spot_img

Wie sich vor 100 Jahren die Briten, Franzosen und Russen gegen Deutschland verbündeten – Teil 3

Datum:

Nicholas_II_of_Russia640

Foto: Zar Nicholas II. von Russland

Auszüge aus “Wer Hitler mächtig machte” von Guido Preparata, Ökonom und Professor in den USA

Auf diese Weise sind die Angloamerikaner immer vorgegangen: In Europa, indem sie alle gegen Deutschland aufgewiegelt haben (1904 – 1945); im nahen Osten, indem sie Israel mitten ins Herz der arabischen Welt gesetzt haben (1917 bis heute); im fernen Osten, indem sie China Dornen (Korea, Vietnam und Taiwan) in die Seite gedrückt haben (1950 bis heute); und in Zentralasien, indem sie mit Hilfe Pakistans die gesamte Region durch Stammeskriege destabilisiert haben um zu verhindern, dass die Küste der Kaspischen See in den russischen Einflussbereich kommt (1979 bis heute).

Wichtig ist, dass man bei derartigen Eroberungsversuchen niemals rasche Erfolge erwarten kann, sondern dass sich die Dinge Wochen, Monate, oder sogar Jahrzehnte hinziehen können. Imperiale Strategien sind langwierige Angelegenheiten.

Deutschland erwartete ein begrenztes Geplänkel, England die allumfassende Belagerung. 1898 begann das deutsche Reich ernsthaft, die kaiserliche Flotte auszubauen; 1906 besaß es die zweitgrößte Flotte der Welt. 1904 kamen sich Großbritannien und Frankreich diplomatisch näher, und zwar durch ein Geschäft oder die Entente cordiale, als die es bekannt wurde: Marokko ging an die Trikolore und Ägypten kam unter den Union Jack.

Im Juli 1904 wurde den Romanows in Russland nach vier Mädchen schließlich ein Junge und Erbe, der Zarewitsch Alexei, geboren. Ein Jahr später erlitt Alexei den ersten Anfall dessen, was sich zum Schrecken seines Vaters und seiner Mutter als Hämophilie herausstellte.

„Da sein Blut nicht gerinnen vermochte, konnte die leichteste Verletzung sein Leben gefährden.“

Russland war unterdessen innerlich erschüttert. Im Äußeren wurde Russland nur wenige Monate nach dem Volksaufstand in einer weit entfernten kolonialen Streitigkeit von Japanund Korea und in der Mandschurei geschlagen. Die Niederlage war beispiellos. Inmitten dieses Debakels versuchte Wilhelm schließlich doch noch eine eurasische Annäherung. Im Juli 1905 lockte er den Zaren nach Björkö am Golf von Finnland und erreichte die Zustimmung des Zaren zu einem Vertrag, in dem sich die zwei Mächte erstens zur gegenseitigen Unterstützung im Kriegsfall verpflichteten und sich Russland zweitens verpflichtete, Frankreich über das Abkommen zu informieren, damit es der Allianz beitreten werde.

Da die Deutschen bis zuletzt nicht begriffen, dass Großbritannien eine gewaltige Belagerung gegen sie in Szene setzte – die letzte politische Fehleinschätzung, die den Untergang Deutschlands heruafbeschwor – konnte die späte Allianz mit Russland nicht zum Abschluss gelangen. Der Vertrag von Björkö wurde nicht ratifiziert.

Wenn das anglofranzösische Geld und die deutsche Begriffsstutzigkeit Russland von einer Verständigung mit dem deutschen Reich abgebracht hatten, so stand ebenso die langjähige und intensive militärische Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Russland entschieden jedem weiteren verspäteten Wunsch Deutschlands, das nicht mehr Reparierbare zu reparieren, im Wege; die Deutschen hatten ihre Chance lange vor Björkö verpasst.

Im Oktober 1905 erwähnte der russische Zar in seinem Tagebuch die erste Begegnung mit einem „Gottesmann“. Rasputin war nach Sankt Petersburg gekommen. Die Umstände, wie er in die Kreise um den Kaiser eingeführt wurde, sind noch immer im Dunkeln, doch muss Rasputin zwischen diesem ersten Treffen und 1907 während einer der Bluterattacken des Zarewitschs an den Hof gerufen worden sein, wo er die Blutung auf wundersame Weise zum Stillstand brachte. Die Zarin wurde Rasputin so hörig wie der Zar ihr. Damit fiel das Schicksal des russischen Reichs in die Hände eines bäuerlichen Magiers.

Nach Frankreich stand nun Russland auf Großbritanniens Tagesordnung: Aus der Entente cordiale (zu zweit) mit Frankreich wurde die Tripelallianz mit Russland im Boot. 1907 handelte der Kopf hinter der Verstrickung Deutschlands in den Ersten Weltkrieg, Lord Grey, Großbritanniens Außenminister, mit Russland die Teilung des Irans im Austausch für Afghanistan aus und die Übergabe von Tibet.

Inzwischen war der Flottenwettkampf weitergegangen. Zwischen 1907 und 1909 hatte Großbritannien Deutschland zweimal eingeladen, einem Abkommen über eine allgemeine Begrenzung des Kriegsschiffbaus unter der Voraussetzung zuzustimmen, dass Großbritannien in dieser Hinsicht eine zahlenmäßige Überlegenheit zugesichert wurde. Zweimal lehnte Deutschland ab: Frankreich und Russland hätten ebenso das Reich auffordern können, seine eigenen Landstreitkräfte zu begrenzen, witzelte Wilhelm.

Ein letztes Angebot an die Russen erging 1911 während den Verhandlungen in Potsdam, die offiziell angesetzt waren. Deutschland erklärte sich bereit, Österreichs Intrigen in Osteuropa Zügel anzulegen, wenn Russland einwilligte, einer von Großbritannien angestifteten, feindlich gegen Deutschland gerichteten Politik keine Unterstützung zu gewähren. Der Kaiser erhielt aber keine Neutralitätsgarantie. Damit war der Spielraum für weitere diplomatische Manöver ausgeschöpft. Je mehr der deutsche Kaiser zu später Stunde versuchte, die Tripel-Entente zu schwächen, desto mehr verstärkte Großbritannien sie: 1912 unterschrieb England ein geheimes Flottenabkommen mit Frankreich, und Frankreich tat das gleiche mit Russland.

In diesen Tagen war der deuschte Generalstab mit der Einübung und weiteren Feinabstimmung des Schlieffenplans beschäftigt. Den Briten war der Plan bis ins letzte Detail bekannt:

„Ohne dass es jemand in Berlin wusste, war er 1906 dank eines Verräters, der ihn für sechzigtausend Franc verkauft hatte, in  den Besitz der französischen Armee gelangt.“

Großbritannien verließ sich darauf, dass Deutschland unvermeidlich gegen die belgische Neutralität verstoßen musste, sobald Moltke den Schlieffen-Blitzkrieg beginnen würde. Schon 1906 beteiligte sich der britische Generalstab unter voller logistischer und geheimer Zusammenarbeit seines belgischen Gegenübers an simulierten Manövern in ganz Belgien, bei denen der Einsatz eines britischen Expeditionsheeres auf dem Kontinent geprobt wurde. Die Öffentlichkeit wurde über diese Pläne nie unterrichtet.

Ab dem Frühjahr 1914 war die Entente zum Überfall auf die Deutschen bereit. Am 29. Mai 1914 berichtete Edward House, US-Präsident Wilsons Hauptberater und Amerikas graue Eminenz hinter dem angloamerikanischen imperialen Bruderschwur, aus Europa:

„Wann immer England sein Einverständnis geben wird, werden Frankreich und Russland gegen Deutschland und Österreich vorgehen.“

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Geheimdienste sollen verdeckte russische Finanzierung für Politiker in Europa aufgedeckt haben

Kommentar "Voice of Europe" schien wie eine typische, pro-russische Nachrichtenseite im Internet mit entsprechenden Beiträgen und Interviews mit europäischen...

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...