmacht zu den Deutschen bleiben. Man könne nur hoffen, dass nicht die Briten daran gehindert werden, „die Streitkräfte und Geheimdienste Ihrer Majestät intakt zu halten.“ Vor meinem inneren Auge sehe ich die Schilder von antideutschen Antifa-Demonstranten, auf denen es heißt: „Bomber-Harris: Do it again!“

Außerdem beklagt er das Deutsche Gewicht in der Europäischen Union und dass die Deutschen europäische Institutionen schwächen. Wow, wenn das mal der COMPACT-Leser wüsste. In dem Kapitel „Lob der Fremdherrschaft“ attestiert er:

„Keinen Rubel hat Moskau aus dem Land am Hindukusch herausgeholt, sondern für die Stabilisierung halbwegs humaner Verhältnisse einen hohen Preis gezahlt.“

Früher war anscheinend alles besser. Interessant ist seine Haltung im Bezug auf russische Fremdherrschaft nicht nur im Hinblick auf die ehemalige DDR, sondern auch im Hinblick auf die heutige Zeit. Im Magazin COMPACT verspricht er den Deutschen mehr Souveränität mit Russlands Hilfe in einem Groß-Eurasien, während der führende russische Eurasien-Vordenker Dugin von geplanter Fremdherrschaft, Eroberung und Moskaus Herrschaft über ganz Eurasien spricht. Was stimmt jetzt? Elsässers Verheißungen oder das, was die Russen hinter vorgehaltener Hand sagen? Geht es uns Deutschen irgendwann so wie Tschetschenien und russische Panzer rollen hier?

Zum Totlachen ist auch seine Wandlung im Kampf gegen Antisemiten. Folgendes schrieb er noch 1995:

„Aufgewärmt werden einige der zugkräftigsten Bilder der antisemitischen Propaganda: Das raffende Kapital, das das schaffende Kapital aussaugt; die jüdische Hochfinanz in der WallStreet, die kein Vaterland kennt und die nationalen Volkswirtschaften um den Lohn ihrer Arbeit bringt. Diese offene Hetze gegen Juden war in den letzten Jahren in Westeuropa nur in Randbereichen virulent geworden.“

Natürlich hat er sich nicht selbst zum Antisemiten gewandelt, aber seine heutigen Reden bei den Mahnwachen über Rothschild-Banker wären wohl vom alten Elsässer von 1995 wohl komplett zerrissen worden.

Als das Buch 1995 erschien, war er 38 Jahre alt, also handelt es sich kaum um die Jugendsünde von jemandem, der eine Antifa-Phase durchgemacht hatte. Seine Haltungen setzten sich auch danach noch lange fort, bis er sich schließlich neu erfand als Querfrontler mit der COMPACT. Die Frage die man sich stellen muss: Was sind seine wirklichen Absichten im Bezug auf Deutschland heute?

Die COMPACT wird betitelt als Blatt für „Souveränität“, gemeint ist damit zumindestens Souveränität gegenüber den USA. Man attackiert heftigst die Westbündnisse, titelt „Ami go home“ (Ausgabe 8/2014). Gleichzeitig aber propagiert man eine engere Anbindung Deutschlands an Russland und weitere Ostblockstaaten, sogar von „Eurasien“ ist immer wieder die Rede. Dem deutschen Publikum wird zwar versprochen, dass die Eurasien-Idee ein souveränes Deutschland nicht ausschließt, allerdings spricht der Chefdenker der eurasischen Bewegungen, Alexander Dugin, eine ganz andere Sprache: Europa müsse angeschlossen, erobert und zu einem Protektorat Moskaus gemacht werden. Die Absolventen Dugin’scher „Sommerlager“ haben die Angewohnheit, wenige Jahre später als Führungsfiguren in bewaffneten Konflikten wie in der Ostukraine aufzutauchen.

Um es kurz zu fassen: Bis vor wenigen Jahren machte er noch als radikaler Linker den Deutschen Moskau und die damals vorherrschende sozialistische Ideologie schmackhaft, heute macht er als Konservativer der „Neuen Rechten“ den Deutschen Moskau und die heutige, neokonservative Ideologie schmackhaft. Laut Dugin ist die europäische neue Rechte übrigens ein Projekt, dessen Architekten Russen seien.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...

Meine Bücher als Kindle-E-Books bei amazon

Sie finden ab sofort meine Bücher auch als Kindle-E-Book-Versionen bei amazon. Die Bücher werden nach und nach dort...