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Eine Rezension von Muhlis Aris “Sie nannten mich Mehmet: Geschichte eine Ghettokindes” – Teil 2

Datum:

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Teil 1 finden sie unter diesem Link

Teil 3 finden sie unter diesem Link

Von Alexander Benesch

Muhlis Ari und seine Kiddie-Gang aus Verlierern hatten kein Geld, um es nach der Schule im Einkaufszentrum auszugeben. Sie hatten auch kein Geld für Videospiele. Der Mangel an Ablenkung vom eigenen Selbst machte sie wütend und gelangweilt. Auf die Idee, sich Geld dazuzuverdienen, kam niemand. Arbeit ist scheiße, also stehle ich in den Konsumtempeln. Da fühlt der linke Leser mit.

Sein Vater arbeitete im Schichtbetrieb bei BMW, die Mutter jobbte noch dazu. Es gab zwei ältere Brüder, die Ausbildungen machten und arbeiteten. Muhlis und seine Freunde kamen nicht auf den Gedanken, selbst etwas Konstruktives zu erschaffen, Instrumente zu lernen oder in Vereinen tätig zu werden, eigene Projekte stemmen. Sie hockten lieber dumm herum und wussten nichts mit sich anzufangen. Da bekommen Migrationsfreunde doch gleich wieder ihre Bestätigung: Zuwenig „Teilhabe“ gäbe es für Migranten und auch für benachteiligte Deutsche. Wer sagt aber, dass diese Faulenzer und Nachwuchskriminellen überhaupt Interesse daran haben, an irgendetwas aktiv teilzunehmen, das Anstrengung erfordert? Sollen die Steuerzahler etwa noch blechen für ein Sozialtaschengeld, das dann von den Kids verprasst wird für Snacks, Bier und Marihuana? Zum Ruhigstellen? Nicht einmal das Ruhigstellen funktioniert wirklich, denn für Jugendliche ohne Sinn für Arbeitsmoral und Leistung ist kaum etwas genug. Es würde sie noch zusätzlich aggressiv machen, wenig Geld aus Mitleid geschenkt zu bekommen. Richtige Gangster nehmen sich was sie wollen.

Muhlis hörte selbstverständlich Gangster-Rap von Künstlern, die sich (zumindest in den Song-Texten) nahmen was sie wollten und richtig Kohle einfuhren. Die echten Ghetto-Gangster auf der Welt sterben aber meist bevor sie 21 werden oder merken ziemlich schnell, dass man eher im Lotto gewinnt als mittel- und langfristig als Krimineller erfolgreich zu sein ohne im Knast zu landen und dort für 20 Cent die Stunde zu arbeiten, während die Showbusiness-Gangster sich den nächsten Bentley kaufen und die Bosse der Platten-Studios eine goldene Nase verdienen mit einer Fantasiewelt, die auf CD gepresst wird für die Kunden, die drigend männliche Vorbilder suchen.

Wurde Muhlis beim Klauen erwischt, wurde er von der Polizei abgeholt und zu den Eltern gebracht, wo er die Ohrfeigen kassierte und mit großem schauspielerischen Talent vorlog, von nun an anständig zu sein:

„Heute Abend, wenn mein Vater von der Arbeit kam, würde sich die Szene noch einmal wiederholen, nur dass ich mich dann noch ein wenig mehr respektvoll und gehorsam zeigen musste. Und dann würde alles wieder gut sein. So lief das immer ab.“

Bei der einzigen Shopping-Mall in der Gegend, also auf privatem Grud und Boden, hatte er bald Hausverbot. So wie er später verboten bekam, nach Deutschland zurückzukommen. Unter Kriminellen fühlte er sich prinzipiell wohl und verstanden. Da fühlte er sich Zuhause. Beeindruckt hatten ihn Gewaltkriminelle wie der 16-jährige Jörg oder Murat, der genüsslich erzählt, wie er jemandem die Armbanduhr gestohlen hat:

„Ich hab dem aufs Maul gehauen, bis der endlich ruhig war, und den angebrüllt: Gib mir die Uhr oder ich bring dich um. […] Ich hab‘ die Uhr dann genommen und dann noch ein paarmal in den reingetreten, der Bastard. Und dann hat die Fotze mich richtig angefleht, ich soll den in Ruhe lassen. Ohne Scheiß, bring mich nicht um, hat der gesagt.“

Muhlis hatte praktisch keine Impulskontrolle und Frustrationstoleranz. Ein Mitschüler stößt ihn versehentlich an, Muhlis giftet ihn an und die Situation eskaliert beinahe:

„War doch keine Absicht, sagte der Junge und rollte mit den Augen. Ich spürte augenblicklich die Wut in mir hochkochen, und am liebsten hätte ich ihm eine reingehauen. Aber ich war in der Schule und hier hatte es Konsequenzen, wenn man sich gehen ließ.“

Er hatte die Frustrationstoleranz eines Kleinkindes. Wie soll so jemand jemals in der Welt zurechtkommen? Es wird immer jemanden geben, der einen reizt, oder beleidigt, versucht zu hintergehen. Das ist nunmal das Leben. Es gibt smarte und effektive Wege damit umzugehen und es gibt die narzisstische Wut über Verletzungen des ewig kindlichen Egos, die rasende Wut, die die Todesangst vor den eigenen Minderwertigkeitsgefühlen überdrönen soll.

„Ich hatte keinen Bock, von [meiner Mutter] über den Schulhof gezerrt zu werden, bloß weil ich irgendwen für eine Respektlosigkeit bestraft hatte. Die Anerkennung, die ich bei den Älteren genoss, konnte ich schnell wieder verlieren, wenn sie mit ansahen, wie ich mich von meiner eigenen Mutter in aller Öffentlichkeit ohrfeigen ließ. Ich würde auf die anderen wirken wie ein Kind. Und das wollte ich in keinem Fall. Ich war kein Kind, ich war ein Mann.“

Da haben wir ihn, den blühenden Narzissmus und die krasse Falschvorstellung, was es heißt ein Mann zu sein. Ein 12-jähriger Nachwuchs-Verlierer, der seine älteren Verlierer-Freunde beeindrucken will, schlägt nur deshalb nicht wie ein Bessessener einem Mitschüler ins Gesicht, weil dies zu einer öffentlichen Erniedrigung  für ihn selbst führen könnte. Woanders im Buch, wenn Muhlis Mitleid schüren will, bezeichnet er sich ständig als „Kind“. Was denn jetzt? Kind oder Mann? Er wollte kriminell wie ein Erwachsener sein und gleichzeitig den juristischen Schutz eines Kindes genießen. Sein Vorbild war der Rapper 2Pac:

„Mir gefielen seine Arroganz und seine Aggression.“

Er stahl Geldkassetten aus mehreren Bussen und warf dem ihn hartnäckig verfolgenden Busfahrer Münzen mit voller Wucht ins Gesicht.

„Ich war begeistert. Um Zigaretten, Cola und alles andere brauchte ich mir in den nächsten Tagen keine Sorgen machen. Echter Gangster-Shit. Ich brauchte etwas, und ich hatte es mir einfach genommen. So musste es sein.“

Der Busfahrer zeigte ihn an wegen schwerer Körperverletzung und soll laut Muhlis mit einer unnötigen Halskrause zum Gericht erschienen sein. Wie zuverlässig sind diese Schilderungen? Wieso soll ihm irgendwer zehn Jahre später noch glauben? Selbst wenn der Busfahrer versucht haben soll, sich einen unfairen Vorteil zu verschaffen, so bedeutet dies doch wieder nur, dass Muhlis von aller Welt Gerechtigkeit und das Einhalten von Regeln erwartete, ihn selbst aber nicht kümmerte, dass sein „Gangster-Shit“ den Opfern gegenüber unfair war. Wenn er Konsequenzen zu erwarten hatte, dann bedeutete das plötzlich, dass sich die böse ungerechte Welt gegen ihn verschworen hatte.

„Und Schmerzensgeld – oder was imer der Busfahrer von mir wollte – konnte er sich gleich abschminken. Erstens hatte ich überhaupt nichts getan, zweitens war ich ein Kind.“

Wo isser denn nun auf einmal, der Gangster? Der O-Dog?

„Wo man hinsah, wurde man verarscht und beschissen.“

Oh ungerechte Welt. Als ihm im Fußballverein kurze Zeit später dann ein Junge nicht den Ball zurückwerfen wollte, knallten Muhlis Sicherungen schon wieder durch.

„Es gab keinen verdammten Grund für ihn, so respektlos zu mir zu sein. Ich ließ den Ball fallen, holte aus und schlug ihm mit der Faust ins Gesicht.“

Schuldbewusstsein? Fehlanzeige. So bekam er Platzverbot, so wie er später verboten bekam, in Deutschland zu bleiben. Es machte wirklich keinen Unterschied, wo er überall Aufenthaltsverbot bekam. Die Shopping-Mall, der Sportplatz, das Land. Niemand wollte ihn und das war verständlich.

„Ich war kein kleiner Prügler mehr, ich war wirklich gefährlich. Und das genoss ich. Ich wurde respektiert und anerkannt.“

Er liefert ein Beispiel nach dem anderen für seine fehlende Fähigkeit zur Empathie, sich in andere Menschen hineinzuversetzen. Als er in Heime sollte und seine Mutter deshalb weinte, verstand er nicht, was ihr Grund zum Weinen war. Seit er dem Jungen beim Fußball die Nase gebrochen hatte, blieb er nach eigenen Angaben eine Weile straffrei.

„Das lag nicht zuletzt daran, dass ich seit einigen Tagen eine Freundin hatte.“

Janine war zwei Jahre älter und aus gutem Hause. Weshalb sollte sie eine Beziehung mit einem Gewaltkriminellen eingehen, ihre Beziehung zu ihren Eltern beschädigen, später noch den gewaltigen Medienrummel freiwillig ihm zuliebe mitmachen und sogar im Zuge seiner Abschiebung mit ihm im Stil von Romeo und Julia nach Istanbul zu fliegen? Aus demselben Grund, warum Dreck wie „50 Shades of Grey“ ein Bestsellerroman wurde. Frauen sind allzuoft hingezogen zu Narzissten. Auch sie haben ihre Fantasien, dass sie den Bad Boy mit ihrer weiblichen Macht transformieren, den Höhlenmenschen ein Stück weit zivilisieren, damit sie hinterher einen slicken einflussreichen Mann haben, der immer noch gefährlich ist. So wie den Rapper Bushido.

„Ich prügelte mich nicht mehr. […] Leuten Geld zu klauen oder in [der Shopping-Mall] Snickers einzustecken verlor für mich seinen Reiz.“

Es ist typisch für einen narzisstischen männlichen Jugendlichen, die wirkung der Hormone während der ersten großen Verliebtheitsphase mit einer charakterlichen Reifung zu verwechseln. Sie denken, sie seien ruhiger und erwachsener geworden, sie stünden nun irgendwie über dem männlichen Konkurrenzgehabe. Das ganze ist eine Selbsttäuschung die in dem Moment verfliegt, wenn die Verliebtheitsphase vorbei ist und man zeigen muss, beziehungsfähig zu sein.

Wie die Beziehung ausging und weshalb Muhlis doch abgeschoben wurde, erfahren sie in Teil 3.

AlexBenesch
AlexBenesch
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