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Moskau und Washington hatten KEIN überzeugendes Motiv für Abschuss von Malaysia Flug 17

Datum:

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Kaum war Malaysia Flug 17 vom Himmel geschossen worden in der östlichen Ukraine, schon legten sich zahlreiche Beobachter, Blogger und „alternative“ Medien fest: Die Amerikaner MÜSSEN dahinterstecken, weil sie IMMER dahinterstecken und es ihnen gerade in den Kram passen würde. Ohne jegliche Beweise verkündeten die Schreiber von Infowars.com das was sie immer verkünden, wenn etwas passiert: False Flag. USA. False Flag. USA.

Wenn die Welt so einfach wäre, dann könnten ab sofort dressierte Affen nachrichtendienstliche Analysen erstellen, Historiker werden und als Journalisten arbeiten. Die Welt ist aber viel komplexer. Beim Anschlag am Boston Marathon führten einige Spuren nach Russland und es schien ein komplizierterer Fall mit möglichen Doppelagenten zu sein. Infowars und alle anderen ignorierten jedoch sämtliche Fakten, die nicht in das primitive, ausgestanzte Muster von „CIA False Flag“ passten. Genauso war es bei Anders Breivik. Genauso ist es ständig. Seit dem Angriff auf Südossetien 2008 ist Infowars Hofberichterstatter für Putins Russland. Zuvor gab es immer wieder interessante Berichte über russische verdeckte Operationen wie in Beslan. Danach nicht mehr.

Es ist die Pflicht eines Journalisten, sich nicht von Vorneherein ohne ausreichende Beweise festzulegen und nicht dem Regime seiner Wahl nach dem Mund zu reden weil man sich irgendetwas davon erhofft. Was ist also wirklich die Situation um Malaysia Flug 17?

Wäre eine Terror-Provokation für die Amerikaner und die Ukraine verlockend gewesen?

NEIN. Die USA haben keine signifikanten Truppenverbände in der gesamten Region. Die Ukraine muss sich seit Monaten mit schwachen und unterversorgten Streitkräften alleine wehren. Es würde Monate dauern, bis die Amerikaner signifikante Truppenverbände in die Region befördern könnten. Bis dahin sähen sich die Russen angesichts einer solch starken Provokation gezwungen, die gesamte Ukraine militärisch einzunehmen und sich einzugraben, sodass amerikanische Truppen die Ukraine kaum mehr befreien könnten. Jedem Trottel bei der CIA und im Außenministerium und im Weißen Haus müsste klar sein, dass man durch einen verdeckten Abschuss einer Passagiermaschine und der Anschuldigung gegen die Rebellen und Russland zwar internationalen Aufschrei provoziert und politisches Kapital erhält, gleichzeitig aber die Russen zum drastischen Handeln zwingt. Dieses False Flag Szenario würde sehr wahrscheinlich dazu führen, dass die Ukraine ganz an Russland verlorengeht. Diejenigen die sofort ohne Beweise die CIA bzw. die Amerikaner beschuldigen, können keine Situation analysieren. Außerdem war klar, dass das Absturzgebiet nicht unter der Kontrolle Kiews und der Amerikaner stehen würde.

Wäre eine Terror-Provokation für die Russen verlockend gewesen?

NEIN. Die russische Wirtschaft ächzt unter den zielgerichteten Sanktionen des Westens. Russische Firmen wie Gazprombank und Rosneft werden abgeschnitten von westlichen Kapitalmärkten und sind hochverschuldet. Andere Firmen mit Schulden müssen jetzt horrende Zinsen zahlen. 28 Milliarden Dollar wurden in einem einzigen Börsen-Kursrutsch vernichtet. Rosneft hat Bankschulden von 56 Milliarden Dollar in harter Währung. Die Zentralbank blutet aus bei dem Versuch, gleichzeitig zig Unternehmen und den Rubel zu retten. Putin konnte sich wahrscheinlich die Eroberung der Krim bereits nicht leisten, ganz zu schweigen von der östlichen Ukraine. Völlig zurückziehen aus der Ostukraine kann er sich aber nicht, denn ein solches Schwächesignal wäre verheerend. Also entschied sich der Kreml, den Proxy-Krieg in der Ostukraine ein paar Gänge runterzufahren, auf niedriger Flamme zu köcheln. Auch die Propaganda wurde runtergefahren. Wer eine Komplettinvasion russischer Truppen fordert, darf nicht mehr ins russische TV. Diese Vorgehensweise hat allerdings die Separatisten verärgert.

Könnten Separatisten den Abschuss auf eigene Faust durchgezogen haben?

Recht wahrscheinlich. Die Separatisten, die eigentlich nur eine Frontgruppe für Moskau sind, können spielend leicht mit modernen Boden-Luft-Raketen über die Grenze versorgt worden sein, um die ukrainische Luftwaffe zu bremsen. Außerdem verkündete ein Rebellenführer kürzlich, eine Basis der ukrainischen Armee mit Buk-Raketen erobert zu haben. Einiges deutet darauf hin, dass der Abschuss ein fataler Irrtum gewesen war. Separatisten feierten den Abschuss von dem, was sie für ein ukrainisches Transportflugzeug hielten, veröffentlichen sogar Videos. Dies meldeten auch russische Medien wie RIA. Auch auf dem russischen sozialen Netzwerk VKontakte wurde gefeiert, die Posts jedoch bald wieder gelöscht. Denkbar ist auch, dass jemand bei den Separatisten bewusst die Passagiermaschine abschießen wollte, um den eingeschlafenen Konflikt neu zu beleben und Handlungsdruck auf Putin auszuüben. Immerhin betrachteten sich die Separatisten schon als die nächsten großen Sieger und steinreichen Herrscher von „unabhängigen“ neuen Republiken im Osten der Ukraine. Putin wurde von den Separatisten bereits ein Verräter genannt. Der nur noch schwelende Konflikt wurde für die Weltöffentlichkeit uninteressant. Kiew machte zunehmend Boden gut.

Werden wir es jemals 100% genau wissen?

Schwierig. Unzählige Personen haben Zugang zur Absturzstelle. Separatisten kontrollieren das Gebiet und können sich mit Raketenteilen und den Flugschreibern davon machen. Russland hat bei dem Smolensk-Attentat gezeigt, dass sie internationales Recht verletzen wenn es darum geht, Ermittlungen zu den eigenen Gunsten zu manipulieren. Wenn ukrainische Militärs abgefangene Botschaften der Separatisten veröffentlichen und die Amerikaner Ergebnisse ihrer elektronischen Aufklärung, dann werden weder Moskau noch Moskaus Beeinflussungsagenten im Westen solche Beweise akzeptieren.

AlexBenesch
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