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Keine signifikanten Truppenbewegungen im Ukraine-Konflikt trotz Flug 17

Datum:

krim-640

Alexander Benesch

Ein zentraler Gradmesser, um abzuschätzen wie stark sich eine Situation wirklich verschärft hat, sind Truppenbewegungen. Seit dem höchstwahrscheinlichen Abschuss von Malaysia Flug 17 gab es weder auf der russischen Seite in Grenznähe zur Ukraine signifikante Veränderungen bei den stationierten Streitkräften, noch haben NATO-Länder irgendwelche Anstalten gemacht, signifikante Truppen in die Region zu verlegen.

Diejenigen, die gleich den dritten Weltkrieg heraufbeschwört und Vergleiche mit Sarajevo und ähnlichen historischen Meilensteinen gezogen haben, schossen aus der Hüfte. Die Ukraine, die seit ewigen Zeiten von Russland gnadenlos unterdrückt wurde, muss sich immer noch mit einem schwachen Militär hauptsächlich alleine verteidigen gegen Moskaus Frontgruppen im Osten des Landes. Es würde immer noch zu lange dauern, bis im Ernstfall NATO-Truppen in die Region verlegt wären. Bis dahin könnte Russland ohne Schwierigkeiten das Nicht-NATO-Mitglied Ukraine überrollen und sich eingraben. Diese simple Tatsache widerspricht auch den extrem schwachen Theorien, es hätte sich bei dem Abschuss um eine verdeckte Provokation der Amerikaner oder gar Kiew gehandelt. Ein solches Vorgehen würde Moskau zeigen, dass sowieso das Maximum an westlichen Sanktionen in kürzester Zeit geplant ist. Da würde Moskau lieber gleich die Ukraine einnehmen und der Westen müsste zuschauen, weil er bis auf Weiteres kein anderes Druckmittel parat hat.

Es ist immer noch möglich, dass unzufriedene Separatisten den Abschuss bewusst durchgezogen haben, um Druck auf Putin auszuüben, wieder mehr Unterstützung zu liefern. Wegen den westlichen Sanktionen wurde mehrere Gänge heruntergeschaltet und bei einigen Separatisten machte sich deshalb große Unmut breit, man nannte Putin gar schon einen Verräter. Nun wurden neue Lieferungen von Panzerwagen und Raketenwerfern an die Separatisten beobachtet.

Auch wenn die Worte mancher westlicher Politiker hart ausfielen, es sind nur Worte. Was zählt, ist dass die Ukraine ohne große Mühe in zwei oder drei Wochen von Russland überrannt werden kann. Die westlichen Medien haben auch deutlich deeskaliert. Es gibt nun ein Tauziehen um die Beweismittel und eine neue Runde Sanktionen, die sowieso auch ohne Flugzeugabschuss gekommen wären.

All dies deutet sehr stark darauf hin, dass die Separatisten wohl tatsächlich einen Fehler begangen haben. Das Raketenabschusssystem Buk lässt sich auch ohne diejenigen Komponenten bedienen, mit denen sich Flugzeuge eindeutig identifizieren lassen. Wenn den westlichen Medien und der westlichen Politik ausnahmsweise die Wahrheit mehr nützt als eine Lüge, dann erzählen sie natürlich die Wahrheit, sie stürzen sich geradezu darauf.

Das hält aber viele nicht davon ab, weiterhin zu hyperventillieren und die NATO als einzigen großen Bösewicht auf dem Planeten zu stilisieren, der nichts sehnlicher will als einen Weltkrieg. Die USA haben zwar ihre Truppenstärke auf ein historisch tiefes Maß reduziert, trotzdem geht das einseitge Geschrei weiter. Die einflussreiche alternative Medienplattform Infowars hat beispielsweise einen Totalausfall geleistet in der Berichterstattung um Malaysia Flug 17. Anstatt investigative Berichterstattung zu betreiben, folgte man nur einer billigen Masche. Ohne wirklich haltbare Beweise faselt man ununterbrochen über einer amerikanische verdeckte Operation und die Blitz-Eskalation über Nacht zum Dritten Weltkrieg. Hauptsache Klickzahlen und Hype. Einerseits hat Alex Jones viel geleistet, um das Bewusstsein vieler zu schärfen für die harschen Realitäten der Politik und vor allem der Geheimpolitik, andererseits verbreitet er seit 20 Jahren Panik über ein „kurz bevor stehendes“ Armageddon. Bis ungefähr 2007 gab es noch investigative Berichte über russische verdeckte Terroroperationen, danach reihte sich Jones ein in die Ränge der Putinistas.

In dem folgenden Bericht aus den Infowars Nightly News kommt wirklich alles Schlechte zusammen (abgesehen von Lee Ann McAdoos Oberweite):

Es wird als hochverdächtig betrachtet, dass das Flugzeug über einem „Kriegsgebiet“ flog. In Wahrheit nutzten viele Airlines diese Spritspar-Route ohne Probleme. Dann folgt ein Ausschnitt aus der Story des Pseudojournalisten und Putinista Tony Cartalucci, laut der die USA angeblich viel gewinnen würden durch eine verdeckte Provokation. Totaler Blödsinn, siehe oben. Dann bemeckert der langweilige Moderator, dass so schnell verkündet worden sei, welche Rakete genau zum Abschuss verwendet worden wäre. Das sei doch schließlich verdächtig! In Wirklichkeit war es lange bekannt, dass die Separatisten dieses System besaßen, welches seit den 80ern von Russlands Militär verwendet wird. Amerikanische Satelliten und andere SIGINT-Horchposten können sehen, wenn eine solche Rakete abgefeuert wird. Die Separatisten schossen vor Flug 17 mehrere ukrainische Flugzeuge vom Himmel. Reporter beobachteten Buk-Raketen bei den Separatisten. Sogar die russischen Medien meldeten die Eroberung einer ukrainischen Basis mit Flugabwehr-Raketen durch Separatisten. Da muss man nur eins und eins zusammenzählen. Es ist absolut NICHTS verdächtig daran, dass so schnell von einer Buk-Rakete berichtet wurde. Was wieder einmal zeigt, dass Alex einen Haufen totaler Amateure angeheuert hat, die einfach nur das Truther-Einmaleins runterbeten.

Ein Totalversagen von Infowars. Da nützt auch das sexy neue Studio nichts.

AlexBenesch
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