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Wie die Koch-Brüder mit ihren Milliarden Klassenkampf predigen

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Von Alexander Benesch

Die Koch-Brüder, Öl-Milliardäre die allerhand technologische Patente besitzen, scheinen wie Charaktere aus Ayn Rands psychopathischem Roman „Atlas Shrugged“. Sie finanzieren und beeinflussen allerhand libertäre und liberalkonservative Gruppen, die Tea Party und einflussreiche Rand-Gruppen. Hinter der Fassade der „Self Made Billionaires“, entdeckt man jedoch fragwürdige Oligarchen, die immer stärker einen schrägen Klassenkampf predigen lassen. Fuck the poor?

Der Comedian und Politkommentator Stephen Colbert schrieb:

Ich glaube Ayn Rands erstes Liebesgedicht lautete folgendermaßen: Rosen sind rot, Veilchen sind blau, führ das Gedicht doch selbst zuende, du unselbstständiger Parasit!

Es wird spekuliert, dass Mitt Romney 2012 seine Chancen bei den Präsidentschaftswahlen versaut hatte, weil er bei einer Wahlkampfveranstaltung mit 50.000$ Zutrittsgebühr pro Nase erklärte, 47 Prozent der Wähler, die keine Einkommenssteuer zahlen, seien verantwortungslose Faulenzer in der sozialen Hängematte, die man nie umstimmen könne. Dabei sind ein Fünftel von diesen 47% Rentner, zwei Drittel sind hart arbeitende Leute die zuwenig verdienen um einkommenssteuerpflichtig zu sein. Viele aus diesen 47% sind außerdem ältere Weiße und Südstaatler, die Romney wählten!

Anstatt also die Menschen zu vereinen gegen Kriminelle aus Regierung und Wirtschaft, spaltet man die Bevölkerung mit falschen Klassenkampf-Ideen von Karl Marx oder Ayn Rand. Ein Grund für die Popularität der Marx‘ schen Ideen heutzutage sind die kriminellen Beutezüge zugekokster Investoren und Industrieller, die jahrzehntelang die „Gier ist gut“-Mentalität zelebrierten und nur Verachtung übrig hatten für die Low income- oder No income-Schichten.

Eines der populärsten Bücher in den reichen Bevölkerungsschichten war Rands Millionen-Bestseller „Atlas Shrugged“. John Scalzi beschrieb es treffend:

„Man kann [den Plot] zusammenfassen als: Soziopathische Nerds kollabieren die Gesellschaft, weil sie nicht genug liebevolle Umarmungen bekommen haben. Die anhaltende Popularität von Atlas Shrugged liegt darin begründet, dass es ein Rache-Porno für Nerds ist. Die Idee, dass man endlich all diese anderen Trottel leiden lassen kann, indem man „einen auf Galt macht“. Die Nerds wollen in einer Gletscherspalte verschwinden, die nicht auf Google Maps auftaucht und wenn sie ein Jahr später wieder hervorkommen, ist draußen jeder verhungert der jemals gemein zu ihnen war.“

Die wichtigsten Charaktere des Buches ziehen sich in eine nach ihrer Erlöser-Figur John Galt benannten Kommune zurück, die von irgendeinem unzureichend erklärten Tarn-Mechanismus geschützt ist.

„In Ayn Rands Welt wird ein Mann, der selbstgerecht den Kollaps der Gesellschaft antreibt und dadurch Millionen wenn nicht gar Milliarden Menschen tötet, als eine Messias-Figur dargestellt, anstatt als genozidaler Irrer.“

„Eine nicht zu unterschätzende Anzahl an Lesern von Atlas Shrugged leidet möglicherweise dermaßen stark unter dem Asperger-Syndrom, dass sie nicht verstehen, dass sich die Welt nicht einteilen lässt in rand-ische kapitalistische Superhelden auf der einen, und feige sozialistische Verlierer auf der anderen Seite.“

Nathaniel Branden, der lange Zeit zu Rands Sekte gehörte und das Boy Toy der Anführerin war, erklärte in vollem Ernst:

„Ayn Rand ist das großartigste menschliche Wesen das jemals gelebt hat. Atlas Shrugged [Der Streik] ist die größte Errungenschaft in der Geschichte der Welt. Ayn Rand, dank ihres philosophischen Genies, ist der höchste Gebieter bei jedem Thema das sich auf das bezieht, was rational, moralisch oder angemessen ist für das menschliche Leben auf der Erde.“

Rand selbst meinte:

„Jetzt sehe ich das Antlitz Gottes und erhebe diesen Gott über die Erde, diesen Gott den Menschen seit Beginnn ihrer Existenz gesucht haben, diesen Gott der ihnen Freude, Frieden und stolz verleihen wird. Dieser Gott, dieses eine Wort: Ich.“

Die Koch-Brüder

Das Ayn Rand Institute verschickt 300.000 Exemplare von Rands Büchern pro Jahr kostenlos an Lehrer und Professoren und Schüler und Studenten. Die Kosten für dieses eine Programm belaufen sich auf schlappe 2 Millionen Dollar. Weitere Millionen gingen drauf für akademische Zirkel von Rands „objektivistischen“ Gruppen. Pam Martens, die 21 Jahre lang an der WallStreet arbeitete, schrieb:

„Ich lebte bis vor kurzem 5 Jahre lang in New Hampshire, wo die Objektivisten von dem Free State Project beheimatet sind, deren erklärtes Ziel es ist, 20.000 hyperaktive Politagenten in die Behörden zu schicken und die Regierung zu übernehmen, die öffentliche Bildung zusammenzustreichen und alle Regulierungen für Unternehmen zu beenden. Diese Bewegung schien wie ein Graswurzel-Unterfangen, bis ich die Finanzierung des Gründers, Jason Sorens, zu den Schwergewichten der Koch-Stiftung zurückverfolgen konnte.“

Das Free State Project ist der glatte Versuch, eine Art Galt-Kommune wie aus Rands Buch „Atlas Shrugged“ in die Realität umzusetzen. Die Koch-Brüder sind wie Charaktere aus Atlas Shrugged und sie geben großzügig Geld an viele libertäre Organisationen wie die Heritage Foundation, das Cato Institute und Americans for Prosperity. David von den Koch-Brüdern war sogar 1980 der Vizepräsidentschaftskandidat der amerikanischen libertären Partei. 1984 distanzierte er sich von der Partei, weil sie dermaßen von Anarchokapitalisten unterwandwert war, dass sie die komplette Abschaffung von allen Steuern forderte.

Niemand hat den Koch-Brüdern so stark nachgestellt wie der ehemalige Regierungsermittler und aktive Journalist Greg Palast. Er ist zwar ein hoffnungsloser Sozialist, aber ein äußerst fähiger Ermittler. Wo die Konservativen und Libertären sich nicht hintrauen oder gar nicht hinwollen, schlägt er zu:

„Ich verfolge die Kochs seit 18 Jahren, zunächst als ein Privatermittler in einem Fall von verschwundenem Öl von einem Reservat der Ureinwohner. Die Spur führte direkt zu Charles Koch, der (wie auf einer heimlichen Aufnahme zu hören ist) einem Mitverschwörer sagte, weshalb er es getan hatte: „Ich will meinen fairen Anteil. Und das bedeutet ALLES.“

1996 sagte der FBI-Agent Richard Elroy meinem Team, dass Öl von dem Osage-Indianer-Reservat in Oklahoma gestohlen worden war. Er und andere Regierungsleute filmten den Diebstahl, der laut Zeugen persönlich von Charles Koch angeordnet war. Ein paar Barrel hier, ein paar dort. Insgesamt stahl man rund eineinhalb Milliarden Dollar an Petroleum; wie ein Experte sagt, ein Drittel des damaligen Reichtums der Kochs.“

So etwas findet man leider hinter der Fassade von so manchen libertären, marktwirtschaftlichen Maulhelden. Diese wollen hauptsächlich „frei“ von strafrechtlicher Verfolgung sein.

FBI-Mann Elroy sagte zu unseren Ermittlern, dass das Justizministerium zulassen würde, dass das FBI Charles Koch in Handschellen legt wegen den Anklagepunkten über den Diebstahl des Osage-Indianeröls. Aber dann, so der wütende Elroy, kamen Kochs reiche Kumpel, die Senatoren Bob Dole und Don Nickles zu Hilfe und Koch war aus dem Schneider: Keine Anklage.

US Senator Dennis DeConcini wollte wissen, weshalb nie strafrechtliche oder zivilrechtliche Anklagen gegen die Kochs vorgebracht wurden. Der Senator sagt zu mir, dass die Kochs ihm seine politische Zerstörung androhten falls sein von ihm angeführter Kongressausschuss die Ermittlungen über das gestohlene Öl fortsetzt. Er fuhr fort, und seine politische Karriere war bald vorbei.

Während der Clinton-Amtszeit wurde Koch Industries angeklagt wegen kriminellen Verstößen gegen das Wasserschutzgesetz. Unter Präsident George W. Bush wurden die Anklagen – nicht aber das Wasser – bereinigt. Das FBI listete 350 kriminelle Verstöße, wo meist Öl aus den Pipelines in den Flüssen landete. Nach Bushs Wahlsieg ließ das Justizministerium zunächst 88 Anklagepunkte einfach fallen. Zwei Tage vor dem Prozess ließ sich Justizminister John Ashcroft auf einen Deal ein. Die Firma bekannte sich schuldig, falsche Angaben auf Dokumenten gemacht zu haben. Alle verbleibenden großen Anklagepunkte fielen weg im gegenzug für eine kleine Zahlung.

Die Kochs spannen heute ihr „freiheitliches“ Netzwerk u.a. über die Tea Party. Das Ayn Rand Institut veranstaltet zum Beispiel Treffen mit hunderten Führungsfiguren der Tea Party. Das Geld bekamen die Randroids von dem Competitive Enterprise Institute, das wiederum mit 665.000$ beglückt wurde von diversen Stiftungen der Koch-Brüder. Das Ayn Rand Center for Individual Rights und das Ayn Rand Institute (Center for the Advancement of Objectivism) veröffentlichen Vorträge von Alex Epstein, in denen John D. Rockefeller und dessen Standard Oil-Imperium gepriesen werden:

„Die Geschichte von Standard Oil, wie sich herausstellt, enthüllt nicht die finsteren Seiten von Big Business, sondern illustriert die Tugenden.“

Die Atlas Society („Objectivism in life and thought“) macht es sich auch zur Aufgabe, die „armen gescholtenen und unverstandenen Rockefellers“ zu verteidigen. Auf aynrand.org glänzt das Ayn Rand Center mit den Worten:

„Am Kolumbus-Feiertag feiern wir die Zivilisation deren Unternehmer, Männer wie Rockefeller, Ford und Gates, eine ungastliche Wildnis, bewohnt von furchtsamen Wilden, in eine reiche Nation verwandelt haben.“

Greg Palasts Buch Billionaires and Bandits: How to Steal and Election in 9 Easy Steps hat mehr über die Kochs: Eine kleine Koch-treue Gruppe namens Citizens United bekam vor dem obersten Gerichtshof recht, dass es praktisch keine Grenzen gäbe für Konzernspenden an politische Kampagnen. Rückwirkend sollen so allerhand monetäre Beinflussungen der Vergangenheit reingewaschen werden. Ted Olsen, der Anwalt für Citizens United attorney, ist gleichzeitig Rechtsberater für Koch Industries.

AlexBenesch
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