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Lohnt es sich wirklich, 2014 vor Ort von Bilderberg zu berichten?

Datum:

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Die Bilderberg-Geheimkonferenz findet dieses Jahr also in Dänemark statt, nur wenige Flugstunden entfernt. Trotzdem hatte ich noch nie sowenig Begeisterung, dorthin zu reisen und vor Ort zu berichten. Ich überlege mir das gründlich, ob ich 5 komplette Tage Arbeit plus rund 1000€ zusätzliche Kosten investieren möchte in einen einzigen Bericht. Traditionell ist der Informationsgewinn über die Globalisten bei dem Ereignis nämlich äußerst gering. Stattdessen erfährt man hautnah, welche Marotten und Sektierereien unter den Demonstranten und Reportern grassieren. Bei den Anführer-Typen finden sich fanatische Moslems, Kommunisten, Putin-Agenten, Nazis und New Ager. Ein wahrer Zirkus.

Von den Fotos der vorbeizischenden Limousinen mit getönten Scheiben ist nur auf ein paar wenigen Prozent überhaupt jemand zu erkennen. Diese Fotos darf man dann nachts auswerten, anstatt zu schlafen. Wirkliche Insider-Informationen über die Vorgänge innerhalb der Bilderberg-Konferenzen hat praktisch kein Reporter der Welt. Trotzdem wird gerne geblufft vom einen oder anderen Schaumschläger. Ich treffe zwar gerne andere Leute, aber letzten Endes gehe ich zu einem solchen Ereignis um nonstop zu arbeiten. Für irgendwelche Festivals und Parties ist da keine Zeit.

Das einzige Neue das man tun könnte, wäre ein aufwändiger Event-Broadcast mit allem drum und dran. Da hängt aber ein Preisschild von mindestens 5000€ dran. Wenn unabhängige Medien demonstrieren wollen, dass sie die etablierten Medien ersetzen können, braucht es die Hardware und die Profis und das Budget. Dummerweise will praktisch niemand für Internet-Medieninhalte bezahlen.

Ich habe bisher zwei ernüchternde Bilderberg-Konferenzen erlebt. 2011 fuhr ich mit einem Auto voller Sendetechnik inklusive mobilem Stromgenerator ins Schweizerische St. Moritz. Das Problem: Parkverbote, Sperrzonen, Generatorverbote, Regen. Hätte es sich um ein gewöhnliches Ereignis gehandelt, hätten wir praktisch einen improvisierten Übertragungswagen an Ort und Stelle gehabt.

Beim Arbeiten im Regen (ich hatte als einziger einen regenfesten & erschütterungssicheren Laptop) traf ich Aaron Dykes und Paul Joseph Watson von Alex Jones‘ Infowars. Die beiden waren ohne jegliche Fremdsprachenkenntnisse in St. Moritz ziemlich überfordert. Reporter müssen normalerweise wenigstens eine einzige Fremdsprache beherrschen. Was mich aber so richtig überraschte, war dass sie ihr eigenes Handwerk nicht besonders gut verstanden.

Mein Plan war es, den beiden ein freundliches „Hallo“ zu sagen, viel Glück zu wünschen und mich wieder meinen Aufgaben zu widmen. Der Plan war in genau dem Moment hinüber, als der Regen heftiger wurde und die Infowars-Reporter keinen Schirm und keine Schutzabdeckung für ihre Kameras dabeihatten. Eine Canon 5D ist vielleicht noch regenfest, der große Sony-Camcorder war es definitiv nicht. Die beiden hätten glatt ihre  halbe Kameraussrüstung beschädigt bevor der Trubel überhaupt anfing. Also warf ich nach ein paar Worten meine Jacke über ihre Kamera und holte frierend einen Ersatzregenschirm aus meinem Fahrzeug. An Nahrungsmittel und Wasser hatten sie auch nicht gedacht. Nach Stunden in dem Areal ohne irgendein Geschäft in der Nähe ist das schnell ein Problem.

Man kommt leicht ins Gespräch mit Aaron Dykes und Paul Joseph Watson, wenn man sie füttert und hauptberuflich in dem gleichen Feld arbeitet. Sie hatten kein geeignetes Fahrzeug, um den löchrigen Kiesweg den Berg hochzufahren, um eine Reihe Bilderberg-Konferenzteilnehmer zu verfolgen, die sich auf Sightseeing-Tour begeben hatten. Also musste mein Fahrzeug herhalten. Die spannenden Kamera-Aufnahmen, wo wir alle von dem Polizeichef verfolgt werden, gammeln seit Jahren auf einer Festplatte in Texas herum ohne veröffentlicht worden zu sein. Denn Dykes und Watson konnten nicht vor Ort auf ihren Laptops Videomaterial editieren. Nach der Heimreise hatte wohl niemand mehr die Zeit, das Material zu bearbeiten. Sobald Bilderberg vorbei ist, interessiert es niemanden mehr.

Das Video von den Bilderberg-Teilnehmern, welches zur besten Sendezeit in den USA auf Infowars lief, vom London Guardian erwähnt und von der weltgrößten Nachrichtenseite drugereport.com gepostet wurde, wäre beinahe nicht gewesen. Ich musste Watson und Dykes die Aufnahme überhaupt erst besorgen, ich musste sie auf meinem Laptop editieren und es musste über meine mobile Internetverbindung auf den Alex Jones-Youtube-Kanal hochgeladen werden, weil es ansonsten exakt 10mal solange gedauert hätte.

Es war tasächlich so, dass ich trotz meines viel geringeren Budgets viel besser zurecht kam. Auch bei jeder anderen wichtigen Story und Entwicklung, wie der Bombendrohung, wären die beiden ohne mich schlicht aufgeschmissen gewesen. Ich hatte also die doppelte Verantwortung: Einerseits Berichterstattung für mein deutsches Publikum unter widrigen Bedingungen, andererseits dringend benötigte Hilfe leisten für die Amerikaner und deren Publikum. Ich war auch derjenige, der aus einem arroganten Barkeeper interessante Informationen abschöpfte, indem ich ihn angeben ließ, während die Infowars-Reporter mit ihren Apellen an Moral nirgendwohin gelangten.

Ich musste dem Amerikaner und dem Briten im Ernst zeigen, wie der Job funktioniert. Und wissen sie, was Dykes und Paul ihrem Chef über meine Zuarbeit berichtet hatten? Rein gar nichts. Denn sie fürchteten die Konkurrenz und ihren Chef und kassierten das Lob für meine Arbeit. Bedenken sie dass Dykes und Paul die wichtigsten Angestellten von Alex Jones waren.

Nach der Konferenz wurde ich gebeten, in der Jones-Show als Gast telefonisch über Bilderberg und die Sicherheitslage zu sprechen. Natürlich genau dann, wenn der Chef nicht da war sondern als Watson und Dykes die Sendung moderierten:

2013 kündigte Jones an, zu Bilderberg nach Großbritannien zu fliegen. Für mich war klar, dass dieses Jahr in der Berichterstattung ein erheblicher Fortschritt passieren muss. 2011 wurde zum ersten Mal live gestreamt und es gab höherqualitatives editiertes Material noch während der Konferenz für das Publikum. 2012 streamten bereits jeder und seine Oma in Chantilly wahllos und ohne Struktur. Jones erhoffte sich ein mordsmäßiges Abenteuer wie zuvor in der Schweiz, aber bei dem amerikanischen Austragungsort und ohne meine Zuarbeit war das Ganze dann ein Reinfall. Stunde um Stunde an nutzlosem, verpixeltem Streaming-Material bereits auf der Fahrt zum Austragungsort, die ewig gleichen Plaudereien zwischen Reportern vor der Kamera und Alex‘ abgenutzte Megafon-Tiraden.

Das einzig sinnvolle für 2013 war mein Konzept, welches ich Paul Watson via Skype erklärte:

  • Liveübertragungen über ein sogenanntes LiveU-System: Eine kompakte Box komprimiert das HD-Videosignal aus einer professionellen Kamera und schickt es über bis zu 10 verschiedene Mobilfunknetzwerke an den gewünschten Ort. Das neueste Equipment für stabile HD-Liveübertragungen, für rund 3000€ zu mieten, ersetzt eine klassische Satellitenverbindung
  • Die Möglichkeit, vor Ort hochqualitative Aufnahmen zu schneiden und zu senden. Wenn die Konferenz vorbei ist, interessiert sich niemand mehr für die besseren Aufnahmen, die man mit besseren Kameras aufgezeichnet hat. Wenn man nach Hause kommt, dann stauben die vielen vollgedrehten Bänder voll
  • Ein improvisiertes Studio vor Ort mit Stromgenerator bzw. einen Übertragungswagen, wie es selbst bei kleineren regionalen TV-Sendern längst Standard ist
  • Eine strukturierte inhaltliche Auseinandersetzung mit Bilderberg

Damit wäre eine Berichterstattung möglich gewesen, die der von großen Medienfirmen mit ihren Ü-Wagen und Satellitenanbindungen in nichts nachsteht. Dies wäre eine eindrucksvolle Demonstration von medialen Möglichkeiten gewesen. Stattdessen entschied sich Jones dafür, wie im Jahr zuvor mit ein paar Smartphones pixelige, wackelige und beliebige Aufnahmen zu senden und ständig zwischen London und Watford hin- und hergefahren zu werden. Hätte er sein Team verteilt, wäre weit mehr dabei herausgesprungen. Er redete nur gewohnt unstrukturiert vor den großen Kameras der Massenmedien, anstatt selbst zu demonstrieren, dass er zu einem Massenmedium geworden ist.

Anstatt sich mit der Vielfalt internationaler Reporter auseinanderzusetzen, huldigte er dem New-Age-Vertreter David Icke, der in seiner Karriere bisher nur New Age mit abgeschriebenen Gary-Allen-Material verbinden konnte. Andere Reporter vor Ort machten es richtig: American Free Press hatte ein Zelt und einen Stromgenerator, Reporter aus Frankreich ein LiveU-System.

Jones ritt auf dem Rücken zahlloser ausgebeuteter Angestellter, die talentierter sind als er, zum Erfolg. Was werden die „alternativen“ Medien dieses Jahr Substantielles über Bilderberg berichten? Nichts. Wer wird wieder als einziges auf einem hohen technischen Niveau berichten? Die Massenmedien.

AlexBenesch
AlexBenesch
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