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Krim-Bewohner haben jede Hoffnung auf Souveränität und Selbstbestimmung weggeworfen

Datum:

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Bei dem Krim-Referendum stimmten nach offiziellen Angaben rund 97% der Menschen für einen Anschluss an die russische Oligarchendiktatur. Herzlichen Glückwunsch! You wanna be dumb, you gotta be tough.

Noch tollere Wahlergebnisse schafft heutzutage nur Kim Jong Un in Nordkorea. Die Krim war unter einem militärischen Lockdown, angeführt von einem möglichen Gangster, die staatlich kontrollierten Medien bombardierten die Leute unablässig mit erstunkenen und erlogenen Schock-Berichten als würden Adolf Hitlers Blitzkrieg-Truppen aus dem Westen anrollen.

Wäre das Ergebnis 66,1% gewesen, könnte man immer noch sagen, die Menschen haben halt ihr „Selbstbestimmungsrecht“ genutzt. Freilich, jedes Volk hat das Selbstbestimmungsrecht, Micky Maus zu seinem Staatsoberhaupt zu erklären und das Bild eines Hundehaufens auf die Nationalflagge hinzuzufügen, aber muss man sich dann darüber auch noch freuen?

Den zusätzlichen Platz brauchen die Russen nicht. Der Großteil des Landes besteht aus gähnender Leere. Wozu also der Zinober? Prestige? Militärischer Brückenkopf?

Selbstverständlich träumen jetzt überall in anderen Ländern naive Menschen davon, eventuell mit Russlands Hilfe auch eine eigene Region abzuspalten. Da wird viel gefaselt mit großen Worten wie Souveränität und Selbstbestimmung der Völker. Dabei haben die Krim-Bewohner gerade eben jede Hoffnung auf Souveränität und Selbstbestimmung weggepisst. Es gibt wenige Länder auf der Welt wo man als Bürger dermaßen wenig zu melden hat wie im Fall Russlands.

Dann gibt es noch die gierigen Träumer, die sich ausmalen, wie sie mit russischer Hilfe zu Regierenden einer autonomen Teilrepublik werden könnten. Die wollen in Schlösschen leben mit Gnus in ihrem Privatzoo wie Janukowitsch. Zum Kotzen.

Der Gag ist: Noch ist die Ukraine kein EU-Staat gewesen. Man kann sich weder darüber freuen dass die IWF-Geier und die EU um die Ukraine buhlen, noch dass Putins KGB-Horden Ansürüche erheben. Wieso soll ich mich dann über das Krim-Referendum freuen und hoffen, dass die ganze Ukraine an Russland fällt?

Wie der Hase wirklich läuft, und was wirklich hinter dem verlogenen Dreck über „Selbstbestimmung“ und „Souveränität“ steckt, zeigen die Kriege Russlands gege Tschetschenien.

Die Russen eroberten die islamisch gepräte Gegend rücksichtslos im Jahr 1864, schlugen einen Aufstand 1877/1878 nieder, erklärten sie 1921 zur „sowjetischen Gebirgsrepublik“, deportierten 1944 zwangsweise insgesamt 400.000 Tschetschenen  in Viehwaggons nach Kasachstan und Mittelasien, und lehnten auch nach 1990 die Soveränität Tschetscheniens ab und schickten Panzer und Truppen dorthin.

Weder der sowjetische Präsident Michail Gorbatschow noch sein Nachfolger, der russische Präsident Boris Jelzin, erkannten die Unabhängigkeit des Staates an. Nach dem Ende des Ersten Tschetschenienkrieges unterzeichnete die Russische Föderation einen Friedensvertrag, der zwar die Eigenstaatlichkeit des Landes nicht bestätigte, aber de facto die Regierung der Rebellen als Verhandlungspartner akzeptierte.

Zwischen 1996 und 1999 setzten die neuen Herren in Tschetschenien  die Scharia in Tschetschenien ein; in der folgenden Law and Order-Politik wurden andere Kultureinflüsse verboten und bereits für kleine Delikte die Todesstrafe verhängt. Die Leute wollten diesen Irrsinn genau so haben, genauso wie die Krim-Bewohner sich nun freiwillig Russland anschließen wollen. You wanna be dumb, you gotta be tough.

Der Angriff tschetschenischer Islamisten unter Schamil Bassajew 1999 auf die Nachbarrepublik Dagestan brach allerdings den fragilen Frieden. Bassajew ist praktisch Putins Verschnitt von Bin Laden, ein Doppelagent der benutzt wurde um einen Vorwand zu liefern, erneut gegen Tschetschenien vorzustoßen. Mit dem Einmarsch russischer Truppen im Zweiten Tschetschenienkrieg wurde die Existenz des unabhängigen Staates beendet.

Mit dem brutalen Krieg Russlands gegen das nach Selbstbestimmung und Souveränität strebende Tschetschenien hatten die üblichen Kreml-Freunde keine Probleme. In der Zeitung junge Welt wetterte Jürgen Elsässer 1995 noch „Keine Tränen für Tschetschenien“ als die russischen Truppen einmarschierten und die Panzer rollten. In den Wochen davor und danach hatte Elsässer zwar noch die Iren, Basken, Korsen und Kurden wegen ihres auf nationale Unabhängigkeit zielenden Kampfes scharf kritisiert, aber bei Tschetschenien hieß es:

„Tschetschenien ist Teil des russischen Staates, so wie Kreuzberg Teil des deutschen ist.“

Ist Ostdeutschland jetzt auch Teil des russischen Staates?

AlexBenesch
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