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Wissenschaftler: Unsere Gehirne sind ungeeignet für Konsum von Internet-Pornos

Datum:

Digital_Playground_Girls_2012-640

Alexander Benesch

Niemand konsumiert mehr Pornos als die Deutschen. Ist das ein Zeichen von hoher Virilität oder von ungesundem Suchtverhalten? Wissenschaftler argumentieren zunehmend: Unser Gehirne sind evolutionär ungeeignet für die digitale Überstimulation und es werden tatsächlich wichtige Verschaltungen verändert.

Früher wurde moralisch und religiös argumentiert, Pornografie schlicht verboten (in Deutschland bis 1975). Nach einer sexuellen „Revolution“ mauserte sich das schäbige Untergrundbusiness zu einer weltweiten Unterhaltungsindustrie mit 45 Milliarden $ Umsatz pro Jahr und wird nun Opfer einer noch größeren Revolution: Die Umsätze brechen weg, weil heute niemand mehr überhaupt bezahlen muss, um unendliche Massen an Pornographie auf den Bildschirm zu bekommen. Selbst Amateure verdienen per Webcam und Internet Geld mit Sex oder vergleichen sich einfach nur mit anderen.

Die BILD-Zeitung versucht sich aktuell an dem Thema und besuchte extra den größten Kongress der Sexualforscher. Man erfuhr, dass 12,5% aller Internetseiten, die die Deutschen aufrufen, pornographisch sind. Die Experten erklären, dass Pärchen zusammen Pornos gucken sollen, um in Gang zu kommen, einsames Pornogucken aber die Liebe beeinträchtigt. Gähn.

Interessanter ist da schon das Projekt YourBrainOnPorn, das durch den TED TALK von Gary Wilson und Artikel in Fachmagazinen gewaltig an Aufmerksamkeit erlangte. Gestützt von Erfahrungsberichten und wissenschaftlichen Studien wird argumentiert, dass das menschliche Gehirn evolutionär nie dafür ausgerichtet war, mit der Hyperstimulation durch endlosen Online-Sex fertig zu werden. Unzählige Besucher von YourBrainOnPorn berichten von einer deutlichen Steigerung der Lebens- und Liebesqualität, seitdem sie ihren jahrelangen Pornokonsum eingestellt haben. Ähnlich wie bei den Anonymen Alkoholikern bildeten sich „NoFap“-Selbsthilfegruppen, deren Mitglieder sich gegenseitig bestätigen und motivieren.

Sobald gewöhnliche Pornos langweilig werden, merkt der Konsument, dass sein sexueller Geschmack in verblüffendem Maße veränderlich ist. Wenn jemandes Cyberporno-Genre plötzlich nicht mehr stimulierend ist, denkt derjenige dann „Oh, das ist ein Zeichen dafür dass mein Gehirn eine Auszeit braucht um zu einer normalen Reizempfindlichkeit zurückzukehren, also mache ich eine Pornopause“? Nein. Er tut ohne Nachzudenken, was keiner von unseren Vorfahren tun konnte. Weg mit dem Alten, her mit dem Neuen – denn Neuheiten lösen den Schub an Dopamin aus, den er braucht um erregt zu werden. Er klickt im Netz herum bis er etwas findet das seinen Penis steif macht.“

Dopamin ist einer der wichtigsten Botenstoffe im Gehirn, er soll uns dazu antreiben, Neues zu versuchen, zu erobern, Risiken einzugehen. Man geht davon aus, dass Drogen und Internetpornos den ganzen Dopamin-Mechanismus manipulieren können. Darin unterscheiden sich Pornos erheblich von anderen angenehmen Aktivitäten wie etwa Golfspielen. Anthony ist ein typischer Fall:

Vor fünf Jahren habe ich angefangen, regelmäßig Pornos anzusehen. Zuerst waren es schöne Frauen, dann Hardcore-Pornos, dann bizarre Objekte [die vaginal oder anal eingeführt werden], dann Transvestiten, dann Tiere, dann Zwitter, dann Teen-Pornos, dann die jüngeren Models und nun erwartet mich Knast.

Ryan bemerkte, wie die Sucht nach Neuem und Anderem seine sexuelle Präferenzen durcheinanderbrachte:

Ich dachte im Ernst ich werde schwul. Ich war so deprimiert. Ich wusste ich liebe Frauen und könnte nie einen anderen Typen lieben, aber warum hatte ich Erektionsprobleme? Warum brauchte ich jetzt transsexuelles/homosexuelles Material um einen Orgasmus zu haben?

Echte Homosexuelle sind sich nur dann unklar über ihre Orientierung, wenn gesellschaftliche und religiöse Tabu-Normen zum Tragen kommen. Internet-Pornos können auch die Präferenzen von Homosexuellen durcheinanderbringem. Yourbrainonporn listet Erfahrungsberichte, wo schwule Pornokonsumenten irgendwann bei Filmen von simulierten Hetero-Vergewaltigungen landeten.

Wissenschaftler können ohne Probleme im Laborversuch männliche Hetero-Ratten mit Extraladungen Dopamin und Gewöhnung dazu bringen, männliche Partner zu bevorzugen. Lässt man die Ratte normalisieren, kommt sie zu ihrer Hetero-Präferenz zurück.

Wissenschaftler nennen Internet-Pornografie einen übernormalen Stimulus, dem unser Gehirn nicht gewachsen ist. Wenn Raubtiere Beute erlegen, fressen sie bis sie fast platzen, weil sie instinktiv wissen, dass die nächste Mahlzeit vielleicht auf sich warten lässt. Der Körper kann überschüssige Kalorien in Fettpolstern für schlechtere Zeiten lagern. Man kann aber nur eine begrenzte Menge essen. Bei Internet-Pornografie fällt eine solche Begrenzung weg. Ein paar weitere Klicks und der nächste, noch größere Stimulus ist da. Kurz: Man sieht mehr Pussy in einem Jahr als unsere evolutionären Vorfahren in ihrem gesamten Leben zu Gesicht bekommen haben. Mehr Pussy und mehr Variabilität als selbst irgendwelche Gottherrscher der Antike hatten. Dabei handelt es sich nur um Pixel auf einem Monitor. Das Gehirn lässt sich täuschen, aber mit Konsequenzen.

Dies ist Physiologie, nicht Moral oder Sexualpolitik. Wenn Dopamin-ausschickende Nervenzellen immer weiter Dopamin raushauen, dann halten sich die empfangenen Zellen irgendwann die „Ohren“ zu indem Dopamin(D2)-Rezeptoren verringert werden. Deshalb ist es nichts Ungewöhnliches, wenn der Weg eines Pornokonsumenten beginnt mit dem sexy Hintern einer Prominenten und derjenige Monate später „fortgeschritten“ ist hin zu Mädchen mit Ziegen oder Vergewaltigungsszenen.

Das Ganze ist ein Teufelskreis: Pornokonsumenten fühlen sich unsicherer beim Flirten, haben weniger Erfolg beim Erobern, holen sich ihren Ersatz vor dem Bildschirm. Irgendwann ist auch die Begeisterung weg, echte Partner zu erobern. Notwendig sind auch weitere Untersuchungen im Hinblick auf Pädophilie. Klassisch ist die Pornosammlung des Pädophilen, mit der er sich die Nächte um die Ohren schlägt. Sie sei angeblich nur ein harmloses Feld, seine Orientierung auszuleben ohne ein echtes Kind anzufassen, das Verlangen zu befriedigen. In Therapien schämen sich die erwischten oder besorgten Konsumenten dann, dass sie von softerem Material übergegangen sind zu Vergewaltigungsvideos. Irgendwann reichen die Pixel dann nicht mehr.

„Pädophilenkarrieren“ gleichen sich oft aufs Haar. Sozial isolierte Menschen rutschen früh in die Dauer-Porno-Routine hinein und isolieren sich dann noch mehr. Die Fantasie, über einen Menschen sexuelle Kontrolle auszuüben, wächst. Dieser Mensch muss natürlich möglichst klein sein. Auf dem Bildschirm lassen sich die Videos immer wieder abspielen, der Computer gehorcht und die Kinder demnach auch. Die Wissenschaft versucht einerseits nachzuweisen, ob es eine echte pädophile Sex-Orientierung überhaupt gibt und andererseits, welche psychischen Störungen mit dem Verlangen nach Kindern zusammenhängen.

Wieviel gewöhnliche Pornosucht steckt also in der Sucht nach Kinderpornos?

Bisher hat nur eine Studie die Gehirne von Ponosüchtigen untersucht. Die Cambridge University fand an Hirnscans heraus, dass die Veränderungen denen von Alkoholsüchtigen und Drogensüchtigen gleichen. Aber auch diejenigen, die noch nicht tief in der Abhängigkeit stecken, können folgende Symptome erleben:

  • Besorgnis über Eskalation hin zu extremerer Pornographie
  • Keine oder eingeschränkte Orgasmusfähigkeit beim Sex mit einem Partner
  • Häufige Masturbation, wenig Befriedigung
  • Unsicherheit in sozialen Kontakten, wenig Selbstvertrauen
  • Erektionsprobleme, auch bei extremer Pornographie
  • Verzerrung der sexuellen Orientierung
  • Konzentrationsschwierigkeiten, Ruhelosigkeit
  • Depression, Angstgefühle, Stumpfheit

Das Rezept: Einstellen des Pornokonsums.

AlexBenesch
AlexBenesch
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