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Eine Rezension von Muhlis Aris “Sie nannten mich Mehmet: Geschichte eine Ghettokindes” – Teil 3

Datum:

istanbul-640

Teil 1 finden sie unter diesem Link

Teil 2 finden sie unter diesem Link

Alexander Benesch

Er erinnert natürlich ein wenig an die Roman-Figur Alex DeLarge in Uhrwerk Orange. Ein jugendlicher Intensivtäter mit ratlosen Eltern der es soweit treibt, dass er irgendwann die volle Härte des Gesetzes spürt und dann später wieder zum umhätschelten Prominenten aufsteigt. Alex DeLarge ist zwar ein paar Nummern härter, aber die Parallelen sind da.

Muhlis Ari alias „Mehmet“ war an dem Punkt angekommen, wo die Behörden und die Politik erwogen, seine ganze Familie, aber zumindest doch ihn abzuschieben. Dass die Familie keine deutschen Pässe hatte, war ihm immer herzlich egal gewesen. Nun war es der Knackpunkt.

„Und wenn, dann müsste man mich ja allein wegschicken, ohne meine Eltern. […] Da hätte man meine Freunde ebenfalls alle abschieben müssen. Okay, Stefan vielleicht nicht, der war ja Deutscher.“

Da ist sie wieder, die kindliche aber gleichzeitig juristisch bedeutsame Rechtfertigung: Die anderen haben doch auch alle sowas gemacht, aber nur ich kann abgeschoben werden. Oh wie ungerecht! Dann folgt eine Episode im Buch, die voll in die manipulative Kerbe schlägt: Eine Prügelei mit Nazis. Der Muhlis, der genau wusste, dass er auf dünnem Eis wandelte, wurde mit seinen Verlierer-Freunden von einem Grüppchen Skinheads angepöbelt. Er brachte es anscheinend nicht fertig, wenigstens einmal nicht zurückzupöbeln, der Situation auszuweichen und ausnahmsweise mal den Staat für sich arbeiten zu lassen und die biersaufenden, faulen Skins zu melden. Einer der glatzköpfigen braunen Brüder rannte auf Muhlis Gang zu und schon war die Prügelei im hellichten Tageslicht im Gange:

„Sofort packte ich mir einen der Nazis, riss ihn an seinem Hemdkragen und zog ihn so weit herunter, dass ich sein Gesicht gut mit der Faust treffen konnte. Er versuchte, sich von meinem Griff zu lösen und schlug dabei wild um sich, seine Schläge trafen mich immer wieder am Kopf und an den Armen, aber ich schlug ihn trotzdem weiter in sein dummes Nazi-Maul.“

Da geht doch jedem Linken das Herz auf. In diesem Moment wird der Mythos geboren. Der Mythos des Opfers einer rechten Verschwörung des Staates und der Gesellschaft. Hätte Muhlis sich zufällig mit einer anderen Gruppe geprügelt, könnte er nicht im Rest des Buches die strafrechtlichen Konsequenzen gegen ihn und seine Abschiebung als nazi-hafte faschistische Bösartigkeit darstellen. So wollen es doch die Linken und seit einer geraumen Weile auch die „politische Mitte“: Alle Migrationskritiker und all diejenigen, die Konsequenzen wie Abschiebungen fordern, müssen als Nazis gebrandmarkt werden.

Wenn Linke, wie es in der Bundesrepublik ständig vorkommt, auch gewaltkriminelle Drogendealer als „Flüchtlinge“ verteidigen, dann können sich die Linken dabei so fühlen, als beschützten sie Juden vor der Gestapo. Das Ganze ist zum Kotzen und Muhlis kostet jeden Krümel davon aus. Gibt es überhaupt Beweise für diese Prügelei mit Nazis? In dem Buch gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Sache für ihn polizeiliche Konsequenzen hatte. Wurde er nicht erkannt und identifiziert? Ist das Ganze überhaupt aktenkundig? Hat er die Episode nur erfunden um seinen Mythos als Opfer von Rechts zu schaffen?

Nicht wegen der Prügelei kam er dran, sondern weil er bei seiner Flucht vom Ort des Geschehens ein Fahrrad gestohlen hatte. Plötzlich landete er in einem geschlossenen Heim, wo ihn keine lächelnden Soz-Päd-Gesichter mehr anguckten und er einfach abhauen konnte. Die neue Einrichtung hatte Knast-Flair, die Wärter waren große Kerle und er bekam die Panik, drohte den Wärtern:

„Ich schwör‘, dass ich euch umbringe, wenn ihr mich zwingt!“

„Und wenn jetzt auch nur einer von den Männern den entsprehenden Satz gesagt hätte, wäre ich sofort auf ihn losgegangen und hätte ihn erwürgt. Und dann den nächsten. Und den nächsten. Ich hätte jeden angesprungen, der sich mir in den Weg gestellt hätte. Kein Mann und keine Frau hier hätten überlebt, da war ich mir in diesem Moment absolut sicher.“

Verstehen sie, warum er hier so bereitwillig seine Bereitschaft zum mehrfachen Totschlag schildert? Weil doch der böse Nazi-Staat ihm seine Freiheit nehmen will. Da geht auch Totschlag. Sobald er nicht mehr der unantastbare Gangster sein darf, der alle seine Taten gleich wieder vergisst und sich langweilt; sobald ihm selbst ein Maß an institutionalisierte Gewalt gegenübersteht, flippt er aus und will seinerseits das Gewaltpotential höher schrauben um seine Gegenüber zu übertreffen und als Sieger hervorzugehen. Seine Drohungen brachten das Heim dazu, ihn abzulehnen.

„Dass ich selbst Kinder verprügelt und ihnen ihr Geld weggenommen hatte, kam mir inzwischen  völlig unwirklich vor. Das alles hatte ein Muhlis getan, mit dem ich immer weniger zu tun hatte.“

Aha. So einfach machte er es sich also. Ist doch eh alles alter Käse, das war als hätte eine andere Person diese Dinge getan. Die sollen mich doch alle in Ruhe lassen. Er hatte aber immer noch keine Impulskontrolle. Ausgerechnet an seinem 14. Geburtstag, dem Beginn seiner Strafmündigkeit, geht er mit seinen Freunden auf ein Dorffest saufen und kiffen. Beim Pinkeln will ihm jemand keine Zigarette geben und nennt ihn einen Idioten. Muhlis flippt aus, gibt ihm erst eine Ohrfeige und tritt ihn dann in den Bauch. Er schlägt dem Betrunkenen immer wieder ins Gesicht, dann prügeln und treten Muhlis Freunde mit. Schließlich greift er eine Zaunlatte und schlägt sie dem wehrlosen Opfer über den Schädel.

Die Gedanken sind nicht bei dem bewusstlosen Opfer, das tot sein oder ein schweres Hirntrauma gehabt haben könnte, sondern die Gedanken kreisen nur um das eigene selbst. Mist, jetzt wollen die Nazi-Bullen und der Nazi-Staat mich wieder nicht in Ruhe lassen.

Hätte er Pech gehabt, hätte er seinen ersten Totschlag begangen. Sein Anwalt sollte die Sache gefälligst für ihn aus der Welt schaffen. Aber das ging nicht. Es gab ja ein Komplott gegen ihn. Das ganze Land hatte ja Vorurteile gegen ihn. Es ging nach Staelheim, einem richtigen Gefängnis, wo er prompt in Einzelhaft landete, weil er sich mit einem Nazi-Häftling prügelte. Da ist er wieder, Muhlis der Ritter gegen Rechts. Er wurde im Knast gefeiert wie ein Popstar, „wurde voll anerkannt“  und er gefiel sich in der Rolle.

Er beklagt, dass die Vollzugsbeamten schmutzige Tricks gegen ihn verwendeten um ihn zu piesacken. Das mag vielleicht so gewesen sein, aber: Wieso erwartete er wieder, dass andere sich an die Regeln hielten? Was war mit den 60 Straftaten, für die er nie richtig belangt wurde? Ach ja, das war ja ein „anderer Muhlis“ gewesen.

Ein Jahr Jugendhaft in einem Jugendgefängnis war das Urteil. Sein Vater versuchte noch, den Pass des Jungen im türkischen Konsulat ungültig stempeln zu lassen, um eine Abschiebung zu verhindern. Die Trickserei war vergeblich.

„Das konnten die unmöglich machen. Das war unfair und illegal.“

Die Freundin Janine, die sogar auf einen hohen Baum geklettert war um während dem streng bewachten Prozess ihren Prinzen zu sehen und ihn zu motivieren, flog mit nach Istanbul, wurde von einem Bild-Reporter mit Muhlis in einem Luxushotel untergebracht im Gegenzug für Exklusivinterviews. Nachdem Muhlis von geldgeilen Fernsehleuten angeworben worden war für einen Musiksender und das Pärchen eine eigene Wohnung mit Haushälter und Limousinen-Fahrer auf Abruf bekam, zeigte er bald, dass er weder ein Prinz, noch ein Versorger und auch kein bindungsfähiger Partner war.

Dafür dass sie ihm die Treue gehalten und den Zirkus mitgemacht hatte, ließ er sie in der Wohnung sitzen und zog mit Fernsehkollegen in die Clubs.

„Du benimmst dich wie ein Arsch und dir ist dabei total egal, was ich den ganzen Tag mache. Ich bin 16, ich kann nicht ewig in Istanbul sitzen und Musik hören, bis du nach Hause kommst.“

Sie ging und er schwieg, Das war’s dann. Die Dame hatte auf das falsche Pferd gesetzt. Nichts in seinem Leben funktionierte so richtig in den folgenden Jahren. Er schildert wilde Abenteuer, von denen nicht eindeutig festzustellen ist, ob sie wahr sind: Folterungen durch die türkische Polizei, Berührungen mit der türkischen Mafia, die ihm viel zu krass war. Irgendwann darf er nach Deutschland zurückkehren und gammelt wieder herum. Kifft mit seinen alten Verlierer-Freunden. Nach einem Schulabschluss mit der Note 1,5 und gerade einmal 20 erfolglosen Bewerbungen um einen Ausbildungsplatz hat er schon keine Geduld mehr. Letztendlich bricht ihm ein heftiger Streit mit den Eltern und eine Urkundenfälschung das Genick. Bekifft fälscht er nach wenigen Tagen die Unterschriften für seine 100 Sozialstunden, die er ableisten musste. Das Gericht muss ihn zur Fahndung ausschreiben. Es droht Knast. Was macht er? Er flüchtete natürlich in die Türkei. Diese Option hatte er. Und heute? Will er wieder nach Deutschland.

Er habe erfahren, dass der bayerische Innenminister damals angeblich von seinen Untergebenen gefordert hatte, irgendeinen Intensivstraftäter mit Migratonshintergrund aus den vielen Akten herauszusuchen und die Möglichkeit einer Abschiebung zu prüfen aus politischen Motiven. Diese „Bombe“ will Muhlis am Ende seines Buches platzen lassen. Es ist eher ein Knallfrosch.

Soll das der Nazi-Staat sein?

AlexBenesch
AlexBenesch
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