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Meine Antwort an Lew Rockwell: Warum ich KEIN Anarchokapitalist bin

Datum:

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Von Alexander Benesch

Llewellyn „Lew“ Rockwell ist kein linker Revoluzzer mit Dreadlocks, Che Guevara-Hemd und Haschbrocken in den Socken versteckt. Er ist Vorsitzender des angesehenen Mises Instituts, politischer libertärer Kommentator, Ökonom und regelmäßiger Gast auch bei großen konservativen und patriotischen Programmen wie der Alex Jones Show.

Dieser Mann verachtet dennoch die amerikanische Republik und die Verfassung. Er hält sie für die Kernursache all der Unmoral und arbeitet mit Eifer auf deren Zerstörung hin. Er sagt dies aber nicht in direkt in diesen harschen Worten sondern erklärt schelmisch: „Warum ich ein Anarchokapitalist bin.

In seiner „Utopie“ existieren islamisches Scharia-Recht, Scientology-Recht, vatikanisches Recht und unzählige weitere Normen auf amerikanischem Boden. Die Trennung von Staat und Religion ist aufgehoben. Ob es überhaupt Landesgrenzen gibt, ist ein Streitpunkt unter den Ideologen. Besitzt eine Gruppe irgendwelchen Grund und Boden, kann sie dorthin einladen wen sie will, auch aus dem Ausland. Man kann dort dann Kasernen bauen und Soldaten, Polizisten und „Richter“ trainieren. Eine Handvoll riesiger internationaler Konzernmonster, Leviathane größer als die meisten Staaten der Welt, haben die größten Heere und die besten Waffen.

Dieser Nonsens ist der Wunschtraum von Lew Rockwell und verbreitet sich wie ein Lauffeuer, nicht nur unter Liberalen, sondern auch bei Linken und überraschenderweise auch bei Konservativen, denen man eingeredet hat, dass sie in einer solchen „Privatrechtsordnung“ endlich so könnten wie sie wollen. Viele jüngere Anarchokapitalisten sehen tatsächlich aus wie Linke, waren oft vorgestern noch Linke, und konsumieren fleißig Drogen, die sie mit Bitcoin auf illegalen ebay-Plattformen wie Silk Road kaufen, die den Ermittlungen zufolge von Leuten geleitet werden, die Kartelle etablieren möchten und Geld bezahlen für Auftragsmorde. Lew Rockwell witzelt sogar:

„Was ist der Unterschied zwischen einem Minimalstaat-Vertreter und einem Anarchokapitalisten? Sechs Monate.“

Aha. In sechs Monaten verwandelt sich kein gewöhnlicher Liberaler, Linker oder Konservativer in jemanden, der gleichzeitig auf politischer, militärischer, geheimdienstlicher, psychologischer und historischer Ebene bewerten kann, was für ein Tor des Unheils man aufstößt mit der Zerstörung der Republik.

Beim Anarchokapitalismus und dem verwandten Ayn Randism wird einerseits die weit verbreitete, verständliche Wut über Missstände hinter einer trockenen ideologischen Sprache versteckt, und andererseits wird diese Wut auf die falschen Ziele gelenkt, nämlich auf die breite Bevölkerung und die Republik mitsamt ihren Organen. Es ist kein Zufall oder ein vernachlässigbarer Fehler, dass Ayn Rand-Organisationen noch heute den kranken Dynastien wie den Rockefellers huldigen und dass gleichzeitig die Ayn Rand-Sektierer mit einer dicken Portion Herrenmenschen-Mentalität der Unterschicht und der untersten Mittelschicht das Verderben wünschen.

Der große Held der Anarchokapitalisten Murray Rothbard erklärte u.a. in seiner Rezension von Herrnstein und Murrays „The Bell Curve“, dass er eine „rassistische“ Sicht bevorzuge und die „ethnischen und anderen Gruppen“ mit geringerer Intelligenz aus den unteren Einkommensschichten von jeglichen Sozialleistungen abschneiden will. Gemeint sind die direkten Nachfahren der Sklaven, die nie Reparationen erhalten hatten und auch nach ihrer „Befreiung“ in dem Klima der Pseudowissenschaft namens Rassismus überall um ihre Rechte betrogen wurden, damit sie nicht fair auf dem Feld des freien Marktes konkurrieren konnten. Freilich werden die unteren Einkommensschichten von dem Sozialapparat benutzt und in der Passivität gehalten. Nichtsdestotrotz zeigen Rothbards zahlreiche Entgleisungen, dass etwas gewaltig stinkt im Liberalenparadies.

Rothbard arbeitete eng mit Lew Rockwell zusammen, beide arbeiteten an Ron Pauls Präsidentschaftskampagne 1988. Bei den späteren Versuchen belog Paul sein spendierfreudiges Publikum und trat nicht wirklich an, um zu gewinnen, sondern er hatte eine heimliche Abmachung, nicht den Establishment-Kandidaten Mitt Romney anzugreifen. Öffentlich predigt er die Verfassung und die Republik, in Wirklichkeit ist er Anarchokapitalist. Rothbard verteidigte den bizarren Rechtsaußen David Duke, Mitglied des Ku Klux Klans und Schreiber bei Stormfront. 1993 dachte Rothbard laut, ein separater Staat für Afroamerikaner wäre interessant, aber zu teuer. Schließlich seien diese unfähig, produktive Gemeinschaften zu bilden und ohne Sozialhilfe von Weißen auszukommen. Der Libertäre forderte, dass weiße Polizisten die Macht haben sollten, Schwarze sofort und unmittelbar auf der Straße zu bestrafen. Polizist, Richter und Vollstrecker in einem? Solch ein Rotz ist eine perfekte Steilvorlage für die fanatischen Sozialisten.

Rothbard hing seine Fahne ständig nach dem Wind: Zuerst war er ein Konservativer in den 50er Jahren und schrieb für Buckleys „National Review“, dann machte er einen kurzen Abstecher in die Ayn Rand-Sekte. In den 1960er Jahren war er Teil der Neuen Linken, pries die Studentenrevolten und die Schriften von Historikern der Neuen Linken wie William Appleman Williams and Gabriel Kolko, und wurde Mitglied der linken Partei Peace and Freedom. Erst danach ging er zu den von Koch Industries gesponserten libertären Gruppen. Dann kam wieder ein Umschwung nach rechts und Support für Nixon.

Mises verkannte den italienischen Faschismus als „notwendigen Rettungsmechanismus voll mit besten Absichten“, um Europa vor den Kommunisten zu retten. Was ein Anfängerfehler. Er diente sogar persönlich dem Diktator Dollfuß. Friedrich August von Hayek und Milton Friedman ließen sich für das Pinochet-Regime in Chile einspannen in einem Umfang, den die heutigen Jünger wegleugnen. Die Mont Pelerin Society traf sich ausgrechnet in der chilenischen Stadt Vina del Mar, wo der faschistische Coup geplant worden war.

Wenn es keinen Anarchokapitalismus und Ayn Randism gäbe, die Rockefellers hätten diese Bewegungen garantiert erfunden. Nur so lassen sich die wütenden, wohlhabenderen Schichten dazu verleiten, für das Establishment die Staaten zu vernichten und somit die letzten Hindernisse zu beseitigen für die neue Weltordnung, ein globales unfreies System. Die Liberalen haben in den letzten Jahrzehnten jeden Mist mitgetragen, wie die Öffnung für den chinesischen Markt. All die gierigen Theoretiker legten sich mit dem roten Teufel des Kommunismus ins Bett weil sie sich davon mehr Geld versprochen haben und sich haben einreden lassen, diese Marktliberalisierung würde eine kapitalistische und somit freiheitliche Entwicklung in China begünstigen.

Das Ergebnis dieser Liberalisierung, die übrigens vom großen Helden David Rockefeller organisiert wurde, hat nun dazu geführt, dass wir abhängig geworden sind von Kommunisten, die uns überholt haben. Vielen Dank, ihr liberalen Trottel! Ich hoffe, ihr genießt eure Sportwagen und eure Ferienhäuser und euer Kokain solange, bis die sozialistischen Horden bei uns euch an den Bäumen aufhängen. Sobald die Mittelschichtler ihre Staaten aufgegeben bzw. für das Establishment zerstört haben, werden eben jene Mittelschichtler nicht etwa groß rauskommen, sondern erst so richtig ruiniert werden.

Ayn Rand ist zwar keine Anarchokapitalistin gewesen, dennoch lieferte sie den Anarchos die revolutionäre Komponente. Anstatt also die Republik mit den modernen Methoden und Technologien evolutionär zu verbessern, predigen Revoluzzer-Anarchokapitalisten, dass das Prinzip Republik unreparierbar und der Ursprung von allem Bösen sei. Das Problem seien nicht einmal „böse Menschen mit schlechten Absichten und zuwenig Informationen.“ Nein, nur die Landesgrenzen, die Verfassung und die Einheitlichkeit der Rechtsnorm innerhalb der Langesgrenzen seien das Problem. Laut Rand waren die amerikanischen Ureinwohner übrigens Wilde ohne Besitzrecht.

Experten verstehen zwar längst, dass das „Böse“ aus psychischen Aberrationen heraus resultiert und Psychopathen für ihre Gruppe, sei es nun eine Firma oder ein Staat, andere psychisch degenerierte aus der Bevölkerung als Funktionäre auswählen, aber die Anarchokapitalisten weigern sich auf Teufel komm raus, mit diesem Wissen über psychologische Selektionsverfahren die Republik zu verbessern, upzugraden: Anstatt eine Negativauslese zuzulassen, braucht es Screeningverfahren um zu verhindern, dass psychisch degenerierte Menschen zu Amt und Würden kommen. Ohne dieses Wissen um all die Irren in der Welt, die sich die Maske der Normalität aufsetzen, wählt man nicht nur die falschen Menschen, sondern man lässt sich mit den falschen Menschen auf Geschäfte ein, befreundet sie oder heiratet sie. Moderne Psychologen stimmen solchen dringend benötigten Screening-Verfahren zu:

Die Gründerväter der US-Republik kannten hunderte Jahre vor den gehuldigten Gurus wie Mises die Prinzipien einer freien Marktwirtschaft, sie waren aber gleichzeitig Militärführer und in nachrichtendienstlicher Tätigkeit bewandert. Sie waren keine Papiertiger und reine Theoretiker. Ihre Republik betrachteten sie als eine „Work in Progress“, als eine sich ständig weiterentwickelnde Sache. Zu dem Zeitpunkt gab es schlicht noch keine moderne Psychologie und keine Ponerologie, keine modernen Kommunikationsmittel. Es liegt auf der Hand, die Republik weiterzuentwickeln anstatt sie tausende Teile zu zerschlagen, zurück ins Mittelalter zu gehen und zuzulassen, dass allerhand bunte Verrückte mit den Menschen und gefährlichen, altbackenen Konzepten herumexperimentieren.

Ayn Rand mit ihrer traumatischen Kindheit und kaputten, dekadenten Mutter, schrieb mit ihrem Millionen-Bestseller-Roman „Atlas Shrugged“ eine narzisstische Rachefantasie, die beim Publikum Anklang fand. Man kann sich vorstellen, was passiert, wenn sektiererische Kultmitglieder und unzählige Mitläufer tatsächlich in eine abgesonderte „John Galt-Kommune der Übermenschen“ ziehen. Das Ganze würde enden wie in Lord of The Flies. Denn die hoffnungsvollen Revoluzzer sind nur ausgestattet mit einer fehlerhaften Moralphilosophie des weiblichen Gurus Rand, sowie mit einer wenig interessanten psychologischen Lehre über Entscheidungsfindung. Wenn sie nicht einmal Figuren wie Rand oder Molyneux oder Kokesh durchschauen können, sind sie hoffnungslos verloren.

Lew Rockwells und Hans Hermann Hoppes Begrifflichkeiten, die auf dem Papier zwischen Regierung und Nichtregierung, zwischen privat und staatlich trennen, werden an dem Element scheitern und sich in Bedeutungslosigkeit auflösen, dass immer noch viel zuwenige verstehen bzw. verstehen wollen: Die menschliche Psyche. Hinter der netten Befreiungslehre und den unrealistischen Versprechen von absoluter Gewaltlosigkeit steckt eine sehr wütende Sekte. Jeder neue Rekrut muss lernen, die Nichtgläubigen und Rekrutierungsunwillen zu verachten und zu bemitleiden. Sind die eigenen Eltern, Brüder und Schwestern nicht an Bord, soll man sich von jenen trennen. So landet man in einem engen Zirkel, wo jeder den anderen konstant in seinem Denken bestätigt. Wo ernsthaft Clans wie die Rockefellers entschuldigt werden. Wo das Mittelalter romantisiert und die Monarchie bevorzugt wird. Wo sogar ernsthaft vorgeschlagen wird, links zu wählen „damit das System schneller zusammenkracht“. Wo die „neue Aristokratie“ laut Hoppe aus der Asche emporsteigt. Und wo wahrscheinlich wieder eine „Übergangsdiktatur“ gebraucht wird.

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