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Der russische Mafiaboss Alimzhan Tochtachunow und seine Sportsfreunde

Datum:

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Jürgen Roth

Alimzhan Tochtachunow gehört zwar nicht dem INTERNATIONALEN OLYMPISCHEN KOMITEE (IOC) an, hat jedoch zu führenden Autoritäten innerhalb des IOC gute Kontakte. Deshalb versuchte er in der Vergangenheit sein Bestes, um Sportler, ob im Tennis oder im Eiskunstlauf, mit seinen Erfahrungen und den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu fördern. Alimzhan Tochtachunow, genannt „der Taiwanese“, legt Wert auf die Feststellung, dass er „ein guter Bürger Russlands sei“. Was er aus Sicht des Kreml wohl auch ist.

Trotz eines internationalen Haftbefehls, der seit dem Jahr 2002 besteht, genießt er in Moskau das süße Leben. „Ich liebe den Luxus, ich liebe es, das große Geld auszugeben. Ich liebe, auf einer Jacht zu sein.“ In einem seiner Moskauer Kasinos wird schon mal der Geburtstag eines bekannten Kriminellen gefeiert, und Tochtachunow freut sich riesig, dass so viele russische Sportfunktionäre der Einladung gefolgt sind. Der gefeierte Topkriminelle wurde leider inzwischen in Moskau erschossen.

Am 15. Januar 2005 war Alimzhan Tochtachunow Gast einer Party im feudalen Moskauer China-Klub. Europäische und russische Sportprominenz durfte natürlich nicht fehlen. Anwesend waren unter anderem das russische IOC-Mitglied Shamil Tarpischev, UEFA-Präsident Michel Platini, Viacheslav Koloskov, der Präsident der russischen Fußballunion. Und natürlich war auch IOC-Mitglied und FIFA-Präsident Joseph S. Blatter dabei. Er ist auf einem Foto zu sehen, das die russische Tageszeitung Kommersant veröffentlichte. Er prostet Alimzhan Tochtachunow zu, und beide lächeln sich dabei liebevoll an.[4]

Dieses Bild hat hohe symbolische Aussagekraft dafür, wer sich so im Dunstkreis des IOC bewegt: kriminelle Autoritäten, bei deren Anwesenheit die Repräsentanten des internationalen Sports nach Möglichkeit sofort das Weite suchen sollten, um nicht in den Verdacht zu geraten, mit diesen zu kungeln.

Sowohl Michel Platini wie Joseph S. Blatter, die jetzt bei der Fußballweltmeisterschaft in Brasilien auch neben Angela Merkel zu sehen waren, hätten damals auf jeden Fall den öffentlich zugänglichen Jahresbericht des Schweizer Bundesamts für Polizei vom Juli 2003 lesen können. Dort wird Alimzhan Tochtachunow explizit erwähnt.

„Der geborene Usbeke, heute auch Besitzer eines israelischen, eines deutschen und eines russischen Passes, gilt als Mafiaboss. Die italienische Polizei ermittelt gegen ihn seit über zwei Jahren wegen Geldwäscherei und Kontakten zu kriminellen Organisationen. Er wurde verdächtigt, über die Bank of New York und verschiedene italienische Scheinfirmen insgesamt 50 Millionen Dollar gewaschen zu haben. Er pflegt ausgezeichnete Kontakte zur Sportwelt und zu Politikern; diese weltweiten Verbindungen soll er für die Geldwäscherei missbraucht haben.“[5]

Am 31. Juli 2002 wurde Alimzhan Tochtachunow in dem kleinen Ort Forte dei Marma in Norditalien aufgrund eines Haftbefehls des US-Justizministeriums beim Frühstück gestört. Eine Sondereinheit der Guardia di Finanza (Finanzpolizei) aus Venedig stürmte sein Anwesen, legte ihm Handschellen an und beschlagnahmte 1000 Seiten Dokumente und neun Computer und Laptops. Besonders aufschlussreich waren einige der bei ihm beschlagnahmten Videos.

Hier Weiterlesen…

[1] http://cablesearch.org/cable/view.php?id=06TASHKENT465&hl=Rakhimov

[2] http://www.europarl.europa.eu/sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+CRE+20070925+ITEM-015+DOC+XML+V0//DE

[3] http://www.guardian.co.uk/world/2007/nov/19/russia.football

[4] http://www.kommersant.ru/doc/539145?isSearch=True

[5] Bericht Innere Sicherheit der Schweiz 2002, Publikation des Bundesamtes für Polizei, Bern, Juli 2009, S. 59

AlexBenesch
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