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Kreml-Klitsche RT wohl bald wirklich im deutschen TV

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Die immerzu kreml-freundliche, deutsche Zeitschrift „Compact“ macht eine freudige Ankündigung nach einem Event im Russischen Haus in Berlin, anlässlich einer Sonderausgabe über die Reden vom George Bush des Ostens, Wladimir Putin:

Eine handfeste und zugleich freudige Überraschung hatte der Pressesprecher der russischen Botschaft, Sergey Belyaev, mitgebracht. Exklusiv verkündete er bei COMPACT Live, dass der russische Auslandssender RT sehr bald auch auf Deutsch senden wird. RT ergänzt damit COMPACT und stärkt unseren Kampf für Wahrheit und Souveränität.

Offizieller Bauherr des Russischen Hauses in Berlin war der „Verband der sowjetischen Gesellschaft für Freundschaft und kulturelle Beziehungen mit dem Ausland“. Für die verschiedenen RT-Sender gibt Moskau jedes Jahr hunderte Millionen Dollar aus, die man dem unterdrückten russischen Steuerzahler aus den Rippen geschnitten hat. Die Agitprop-Strategie Moskaus ist so simpel, dass eigentlich jeder Blödian sie durchschauen könnte: Die Propaganda soll dem Ober-Oligarch und Ex-KGB-Chef Putin mehr Business und politisches Kapital bringen.

Inzwischen wurde bekannt, dass Moskau anscheinend auch Online-Trolle bezahlt um die Kommentarsektion westlicher Publikationen vollzuspammen. Die Zeitung Tagesanzeiger berichtete über den einflussreichen Chefdenker der hirnrissigen Eurasien-Idee Alexander Dugin:

„In einer TV-Ansprache im April schlug Dugin vor, Europa auf friedlichem Weg zu einem russischen Protektorat zu machen und es damit vor Homoehen, Pussy Riot und vor sich selbst zu schützen: «Wir müssen Europa erobern und anschliessen.» Fest stehe, so Dugin weiter, «dass uns eine prorussische fünfte Kolonne in Europa unterstützt. Das sind europäische Intellektuelle, die ihre Identität stärken wollen.»

Wer sich wissentlich oder unwissentlich einem Unterfangen anschließt, bei dem ein europäisches Land von Russland „erobert“ und als ein von Moskau kontrolliertes „Protektorat“ geführt werden soll, der verrät sein Land und gehört ins Gefängnis. Als Fünfte Kolonne werden heimliche, subversiv tätige oder der Subversion verdächtige Gruppierungen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht ist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges betrieben die Staaten des Warschauer Paktes die Ausbildung von Kommunisten aus den westlichen Ländern, die im Ernstfall gemeinsam mit Spezialkräften der Pakt-Armeen strategische Ziele im Bereich der NATO besetzen oder zerstören sollten.

Der George Bush des Ostens

Wladimir Putin war zunächst eine wackelige Figur, die von Boris Jelzin als Nachfolger auserkoren wurde und dessen Rivalen ihn schnellstmöglich wieder loswerden wollten. Niemand erwartete, dass der in der Bevölkerung unbekannte Putin sich lange halten würde. George W. Bush in den USA war nach Amtsantritt im Januar 2001 schnell als „lahme Ente“ verschrien.

Bush bekam mit 9/11 den drigend benötigten Katalysator, um die neokonservative Geopolitik zu beschleunigen und auch innenpolitisch mit dem Patriot Act die Handschuhe auszuziehen. Putin bekam mit den Anschlägen auf Wohnhäuser in Russland 1999 gewaltigen Auftrieb, um seine Konkurrenten loswzuwerden, mit einem Krieg gegen Tschetschenien die Ex-Sowjet-Region wieder einzufangen, eine hohe Beliebtheit zu erlangen und im Inland einen diktatorischen Kurs zu fahren.

In beiden Fällen handelte es sich nach offiziellen Regierungsangaben um islamischen Terrorismus: Bei den Amerikanern die al-Kaida mit Osama Bin Laden an der Spitze, auf der anderen Seite tschetschenische Separatisten die ihren Scharia-Staat behalten wollten und Schamil Bassajew folgten.

Gier frisst Hirn

Video: Unsere Satire wird bald wahr

In den USA heuerte RT junge, naive Moderatoren an, um Putins Interessen zu fördern und man gab ihnen große Sendungen. Die jungen Journalisten wurden Opfer ihrer Gier, konnten sie doch Jahre an Arbeit überspringen. Viele sind jedoch gegangen, weil im Endeffekt immer russische Funktionäre im Hintergrund entscheiden durften.

Nicht eine, sondern gleich zwei amerikanische Moderatorinnen bei dem Sender Russia Today kündigten gleich live auf Sendung, um gegen die Ansprüche Russlands auf die Ukraine zu protestieren. Nach den Kündigungen von Liz Wahl und Abby Martin veröffentlichte die leitende Redakteurin von RT, Margarita Simonyan, einen Post auf ihrem Live Journal blog in dem sie verlautbarte:

„Gestern verbrachte ich so einige Zeit damit, dem Korrespondenten der New York Times zu erklären, warum ich Russlands Position für richtig halte. Ich bin Russin. Ich unterstütze mein Land und ich werde solange wie nötig für die Wahrheit kämpfen.“

Simonyan sagte zur NYT, dass Abby Martins Kommentare „nicht zu unseren redaktionellen Richtlinien passen“ und „Wir haben nie ein Geheimnis aus der Tatsache gemacht, dass wir Russlands Position reflektieren“. RT machte sich beispielsweise mit einer erfundenen Story lächerlich über eine angebliche Flüchtlingswelle von Ukrainern, die sich nach Russland flüchten würden. Solche Berichte unterscheiden sich nicht mehr von der Rhetorik Putins. Beobachter pochen auf Gesetze laut denen RT im Ausland ständig darauf hinweisen müsse, dass man die Haltung einer ausländischen Regierung vertritt.

Bei RT bekommen auch Deutsche eine Plattform um über die Ukraine zu kommentieren, wie etwa Manuel Ochsenreiter, der auch radikalste Eurasien-Fantasten wie Aleksanr Dugin interviewt. Dugin will Elemente des Stalinismus und des Faschismus verbinden um ein europäisch-russisches Großreich zu schaffen.

1995 gab es mit 150 unabhängigen Radio- und Fernsehunternehmen, über 10.000 Zeitungen sowie ausländischen Sendern eine vergleichsweise bunte Medienlandschaft in Russland. Seit Juni 2003 gibt es kein unabhänges landesweites TV-Netzwerk mehr. Alle Netzwerke werden direkt oder indirekt von der Regierung kontrolliert und Journalisten praktizieren Selbszensur aus Angst vor Repressalien. Manche mutige Stimmen wurden zum Schweigen gebracht, eine lange Liste von Leuten werden überhaupt nicht mehr auf Sendung gelassen.

Der Compact-Mann

Wie wird einer der ehemals wichtigsten Vertreter der kommunistischen Deutschenhasser-Bewegung zu einem missionierenden Befürworter deutscher Souveränität und der klassischen Familie? Er hätte, den eigenen Worten zufolge, irgendwann in den letzten Jahren „seine Meinung geändert“ und verbreitet nach seiner 180-Grad-Kehrtwende nun seine patriotischen Ansichten als Chefredakteur des COMPACT-Magazins.

Sicherlich ändern viele Linke im Laufe der Zeit ihre politischen und gesellschaftlichen Ansichten und beweisen damit ihre geistige Mobilität, aber die wenigsten von uns sind vor der Meinungsänderung führende intellektuelle kommunistische Deutschenhasser gewesen wie Jürgen Elsässer. Das ist ein Millieu, in dem man nicht einfach aus Protest gegen die Eltern und gegen Vietnam ein Lenin-T-Shirt trägt und mit der RAF sympathisiert, sondern aus tiefster ideologischer Überzeugung dazugehört. In dem Buch “Antifa heißt Gewalt – Feuer und Flamme für jeden Staat” heißt es auf Seite 58.:

Zu den heftigsten Deutschenhassern oder Antinationalen gehört Jürgen Elsässer von der Monatszeitschrift Konkret. Mit Deutschland könne nur Terror und Mord mit einem Wort nur Auschwitz assoziiert werden. Kein Wunder, daß für einen solchen Barbarenstaat das Selbstbestimmungsrecht der Völker nicht gilt. Überhaupt könne lediglich Israel – und auch nur ausnahmsweise – dieses reaktionäre Prinzip vom Recht auf nationale Selbstbestimmung zugestanden werden.

Deutschland, so die Fürsprecher eines militanten Antinationalismus, müsse in einer multikulturellen Gesellschaft aufgelöst werden, da dieses Land alle Übel der Welt in sich vereine. Elsässers abenteuerliche Philosophie findet ihren dramatischen Höhepunkt in der Quintessenz, die Linke könnte nur antideutsch sein, andernfalls existiere sie nicht.

Als Elsässer 1990 die antideutsche Bewegung mitbegründete und die Zerstörung Deutschlands forderte, war er 33 Jahre alt und die DDR samt Sowjetunion waren gerade eben den Bach hinuntergegangen. Was Elsässer forderte, war nichts anderes als eine Fortführung der Moskauer Politik der Schwächung Deutschlands. In der DDR waren nicht weniger als 100 Türken erlaubt gewesen. Für die BRD befürwortete Elsässer eine multikulturelle Zuwandererschwemme.

Der Albtraum der Linken nach 1990 war ein wiedervereinigtes, souveränes, bürgerliches Deutschland, also nach linker Logik die Brutstätte des Faschismus. Deutschland, der ewige Faschist.

Die „West-Imperialisten“ in Washington, London und Bonn/Berlin hatten aber gar nicht vor, Deutschland irgendwie souveräner und bürgerlicher werden zu lassen. Es gab keine versprochene Abstimmung über eine neue Verfassung für das wiedervereinigte Deutschland. Stattdessen praktizierten die „West-Imperialisten“ nach 1990 verstärkt ihren eigenen Sozialismus, förderten Multikulti, den Internationalismus, die Sozialapparate und die Umerziehung der Menschen zu treudoofen, gender-neutralisierten Windrad-umarmenden Idioten. Die westlichen Eliten klauten und kopierten einfach dreister denn je die Methoden der Kommunisten.

Vor 1990, während der Bedrohung durch die Sowjets, gab es in Deutschland noch Wehrpflicht und 500.000 Soldaten, da gab es mehr wirtschaftliche Freiheit, da war die Europäische Union noch eine ferne dunkle Wolke am Horizont. Aber nach 1990 kam der völlige Sozialismus. Die West-Eliten taten das, was Moskau und die Antideutschen wie Elsässer immer tun wollten: Sie lösten Deutschland auf. Sie brachten ein Multikulti-Welle. Sie brachten den Sozialismus.

Die Linken und Antideutschen verloren zunehmend an Existenzberechtigung. Sie waren zumindest für die Zerstörung Deutschlands und die Verbreitung des Sozialismus nicht mehr nötig. Was blieb den Pro-Russland-Kommunisten also noch? Die altbekannten Dinge zum Kritisieren wie etwa die vielen Militärbasen der USA weltweit, die kriminellen Aktivitäten großer westlicher Konzerne, „soziale Kälte“, und der Irakkrieg 1990. Aber reichte das?

Weil das westliche Establishment einen immer stärkeren sozialistischen Kurs fuhr, mussten moskau-treue Gegner des Westens sich irgendwann anpassen und in der Öffentlichekit zwangsläufig konservative Positionen einnehmen. Die größte Gefahr für die Moskau-Freunde war nämlich nicht mehr ein souveränes, konservatives Deutschland sondern ein Deutschland, das in einem westlichen, sozialistischen NATO-Block aufgelöst wurde. Nun war es für die Kommunisten zunehmend die Priorität, Deutschland aus diesem west-sozialistischen Block herauszubrechen und mit Hilfe von konservativen Parolen wieder an Russland hinzuführen.

Von Ehe und Kindern ist bei Elsässer heute mit 57 Jahren immer noch nichts bekannt. Stattdessen immer noch wechselnde junge Freundinnen. Dabei veranstaltet er heute doch „Familienkonferenzen“ mit Polit-Gästen aus der russischen Duma. Lobpreisungen für Mao, Castro und Ho Chi Minh sowie den Kampf gegen „US-Imperialismus“ gibt es bei ihm heute auch nach wie vor.

konkret

Das Magazin konkret war 1957 mitgegründet worden von Klaus Hübotter, der wegen seiner Mitgliedschaft in der Deutschen Kommunistischen Partei (KPD) mächtig Ärger in der BRD bekam. Später versuchte er es zeitweise bei der Nachfolgeorganisation Deutsche Kommunistische Partei (DKP). Die KPD wollte Westdeutschland für Moskau haben. Zu diesem Ziel sollte auch die moskau-ferne Sozialdemokratie in Form der SPD bekämpft werden. Die KPD war auch beteiligt an den „Friedensbewegungen“ der 1950er Jahre, vor allem der Bewegung gegen die Wiederbewaffnung Westdeutschlands gegen die Bedrohung durch die Sowjetunion.

Hermann Gremliza verließ Ende 1971 den Spiegel und ging zur konkret. 1989 trat er aus der SPD aus; ein Anlass dazu war, dass sich die Bundestagsabgeordneten der SPD nach der Maueröffnung am 9. November im Bundestag spontan mit den Abgeordneten der CDU, CSU und FDP erhoben, um die deutsche Nationalhymne zu singen. Die konkret erhielt eine Zeit lang Zuwendungen aus der DDR, bis zu 40.000 Mark pro Ausgabe. Klaus Rainer Röhl, die RAF-Prominente Ulrike Meinhof und andere Redakteure reisten dafür häufig in die DDR. Manchmal empfingen sie ihre Weisungen auch im Westen durch Abgesandte der DDR. Röhl gab später an, die Redakteure seien durch Instrukteure der seit 1956 in der Bundesrepublik illegalen KPD angeleitet worden. Deutlich wurde dies zum Beispiel daran, dass moskaukritische Sozialisten wie Kurt Hiller aus dem Blatt hinausgedrängt wurden.

Der Herausgeber Klaus-Rainer Gröhl hatte eine Polit-Postille mit Tittenbildern aus der konkret gemacht, Gremliza bürstete das Magazin schließlich wieder auf Richtung und Elsässer stieß dazu, der auch für die Zeitung „Arbeiterkampf“ des Kommunistischen Bundes geschrieben hatte, für die Allgemeine Jüdische Wochenzeitung und die ehemalige DDR-SED-Zeitung Junge Welt. Bei der konkret unter Gremliza fand sich sogar der spätere SPIEGEL-Chef Stefan Aust und der damalige SPD-Landeschef von Schleswig Holstein.

1990/91, als die Sowjetunion offiziell hinüber war, sich inoffiziell aber nur modernisierte und umbaute in eine pseudokapitalistische, pseudokonservative Pseudodemokratie, waren die Topthemen der konkret radikale Deutschlandkritik und Kampf gegen den Antisemitismus. Die Kommunisten behandelten also ihre antideutschen Brot- und Butter-Themen. Dann nach 9/11 plötzlich der Streit: Konkret-Autoren und die Führung waren einer US-Aktion im Irak gegenüber aufgeschlossen.

In zwei Artikeln in der Zeitung junge Welt rechnete Elsässer einen Monat später mit „Kriegslügen von links“, insbesondere in der konkret ab und warf der Zeitschrift u.a. politischen Zynismus sowie eine unseriöse und groteske Aufblähung der „Opferbilanz der Baath-Partei“ vor. Für manche machte die konkret sich verdächtig. Gab es Einfluss durch westliche Kräfte? Konkret kündigte wenig später den Arbeitsvertrag mit Elsässer als Redakteur. Elsässer konnte zumindest beim linken Publikum punkten als strammer Gegner von amerikanischen Militäraktionen. Die Empörungen Elsässers beschränkten sich jedoch auf auf westliche Militäraktionen, wie Irak oder später am Balkan.

Mit dem brutalen Krieg Russlands gegen das nach Unabhängigkeit und Souveränität strebende Tschetschenien hatte Elsässer hingegen keine Probleme. In der Zeitung junge Welt wetterte er 1995 noch „Keine Tränen für Tschetschenien“ als die russischen Truppen einmarschierten und die Panzer rollten. In den Wochen davor und danach hatte Elsässer zwar noch die Iren, Basken, Korsen und Kurden wegen ihres auf nationale Unabhängigkeit zielenden Kampfes scharf kritisiert, aber bei Tschetschenien hieß es:

„Tschetschenien ist Teil des russischen Staates, so wie Kreuzberg Teil des deutschen ist.“

Eigentlich eroberten die Russen die islamisch gepräte Gegend rücksichtslos im Jahr 1864, schlugen einen Aufstand 1877/1878 nieder, erklärten sie 1921 zur „sowjetischen Gebirgsrepublik“, deportierten 1944 zwangsweise insgesamt 400.000 Tschetschenen  in Viehwaggons nach Kasachstan und Mittelasien, und lehnten auch nach 1990 die Soveränität Tschetscheniens ab und schickten Panzer und Truppen dorthin.

Was für ein bizarres Gerechtigkeitsempfinden von Elsässer. Sobald es um die Interessen Russlands geht, sieht er nicht nur über eine Militärinvasion hinweg, sondern auch über „einen Alkoholiker im Kreml“ und seine sonstige streng antinationalistische Haltung. In der jungen Welt erschien 2005 der Beitrag „Jürgen Elsässer: Die Mörder von Beslan und ihre Freunde“. Obwohl die Geiselnahme in einer Schule von Beslan hauptsächlich dem russischen Sicherheitsapparat und Wladimir Putin nützte und viele Spuren auf russische Geheimdienste hindeuten, bog sich Elsässer die Sache zurecht:

Interessant ist in diesem Zusammenhang, daß überlebende Kinder aus Beslan berichten, die Geiselnehmer hätten »neue NATO-Uniformen in den klassischen Tarnfarben getragen«.

Hier erkennt man bereits das Muster, nach dem auch später das Magazin COMPACT gestrickt ist. Jeder Vorfall wird pauschal westlichen Kräften angehängt. Spuren nach Osten werden verwischt. Zweifellos haben manche tschetschenische Gruppen westliche Hilfe angenommen, die CIA hat sich jedoch in ihrer Geschichte jahrzehntelang ausnehmen und betrügen lassen wie eine Weihnachtsgans. Immer wieder zahlte die CIA und lieferte Waffen an Gruppen, die entweder ihre ganz eigene Agenda hatten oder die gleich unter Moskaus Kontrolle standen. Trotzdem gilt für „Enthüller“ á la Elsässer: Moskau hat immer recht.

Er schrieb:

Auch die Aussagen des einzigen festgenommenen Geiselnehmers weisen nach Westen: Demnach sei die Aktion vom tschetschenischen Rebellenführer Schamil Bassajew und dem früheren tschetschenischen Präsident Aslan Maschadow angeordnet worden.

Bassajew ist der russische Bin Laden. Putin der russische George Bush. Torsten Mann schreibt in seinem Buch Weltoktober:

„Sowohl über Schamil Bassajew als auch über seinen Bruder Schirwani ist bekannt daß diese in der Vergangenheit bereits für die sowjetische GRU gearbeitet haben. Auch der erste ‚unabhängige‘ Präsident Tschetscheniens, Dschochar Dudajew, hat eine bermerkenswerte Vergangenheit als General der sowjetischen Luftwaffe und Kommandeur einer Division nuklear bewaffneter Langstreckenbomber hinter sich.
Auch soll vor dem Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges im Sommer 1999 in Frankreich ein Treffen zwischen Schamil Bassajew einerseits und Boris Beresowski sowie Jelzins Stabschef Alexander Woloschin andererseits stattgefunden haben, bei dem Absprachen für einen neuen Krieg in Tschetschenien getroffen worden sein sollen, für den Bassajew mit russischen Waffen und Finanzmitteln ausgerüstet wurde. Das bedeutet dass der neue Krieg vom Kreml bereits lange Zeit vor den Anschlägen geplant worden war, was Sergei Stepaschin, der damalige Chef des FSB, im Frühjahr 2000 auch tatsächlich zugab.“

Elsässer jammerte:

„Am 28. September 2004 – nicht einmal einen Monat nach dem Massenmord von Beslan – verlangten über 100 US-amerikanische und europäische Politiker in einem offenen Brief an die Staats- und Regierungschefs der EU und der NATO einen stärker antirussischen Kurs in der Außenpolitik, weil Putins Antiterrormaßnahmen die innere Freiheit des Landes bedrohten.“

Der arme, arme Putin. Es handelte sich bei Elsässers Empörung über den Irak-Feldzug der Amerikaner also eher um altbekannte selektive, politisierte Ethik wie bei unzählige Linken zuvor im Bezug auf den Vietnamkrieg. Nur die „westliche“ Aggression wird angegriffen. Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Äußerung auf Elsässers Blog von 2012, in der er die Aktivitäten vom nordvietnamesischen Diktator Ho Chi Minh feiert:

„Hoch lebe Ho Chi Minh und das vietnamesische Volk.[…] Hoch lebe Hisbollah […] Mögen Syrien, Iran, Russland, Venezuela, Kuba und China das Pulver trocken halten. No paseran! Pasaremos!“

Woanders herißt es :

„Lang lebe die New Model Army des Genossen Mao tse Tung! Eure weißen Lackstiefel werden den Yankee-Imperialismus in den Staub der Geschichte treten!“

1996 veröffentlichte er bei konkret ein gemeinsames Buch mit Sahra Wagenknecht, die einst einen Aufsatz pro Stalin veröffentlicht hatte. Beide bejammern die deutsche Einheit, den Verlust der Ost-Bundesländer an die BRD, wo vorher noch die eiserne Herrschaft der SED war. Wagensknechts Aufsatz pro Stalin hieß “Marxismus und Opportunismus – Kämpfe in der Sozialistischen Bewegung gestern und heute”.  Darin heißt es:

Nicht zu leugnen ist, daß Stalins Politik – in ihrer Ausrichtung, ihren Zielen und wohl auch in ihrer Herangehensweise – als prinzipientreue Fortführung der Leninschen gelten kann. (Der “stalinistische” Staatsaufbau existierte in seinen Grundzügen ohnehin bereits vor Stalins Machtantritt.) Welche Handlungsspielräume die Situation im damaligen Rußland bot, muß angesichts der konkret historischen Bedingungen untersucht werden. Eine solche Analyse wird vermutlich zu dem Schluß gelangen, daß weder in Bucharins Lösungsansatz noch in dem Trotzkis (um nur zwei prägnante Beispiele zu nennen) eine realisierbare Alternative zur Stalinschen Linie vorlag.

Und was immer man – berechtigt oder unberechtigt – gegen die Stalin-Zeit vorbringen mag, ihre Ergebnisse waren jedenfalls nicht Niedergang und Verwesung, sondern die Entwicklung eines um Jahrhunderte zurückgebliebenen Landes in eine moderne Großmacht währ end eines weltgeschichtlich einzigartigen Zeitraums; damit die Überwindung von Elend, Hunger, Analphabetismus, halbfeudalen Abhängigkeiten und schärfster kapitalistischer Ausbeutung; schließlich der über Hitlers Heere, die Zerschlagung des deutschen und europäischen Faschismus sowie die Ausweitung sozialistischer Gesellschaftsverhältnisse über den halben europäischen Kontinent.

Nach seiner Zeit bei der extrem linken Zeitung Jungle World ging es für Elsässer zur Zeitung „Neues Deutschland“ wo es 2009 wieder vorbei war.

Die COMPACT-Ära

Der Westen ist dermaßen sozialistisch geworden und das Establishment hat Deutschland dermaßen stark aufgelöst, dass Elsässer mit seinen alten Forderungen nach mehr Sozialismus und einer Auflösung Deutschlands heute mittlerweile ins Leere laufen würde. Es ist auch nicht im Interesse Moskaus, dass Deutschland in einem westlichen sozialistischen Block aufgeht. Ergo ist es heute notwendig, konservative, „politisch unkorrekte“ Positionen zu vertreten.

In seiner Publikation „Angriff der Heuschrecken“ plädierte Elsässer dafür, „Modernisierungsverlierer“ für eine Verteidigung des Nationalstaates gegen die „globalistischen Attacken der USA“ zu mobilisieren. Das Buch stieß in einigen Teilen der Linken auf Ablehnung. Den ganzen Unzufriedenen sollten ein Anti-USA und Pro-Russland Kurs schmackhaft gemacht werden. Die Zeitung COMPACT war dann die logische Folge.

Moskaus außenpolitische Ziele sind, wie früher auch, ein Vertreiben amerikanischer Einflüsse aus Europa sowie eine Unterwanderung Europas mit Agenten in Wirtschaft, Medien und Politik. Zu diesem Zweck möchte beispielsweise Wladimir Putin einen Wegfall der Visumspflicht für russische Bürger die in die EU einreisen möchten. Gibt es tatsächlich eine stärkere politisch-wirtschaftliche Annäherung an Russland und einen Wegfall der Visumspflicht, hätte Europa kaum noch eine Verteidigung gegenüber russischen Agenten und gegenüber der organisierten russischen Kriminalität. Mehr und mehr würden europäische Unternehmen und Patente mit krummen Methoden erobert werden. Die Spionageabwehr Europas ist abhängig von den USA und Großbritannien. Zögen sich die Briten und Amerikaner zurück, hätte Moskau leichtes Spiel.

Elsässers COMPACT funktioniert letztendlich nach einem Strickmuster:

  • Jeder Vorfall wird in das gleiche Muster gepresst: NATO/USA schlecht und schuldig, Russland/China gut bzw. neutral. Bei offenen Fällen werden nur Spuren behandelt die in den Westen führen und vergleichende Beispiele aus dem Westen genannt. Moskaus subversive Aktivitäten werden nicht behandelt. Dies soll den falschen Eindruck erwecken, Russland sei in jeder Hinsicht eine vernünftigere, moralischere Weltmacht, ein Vorbild und ein besserer Partner für Deutschland.
  • Eine historische „Freundschaft“ zwischen Deutschland und Russland wird herbeikonstruiert durch selektive Darstellungen. Es wird ignoriert, dass Deutschland mit kaum einem Land mehr Probleme in den letzten 100 Jahren hatte als mit Russland. Es wird strikt ignoriert, dass Russland sich in der Vorlaufzeit von 1914 mit Frankreich und England gegen Deutschland verschworen hatte. Dies soll die Stimmung erzeugen, politisch und wirtschaftlich näher an Russland heranzurücken.
  • Die Betonung der nationalen deutschen Souveränität soll Stimmung machen gegen die US-amerikanische Besatzung auf deutschem Boden und jeden verbleibenden amerikanischen Einfluss. Die totale Besatzung Ostdeutschlands durch die Russen sowie der dauerhafte Verlust von deutschen Ostgebieten an das sowjetische Polen werden gleichzeitig ausgeblendet. Dies soll Stimmung erzeugen, politisch und wirtschaftlich näher an Russland heranzurücken.
  • Verteidigung russischer Unterdrückungsmethoden, indem man sich auf umstrittene Einzelbeispiele konzentriert wie Chodorchowski oder Pussy Riot. Ignoriert wird der systematische Unterdrückungsapparat, bei dem unzählige Bürger in schockierenden Gefängnissen landen und bei dem selektiv „Staatsfeinde“ ruiniert oder umgebracht werden, während die Oligarchenclique um Putin vor strafrechtlicher Verfolgung geschützt ist. Auch wird nur die westliche Überwachung kritisiert, nicht die Überwachung die Russlands Behörden im In- und Ausland betreiben. Das Ziel ist ein Vertreiben amerikanisch-britischer Spionageabwehr und Militärpräsenz aus Europa.

 

AlexBenesch
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