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Medikamentenrückstände im Leitungswasser, Aufrüstung von Kläranlagen "zu teuer"

Datum:

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Alexander Benesch

Das Verbrauchermagazin ÖkoTest rüttelt am Mythos des unbedenklichen Leitungswassers in Deutschland: Arzneimittelrückstände finden sich überall und es ist laut Bundesumweltamt unerforscht, welche Auswirkungen es auf die Konsumenten hat, permanent den Resten von Krebsbehandlungsmitteln, Kontrastmitteln, Schmerzmitteln, Hormonen, Viagra, Antibabypillen und Psychopharmaka ausgesetzt zu sein. Es gibt nicht einmal Grenzwerte in der Trinkwasserverordnung für Arzneimittel und deren Abbauprodukte. Wenn die Menschen zunehmend älter werden, steigt der Medikamentenkonsum und damit die Verunreinigung des Wassers.

„Im Trinkwasser liegt nach dem Stand der Literaturauswertung für 23 Wirkstoffe und Metaboliten mindestens ein Positivbefund vor,“

erklärte das Umweltbundesamt. Im Grundwasser weist das UBA insgesamt 131 Positivbefunde nach. Ungeklärt ist bisher, ob dies die Ursache für die Vermännlichung oder Verweiblichung von Fischen und für Entwicklungsstörungen bei Fröschen ist.

Arzneimittelwirkstoffe sind biologisch hochaktive Stoffe, die gezielt in den Regelungsmechanismus von Organismen eingreifen: Sie können zum Beispiel den Stoffwechsel beeinflussen, das hormonelle Gleichgewicht verschieben oder die Signalübertragung von Zelle zu Zelle verändern. Aufgrund ihrer biologischen Aktivität und der Vielzahl spezifischer Wirkungen liegt es auf der Hand, dass Arzneimittel auch Wirkungen auf andere Lebewesen haben, wenn sie in die Umwelt gelangen. Für viele Arzneimittel ist das Ausmaß der Risiken für die Umwelt vor allem wegen fehlender Wirkungsdaten und Langzeituntersuchungen nicht genau einzuschätzen. Dies ist beunruhigend, da für einige Arzneimittelwirkstoffe schädliche Auswirkungen auf Lebewesen in der Umwelt bereits klar belegt sind.

Ein bekanntes Beispiel dafür sind synthetische Hormone wie zum Beispiel 17?-Ethinylestradiol (EE2), der Wirkstoff der Anti-Baby-Pille. Er beeinträchtigt bereits im sehr niedrigen Nanogramm/Liter-Bereich die Reproduktion von Fischen nachhaltig. Die Beispiele ließen sich beliebig fortsetzen: Das Schmerzmittel Diclofenac schädigt bei Fischen innere Organe wie Leber und Niere; die häufig verwendeten Antibiotika töten nicht nur Bakterien sondern hemmen oft auch das Wachstum von Algen und Pflanzen.

UBA

Die Politik meint, es sei schlicht zu teuer, breitflächig Kläranlagen um eine vierte Reinigungsstufe zu ergänzen. Möglicherweise in den Regionen mit den schlimmsten Verunreinigungen soll diese vierte Stufe erwogen werden.

Eines der wichtigsten Mittel gegen Arzneimittelrückstände ist Aktivkohle. Sie ist in der Lage, gelöste organische Spurenstoffe, wie z. B. Pestizidwirkstoffe und deren Metabolite oder Medikamentenrückstände durch Adsorption dieser Stoffe aus dem Wasser zu entfernen. Je unpolarer die Stoffe sind, desto besser werden sie an Aktivkohle adsorbiert.

„Ergänztes“ Trinkwasser aus der Leitung

Während die einen diskutieren, die Rückstände im Wasser zu verringern, plädieren andere dafür, gezielt Arzneimittel dem Trinkwasser hinzuzugeben. Der Klassiker ist die höchst umstrittene Trinkwasserfluoridierung.  Japanische Forscher „untersuchen ob Spuren von Lithium die Stimmung in einer Gemeinde genügend beeinflussen können um das Allgemeinbefinden ernsthaft zu verbessern und die Selbstmordrate zu verringern.“

AP berichtete 2008, dass pharmazeutische Medikamente im Trinkwasservorrat des Großteils amerikanischer Städte zu finden seien. Mindestens 46 Millionen Menschen wären davon betroffen.

Die New York Times veröffentlichte eine Meldung mit dem Titel „Es befinden sich Medikamente im Trinkwasser. Was nun?„:

„Es befinden sich Spuren von Beruhigungsmitteln im Wasser von New York City. Ibuprofen und Naproxen in Washington, D.C. Anti-Epileptika und angstlösende Medikamente im südlichen Kalifornien… Aber wie schlimm ist es tatsächlich?“

Das U.S. Geological Survey listet darüberhinaus Herbizide, endokrine Disruptoren und Haushaltschemikalien.

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