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Wolf Eggert über NSU: „DER FALL HAT AUSSENPOLITISCHE HINTERGRÜNDE“ Teil 2

Datum:

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Interview türkischer Journalisten mit dem Historiker Wolfgang Eggert, “Kenner der Geheimdienstszene und radikalreligiöser Netzwerke” (Südwestpresse)

Die Medien haben auch über den Ku Klux Klan berichtet

Es soll einige Klanleute vor Ort gegeben haben, darunter Alexander Neidlein sogar im Dienst des Verfassungsschutzes, was die Sache doppelt haarig macht – denn zu Ausforschungszwecken wird das BfV nicht gerade Neonazis zu einer Islamveranstaltung geschickt haben. Da müssen andere Gründe eine Rolle gespielt haben. Bloß welche? Die Vorstellung, dass sich der Verfassungsschutz hier an einem Drogen-Geldwäschegeschäft beteiligte, indem er V-Leute vom KKK als Käufer fungieren ließ, ist erschreckend. Aber die Indizienlage spricht dafür. Ich nennen Ihnen fünf: 1. Der Klan bietet sich durch seine fast schon logenartige Abschirmung nach außen für das Rauschgiftgeschäft geradezu an. 2. Er mischt dort auch bewiesenermaßen mit. Zwar mehr in Amerika. Aber auch in Deutschland, als Schleuse zu den Motorradgangs, Hells Angels und so weiter. 3 Der Klan hat starke Verbindungen in die Geheimdienste. Im den USA gleich sowieso, aber in Baden Württemberg, dort wo sich der Kiesewettermord zutrug, lag das nicht anders. Der deutsche Klanableger wurde um die Jahrtausendwende von einem V-Mann des dortigen Verfassungsschutzes gegründet. Wobei der Führer seine Weihe zum Grand Dragon natürlich in den USA erhalten hat. Aus dem südwestdeutschen LfV heraus scheint es fast eine konspirative Zusammenarbeit mit diesem Mann gegeben zu haben, Warnung vor Telefonüberwachung eingeschlossen. 4. Zwei Mitglieder der KKK-Gruppe in Baden-Würtemberg waren unmittelbare Kollegen der erschossenen Polizistin bei der Bereitschaftspolizei in Böblingen, einer sogar ihr Einsatzleiter am Tag der Banküberweisung. 5. Es waren am 25. April nachweislich KKK-Leute in unmittelbarer Nähe des Mords.

Wie spielte sich der Polizistenmord dann aus Ihrer Sicht im Einzelnen ab?  

Der spielte sich ab, nachdem Kar die Bank verlassen hatte. Glaubt man den offiziellen Berichten, dann hatte die Polizistin ihren Streifenwagen an einem abgelegenen Platz gehalten, der für die Hehler bei einer Warenübergabe in Frage kam. Jedenfalls war die Stelle so beschaffen, dass es bei den tödlichen Schüssen keine zivilen Zeugen gab. Wir wissen also nicht wie es Kiesewetter und ihren Kollegen wirklich erwischte. Sie ist bekanntlich tot, und der Streifenbeamte, der an ihrer Seite war will, kann oder darf sich an das meiste nicht mehr erinnern. Wobei hier nachweislich einiges für die Presse zurechtgebogen wurde.

Offiziell heißt es – und man beruft sich dabei auf angebliche Aussagen des Überlebenden – dass die beiden Polizisten ahnungslos im Auto saßen, dass sich dann von hinten zwei Männer genähert hätten, die quasi zeitgleich durch die offenen Fenster auf die Wageninsassen geschossen hätten. Das Motiv der Tat soll im Diebstahl der Dienstwaffen bestanden haben, die hinterher wirklich entwendet worden sind. Die Ausführenden seien Böhnhardt und Mundlos gewesen. Aber diese Geschichte ergibt in ihrer grundlegenden Erzählweise keinen Sinn. Warum sollten die NSU-Terroristen von Thüringen bis ins gegenüberliegende Eck der Republik fahren, nur um dort zwei Pistolen zu entwenden, wo sie doch Waffen in verschiedenster Ausführung besaßen? Warum stahlen sie diese nicht in Thüringen, wo sie wohnten? Warum nahmen sie das hohe Risiko eines Angriffs auf trainierte Polizisten auf sich, wo sie doch viel einträglicher auch ein Waffengeschäft hätten ausnehmen können, überfallserfahren wie sie waren? Warum die Polizisten ermorden, wo es doch infolge der angeblich so trefflich gelungenen Anpirschung möglich gewesen wäre, diese mit ihren Handschellen zu fesseln und sich die Waffen unblutig anzueignen? Die offizielle Story ist eine hohe Zumutung an den gesunden Menschenverstand.

Sie zweifeln auch den offiziellen Ablauf der Tat an?

Die Tatumstände sprechen dazu, finde ich, eine sehr deutliche Sprache. Schon die Szenerie, so wie sie uns weisgemacht werden soll, hinkt. Es heißt, die Täter hätten quasi zeitgleich von links und rechts auf die im Auto sitzenden Insassen geschossen. Dafür gibt es erstens keinen Beweis, denn die Scheiben blieben ganz, angeblich weil die Insassen sie heruntergelassen hatten. Und zweitens, das ist ungleich wichtiger, gefährdeten sich die vermeintlichen Meuchelmörder damit gegenseitig. Der eine schießt links vom Wagen stehend Richtung rechtem Fenster, der andere rechts nach links. Die Chance, dass eine Kugeln fehl ging oder das Opfer durchschlug und den zweiten Täter erwischte war in dieser Situation sehr hoch. Tatsächlich heißt es, dass eine Kugel in einem nahegelegenen Trafohäuschen landete.

Und dann: Glauben Sie dass in einem Nest wie Heilbronn am gleichen Tag zwei von einander unabhängige Terror-nahe Großereignisse stattfinden, ohne dass da eine Verbindung besteht? Glauben Sie ein Drogenterrorist wäscht am gleichen Tag Mafiageld in Millionenhöhe, während kurz danach und nur wenige Blocks entfernt Polizisten beschossen werden, nur weil zwei Neonazis auf die Idee kommen, gerade ein paar zusätzliche Polizeiwaffen zu benötigen, natürlich aus Heilbronn? Kommen Sie, wir sind doch erwachsene Menschen!

REKONSTRUKTION DES TATHERGANGS

Gut, die Taten hängen zusammen. Und dahinter steht die Organisierte Kriminalität? Ein Drogengeschäft?

Das wird von berufenen Zeugen bestätigt. Die Heilbronner Polizei hatte an dem Tag drei V-Leute zur Beobachtung eingesetzt, davon war mindestens einer – die V-Person 1749 – vor allem im Drogenbereich eingesetzt. Die wiesen übereinstimmend darauf hin, dass die Morde auf die Organisierte Kriminalität zurückgingen. Und nun schließe ich nahtlos an meine Version des Deals an: Das übergebene Geld stammt bei einer Verwicklung der V-Mannschaft des Klan wahrscheinlich – und wenn der NSU dabei war ganz sicher – aus Banküberfällen; vielleicht verstehen Sie jetzt besser, warum diese aufreizend freche 2-Städte-Serie in Sachsen über Jahre so reibungslos klappte. Man kann ja Staatsseitig nicht immer eine ganze Druckerpresse für echte falsche Scheine verschwinden lassen. Passiert immer wieder, ich weiß, aber es muss auch anders gehen. Die schönen Diebesblüten werden also übergeben. Der Geheimdienstmafiosi Mevlüt Kar, der an diesem Tag nachweislich in Begleitung eines Komplizen in Heilbronn war, zahlt das Geld auf der Bank ein. Währenddessen bleibt jemand anderer aus der Bande an einem abgelegenen, unfrequentierten Platz mit den Geschäftspartnern zurück. Hier wird die Ware zum gleichen Zeitpunkt an Klan-Mitglieder übergeben. Mag sein, dass Kar nach seiner Einzahlung ebenfalls hierhin kam, mag sein, dass er per Handy von der Bank aus Vollzug meldete. Das spielt keine Rolle. Das wesentliche ist die Übergabe. Und in diese Vorgang platzt nun die Polizeistreife hinein. Sie haben terrorerfahrene Vertreter des Tiefen Staats, sie haben den KKK, auf beiden Seiten V-Leute, im Kofferraum jede Menge weißes Pulver und dazu standing by als Observateure oder – noch schlimmer – aktiv im Geschäft, deutsche und amerikanische Geheimdienstler. Und dann treten Polizisten hinzu, die sich das Ganze einmal etwas näher ansehen wollen. Was denken Sie wohl, was mit denen geschieht? Die Überlebenschance von unliebsamen Zeugen liegt da bei null.

Eine schlichte Polizeikontrolle…

Ja, es reicht dass reguläre Polizisten dort aufkreuzten, die nicht von den Diensten gebrieft waren. Und dass die zu viel gesehen haben. Kiesewetter und Arnold waren geradezu prädestiniert für einen solchen Einsatz. Das waren ja keine kleinen Streifenbeamten, sondern sie gehörten zur Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE). Wenn Kiesewetter ihren Dienstauftrag wörtlich nahm, dann erklärt das ihre danach verschwundenen Handschellen  gleich mit. An Bettspiele wird ein Mörder in so einer prekären Situation auch kaum denken. Außerdem gibt’s diese Dinger ja inzwischen schon im Kaufhaus für 19,99.- Und:  Sollten NSU-Mitglieder als Vertreter des KKK dabei gewesen sein würde das das Shootout noch unausweichlicher gemacht haben. Dann brauchten die Polizisten erst gar keine Drogen finden. Es reichte schon, wenn Kiesewetter Kar und Mundlos zusammen sah, denn die Thüringerin kannte letzteren hochwahrscheinlich über eine Nazikneipe, die ihr Stiefvater geschäftlich übernehmen wollte.

So oder so. Das Ergebnis waren die Schüsse. Mindestens drei Tatortspuren unterstreichen die  Beteiligung der Kar´schen Tiefstaat-Riege. Spur 1: Die Aussagen der V-Leute. Passt ins Bild. Spur 2: Eine Kugel, die gegen die Polizisten abgegeben wurde, stammt aus einer russischen Tokarev. Die im Frühjahr verurteilten Sauerland-Terroristen waren im pakistanischen Terrorcamp an diesen Typ ausgebildet worden. Passt ebenfalls. So wie Spur 3, eine Parallele zum Sauerlandfall: Am Tatort der erschossenen Polizistin wurde dieselbe DNA sichergestellt, die man auch in einem Auto fand, in dem ein Unterstützer der Sauerland-Zelle gesessen hatte. Das war der somalische Verfassungsschutz-V-Mann Achmed H, der mit seinem Kompagnon Mevlüt Kar für die Sauerländer Sprengsatzzünder organisierte. Der Afrikaner war nach dem Kiesewetterfall zusammen mit einem anderen V-Mann des Verfassungsschutzes an der Ermordung von drei Georgiern beteiligt. Das Auto, in dem diese Ermordeten transportiert wurden hatte das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz der Bande zur Verfügung gestellt. Als raus kam, was für eine Sprengwirkung hinter der DNA-Übereinstimmung stand, behaupteten die Behörden, dass das sichergestellte Material Teil der Wattestäbchen-Phantom-Posse sei. Was für ein Zufall! Und: Dass beweisfähige DNA zu 99% aus Hautschuppen, Körperflüssigkeit und Haaren besteht, die nicht verunreinigt werden kann, dass diese Stoffe untersucht werden und nicht die Wattestäbchen, liegt ebenfalls auf der Hand. Danach hat die Presse dann aber nicht mehr gefragt. Wahrscheinlich wegen der hohen Konzentration an V-Leuten und Amerikanern in Heilbronn.

Sie beziehen sich auf das angebliche Protokoll des US-Geheimdienstes DIA, das 2011 bekannt wurde

Ja. Ein geheimes Observationsprotokoll des Militärgeheimdienstes Defense Intelligence Agency. Nach dem haben DIA-Angehörige des Special Investigation Team (SIT) Stuttgart  den Mord an Kiesewetter beobachtetet, während sie die Bankeinzahlung Kar und seines Begleitmanns beschatteten. An der Observation waren dem Papier zufolge auch zwei Verfassungsschützer aus Baden-Württemberg oder Bayern beteiligt. Zum Vorgang heißt es: SHOOTING INCIDENT INVOLVING BW OPS OFFICER WITH RIGHT WING OPERATIVES AND REGULAR POLICE PATROL ON THE SCENE. Die Medien, die das Dokument berichteten übersetzen „Right Wing Operatives“ mit Rechtsradikale. Was falsch ist. Die korrekte Übersetzung lautet „Rechtsradikale Agenten“. Da das DIA-Dokument laut Datum vom Tag des Vorfalls stammt, müssen die Amerikaner also bereits während der Schüsse gewusst haben, wer hier den High Noon gab. Dass sie deren Hintergrund nicht näher ausleuchten, die Betreffenden aber auch nicht explitit als „Deutsche Rechtsradikale“ bezeichnen verstärkt den Eindruck, dass es sich um Mitglieder des Klans handelte. Für den die Amerikaner ebenso viel Verantwortung tragen wie die Deutschen.

Später sollte der BND via MAD-Stuttgart Informationen von einer amerikanischen Geheimdienstquelle erhalten, denen zu folge das FBI an dem Tag zwei Mitarbeiter operativ in Heilbronn hatte, die man nach dem Vorfall in die USA zurückbeorderte. Auch das weist auf den Klan hin, denn der fällt, anders als herkömmliche europäische Terrorgruppen, in den Zuständigkeitsbereich des FBI. Wenn die eingesetzten Agenten nicht sogar selbst Mitglieder des Klans waren,

Das DIA-Protokoll spricht von einem Schusswaffenwechsel zwischen rechtsextremen Agenten und einer Polizeistreife

Hier liegt die Würze im Detail. Ein Schusswechsel. Ein Feuergefecht, bei dem zwei Seiten ihre Waffen einsetzten. Die Händler und die Polizisten. Ohrenzeugen sprechen auch von mehr als nur jenen zwei Schüssen, die uns die freigegebenen Ermittlungsberichte weismachen wollen. Wie ich schon sagte: Die Polizisten hatten zu viel gesehen, sie mussten sterben. Aber vorher hat mindestens einer von ihnen noch einen der Hehler oder Geheimdienstler verletzt. Das, und nur das ist der Grund, warum den Polizisten die Waffen entwendet wurden.

Es gibt von diesem Tag einige Zeugenaussagen, Beobachtungen die ein paar hundert Meter von dem offiziellen Fundort des Polizeiautos entfernt gemacht wurden. Die Zeugen stimmen darin überein, dass ein panisch Flüchtender, halbseitig blutverschmiert unter dem Ruf „Dawai Dawai“ (russisch für „Schnell, Schnell!“) in ein Auto sprang, dessen bereit sitzender Fahrer sofort davonraste. Es liegt nahe, dass dieser Mann von einer Polizeikugel schwer getroffen worden war. Dieser Mensch musste um sein Leben fürchten. Jeder von uns versucht in so einem Fall so schnell wie möglich ins nächste Krankenhaus zu kommen. In die nächste Notaufnahme. Selbst nach so einem Ereignis. Man kann ja immer noch behaupten, man sei an einem anderen Ort von einer Straßengang überfallen worden. Erstmal notbehandeln lassen und dann das Weite suchen. Das liegt nahe. Jeder denkt an das Nächstliegende, das eigene Leben. Die zurückgebliebenen Geheimdienst-Observateure aber waren nicht verletzt und die handelten amtlich und überlegt: Was, wenn genau das passiert, wenn es einen Steckschuss gegeben hatte und die entnommene Kugel, die der Arzt nicht einfach in die nächste Tonne kloppen darf, sich am Ende auf die Waffe eines der beiden Polizisten zurückführen lässt? Und dazu dann noch die schönen Fotos aus der Überwachungskameras im Krankenhaus, die den Verletzten zeigen! Dann wäre eine Spur gelegt. Eine sehr unangenehme. Die Polizeiwaffen mussten weg. Deshalb kassierten sie die Schlapphüte. Und fanden später,  2011, für die Asservate noch eine nützliche Verwendung.

Über Klinik-Fotos wurde in der Öffentlichkeit aber bisher nichts bekannt

Würde es auch nicht, wenn da ein V-Mann drauf ist. Es muss ja auch nicht zu einer zivilen Behandlung gekommen sein. In der Nähe befand sich eine US-Kasernen. Aber dass das Fluchtfahrzeug in der ganzen Hektik ausgerechnet dorthin steuern würde war eben nicht sicher auszurechnen.

Warum war die herkömmliche Polizeistreife vor Ort?

Ich denke, es war einer dieser berühmten Zufälle, der alles andere dann ergeben hat. Zur falschen Zeit am falschen Ort!

Keine Verbindung zum Ku-Klux-Klan?

Ich kann mir da nur auf einer Ebene eine Vorsätzlichkeit vorstellen und das geht wieder in den Geheimdienstbereich. Ausschließlich die Schlapphüte wussten, was sich an diesem Tag ereignete. Also waren sie, wenn sie Kommissar Zufall außen vor lassen, die einzigen, die das unterminieren konnten. Völlig auszuschließen ist das natürlich nicht, dass Kiesewetters Streifenwagen gezielt an den Ort des Deals gelenkt wurde, damit dieser platzt. Kiesewetters Tageseinsatzleiter war beim Klan. Mag sein, dass er eine Rolle spielte. Vielleicht haben auch die Russen mal an einer Strippe gezogen. Wegen der NATO-Osterweiterung war ja damals im Ost-West-Verhältnis jede Menge Feuer unterm Dach. Eines der Phantombilder gleicht Putin. Sieht nach einem Seitenhieb aus.

Wie ging der Polizeimordfall dann weiter?

Mit der Flucht. Es gibt die Augenzeugenberichte über den den blutverschmierten Russen, Tschetschenen oder Usbeken, der in das wartende Auto springt und davon jagt. Am gleichen Tag, am gleichen Mittag und ebenfalls in Heilbronn wird ein PKW des amerikanischen Geheimdienstes in Heilbronn mit stark erhöhter Geschwindigkeit vom Radar erwischt und geblitzt. Dieser Radarvorgang wird mal auf die Zeit zu Beginn der Observation verlegt. Und ein anderes mal unmittelbar nach der Schießerei. Wie aus Unterlagen des Bundeskriminalamts hervorgeht, saß am Steuer des BMW ein Elitesoldat, Master Sergeant der in Böblingen stationierten Special-Forces-Group. Der bald darauf in die USA rückversetzt wurde.
Wer auch immer auf die deutschen Polizisten schoss. Wer auch immer floh. Der NSU steht auf der Verdächtigenliste nicht ganz oben. Keine der nach Zeugenaussagen angefertigten Phantomzeichnungen ähnelt Böhnhardt oder Mundlos. Alle Betroffenen sehen slawisch oder GUS-islamisch aus.

Die Bilder sollen damals nicht veröffentlicht worden sein

Richtig. Die Kripo wollte wenigstens drei für die Fahndung freigeben.  Der Erste Staatsanwalt Meyer-Manoras hat das unterbunden. Er verhinderte auch die Sichtung der privaten E-Mails Kiesewetters, was den Verdacht verstärkt, dass die an dem Tag tatsächlich zum Tatort gelenkt worden war. Und: Manoras besuchte ihren schwerverletzten Kollegen privat, an den Ermittlungen vorbei, im Krankenhaus und verbreitete anschließend, der Beamte könne sich an nichts mehr erinnern. Was nicht stimmte, denn auf Arnolds Angaben geht eine der genauesten Phantomzeichnungen zurück. Aber selbst das kam nicht an die Öffentlichkeit. Einzige logische Erklärungen. Die Bilder zeigten V-Leute oder es waren Mitglieder des Tiefen Staats, den der offizielle, der „saubere“ Staat schützt.

Welche Folgen hatte der Polizistenmord politisch?

Einen Polizisten zu ermorden, so etwas ist heilig, das ist eine Rote Linie. Es muss hinter den Kulissen mächtig gekracht haben. Die Amerikaner, die Deutschen und die Türken werden sich zusammengesetzt haben. Mevlüt Kar hätte man sofort abschalten müssen, das geschah auch, allerdings mit einer Zeitverzögerung von einigen Monaten. Wobei man ihn auch weiter schützte. Zu einem internationalen Haftbefehl kam es ja erst zwei Jahre später und das abgelehnte Rechtshilfeersuchen an die türkischen Behörden war auch kaum ernst gemeint. In Deutschland wurde die Terror- und Mafiabetreuungsschiene, auch wieder etwas zeitversetzt, deutlich heruntergefahren. Nach Sauerland kam von dieser Seite über Jahre hinweg überhaupt nichts mehr. Mit den Bombenanschlägen war ja bereits 2004 Schluss, jetzt hörten auch die sächsischen Banküberfälle auf. Wobei in diesem speziellen Fall auch eine Artikelserie geholfen haben dürfte, die im Sommer 2007 den Sachsensumpf offenlegte. Da ging es um Mitgliedschaften von hohen Politikern, Juristen, Polizisten und Journalisten in mafiösen Strukturen. Egal wer auch immer diese angestoßen hatte und warum. Fakt ist: Die amerikanischen und die deutschen Dienste wussten, dass sie und ihre Spieler in allen drei Strängen überzogen hatten. Es sollte Ruhe im Karton sein. Und war es auch fortan

Vier Jahre lang?

Vier Jahre lang.

Ohne Ermittlungsergebnisse? Ohne Zugriffe?

Ermittlungsergebnisse gab es immer, sicher, bei den Bombenanschläge, den Banküberfällen, den Dönermorden, im Fall Kiesewetter. Die Medien brachten ja immer wieder was, woraus klar wurde, dass die Ermittler auch nicht grad hinterm Mond lebten. Aber es wurden keine  Verfahren eingeleitet. Kunststück, in allen Strängen waren V-Männern eingebunden, Tiefer Staat, Organisierte Kriminalität der höheren Größenordnung. So was wird grundsätzlich ungern angefasst. Das einzige Gebiet bei dem man sichtbar zu Potte kam, wo sich etwas tat, also für die Öffentlichkeit sichtbar, das war die Terrorismusfrage, da wo´s um Extremismus ging. Aber nicht der Rechtsextreme sondern der Radikalislamische. Der über Mevlüt Kar aber ganz nah beim Thema Tiefer Staat und Geheimdienstverstrickungen lag.

SAUERLANDTERROR

Öffnen Sie das Zeitfenster

Wir reden jetzt über die Zeit nach dem Kiesewettermord vom April 2007 bis Spätsommer desselben Jahres. Die politische Großwetterlage steht weiter auf Sturm. Die israelische Regierung um Olmert, der die Regierungsgeschäfte für den schwerkranken Scharfmacher Scharon führt, drängt vehement auf einen Präventivkrieg oder Schlag, nennen Sie es wie Sie wollen, gegen Iran. Die Briten hängen da durch Tony Blair mit dran, im Schlepptau. Deutschland ist dagegen, Erdogan ebenfalls, er macht gute Geschäfte mit Achmadinedschad, dem die Russen politisch beispringen. In den USA sind die Militärs und einige ausschlaggebende Thinktanks gegen ein neues Kräftemesse im Mittleren Osten, die Neokonservativen um Vizepräsident Cheney dafür. Letztere warnen, man kann das Wort gar nicht dick genug in Anführungszeichen schreiben, vor einem zweiten 11. September. Kritiker werfen ihnen vor, dieses Ereignis geradezu herbeizureden – weil ihre Agenda davon profitieren würde. Die öffentliche Zustimmung zur Fortsetzung auswärtiger Kriege ist bereits seit geraumer Zeit nach unten gefallen. Ein Massenmord durch Islamisten würde, das war klar, das ganze Stimmungsbild natürlich mit einem Schlag wieder umdrehen.

Aber die Widerständler gewinnen immer weiter an Raum. Im Periodikum des supereinflussreichen ThinkTanks CFR, Mai/Juniausgabe, findet sich ein längerer Artikel, der Brzezinskis Warnung vor einem Irankrieg-False Flag aufgreift und nochmal betont. So ein Anschlag könne – heißt es – von Al Kaida vorgetragen werden. Teheran müsse sich da aufpassen. Autor ist das CFR-Mitglied Bruce Riedel, der seit 30 Jahren bei der CIA arbeitet.

Zur gleichen Zeit hat Tony Blair – eigentlich immer einer der Willigsten der Willigen wenn es um antimuslimische Kriegsszenarien geht – fertig. Oder er wird fertig gemacht. Blairs alte Kriegsbegeisterung hatte seit jeher schon Opponenten, auch im eigenen Lager. Als im Juni 2001 halb Europa die CIA vergebens vor einem kommenden Megaanschlag warnte trat Robin Cook als britischer Außenminister zurück. Mitte März 2003 hängte er auch seinen Posten als Fraktionschef der Labour Partei an den Nagel – aus Protest gegen Blairs Kriegskurs gegen den Irak. Als den Briten bei der Anschlagsserie 2005 der öffentliche Nahverkehr in London um die Ohren flog und die Karte Al Kaida neu ausgespielt wurde enthüllte Cook im Guardian, dass Bin Ladens Terrorverein von der CIA überhaupt erst aufgebaut worden war: rekrutiert, finanziert, trainiert um gegen die Russen zu kämpfen. Unmittelbar darauf starb er bei einem Wanderausflug. Man fand ihn mit gebrochenem Genick und schweren Gesichtsverletzungen. Sein Gedenkgottesdienst glich einem diplomatischem Großempfang, auch Joschka Fischer war da. Blair nicht. Die Familie des Toten hatte sich dessen Besuch verbeten.
Übrigens prangerte Cook zu Lebzeiten auch immer wieder die Politik Israels an. Und diese Kritik wird im Vorfeld der Sauerlandverhaftungen lauter und lauter. Im Juli 2006 verabschiedet  die britische Lehrer-Gewerkschaft im unmittelbaren Vorfeld zum zweiten Libanonkrieg eine Boykott-Resolution gegen Regierungskonforme israelische Akademiker und verurteilt „Israels Apartheid-Politik“. Die Gewerkschaft wird danach restlos zerschlagen. Im April 2007 votiert dann die britische Journalistengewerkschaft National Union of Journalists für einen Boykott des Israelischen Staates als ganzen, wegen dessen „Agression in Gaza“.“

Die diplomatischen Beziehungen sind zu dem Zeitpunkt bereits so angeschlagen, dass sich die britische Vizebotschafterin in Israel bei einem Besuch im Amtssitz Olmerts einer Leibesvisitation unterziehen muss. Teile der Presse bringen das als „Strip Affair“ an die Öffentlichkeit. Ebenfalls im gleichen Zeitfenster beginnt die Affäre Maddie McCann: Anfang Mai 2007 durchsuchen am portugiesischen „Tatort“ hunderte Polizeibeamte, die Feuerwehr und freiwillige Helfer die Ferienanlage und deren nähere Umgebung. Was zeigt, wie „sensibel“ der Fall von Anfang an eingeschätzt wird. Unmittelbare Stoßrichtung der Ermittler: Ein internationaler Pädophilenring unter Einschluss der Eltern. Dass Maddie und die McCanns zwar Hebel, aber nicht unbedingt Ziel des ganzen Tohuwabohus sind, vermittelt sich wenn man den Namen  „Tony Blair“ mit „Child Sex“ oder „Child Abuse“ googlet. Und, Achtung: Ausgerechnet am 3.5., dem Tag des Verschwindens von Maddie und dem sofort einsetzenden Großeinsatz der portugiesischen Behörden, vermeldet die Jerusalem Post Gerüchte, denen zufolge Blair sowohl seinen Posten als Regierungschef als auch als Parlamentarier niederlegen werde. Das sei aber von seinem Büro strikt dementiert worden. Er werde nur als Parteichef seinen Hut nehmen. Nicht als Premier. Doch der Gang der Dinge scheint „tricky Tony“ dann doch eines besseren belehrt zu haben. Am 10. Mai gibt er seinen Rücktritt als Partei- UND Regierungschef bekannt.

Da sind wir nun aber noch einige Monate vor Beginn der Sauerlandaffäre

Die Atmosphäre wird sich bis dahin nicht ändern. Die Gefahr eines Provoktationsanschlags ist durchgängig da. Wenn sie sich nicht gar steigert. Ende September 2007 warnt Gary Hart davor, der nun wirklich in etlichen sicherheitspolitisch relevanten Gremien sitzt. Er schreibt einen offenen Brief an die iranische Regierung. Inhalt: ´Ihr solltet wissen, dass es bei uns bis hinauf zum Vizepräsidenten eine mächtige Gruppe gibt, die Krieg mit Ihnen will. Und hier liebt man es Kriege mit Provokationen zu starten, mit geheimdienstlichen Anschlägen, die uns das Recht dazu geben, anschließend zu den Waffen zu greifen.´ Der israelisch-militärische Komplex wusste schon, warum er diesem Mann den Präsidentschaftswahlkampf mit einem Sexskandal verbaute.

Anfang desselben Monats – September 2007 – wurde in Deutschland die Sauerlandgruppe ausgehoben, welche über Mevlüt Kar genau jene Al Kaida-Verbindungen hatte, vor deren Triggerfunktion Brzezinski und Hart warnten. Und welche die Engländer über den 2005er Anschlag gerade versuchten, ins Bewusstsein zurückzuholen. Es ist klar, dass es bei der Aufdeckung eine Kooperation zwischen amerikanischen und deutschen Geheimdiensten gab. Die Zusammenarbeit sei so eng wie nie gewesen, sagen die Schlapphüte, obwohl die Nachrichtenübermittlung wohl weit über Gebühr zeitlich zurück verlegt wird. Und der Zugriff zu alledem ein erzwungener Zufall gewesen sein könnte. Stunden vor der Polizeiaktion sollen Mitglieder der Gruppe in eine Polizeikontrolle geraten sein, bei welcher der Streifenbeamte laut vor sich hin sagte: „Oh, die stehen doch auf der Liste des BKA“. Womit die Bande natürlich akut gewarnt war – was den Zugriff unvermeidlich machte. Das klingt natürlich haarsträubend. Fast beabsichtigt.

Was hatte die Gruppe vor?

Einen Serienanschlag gegen amerikanische Einrichtungen in Deutschland. Es gibt bei uns ja noch einige Militärbasen, mit Diskotheken, Pubs, eigenen Flughäfen etc. Vor denen wollte man mit Sprengstoff beladene Fahrzeuge zur Detonation bringen. Die AlKaida-Kontakte lassen die Sauerländer sehr gut ins Bild der FalseFlag Warnungen dieser Zeit passen. Die Überschneidung zum letzten Krimiauftritt der NSU ist ebenfalls auffallend. Zur Erinnerung: Der Plot der Küstenwache im Jahr 2004 behandelt eine Gruppe deutscher Islamisten, die sich, geführt aus Ägypten, Giftfässer besorgen, um einen Großanschlag zu landen. Sowohl die Filmbösewichter wie auch die realen waren deutsche Islamterroristen, was damals in dieser Bedeutungsstufe ein neues Phänomen darstellte. Beide Organisationsnamen wurden offiziell als „Gruppe“ gefeatured und nicht als Bande, Brigade, Zelle oder anderes. Sowohl die Filmterroristen als auch die realen besorgten sich für ihr Unternehmen Fässer mit Chemikalien. Beide wollten in Deutschland gegen amerikanische Ziele gehen. Und: Beide Organisationen wurden aus dem muslimischen Ausland ferngesteuert. Hier gibt es sogar eine Überstimmung bis hinein ins Detail. In der „Küstenwache“ läuft die Aussteuerung über Ägypten. Während bei der Radikalisierung der  Sauerländer der ägyptische Arzt Yehia Yousif eine Schlüsselrolle spielte. Für mich sieht das schon sehr nach Vorlage aus. Zumal bei Abfassung des fiktiven Plots letzterer Zusammenhang in den Geheimdiensten bereits bekannt war.  Denn Yousif stand zwischen 1995 und 2002 im Dienst des Baden-Würtembergischen Verfassungsschutzes. Was sicher  den Kollegen im Ausland bekannt war.

Auch Mevlüt Kar wäre eine Quelle gewesen

Ja, er hat die Gruppe mit Zeitzündern versorgt. Und mit Intelligence, die er von seinen Geheimdienstkontakten her hatte. Die Deutschen behandelten Kar nach Auffliegen der Sauerländer bevorzugt, ließen ihn wieder abtauchen, suchten ihn dann nicht. Das spricht dafür, dass er eine jener Quellen war, durch die Berlin Wind von dem Unternehmen bekam.

DIE ABRECHNUNG

Warum flog die NSU dann im November 2011 auf?

Das hat mit Ermittlungen nichts zu tun. Das Trio wäre vermutlich bis zum Sanktnimmerleinstag im deutlich entschärften Vorruhestand geblieben. Und dann, am 4. November macht es plötzlich „Peng“. Und dann nochmal. Ein Wohnwagen und eine Wohnung gehen in Flammen auf. Mundlos und Böhnhardt werden tot aufgefunden, angeblich inmitten von Beweisen. Dazu trudeln Tage später die sogenannte Bekennervideos ein. Was für ein erfrischendes Novum! Jeder Umstürzler versucht mit und während seiner Taten Publicity aufzubauen und Druck auszuüben. Diese besonderen Terroristen waren dagegen überaus bescheiden. Sie produzieren über Jahre hinweg, bis 2007, ein aufwändiges Video. Wofür kann kein Mensch sagen, denn sie veröffentlichen es nicht. Dann bringen sie sich vier Jahre später um und lassen es dann von jemand anderen – wer ist unbekannt – an ihre liebsten Feinde schicken: Linke, Islamische Gruppen, Mainstreammedien. Damit die sie dann schön fertig machen können und sich ihre Gräber für die nächsten Jahre zu öffentlichen Bedürfnisanstalten verwandeln.

Sie glauben das nicht?

Ich bitte Sie!

Sie vermuten Mord statt Selbstmord?

Was sonst? Es gibt einen ganzen Katalog von Unmöglichkeiten, der einen Suizid ausschließt!

Wer steckt dann dahinter?

Da ist die Bewerberschaft zumindest auf den ersten Blick groß. Etliche Geheimdienste, darunter an vorderster Front der MIT, direkt oder über die grauen Wölfe. Der Mi6 wegen der Blairkampagne. Und der Mossad.

Also stehen wir hier vor einem Rätsel

Ja und auch wieder nein. Man kann der Antwort auf die Frage, wer hier zur Tat geschritten ist und warum er das machte, schon recht nahe kommen: Wenn man sich, wie üblich, das unmittelbare Zeitfenster betrachtet, in dem das Großreinemachen zustande kam. Die Ereignisse, die dem Ganzen unmittelbar voraus gingen. Immer verbunden mit zwei Fragen. Erstens: Gab es politische Streitigkeiten unter „unseren“ staatlichen Hauptakteuren – also Deutschland, Amerika, Türkei und Israel? Und zweitens: Könnte eine solche Krise zu medialen Aufdeckungen oder Ereignissen geführt haben, welche die Behörden, Regierungen und Dienste wiederum unter Handlungsdruck setzten? Die CIA wusste um die Leichen, die sich in den Kellern des Verfassungsschutzes stapelten. Und umgekehrt war es natürlich genauso. Während der Mossad und der MIT die schmutzigen Familienjuwelen gleich beider NATO-Partner kannte. Und alle vier Dienste verfügen über Kontakte in die deutsche Medienlandschaft, die auch immer wieder genutzt werden…

Gute Rahmenbedingungen für ein High Noon. Wer gab Ihrer Meinung nach den ersten Schuss ab?

Die Israelis. Da war inzwischen mit Netanjahu eine richtige Rechtsregierung an der Macht, die in nationalen Fragen – die werden dort unten durchaus grenzüberschreitend ausgelegt – die Ohren diplomatisch auf Durchzug schaltete. Während zur gleichen Zeit Washington unter Obama und vor allem Berlin den Nahostfriedensprozess voran bringen wollten. Hier war also schon mal personell genug Reibungsfläche vorhanden. Dazu kamen spezielle Sachthemen. Gaza, Israels Dauerkonflikt mit Syrien und Libanon. Und das Siedlerproblem in den besetzten Gebieten. Das gärte alles schön vor sich hin, bis das Fass schließlich im Oktober, drei, vier Wochen vor der Sprengung der NSU, überlief.
So spät erst kam die Sache in Gang?

Deshalb ging wohl auch so vieles Hals über Kopf. Die ersten Pressekonferenzen der Ermittlungsbehörden sind eine einzige Lachnummer. Ein Widerspruch jagt da den nächsten, was deutlich nahelegt, dass sich am 4. November gleich mehrere Köche in die Suppe spuckten. Und die Medien berichteten darüber. Gut, bereits in der Gärphase gab es eine interessante Medienenthüllung. Vielleicht ist das schon der erste Nadelstich aus Jerusalem. Da ist der Mehmet-Skandal vom August.

Der türkische Kriminelle

…und Verfassungsschutz-Informant der sich bei mafiösen türkischen Nationalisten rumtrieb.

Saß der damals nicht bereits im Gefängnis?

Zum Zeitpunkt dieser Geschichte war das im Schwange. Er war in einen der Dönermorde verstrickt, an sich kein Problem für die Behörden, aber er erschien auch schlecht aussteuerbar, verstand sich nicht mehr so gut mit seinem alten Umfeld, den Grauen Wölfen, wollte da raus. Da dachte sich der Verfassungsschutz wohl, es wäre gut, diesen Mann einmal eine Zeit bei staatlicher Versorgung zur Besinnung kommen zu lassen. Zu disziplinieren. So verurteilte man ihn zu zwei Jahren wegen…. Fahrens ohne Führerschein. Und Mehmet dachte sich, es wäre besser mit einem satten Handgeld in Freiheit zu bleiben. Indem er den Geheimdienstlern ein gutes Pfund Extrawissen anbot, das er bis dahin nie auf den Tisch gelegt hatte: Hintergründe über die Dönermordserie. Inhalt: Das ganze sei Sache des türkischen Tiefen Staats, was der Verfassungsschutz eigentlich wissen sollte, da er vor dem Internetcafemord 2006 von türkischen V-Leuten gewarnt worden sei. Auftragskiller führten die Taten aus. Die Waffe – die ja immer die gleiche gewesen war – werde in einem ansehnlichen Herrenhaus in der Schweiz verwahrt. Er wisse wo. Und sage das auch – im Gegenzug zum Straferlass. In den USA und Israel wird einem solchen Informanten innerhalb weniger Tage ein Bad eingelassen das er so schnell nicht vergisst, und raus ist die Information. In Deutschland gehen die Uhren bekanntlich anders. Im Grund wollten die deutschen Behörden diese läppischen Informationen aber wohl auch gar nicht haben. Der Verfassungsschutz hatte sie längst. Allein schon über seinen Dauer-V-Mann Temme, der ja alle Dönermorde begleitet hatte und von daher auch wissen konnte wo die Ceska lagerte. Das mag zum damaligen Zeitpunkt bereits schon seit Jahren die eigene Asservatenkammer gewesen sein. Lange Rede kurzer Sinn: Die Schlapphüte ließen den gutwilligen Mehmet auflaufen, das es nur so krachte. Die Antwort  lautete also: Erstens: Geld ja. Zweitens: Haftverschonung nein. Drittens: Áblaufregeln: Wir wollen gar nicht wissen, wo sich die Ceska befindet. Hol Du Sie uns. Kann aber sein, dass Du dann auf dem Rückweg verhaftet wirst, mit der Waffe. Dann fällt der Dönermordverdacht natürlich auf Dich. Und wir ermitteln dann auch gegen Dich. Aber natürlich nur zum Schein. Du glaubst uns doch sicher? Mehmet tat gut daran, das nicht zu tun, und damit war das Geschäft im Eimer. Die Geschichte spielte Juni/Juli 2011. Heraus kam es durch den Spiegel im August.

Laut Spiegel konzentrieren sich die Ermittlungen zu dem Zeitpunkt auf die mafiöse Organisation türkischer Nationalisten in Deutschland. Die Ermittler wüssten, so heißt es, dass die Morde die Rechnung für Schulden aus kriminellen Geschäften oder die Rache an Abtrünnigen sind. Und, Zusatz: Der Spiegel hatte bereits früher im Jahr die Enthüllung wiederholt, dass Geheimdienstmann Temme zumindest in den letzten Dönermord verwickelt war, ein Zusammenhang, der im Sommer 2006 nur ganz kurz von einem kleinen Teil der deutschen Presse angeleuchtet worden war. Damals, so der Spiegel weiter, habe es auch Verhaftungen gegeben, die Verdächtigen seien aber laufen gelassen worden und hätten sich daraufhin binnen Stunden in die Türkei oder die Schweiz abgesetzt. Auch hier wird vom gleichen Täterbild gesprochen: Ein Netzwerk aus rechtsnationalen Türken, türkischem Geheimdienst, Mafia, Militärs, Politikern, Justiz, Ganstern. Drogen, Waffen, Geldwäsche, Auftragskiller. Mit einem Wort: Der Tiefe Staat. Den die deutschen Behörden eigenen Behauptungen zufolge „nicht einschätzen“ konnten, in dem sie aber V-Männer hätten. Wenn sie nicht gar offensiv mit ihm kooperierten. Mitwisser und Mittäter bekannten sich gegenüber dem Hamburger Magazin zu Dönermordtaten. Deutlicher geht´s nicht mehr. Das ist der Nachrichtenstand im August 2011.

Was passierte dann?

Nichts. Jedenfalls nichts Erkennbares. Die Medien vergessen gewöhnlich ihren investigativen Geist wenn es um das Organisierte Verbrechen geht. Beim Thema Tiefer Staat schon gleich sowieso. Die beiden Spiegelartikel blieben Ausnahmen. Die einzige spürbare Reaktion, wenn es denn eine war, war ein öffentlichwirksames Treffen des deutschen Ku-Klux-Klan Mitte August in Mecklenburg. Unter freiem Himmel. Brennende Kreuze und Hitlergrüße inklusive. Vielleicht wollte da jemand die deutschen Behörden ein wenig einschüchtern.

Und auf höherer politischer Ebene?

Da zieht die internationale Konfliktlage wie gesagt erst vier, fünf Wochen vor dem Big Bang an. Ganz klar über Israel. Und zwar vor allem weil Netanjahu den Nahostfrieden durch sein wildes Bauprogramm in den besetzten Gebieten gefährdet. Deutschland ist ein traditioneller Verbündeter Israels, auch Merkel, gerade Merkel sieht sich in dieser Tradition. Aber jetzt platzt ihr der Hut. Zum Monatswechsel September/Oktober wirft sie Netanjahu offen Provokation vor. Sie sagt es ihm am Telefon, und sie lässt es der Presse zutragen. Das bilaterale Verhältnis ist unten. Israelische Beobachter und auch die Medien sprechen von einer diplomatischen Krise. Der Haaretz setzt noch das Wort „scharfe“ hinzu und schreibt, Merkel halte ihren Amtskollegen für einen „Lügner“. Dass die Amerikaner Berlin in dieser Sache folgen macht es für Jerusalem nicht grad erträglicher. Aber, so ist Netanjahu nun mal, er kümmert sich nicht darum. Zurück ist bei ihm ein Fremdwort. Er will die Umvolkung der jenseitigen Grenzgebiete und er zieht sie weiter durch. Wahrscheinlich baut er auf die starke Israellobby im Ausland, die ihm aber in diesem Fall nicht helfen kann. Der Konflikt setzt sich fest und wächst.

Mit Rückwirkungen auf die Terror-Stränge in Deutschland?

Nicht unmittelbar. Ich hätte einen Provokationsanschlag erwartet. Das hätte ins Bild gepasst. Islamisten und Neonazis gegen eine Synagoge. So etwas passiert, wenn es gebraucht wird. Aber die Deutschen werden wohl aufgepasst haben. Vielleicht wollte Netanjahu nicht so weit gehen. Er konnte sich ja auch an drei Fingern abzählen, dass Berlin gerade damals sehr genau gewusst hätte, woher der Anschlag in Wirklichkeit geführt worden war. Die hätten sich zwar abgeduckt, aber die bilateralen Beziehungen wären dann wirklich hinüber gewesen. Also, das passierte nicht.

Was passierte ist, dass die Tiefstaatmorde an Türken weitergingen. Das ist ja ein regelrechter Sport mit mittlerweile in den tausenderbereich gehenden Fällen, die sich alle untereinander gleichen, die gleiche Handschrift tragen, die gleichen Strippenzieher haben. Nur dass sich Presse, Polizei und Politik darum nicht weiter scheren. Also, nur ein paar Tage nach der erhitzten Telefonkonferenz zwischen Merkel und Netanjahu wurde in einer Württembergischen Stadt, übrigens recht nahe beim ehemaligen Stationierungsort Kiesewetters, mal wieder ein türkischer Blumenhändler erschossen. Nicht mit der Ceska, aber die Tat war den früheren Dönermorden sehr ähnlich. Das Opfer fühlte sich bereits vorher bedroht, sprach von einem möglichen Auftragsmörder, es wurde ins Gesicht geschossen, das Umfeld deutete Schutzgelderpressungen an und so weiter und so fort. Der vorherige Inhaber des Blumenladens und sein Schwiegersohn waren ebenfalls auf mysteriöse Weise ermordet worden. Sie flogen 1999 in die Türkei, wurden noch im Flughafen von der Polizei verhaftet. Und später fand man beide dann in einem Massengrab bei Istanbul. Tiefer Staat. Wie üblich. Die beiden waren Kurden. Weitere Auswirkungen: keine. Ermittlungsergebnisse: nicht bekannt.

Wieder ein paar Tage später – am 7. Oktober – dann die nächste Schockmeldung: Ein Afghane, der in Frankfurt Maschinenbau studierte und dort angeblich einen öffentlichen Platz in die Luft jagen wollte, hat sich nach Pakistan abgesetzt. Natürlich hat er sich vorher ein wenig in Pyrotechnik orientiert, es ging ja darum eine Rohrbombe zu bauen. Irgendwas muss dabei schiefgelaufen sein, auf jeden Fall landete er bereits im Februar mit schwereren Verbrennungen im Krankenhaus. Die Behörden wussten Bescheid warum. Angeblich fand ein Fußgänger einen USB-Stick auf der Straße, auf dem unser Freund sein ganzes Vorhaben nebst Bombenrezeptur festgehalten hatte und gab ihn der Polizei. Ein echter Brüller. Gut egal, die Polizei soll die Staatsanwaltschaft benachrichtigt haben und die tat natürlich nichts. Auch nicht, als sich der Bruchpilot ins Ausland absetzte. Ich sage dass die Absetze deshalb so prima klappte, weil sich hier die Dienste einschalteten. Und die konnten kein Interesse an juristischen Ermittlungen gegen einen V-Mann haben. Trotzdem, alles in allem ein peinlicher Vorfall. Weil er an die Presse kam. Woher die Zeitungen das hatten bleibt ungesagt. Undichte Quellen bei der Polizei gibt es immer. Aber diese Nachricht lag, in diesem Zeitfenster, eindeutig im Anforderungsprofil der Israelis. Denn der Vorgang smearte die Deutschen, mit denen man gerade im Clinch lag. Der Mainhattanskandal passte mal wieder hervorragend zur Schleusebegebenheit vor 9/11, wo Berlin ebenfalls beide Augen zudrücken musste, als sich die Schläfer um Mohammed Atta hellwach in Hamburg aufhielten. 9/11 hatte sich vor drei Wochen gerade zum zehnten Mal gejährt – es war dauerpräsent in den Medien.

Hatte das wiederum Auswirkungen auf die politische Großwetterlage?

Nicht in Form offener Beschuldigungen. Aber eines ist sicher: Das Flussbett der Diplomatie lief damals schnurstracks in eine Richtung, die eine Offenlegung des NSU durch einen Geheimdienst immer wahrscheinlicher machte. Um das zu erkennen darf man das türkische Verhältnis zu Deutschland, Israel und Amerika nicht aus den Augen verlieren.

Das zu Israel rauschte parallel mit dem des deutschen Außenamts in den Keller. Hintergrund waren die Ereignisse rund um die Gaza Hilfsflotte, die aus Istanbul kommend ein Jahr vorher von den Israelis militärisch überfallen worden war. Wobei es etliche Tote gegeben hatte. Die Türken waren auf 180. Da Jerusalem der türkischen Aufforderung zu einer Entschuldigung nicht nachkam und dann auch noch der UN-Untersuchungsbericht zum Vorfall durch Indiskretion vorzeitig in die Medien kam, obwohl vereinbart worden war, diesen noch einige Zeit zurückzuhalten, wurde Anfang September 2011 der israelische Botschafter Gabby Levy aus der Türkei ausgewiesen. Zwischenstaatliche Militärabkommen flogen ihm gleich im hohen Bogen hinterher. Oder vornehm ausgedrückt: Man legte sie auf Eis.

Mit Deutschland sahen die türkischen Beziehungen auch nicht gerade rosig aus, wahrscheinlich weil Berlin versucht hatte, Istanbul vor einer so harschen Reaktion gegenüber den Israelis abzuhalten. Anfang Oktober bezeichnete Erdogan Deutsche schlankweg als Terrorhelfer. Er bezog sich dabei auf Deutsche Stiftungen, welche die PKK indirekt unterstützten. Das stimmte. Aber dass der Ministerpräsident das öffentlich sagte war bezeichnend für das Verhältnis. Die türkische Außenpolitik hatte zum damaligen Zeitpunkt eigentlich nur einen wirklich guten Anker, und der lag in Amerika. Mit Obama stimmte die Wellenlänge. Beide Regierung standen in positivem Dauerkontakt. Was wiederum ein indirekter Seitenhieb des Pentagon gegen die Deutschen und vor allem die Israelis war. Die wiederum keineswegs händchenhaltend im gleichen Boot saßen. Ende Oktober (26.) war die Atmosphäre zwischen Berlin und Jerusalem in Siedlerfrage bereits so weit vergiftet, dass Merkel verlautbaren ließ, die Bundesregierung erwäge, keine U-Boote mehr an Israel zu liefern. Im Verhältnis Berlin-Jerusalem-Washington-Istambul krachte es an allen Enden.

Und dann kamen die Selbstmorde von Eisenach. Waren es die Israelis?

Moment, es kommen noch zwei Ereignisse. Eine Woche vorher und zwei Tage nach Merkels U-Boot-Drohung will eine Polizeistreife auf einem verlassenen Augsburg Rastplatz zwei Männer auf einem Motorrad überprüfen. Eigentlich eine Routinekontrolle, aber die Verdächtigen rasen laut Medienberichten davon, die Beamten hinterher, es kommt zum Schusswechsel. Ein Polizist wird tödlich getroffen, seine Kollegin verletzt, die Täter entkommen. Das Kennzeichen des Motorrads stellt sich als professionell gefälscht heraus. Im Bereich des Tatorts wird eine Pistole der Marke Tokarev aufgefunden. Der ermittelnde Oberstaatsanwalt fühlt sich an einen James Bond Streifen erinnert. Er vermutet, dass sich bei der Erstkontrolle ein Drogendeal abgespielt hat, bei dem die Beamten gestört haben. Und spricht das Wort Verdeckungsmord aus. Was im Prinzip die behauptete Verfolgungsjagd in Frage stellt, und in der Tat gibt es widersprüchliche Angaben zum Ablauf des Geschehens. Die bayerische Polizei ermittelt in Richtung Russenmafia. Der Verdacht, dass es Verbindungen zum Fall Kiesewetter gibt wird laut.

Später – nach dem „Auffliegen“ des NUS – werden zwei polnischstämmige Verdächtige mit entsprechendem Vorstrafenregister verhaftet. Einer von ihnen hat bereits einmal einen Polizisten erschossen. Ebenfalls in Augsburg. Das Gerichtsverfahren kann den Festgenommenen eine lange Serie von Banküberfällen zuordnen. Aber der Prozess erweist sich als einzige Posse, die darauf hinauszulaufen scheint, die Männer wieder auf freien Fuß zu setzen. Alles sieht nach einem Arrangement aus.

Wie gesagt, an die Medien kommt sofort das Wort „Russenmafia“. Die sich – anders als beim türkische Tiefe Staat – nicht im gleichen Masse mit der Regierung deckt. Jedenfalls nicht mit der in Russland. Aber klein Mäxchen glaubt das. Russenmafia, aha, da kann nur Putin hinter stecken. Und, Zufall über Zufall, die internationale Medienlandschaft hat gerade in diesen Tagen eine breite Kampagne gegen den Kremlchef laufen. Eigentlich eine alte Geschichte, aber die wird aufgekocht, heiß gekocht: Putin sei von einer BND-Spionin überwacht worden, in seiner Zeit als KGB-Offizier in der DDR. Putin wird als echtes Schwein „entlarvt“: Häusliche Gewalt, Frauengeschichten, ein uneheliches Kind. Diese Geschichten. Das meldet die Berliner Zeitung am 31. Oktober und wie orchestriert hängt sich die ganze Presselandschaft dran, vor allem in Großbritannien, wo es das Thema wird. Am 3. November transportieren die BBC als auch deren russischer Dienst die Geschichte durch ein Interview nach Russland. Einen Tag später legt das CIA-gesteuerte Radio Free Europe für sein russisches Programm nach.

Ziel der Aktion?

Sagen wir „Wirkung“ statt „Ziel“, da bin ich beweisnäher: Die Russen wurden geframed und provoziert. Als sich dann am 4. das NSU-Tatortdesaster „ergibt“ werden nicht wenige deutsche Schlapphüte darüber nachsinnen, ob die Vorweihnachtliche Beschwerung von Putin stammen mag –  From Russia with Love.

Und das letzte Ereignis?

Das mündet fließend in die Aufdeckung der zu diesem Zeitpunkt völlig überraschenden NSU-Türkenmorde-Connection über. Es ist der Staatsempfang des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Am 1.11.2011 bricht die Frankfurter Allgemeine Zeitung, möglicherweise um den Besuch einzuläuten, eine Lanze für Multikulti, indem sie in einem Kurzartikel den Döner als eine der Bereicherungen verschwimmender Gesellschaften preist.  Zusammenkommen sei wichtig. Dazu brauche man, heißt es, nicht gleich mit dem nächsten Russen ein Fass Wodka zu leeren. Aber jedem sei aufgetragen, den Dialog aufzunehmen. Angefügt findet sich eine Karikatur, die einen Neo-Nazi zeigt, der mit einem Döner in der Hand aus einer türkischen Bude stiefelt. Man ist sich redaktionell der Gewagtheit des Bildes bewusst und geht auch näher darauf ein. Trotzdem wird der Begriff Dönermorde wie selbstverständlich verwendet, vermutlich zum letzten Mal in einem Mainstreamblatt, denn Tage später ist er ein für allemal durch.

Vierundzwanzig Stunden später empfängt Merkel Erdogan in Berlin. Man sollte erwarten, dass der hohe Gast angesichts der voraus liegenden Verstimmungen, die von ihm ausgegangen sind, nun konziliantere Töne anschlägt. Aber Fehlanzeige, im Gegenteil. Ganz im Stil der Grauen Wölfe fordert Erdogan „seine“ in Deutschland lebenden Türken auf, jedem zu viel an Miteinander die Stirn zu bieten. Er warnt sie wörtlich vor der Assimilation. Fordert also die Parallelgesellschaft, die Abgrenzung. Und, eigentlich eine Frechheit, im gleichen Atemzug die Abschaffung von Grenzen – die Aufnahme der Türkei in die EU. Um beide Ziele zu vereinen sollen die Deutschen auch die doppelte Staatsbürgerschaft für Türken unter Dach und Fach bringen.

Das ist die letzte Begebenheit vor den angeblichen Selbstmorden der beiden Uwes. Die passieren keine 48 Stunden später. Im ausgebrannten Wohnwagen findet man die Tiefstaat-Ceska der Dönermordserie, die zuletzt in der Schweiz gewesen sein soll. Damit ist dann „klar“, dass die Türken nicht durch die Regierungsmafia des eigenen Landes, sondern von kerndeutschen Nazis ermordet wurden. Vor dem Hintergrund der Erdoganaussagen kann man sich kein besseres Cui Bono für den MIT vorstellen, das Schmierenstück von Eisenach durchgeführt zu haben.

Warum?

Nun, setzten Sie sich in die Lage Erdogans. Er will von Merkel Sondervergünstigungen für die Türkei und fordert von seinen Ex-Landsleuten die Einigelung. Wie hält nun ein Schäfer seine Schäfchen bei einander und unter Kontrolle? Vergegenwärtigen Sie sich das bildhaft. Er macht das nicht selbst. Es sind seine Wolfsähnlichen Schäfer-Hunde, vor denen sich die Schafe von Natur aus fürchten, die diese Aufgabe übernehmen. Es ist die Bedrohung von außen, die sie zusammenrücken lassen. Und wird einmal zugebissen, ja was macht das schon? Umso besser lernen doch die anderen, wo sie hingehören!

Das Konzept hat Erdogan von den rechten Zionisten übernommen, mit denen er lange gut verbündet war. Die haben darauf ein hochverzinsliches Konzept gebau. Die Zinsen? Rettung des im Ausland befindlichen und jederzeit einsatzfähigen, jedoch von der Assimilation bedrohten Volkstums. Plus: „Wiedergutmachungen“, auch in Form einer Goodwillpolitik gegenüber dem Heimatland der Betroffenen. Hier Israel. Dort, im aktuellen Fall: Die Türkei. Ein Beispiel? 2004 wanderten mal wieder zu viele Israelis aus, weil sie einfach die Nase hatten von ihrem schlecht wirtschaftenden und dauerhaft Terrorbedrohten Land. Da musste Nachschub her. Damals war Frankreich gerade wegen seiner Antiirakkriegspolitik durch die Bushregierung zum internationalen Parias erklärt worden. Was machte Scharon? Er rief die gallischen Juden dazu auf, das Land zu verlassen. Begründung: sie wären durch den gärenden Antiamerikanismus, der irgendwo auch immer Antisemitismus sei, an Leib und Leben bedroht. Tage später brach wie bestellt eine antisemitische Kampagne im Land los: Friedhofsschändungen, anonyme Morddrohungen an Rabbis, körperliche Übergriffe. Nun sind die Franzosen mit keiner „Vergangenheit“ belastet wie die Deutschen. Man kann sie schlecht auf diesem Gebiet einschüchtern. Und so kam über  Polizei und Regierungskreise heraus, dass sich die Täterschaft etlicher aufgeklärter Fälle auf Juden zurückführen ließen, die beste Beziehungen nach Israel unterhielten. Mit einem Wort: Zionisten, denen Israel mehr bedeutete, als ihr Geburtsland Frankreich.

In Deutschland heißt die türkische Entsprechung dieser Community „Graue Wölfe“. Deren Tiefstaaterprobter rechter Oberwolf einen Tag vor den sogenannten Selbstmorden der NSU-Coretruppe in Berlin einer angewiderten Angela Merkel die Hand schüttelte. Kurz darauf erfolgt die Aufklärung genau in die Richtung, die er braucht. Der Zusammenhang kann Ihnen doch nicht verborgen bleiben!!

DIE „NSU-SELBSTMORDE“

Sie denken, die Selbstmorde waren inszeniert durch die Tiefen Staat? Den MIT? Der die aufgefundenen Beweise am Tatort ablegte?

Das belegt schon der Vorgang des „Selbstmords“ an sich. So wie ihn die Behörden darstellen. Also: die Todesursache waren zwei Kopfschüsse. Die Tatwaffe ein Repetiergewehr Winchester 1300. Damit lässt sich natürlich trefflich jemand erschießen. Das kann Mundlos bei Böhnhardt durchaus gemacht haben. Aber wie soll er sich dann selbst gerichtet haben? Das Ding hat serienmäßig eine Lauflänge von 75 cm. Bis zum Abzug sind´s fast ein Meter. Die Strecke kann man sich gar nicht mit einem Arm gegen die Schläfe setzen. Es geht nicht. Punkt. Und selbst wenn es, sagen wir, mit extrem viel Aufwand machbar gewesen wäre, hätte ich, man muss ja auch einen gewissen Rückschlag berechnen, dann als übriggebliebener Suizidant auf jeden Fall zu einer Pistole gegriffen. Da lagen ja angeblich genug von rum. Warum macht das Mundlos nicht? Kann keiner erklären.

Aber es kommt noch doller. Bei der polizeilichen Untersuchung des Tatorts wurden zwei ausgeworfene Patronen-Hülsen der Marke Brenneke gefunden worden. Die Hülsen waren jeweils 70 Millimeter lang. Die Patronen bei diesen Vorderschafts-Repetierflinten können aber nur einzeln nachgeladen werden. Sie können die Patrone ins Patronenlager nur dann einführen, wenn sie die Patronenhülse von der benutzten Vorgänger-Patrone manuell entfernen. Das erfordert eine starke Handbewegung. Die Patronen-Hülse fällt raus und erst dann wird die Waffe nachgeladen. Beim Tatort wurden wie gesagt zwei Patronenhülsen auf dem Boden gefunden. In Verbindung mit den Selbstmorden ist das aber technisch unmöglich. A schießt auf B und bringt ihn um. Dann holt er die Hülse aus der Flinte und lädt wieder nach. Anschließend erschießt er sich selbst. Und wie soll er dann noch die zweite Hülse auswerfen? Geht nicht? Eben. Das ist kein Indiz mehr für einen Mord. Das ist ein Beweis. Was dann wieder dazu passt, dass Zeugen kurz dem Eintreffen der Polizei eine dritte männliche Person am Tatort gesehen haben. Wie er den Wagen der Uwes verliess.

Gibt es Tatortseitig noch mehr Indizien? Auch was die Ablauf-Rekonstruktion anbelangt?

Was wir wissen ist, dass am 4. 11. frühmorgens zwei Männer im thüringischen Eisenach eine Bank überfallen und mit ihrer Beute entkommen. Drei Stunden später explodiert, ebenfalls in Eisenach, das Wohnmobil in dem sich die erschossenen Leichen von Mundlos und Böhnhardt finden. Wenige Stunden später folgt die nächste Explosion. Dieses Mal kracht es in der konspirativen Wohnung im sächsischen Zwickau. Zschäpe, die an diesem Tag nachweislich mehrfach von ihren Führungsoffizieren angerufen wird, flüchtet sich zu einem Anwalt und stellt sich erst mehrere Tage später der Polizei.

Bis dahin haben sich sukzessive, teilweise über längere Zeitstrecken verteilt, an den Brandorten beweiskräftige Asservate angesammelt, darunter angeblich Waffen die zu den Strängen passen – die aber sämtlich bereits seit längerem im Besitz von Geheimdiensten gewesen sein können. Auch wer die berühmten Panther-Selbstbekennungsvideos nach dem großen Showdown abschickte, ist nicht bekannt.

Die Ermittler sagen Frau Zschäpe

Dann erklären Sie mir bitte, wie es kommt, dass sich dann an keinem der sichergestellten Briefumschläge, mit denen die NSU-DVDs per Post verschickt wurden, ihre Fingerabdrücke oder DNA befindet? Ist die im Taucheranzug zur Post gegangen?

Und der Ungereimtheiten-Katalog wird noch länger, wenn Sie sich mal direkt in die Situation der NSUler versetzen. An diesem speziellen Tag. Versuchen Sie mit deren Augen zu sehen. Versuchen Sie sie zu sein, nur für einen Moment, auch wenn´s schwer fällt. Also: Ihr Beruf heißt Neonazi, den machen Sie gut, und dafür gibt’s auch den einen oder anderen Barscheck für Kost und Logis. Obendrein haben Sie erfolgreich die eine oder andere Banken geknackt. Sie stiefeln also mit ihren frisch polierten Springerstiefeln durch einen Haufen von Geld. Und, schöner noch: Sie werden vom Geheimdienst ihres Landes gedeckt, der sie in der Vergangenheit schon vor Zugriffen der „normalen“ Polizei gewarnt hat. Mit einem Wort: Ihnen scheint die Sonne aus dem Arsch. Warum, warum, frage ich Sie jetzt, bringen Sie sich dann um? Können Sie mir das erklären? Warum machen Sie das? Das übelste was Ihnen doch passieren kann, ist, dass sich ihr lieber Verfassungsschutz irgendwann eines besseren besinnt und Sie fallenlässt. Wäre das ein Problem? Nein, noch nicht mal das! Denn wie wollen die Sie denn kassieren, ohne gleich mit aus dem Nest zu fallen? Sie sitzen ja zusammen da drin. Und Sie können und werden das nachweisen, wenn dieser Tag gekommen ist, wenn sich die Wege trennen sollten. Was also soll Ihr lächerlicher Selbstmord? Neigen Sie zur Theatralik? Stimmt´s bei Ihnen nicht im Oberstübchen? Antwort bitte! Keine? Eben! Denn es gibt keine Antwort auf diese Frage.

Das ist der erste Punkt. Nun zum zweiten: Warum fackeln sie eigentlich Ihre Wohnungen ab? Was soll denn dieser Unfug nun schon wieder? Ach so, Sie wollen Beweise vernichten! Und warum finden die sich dann trotzdem dort zuhauf? Plagt Sie ein zerstreuter Geist? Ist Ihnen in Ihrem Spatzenhirn etwa nicht bekannt, dass Waffen nicht verbrennen? Wenn Sie denken, dass die wie Butter in der Pfanne zerbruzzeln, dann lacht Sie doch jeder 10jährige aus! Und das mit vollem Recht.

Und, den Punkt wollen wir auch bitteschön nicht vergessen – Zeit nochmal zurück – Sie haben 2007 aus einem unerfindlichen Grund die weite Fahrt von Thüringen nach Heilbronn nicht gescheut, um ausgerechnet dort, im hintersten Eck der Republik, zwei Polizisten umzubringen. Sinn der Brachialaktion? Beute machen, Waffen „ziehen“, da soll denn schon auch ein wenig Blut fließen! Sagen die Medien. Äh, hallo, geht’s noch? Ein Bruch beim nächsten Waffengeschäft in Jena würde Ihnen gleich ein ganzes Arsenal in die Hände fallen lassen. Ist Ihnen Ihr Strafregister etwa nicht aussagekräftig genug? Und: Was wollen Sie denn nach dem Blutbad noch mit den Wummen? Die belasten Sie doch nur, wenn eine stinknormale Polizeikontrolle die bei Ihnen findet! Los, schnell weg damit, in den nächsten Dorfbach! Bisher hat Sie doch kein Mensch verdächtigt. Noch stimmen ihre Special Connections. Wie schon bei den Dönermorden ist auch diesmal keine, nicht eine DNA-Spur ist von Ihnen am Tatort zurückgeblieben. Kein Phantombild gleicht Ihrem edlen Naziponim.

So, jetzt dürfen Sie wieder raus, aus Ihrer Nazi-Rolle. Willkommen in der Wirklichkeit. Lehnen Sie sich zurück und stimmen Sie mir zu: Kein, kein, kein Täter auf Gottes Erdball hätte diese Aktion abgezogen, es sei denn unter Einwirkung eines halben Kasten Starkbiers. Und jeder, jeder, jeder Täter hätte die Waffen beim ersten Anzeichen der Ausnüchterung umgehend wieder entsorgt. Aber was machen Sie? Sie schleppen sie den ganzen Weg zurück nach Thüringen und hängen sich die Dinger fein säuberlich über den Nachtschrank. Wo sie dann auch nach dem Flächenbrand vom 4. November „sichergestellt“ werden können! Merken Sie worauf ich hinaus will? Ich will darauf hinaus, dass sich diese Geschichte niemals so abgespielt hat. Und dass die Waffen, wie ich das vorhin schon gesagt habe, bereits beim Kiesewetter-Drogendeal von einem der beteiligten Mafiosi oder einem observierenden Geheimdienstler sichergestellt wurden. Und dass man sie jetzt benutzte, um den Tatort entsprechend zu „würzen“. Diese Erklärung, und nur diese, ergibt Sinn.

Die Heilbronner Waffen waren allesamt bei den NSUlern

So heißt es. Sowohl die Tatwaffen, Pistolen der Marken Tokarev und Radom und auch die Dienstwaffen des Polizistenpaars  – die Heckler&Koch P2000. Wo die nun genau gefunden worden sein sollen ist allerdings unklar. Die Staatsanwaltschaft Heilbronn nannte als Fundort einmal das Wohnmobil, in dem die Männer 2011 starben, an anderer Stelle die ausgebrannte Wohnung in Zwickau. Wobei selbst der Fund an sich in Zweifel gezogen wurde. Der Stuttgarter Generalstaatsanwalt sagte sofort: „Ja wir haben die Tatwaffen bei denen in Zwickau gefunden“. Der eigentlich zuständige Zwickauer Staatsanwalt erwiderte darauf postwendend gegenüber der Presse, es sei ihm schleierhaft, wie sein Kollege zu der Annahme komme. Die aufgefundenen Waffen seien ob ihres Verkohlungszustands noch gar nicht identifiziert worden.

Besser erhalten und noch voll einsatzfähig scheinen aber die sogenannten Bekenner-DVDs gewesen zu sein, die jemand aus den ausgebrannten Schuttbergen der Zwickauer Wohnung zog. Legen Sie mal eine DVD bei der nächster Partygelegenheit ein zwei  Minuten auf Ihren Teutonengrill! Ich wünsche Ihnen anschließend viel Spaß beim Lesen der Datenträger. Das muss auch den Behörden irgendwann aufgegangen sein. Also wollen sie einen Monat, ich betone: einen Monat später in einem im Eisenacher Wohnwagen sichergestellten Tourenrucksack weitere DVDs gefunden haben. Der offenbar feuerresistente Rucksack war übrigens nagelneu, blitzsauber, und bereits Wochen zuvor „ausgewertet“ worden. Drin hätten sich 23.000 Euro von einem wenige Wochen zurückliegenden Bankraub befunden. Beschädigungslos, versteht sich. Dazu einige Kartons mit Patronen. Damit auch der letzte Depp drauf kommt, dass die Herren Mundlos und Böhnhardt den Geldsegen nicht von der Erboma abgestaubt haben!

Und, halten Sie sich fest, sogar eine Hose mit dem Blut Kiesewetters wurde aus der ausgebrannten Zwickauer Wohnung gezogen. Unbeschadet. Sowas verwahrt man natürlich als waschechter Mörder, nicht wahr? Domestos? Dafür müsste man ja erstmal zum Aldimarkt laufen! Und wann kommt man da schon in, in vier Jahren? Wenn Sie der Polizei und der Presse in diesem Beweisverfahren auch nur ein einziges Wort glauben, dann ist Ihnen nicht mehr zu helfen.

Warum überhaupt das Feuer?

Damit die Zivilpolizei schnell für die Spurensicherung zur Stelle ist und das findet was sie finden soll. Und um die falschen – eigentlich echten – Beweise zu vernichten, welche die Bande bei sich versteckt haben konnte. Belastende Dokumente, Aufzeichnungen über Operationen, über den Klan, vielleicht gab es sogar Berührungen zu den Grauen Wölfen. Vielleicht auch die berühmten echt-falschen Pässe, die nur der BND und deutsche Gerichte beschaffen kann – für seine geheimen Ermittler. Wären die auch noch sauber aus dem Feuer gezogen worden, so wie der Pass von diesem 9/11 Terroristen der aus einem der Selbstmordflugzeuge einem Polizisten direkt vor die Füße fiel, dann wäre das ein zu eindeutiges branding gewesen. Die deutschen Dienste hätten mit dem Rücken zur Wand gestanden und sich gewehrt. Und ein guter Teil der Medien hätte die Öffentlichkeit zum ersten Mal darüber aufgeklärt, was „Rote Heringe“ sind. Aber die Waffen und Videos blieben ja erhalten. Und das war die Hauptsache. Das war das Ziel.

Die einzige Erklärung dafür, dass es bei dem NSU so knackig und beweisselektiv brannte ist, dass das Feuer nicht von den Uwes gelegt wurde, sondern dass hier die Putzkolonne vom Dienst fackelte. Oder besser gesagt: Erst fackelte sie nicht lange und kümmerte sich um die Uwes, bis diese mundlos waren, legte das Feuer und ließ die benötigten Asservate unter dem Weihnachtsbaum zurück, damit alle Spuren in den Strängen in die gewünschte Richtung zeigten. Die Roten Heringe. An denen Sie seit 2011 mit leuchtenden Kinderaugen vergnüglich baumeln. Herzlichen Glückwunsch!

Nehmen wir einmal an, der türkische Geheimdienst sollte da verwickelt sein.

… Dass der seine schmutzigen Hände an der TiefstaatCeska hatte, soviel ist mal sicher. Schon das ist eine Katastrophe für den Verfassungsschutz. Seine hochnotpeinlichen NaziAgenten liegen tot in ihrem Wohnwagen. Und es brennt ein nettes Feuerchen aus dem die alarmierte Zivilpolizei die Ceska aus der Dönerserie zieht…

Bleiben noch die Täter- und Opferwaffen aus Heilbronn

Die können sie genauso gehabt haben, wenn Mevlüts Jungs die Erschießungen vorgenommen haben, für was ja einiges spricht. Waren es die Amerikaner, dann konnten sich die Türken diese Waffen über ihre exzellenten transatlantischen Verbindungen beschafft haben. 2007 versprach Bush Erdogan bei dessen US-Besuch den türkischen Zugriff auf CIA-Daten. Mag sein, dass Erdogan Druck ausübte, mit seinem Wissen um die kurz zurück liegende Kiesewetter- und Sauerlandsache. Auch wenn das damals ganz sicher noch nicht in Planung stand, die Tatortwürze des Jahres 2011 lag im Interesse der US-Dienste. Um ihren mit-staatlichen Drogendeal von Heilbronn – inklusive Polizistenmord –  auf eine mundtot gemachte extremistische ausländische Zelle zu verlagern, der man nun anhängen konnte, was immer man wollte.

Gut. Aber warum sollten die deutschen Behörden denn mitgespielt haben? Es belastete sie!

Der Verfassungsschutz steckte in dieser Sache doch über beide Ohren drin. In allen Strängen. Er war mittendrin in den Dönermorden, durch Mitwisserschaft und Begleitung. Er war mittendrin beim Kiesewettermord durch Mitwisserschaft und Begleitung. Er führte den NSU der 2000 und 2004 bei den Bombenanschlägen abgezweigt worden war.  Er unterhielt hochrangige Beziehungen im Ku Klux Klan. Er war hinten und vorn erpressbar. Es war also goldrichtig, in dem Moment allen Ballast so schnell wie möglich auf den NSU zu werfen. Was sie in Windeseile auch getan haben. Der Bund Deutscher Kriminalbeamter zeigte sich nach den Selbstmorden erstaunt über die -gut erkannt!- „überraschenden Entwicklungen in dem Fall“. Die wunderten sich, wie schnell sich die Bundesanwaltschaft zur Täterfrage festgelegen konnte und wie schnell über zwei Dutzend Aktenordner mit Erkenntnisse über die Täter präsentiert werden konnten. Wer weiß dass der NSU  mit dem Verfassungsschutz zusammenarbeitete, wundert sich nicht mehr. Die Täterfestlegung folgte dem Vorbild 9/11 wo ja auch binnen Stunden klar war, wer hinter dem ganzen Schlamassel steckte. Hier profitierte offensiv die amerikanische Außenpolitik, dort defensiv die deutsche Innenpolitik, in Form von Schadensbegrenzung. Indem sie zusammen mit den anderen Diensten einfach die Schuld für alle, aber auch alle zurückliegenden Terrorvorfälle dem Nationalsozialistischen Untergrund zuordnete. Es ging dann nur noch darum die Beweise für die Führerschaft des BfV über den NSU zu vertuschen, und man war fürs erste raus aus den ganzen Geschichten. Und das ist gar nicht mal so schlecht gelungen! Es sind ja massenhaft Aktenordner geschreddert worden und die Öffentlichkeit wird nie erfahren, was da drin stand. Natürlich bleibt ein ungutes Gefühl. Wann immer es die Israelis für nötig halten Druck gegen Berlin, Washington und Istanbul aufzubauen taucht eine Kleinigkeit ihres Wissens in der Presse auf. Netanjahu spielt dieses Spiel sehr geschickt, weil seine Enthüllungen immer eine andere Handschrift tragen. Manches scheint von den Amerikanern, manches von den Deutschen, anderes wieder von den Türken in Umlauf gebracht worden zu sein. Man nehme die DIA-Enthüllung im Stern, welche Washingtons Geheimdienste in der Kiesewettersache brandete. Die erschien am gleichen Tag wie die Spiegel-Aufdeckung, der zufolge der BND 2007 Personalakten von Mitarbeitern vernichtet hatte, die ihre Karriere bei der SS oder der Gestapo begonnen hatten. Die Hamburger brachten diesen Artikel in deutscher und in englischer Sprache. Beim Bundesnachrichtendienst mag man darüber gerätselt haben, ob der Artikel amerikanisch inspiriert war. Das Pentagon wiederum dürfte den DIA-Report für eine deutsche Provokation gehalten haben. Das gegenseitige Vertrauen leidet. Und es freut sich wie immer ein Dritter. Nur, wie gesagt, wenn sich die Israelis nicht allzu sehr aus dem Fenster lehnen wird es nicht mehr, es wird keinen Showdown geben. Es ist ein Gentlemens Agreement: Es waren die Nazis. Und mit denen hat der Staat natürlich nichts, aber auch gar nichts zu tun. Wie könnte er? Er spielt ja die Rolle des Guten! Aus.

Und warum redet Frau Zschäpe dann nicht? Sie steht unter Anklage

Würden Sie die Zeitungsartikel zusammenfassen, die ihre möglichen Geheimdienstverbindungen auch nur andeuten, Sie würden einen Band von 900 Seiten zusammenbekommen. Natürlich weiß sie viel, zu viel. Aber sie wird sich gegen ihre alten Verbindungen abgesichert haben, nachhaltiger noch als Böhnhardt und Mundlos, sie war ja nach den Bränden erst mal untergetaucht. Deshalb ist auch hier ein Gentlemens Agreement der beste Weg für alle Beteiligten. Warten Sie das Ende des Prozesses ab. Ihre Strafe wird marginal bis nicht vorhanden sein. Sie wird ins Zeugenschutzprogramm kommen. Kronzeugenregelung. Wenn das der Öffentlichkeit verkündete Urteil hart sein sollte, dann lautet meine Empfehlung: Besuchen Sie Frau Zschäpe doch einmal im Gefängnis. Ich wette darauf: Sie wird an diesem Tag gerade nicht für Sie zu sprechen sein. Und Sie werden auch keine echten Insassen des Gefängnisses treffen, die sie dauerhaft dort gesehen haben. Ihre gerechte Strafe wird dann nichts anderes gewesen sein, als die ganze Geschichte, welche Ihnen die Geheimdienste bisher aufgetafelt haben: Augenwischerei. Ganz großes Kino.

Wer hat das Spiel gewonnen?

Alle Dienste miteinander. Aber in erster Linie die Israelis. Was darauf hindeutet, wer am Ende der Steuermann war. 2010-11 gab auf der diplomatischen Bühne eine klare Achse Washington-Istanbul-Berlin gegen Jerusalem. Die ist 2012-13 zerbrochen. Abgestraft worden. Jede Speiche für sich. Vor allem im Verhältnis zueinander. Die NSU-Enthüllungen haben die deutsch-türkischen Beziehungen angegriffen, die Kiesewetterenthüllungen haben eine dunkle Seite der deutsch-amerikanischen Beziehungen angefasst, die Snowdenaufdeckungen waren eine Frontalattacke. Snowdens Sprachrohr Greenwald ist als Jude Zielscheibe des Zionismus. Denken Sie darüber nach. Snowdens geheimdienstliche „Insiderinformationen“ übersteigen zum Teil seine Möglichkeiten. Fragen Sie sich, woher der ihm zugeschriebene Kenntnisstand stammt. Fragen Sie sich, ob herkömmliche Journalisten das Material zur Absetzung des CIA-Chefs Patraeus haben konnten, woher sie dieses hatten, wer das inszenierte. Und ob das zusätzlich Feuer in die Bündnispolitik gebracht haben mag. Fragen Sie sich, wer die Demonstrationswelle  gegen Erdogan in Gang brachte.

Das letzte Interview, das Ernst Uhrlau als Chef des BND gab, am 7.12.2011, das war sein letzter Amtstag, spricht für sich. Die BILD fragte: „Was macht Ihnen für die Zukunft mit Blick auf die internationalen Lage die meisten Sorgen?“ Uhrlaus Antwort: „Die Situation in und um Israel. Der Friedensprozess zwischen Israelis und Palästinensern macht keine erkennbaren Fortschritte. Hinzu kommt, dass die innenpolitische Lage in Israel wenig Hoffnung auf eine grundsätzliche Änderung der Lage gibt.“ Am selben Tag hatte Uhrlau Geheimdienstinformationen über die amerikanische Verwicklung im Fall Kiesewetter bearbeitet.

Der Fall NSU hat sehr viel mit Außenpolitik zu tun. Und das wird bis heute übersehen. Aus meiner Sicht absichtlich.

Wer hat das Spiel verloren?

Die Wahrheit. Wie immer in solchen Fällen.

Geht Wahrheit und Politik zusammen?

Auf Geheimdienstebene schließen sie sich aus.

AlexBenesch
AlexBenesch
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