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So gefährlich ist der Okkultist und Eurasien-Guru Alexander Dugin

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Der russische Okkultist und Polit-Professor Alexander Dugin werkelt wie kein zweiter daran, die Rechten Europas zu rekrutieren und ideologisch auf Linie zu bürsten für die große, heilige Mission: Ein faschistisches Eurasien von Lissabon bis Wladiwostok. Dugins Bedeutung wird von den Eurasien-Verschwörern und Kult-Anhängern in der Öffentlichkeit gerne heruntergespielt, obwohl seine Bücher Pflichtlektüre an allen Militärakademien Russlands sind und er die Spinne im Netz unzähliger eurasischer und neurechter Gruppen ist. Die Absolventen seiner „Sommerlager“ haben die Angewohnheit, wenige Jahre später als Kommandanten in bewaffneten Konflikten wie in der Ostukraine aufzutauchen.

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Er netzwerkt außerdem mit bürgerlich-konservativen Parteien in Europa wie der Front National oder der FPÖ. Nach einem hohen Geheimtreffen mit Dugin, Ost-Oligarchen und europäischen Politikern schrieb Michael Stürzenberger, der Bundesvorsitzende der deutschen Anti-Islam-Partei „Die Freiheit“ und Blogger auf „PI News“:

„Die Annäherung von europäischen konservativen Kräften mit dem Chefideologen der Eurasischen Bewegung, Aleksandr Dugin, ist eine hochinteressante Entwicklung. […] Ein Europa souveräner Staaten, eng mit Russland verbunden – eine spannende Zukunftsvision. […] Auch wenn manch ein Teilnehmer dieses Treffens möglicherweise eine bedenkliche Biographie haben sollte, ist es wichtig, dass sich etwas tut.“

In Wirklichkeit wollen Dugin und seine Eurasier aber souveräne Staaten in Europa mit aller Gewalt verhindern. Der Tagesanzeiger berichtete:

„In einer TV-Ansprache im April schlug Dugin vor, Europa auf friedlichem Weg zu einem russischen Protektorat zu machen und es damit vor Homoehen, Pussy Riot und vor sich selbst zu schützen: «Wir müssen Europa erobern und anschliessen.» Fest stehe, so Dugin weiter, «dass uns eine prorussische fünfte Kolonne in Europa unterstützt. Das sind europäische Intellektuelle, die ihre Identität stärken wollen.»

Zu der europäischen „neuen Rechten“ erklärte Dugin bereits 1998 in einem Interview:

„Sie ist ein Projekt, und wir sind die Architekten. Die Zukunft gehört wahrlich uns.“

Während die gewöhnliche russische Propaganda durch Lügen und Auslassungen den Eindruck zu erwecken sucht, Russland sei eine vernünftige, nach Frieden strebende Großmacht, argumentiert Dugin völlig anders. Er probiert erst gar nicht, Logik und Vernunft vorzutäuschen, sondern er argumentiert quasi-religiös, nach okkulten Maßstäben. Banale Logik, Vernunft oder das Streben nach Frieden, sind für ihn im höchsten Maße verachtenswerte Dinge, die die Menschen in einer starr gewordenen Welt gefangenhalten.

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Foto: Dugin mit dem amerikanischen Rechten und Ex-KKK-Mitglied David Duke

Die russische Nachrichtenagentur Ria Novosti zitierte Experten des Innenministeriums, laut denen Satanismus eine größere Bedrohung für die nationale Sicherheit geworden sei als islamische Radikalisierung. In einem anderen Report von Ria Novosti erklärte ein führender russischer Psychologe, dass es im Land mehr okkulte Heiler als echte Ärzte gibt. Man schätzt „800.000 Magier“. In russischen Zeitungen finden sich unzählige Kleinanzeigen, in denen die Mystiker und Okkultisten ihre Dienste anbieten oder neue Leute für ihre Gruppen anlocken wollen. Laut einer Erhebung des Levada-Meinungsforschungsinstituts haben 20% aller Russen bereits auf solche Anzeigen geantwortet.

Ende der 60er Jahre nahm Dugins Okkultistenkarriere in Moskau Form an. In der Juzinski-Gasse wurde ein knallharter Mix aus Kabbala, schwarzer Magie, mittelalterlichem Alchimismus und Okkultismus gepredigt. Die Saufereien und Drogenexzesse waren so heftig, dass die Teilnehmer regelmäßig im Krankenhaus oder in der Psychiatrie landeten.

„Besonders geehrt wurden wahnsinnige Experiemnte mit sich selbst. Es hieß, dass der kürzeste Weg zum Göttlichen begangen wird, wenn man alles Menschliche in sich überwindet. Um sich selbst so ‚tief wie möglich zu erkennen‘  krochen die Neophytenauf allen Vieren um das Puschkin-Denkmal herum und fletschten ihre Zähne nach Hundeart. […] Und wen sie schon tranken, dann bis zum Vollrausch. Wenn sie weiter gingen, dann mit Azeton oder mit schmutziger Brühe aus einer Pfütze.“

Fast alle der Gruppe starben an Überdosen oder Leberschäden. Dugin war fast der einzige, der auf diesem „Pfad der Erleuchtung“ nicht in der „schwarzen Phase“ steckenblieb. Natürlich ist in der Gedaneknwelt des Okkultismus kein Platz für klassische Psychologie. Diejenigen Menschen, die ein rationaler Mensch als psychisch normal einschätzen würde, folgen laut Dugin dem sogenannten „Pfad der rechten Hand“:

„[Er wird durch eine positive Beziehung zu der ihm umgebenden Welt charakterisiert; in ihr wird die Harmonie, das Gleichgewicht, das Wohlbehagen, die Ruhe gesehen.“

Dieser „lügenhafte Weg“ würde eine Person von radikalen, erleuchtenden Erfahrungen abhalten und im Gefängnis der Materie festhalten. Stattdessen folgt Dugin dem Pfad der linken Hand:

„Kein milchiges Wohlbehagen, sondern schwarzes Leiden. […] Er ist zerstörerisch, schrecklich, in ihm herrschen Zorn und Exzesse. […] Dieser Weg ist ungeheuer schwierig, doch nur er ist wahr. Wer auf ihm geht, erwirbt Ruhm und Unsterblichkeit. Wer ihn aushält, wird siegen, wird einen Lohn erhalten der höher als das Sein ist. Wer auf dem ‚Weg der linken Hand‘ geht, der weiß dass irgendwann die Gefangenschaft endet. Der Kerker der Materie stürzt zusammen, indem er sich in die himmlische Stadt verwandelt. Der Kreis der Eingeweihten bereitet leidenschaftlich den ersehnten Momet vor, den Augenblick des endes, den Triumph der totalen Befreiung.“

Unumwunden gibt er zu, dass marxistische Heldenfiguren allesamt altes okkultes Wissen besaßen und entsprechend dem Pfad der linken Hand agierten:

„Fäden des alten Wissens ziehen sich zu Marx, zu Necaev, zu Lenin, zu Stalin, zu Mao, zu Che Guevara… Der Wein der sozialistischen Revolution, die Freude des Aufstands gegen die Kräfte des Schicksals, die heilige Berserkerwut für die Zerstörung dessen, was schwarz ist, um ein neues, nicht irdisches Licht zu erwerben […]

Nietzsche, Heidegger, Evola, Hitler, Mussolini hüllten den gnostischen Willen in Nationa- und Rassenlehre ein. Man sagt mit Recht, dass den Kommunisten nicht besonders viel an den Arbeitern lag, und Hitler an den Deutschen. Doch das hat überhaupt nichts mit ihrem Zynismus zu tun. Die einen wie die anderen waren besessen von einem viel tieferen, viel älterem, viel absoluterem Streben – vom gemeinsamen gnostischen Geist, dem geheimen und furchtbaren Licht des ‚Weges der linken Hand‘.

Im Klartext bedeutet dies, dass Menschen mit psychopathischen Störungen für Dugin ganz besondere Wesen sein, die nach Erleuchtung streben, während psychisch Normale Menschen für Dugin als wertlose Spießer und Kanonenfutter gelten. Dieser spirituelle Darwinismus spricht Bände über Dugins eigenen Geisteszustand. Seine Sympathien gelten dem Gewalttäter mit Schaum vor dem Mund:

„Der religiöse Fanatiker. Zu welcher Religion er genau gehört ist nicht so wichtig. […] Der religiöse Fanatiker ist ein Sonnenmensch. Er steht höher als seine Religion, die fault und lügt.“

Der Irre, der Tobsüchtige. Ihn zerreißt es von innen. […] Vor dier ist eine Wand, beiße sie, kratze sie, geh mit dem Kopf durch sie, brich die Knochen, würge die Wand! Das ist der Befehl der Sonne! […] Zernage den Stein! Sieh das Fenster gezeilt an – von dort kann man so schön fliegen!“

Über den Stalinismus hat er folgendes zu sagen:

„…die harte, doch äußerst verwandelnde, rettende, ethisch gerechtfertigte Gewalt des Sozialismus, der unökonomische Zwang zur Arbeit. […] Jenseits der verantwortungslosen Humanisten im Lager des Sozialismus mit ihrer Schreibtischintelligenz hatte es Josif Stalin mit der Wirklichkeit zu tun.“

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Foto: Die Nationalbolschewisten in Russland

In einem Interview in Moskau von 1998 äußerte er, dass die europäische neue Rechte sich entweder für die USA oder für Russland entscheiden müsse. Wählen sie Russland, hieße das dass gleichzeitig auch das barbarische Element und brutale Handlungsweisen mitgewählt werden.

„Die Neue Weltordnung wird nicht kommen durch alternde Herren die sich zu Seminaren treffen. […] Man muss ein Messer nehmen, eine Maske anziehen, Abends aus dem haus gehen und mindestens einen Amerikaner töten.“

„Ich weiß nicht ob irgendwer von den Aktivisten der neuen Rechten jemals Artilleriefeuer erlebt hat, aber unsere Leute gehen nicht nur zu Meetings oder kämpfen an den Barrikaden, sondern sie gehen auch in echte Kriege. […] Die neue Rechte ist nur ein Projekt, und wir sind die Architekten. Die Zukunft gehört wahrlich uns.“

Es geht aber noch eine ganze Stufe krasser als die gewalttätige Eroberung Europas. Ein Roman von dem bei Eurasiern populären Autor Parvulesco dreht sich voll und ganz um die Lehre des Nezwerks. Der Verkünder des großen neuen eurasischen Reiches erklärt den Rassenverfall der Menschheit zur Ursache allen Übes. 80% der degenerierten Menschheit müssten durch einen Genozid ausgerottet werden. Das britische Eurasian Movement, das eng mit dugin zusammenarbeitet, träumt auf der eigenen Homepage von einer eurasischen Internatiobnalen der Gewalt:

„Es ist an der Zeit, eine neue Eurasische Armee von Visionären, Kriegern und Revolutionären hochzuziehen: Eine neue Miliz.“

Der Tagesanzeiger berichtete in einem Artikel über das Wiener Geheimtreffen mit Dugin und den Politikern europäischer konservativer Parteien über einen weiteren umstrittenen Gast:

„In einem Porträt der «Financial Times» wird [der Oligarch Malofeew] als «moderner Rasputin» bezeichnet, der über einen befreundeten Mönch direkten Zugang zu Präsident Putin habe. Russische Medien verdächtigen Malofeew, dass er die prorussischen Separatisten in der Ostukraine finanziere. Die Anfrage des TA wurde von seinem Büro nicht beantwortet.“

Teilnehmer von „eurasischen Sommerlagern“ im Jahr 2006 tauchten 2014 als Kommendeure in der Ostukraine auf. Andrey Purgin beispielsweise wurde der erste „Premierminister der Volksrepublik Donezk“.

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In den alternativen Medien sind die Eurasier recht breit aufgestellt. In Deutschland interviewt das kremlfreundliche Magazin COMPACT den Kultführer Dugin sowie Leute von eurasischen Gruppen. Das Heft wirbt vehement für eine möglichst enge Annäherung Europas an Moskau und tut dies mit Slogans wie „Frieden“ und Souveränität“. Der Chefredakteur Elsässer war früher noch einer der führenden linken Deutschlandhasser, die die Bundesrepublik zersetzen wollten. Als in den 1990er Jahren russische Panzer in das souveräne Tschetschenien rollten, meinte er „Keine Tränen für Tschetschenien“. Angeblich gehöre das Gebiet Russland. Eigentlich eroberten die Russen die islamisch gepräte Gegend rücksichtslos im Jahr 1864, schlugen einen Aufstand 1877/1878 nieder, erklärten sie 1921 zur „sowjetischen Gebirgsrepublik“, deportierten 1944 zwangsweise insgesamt 400.000 Tschetschenen  in Viehwaggons nach Kasachstan und Mittelasien.

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Das kanadische Centre for Research on Globalization gilt als eine der führenden „alternativen“ Medienpublikationen im Westen und wird angeführt von Michel Chossudovsky, Sohn des russischen sozialistischen Karrierediplomaten Evgeny Chossudovsky bei den Vereinten Nationen. Evgeny wurde später Assistent des Nobelpreisträgers Gunnar Myrdal, der zum Direktor der UN-Wirtschaftskomission für Europa wurde. Myrdal war von 1945 bis 1947 Handelsminister der schwedischen Regierung und befürwortete Wirtschaftsbezierhungen mit der Sowjetunion unter Stalin. Man machte ihn außerdem verantwortlich für die Währungskrise 1947. Als der kalte Krieg voranschritt warben er und Chossudovsky dringlichst für Ost-West-Handel.

Der Sohn Michel Chossudovsky veröffentlicht bei seinem Centre for Research on Globalization heute völlig einseitige Russenpropaganda und zu den Gastautoren zählen u.a. Neil Clark, Mahdi D. Nazemroaya und William Engdahl. Chossudovsky, Nazemroaya und Engdahl sind Mitglieder des Wissenschaftsrates des italienischen Journals Geopolitica, wo auch John Laughland und Natalya Narochnitskaya unterwegs sind. Der Editor von Geopolitica ist Tiberio Graziani, ein flammender Befürworter der „eurasischen Kooperation“ und Mitglied des „Hohen Rates der Internationalen Eurasischen Bewegung“, die angeführt wird von dem weiter oben beschriebenen Faschisten Aleksandr Dugin mit seiner „vierten politischen Theorie“.

Geopolitica ist zurückzuführen auf die italienische extrem-rechte Publikation „Eurasia, Rivista di Studi Geopolitici“, herausgegeben vom Nationalsozialisten/Maoisten Claudio Mutti. Zu dem wissenschaftlichen Rat der Eurasia gehören Aleksandr Dugin und William Engdahl. Auch Engdahl steht in seinen Büchern und Artikeln ganz klar auf der russischen und chinesischen Seite. Sein neuestes Buch im deutschsprachigen Raum heißt: „China in Gefahr„. Selbstverständlich ist er regelmäßiger Gast beim Kreml-Sender RT:

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