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Eurasien-Verschwörer bei Geheimtreffen in Wien

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Unter strenger Bewachung kamen sie im Stadtpalais des Fürsten Liechtenstein in Wien zusammen: Putin-Agenten, Ost-Oligarchen, Eurasien-Fanatiker und Abgesandte konservativer Parteien aus Europa. Strenge Kontrolle, keine Presse, nicht einmal die Teilnehmer durften Fotos machen.

Gastgeber war der Russenoligarch Konstantin Malofeew, geladen waren u.a. der Nationalbolschewist und esoterische Berufsgrößenwahnsinnige Alexander Dugin, Marion Maréchal-Le Pen von der Front National, Prinz Sixtus Henri von Bourbon-Parma, der Ehemann der Fiat-Erbin Margherita Agnelli de Pahlen, der Vorsitzende der rechtspopulistischen FPÖ Heinz-Christian Strache, sein Stellvertreter und der Wiener FPÖ-Politiker Johann Herzog.

Die rebellischen Euro-Konservativen erhoffen sich eine Rettung des Kontinents durch die immer zaristischer erscheinende russische Föderation. Putin ist schließlich jetzt der George Bush des Ostens und er lässt die orthodoxe Christenkirche im Land wie zu Sowjetzeiten vom Geheimdienst verwalten. Die Russen haben allerdings eine andere Vorstellung davon, wie ein „eurasisches“ Großreich auszusehen habe. Die österreichische Zeitung Tagesanzeiger berichtete über den in Wien geladenen Chefdenker der hirnrissigen Eurasien-Idee Alexander Dugin:

„In einer TV-Ansprache im April schlug Dugin vor, Europa auf friedlichem Weg zu einem russischen Protektorat zu machen und es damit vor Homoehen, Pussy Riot und vor sich selbst zu schützen: «Wir müssen Europa erobern und anschliessen.» Fest stehe, so Dugin weiter, «dass uns eine prorussische fünfte Kolonne in Europa unterstützt. Das sind europäische Intellektuelle, die ihre Identität stärken wollen.»

Wir wissen genau, wer diese fünfte Kolonne aus Intellektuellen ist. Wer sich wissentlich oder unwissentlich einem Unterfangen anschließt, bei dem ein europäisches Land von Russland „erobert“ und als ein von Moskau kontrolliertes „Protektorat“ geführt werden soll, der verrät sein Land und gehört ins Gefängnis. Als Fünfte Kolonne werden heimliche, subversiv tätige oder der Subversion verdächtige Gruppierungen bezeichnet, deren Ziel der Umsturz einer bestehenden Ordnung im Interesse einer fremden aggressiven Macht ist. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges betrieben die Staaten des Warschauer Paktes die Ausbildung von Kommunisten aus den westlichen Ländern, die im Ernstfall gemeinsam mit Spezialkräften der Pakt-Armeen strategische Ziele im Bereich der NATO besetzen oder zerstören sollten.

Der Tagesanzeiger weiter:

„In einem Porträt der «Financial Times» wird [der Oligarch Malofeew] als «moderner Rasputin» bezeichnet, der über einen befreundeten Mönch direkten Zugang zu Präsident Putin habe. Russische Medien verdächtigen Malofeew, dass er die prorussischen Separatisten in der Ostukraine finanziere. Die Anfrage des TA wurde von seinem Büro nicht beantwortet.“

Falls dies zutrifft, wird es richtig ernst. Westliche Geheimdienste werden sich natürlich brennend dafür interessieren, wer von Mokaus fünfter Kolonne in Europa heimliche Deals mit den Russen hat und irgendwann Kämpfer aus dem Osten geschickt haben möchte. Umgekehrt kommt es dem westlichen Establishment sehr entgegen, dass die rebellischen EU-Konservativen Verrat begehen und blöd genug sind, Moskau zu trauen. So kann man diese Konservativen später elegant als „enemy combatants“ behandeln. Wer im Westen ansonsten noch unzufrieden ist, gilt dann als verdächtig, auch einer „von diesen Ost-Verschwörern zu sein“.

Dugin wiederholt die Gedanken von Nazi-Vordenkern wie Karl Haushofer, Rudolf Hess, Carl Schmitt und Arthur Moeller van der Bruck. Freiheit und freie Märkte seien der Todfeind der Welt. Nur ein eurasisches faschistisches Großreich, in welchem Deutschland, osteuropäische Staaten, die Türkei, Iran und Korea aufgelöst sind, könne gegen „den Westen“ siegen. In seinen Schriften preist Dugin die Waffen SS wie auch den roten Terror in der Sowjetunion 1937. Russland heute brauche einen „echten, wahrhaftigen, radikal-revolutionären und konsistenten faschistischen Faschismus.“

Hinter Dugin steht Leonid Iwaschow, früher Mitglied des russischen Generalstabs und darüberhinaus ein Abteilungsleiter im sowjetischen Verteidigungsministerium. Immer häufiger taucht er auf als Link zwischen zwielichtigen Figuren der „alternativen“ westlichen Presse und den höchsten Kreisen des russischen Establishments. Iwaschow soll auch an dem Buch von Alexander Dugin beteiligt gewesen sein.

Als ein Sezessionsversuch radikaler Akteure in Venezien dieses Jahr gescheitert war, stellte sich heraus, dass die Herren begeisterte Putin-Anhänger waren. Polizisten verhafteten die Männer und beschlagnahmten einen zum Panzer umgebauten Traktor, mit dem der Markus-Platz eingenommen werden sollte. Unter den Verhafteten befand sich Franco Rocchetta, der sog. „Vater des modernen venetianischen Nationalimsus“. Er ist Gründer der „Lega Veneta“ und Anführer der Forconi-Bewegung. In den 1960er Jahren war er noch Mitglied in der enorm mitgliederstarken Kommunistischen Partei Italiens gewesen, die eng an Moskau gebunden war, aber theatralisch Eigenständigkeit vortäuschte. Später war Rochetta Gründungsmitglied der separatistischen Partei Lega Nord und diente als Untersekretär im Kabinett von Silvio Berlusconi. Letzterer entwickelte mit seinen Sex-Skandalen und Mafia-Verbindungen eine besondere Beziehung mit dem Kremlin-Paten Putin und den KGB-Oligarchen. Berlusconi und Putin haben benachbarte Luxusvillen an der Emeraldküste Sardiniens, der russische Ex-KGB-Vorsitzender und Präsident ließ sogar seine Töchter in Berlusconis Villa wohnen.

Ein weiterer Sezessionist, Lucio Chiavageto, bewundert Putin, der Entscheidungen treffen könne ohne dass ihm etwas in die Quere kommt. Der Parteisekretär der Lega Nord, Matteo Salvini, erklärte er strebe Allianzen mit Putin und Marine LePen in Frankreich an. Es habe bereits schon Kontakte mit den Russen gegeben und man würde auf der gleichen Wellenlänge.

LePen zog die Partei Front National aus dem alten Faschistensumpf heraus und leitet nun die drittgrößte Kraft in Frankreich. Nach einem Verlassen der NATO will sie eine „privilegierte Partnerschaft“ mit Russland wegen „offensichtlichen geostrategischen Faktoren“ und Frankreichs „Interessen im Bezug auf Energiesicherheit“. Zu einem bestimmten Grad „bewundert sie Putin“. Man dürfe Russland keine Vorträge halten über Demokratie. Putin hätte die „Vision und den Charakter“ um dem russischen Volk den Wohlstand zu ermöglichen den es verdient hätte. Ist zuviel Frostschutzmittel in ihrem Wein gelandet?

Ihr Sprecher Ludovic De Danne besuchte sogar die von russischen Truppen besetzte Krim und beklagt in Interviews mit russischen Propaganda-Organen ausschließlich westliche Einmischungen wie etwa die Orangenrevolution, die eigentlich nur deshalb angestrengt worden war, weil der Pro-Russland-Kandidat Janukowitsch 2004 die Wahlen gefälscht hatte. De Danne singt das gleiche dumme verlogene Lied von der Ukraine, die angeblich Russland gehöre.

Russland will einzelne Länder oder separatistische Spaltrepubliken in Europa an sich binden und aus West-Bündnissen herausbrechen. Mit Konzernen wie Gazprom und Rosneft, sowie mit dem russischen Spionagenetz hat man längst Brückenköpfe in Europa geschaffen. Die sollen nun Früchte tragen. Ob in Ostdeutschland, in Frankreich, in Spanien, Österreich, der Ukraine oder Italien.

Das nächste solche Treffen wie in Wien soll im Januar in Moskau stattfinden.

Auch die deutsche NPD hat sich in die Reihen der Putinistas eingereiht. Jetzt geißelt sie die „Verbrecher“ der „illegalen ukrainischen Putschregierung“ und preist sich als „Friedenspartei 2014“. Aber auch Linke in Europa werden nach wie vor von Moskau unterstützt. In Russland trat kürzlich ein Gesetz in Kraft, welches „die falsche Darstellung der Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg“ verbietet. Die Sowjets hatten den Deutschen eigentlich fleißig dabei geholfen, den Versailler Vertrag zu umgehen und nahmen großzügigste amerikanische Hilfe in Anspruch, ohne die die „historische antifaschistische Leistung“ der UdSSR gegen Nazideutschland nicht von Erfolg gekrönt gewesen wäre. Stalin war also nur ein erbärmliches Arschloch und Monster, das heute von Putin restlos rehabilitiert wird.

AlexBenesch
AlexBenesch
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