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Wie der Job eines modernen Söldners WIRKLICH aussieht

Datum:

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von Alexander Benesch

Jeder hat eine ungefähre Vorstellung darüber, was einen neuzeitlichen Söldner á la Blackwater ausmacht: Mindestens einen Meter neunzig groß, 100 Kilogramm schwer, hyperprofessionell und connected mit den „richtigen Leuten“, über dem Gesetz stehend und nach Belieben Menschen massakrierend in Irak und Afghanistan für ein 6-stelliges Salär.

Wie sieht die Realität auf dem Boden aus? Zuallererst sollten sie das mittelalterliche Wort Söldner vergessen; das Gehalt stammt zwar von einem Privatkonzern, dieser lässt sich allerdings wiederum seine Dienste von der Regierung bezahlen, die wiederum dem hilflosen Steuerzahler in die Tasche langt. Sozialistische Staatskultanhänger heulen natürlich, dass es den privaten Sicherheitskräften nur ums Geld und nicht um die Sache gehen würde. Staatliche Soldaten kassieren im Vergleich zu den Söldnern lausige 25.000 Dollar im Jahr und haben aber meist weit weniger Ahnung von den politischen Realitäten als ihre inzwischen arbeitslosen oder ins Söldnerlager übergewechselten Vorgänger.

Statt Söldner heißt es „Contractor“, also Vertragsnehmer oder Vertragsarbeiter. Was hat im Vergleich dazu der staatliche Soldat unterschrieben? Genau, auch einen Vertrag. Männer bewerben sich also für Verträge mit einer Laufzeit von 3 Monaten (selten) bis 1 Jahr (die Regel). Die Aufgabengebiete sind verschieden und involvieren nicht pausenlos epische Feuergefechte: Personenschutz, Leute finden, usw. Für einen Contract gibt es zwischen 60.000 und über 300.000 $ steuerfrei plus Versicherung und Krankenkasse plus bezahltem Urlaub von bis zu 3 Monaten im Jahr; Neulinge starten meist bei 80.000. Ka-Ching!

Das mit dem großen Reibach stimmt also; wie sieht es dann mit dem Rest der allgemeinen Vorstellung aus? Sicher arbeitet man doch ständig mit abgeklärten Profis zusammen, die man in den Filmen und Videogames sieht? Band of Brothers? Letztendlich ist man gezwungen, sich in allen möglichen und unmöglichen Situationen auf diejenigen Figuren verlassen, die der Auftraggeber sonst noch so angeheuert hat. Leute die tatsächlich meist hochgewachsen sind und Masse sowie Training mitbringen, aber die Persönlichkeitsstruktur eines unsicheren 13-jährigen haben der nicht darüber hinwegkommt, dass seine Mutter nichts getaugt hat. Idioten statt Blutsbrüder also, und das in einer extremen Umgebung!

Aber die juristische Immunität muss doch wenigstens garantiert sein, oder? Immerhin hört man das doch bei Michael Moore und anderen Sessel-Bolschewisten in den „alternativen“ Medien. Ein Contract garantiert einem doch den gleichen Status wie ein Botschafter und die Jobs sind eh ausschließlich in Afghanistan und Irak?

Wenn man ein alter Hase ist mit einem Botschafter, Politiker oder Ranking CIA Field Director als engen Verwandten und in besetzten Ländern arbeitet, dann vielleicht schon. Ansonsten gilt für die Tough Guy Contractors in Katar oder Kuwait bestes Benehmen und strengstes Alkoholverbot, wer erwischt wird, fliegt. Wer anderweitig die Auftragsfirma in ein peinliches Licht rückt, riskiert mindestens das plötzliche Karriere-Aus und die Aussicht auf ein Leben mit Jobs, die ungefähr nur ein Achtel des Contracting zahlen.

Man muss jederzeit peinlichst darauf achten, beim Überqueren von Grenzen oder anderswo in Dritte Welt-Ländern keine der geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze zu verletzen, um nicht verhaftet zu werden. Eine leere Patronenhülse im Gepäck? Da werden sie die gleiche Reaktion ernten, als hätten sie eine Bazooka über die Grenze schmuggeln wollen! Eine Packung Schmerztabletten die sie auf dem Schwarzmarkt oder woanders sogar legal erstanden haben? Sie gelten nun als internationaler Drogenschmuggler, landen in einem überfüllten Gefängnis mit verstopften Toiletten und verlieren ihre Erlaubnis für Contractor-Arbeit. Sie beleidigen aus Ärger Einheimische oder die Regierung in Katar oder Saudi-Arabien? Ab ins Loch.

Die einheimischen Gesetze sind das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt sind und sie als „Ungläubiger“ dürfen sich dann gegen die Scharia-Gerichte in einer anderen Sprache verteidigen. Der für sie zuständige US-Botschafter ist zu beschäftigt damit, in seinem 20.000 $ Appartment Dinnerparties abzuhalten und private geschäftliche Deals abzuschließen, um mehr für sie zu tun als ihnen einen nutzlosen Besuch abzustatten und ihnen die Nummer eines örtlichen Anwalts zu geben, der ihnen und ihrer Familie sämtliche Ersparnisse abknöpfen wird. Falls sie gefoltert werden, lässt der Botschafter seiner Sekretärin einen Brief „mit starken Formulierungen“ diktieren der dann an ihre Haftanstalt gesendet wird. Ihre Firma hält genau 30 Tage lang den Anschein aufrecht, sich um sie zu kümmern, dann darf man sie als „Missing in Action“ deklarieren und betrachtet sich nicht länger als zuständig. Sie sind ja nur einer von vielen Abenteurern.

Was macht also der Contractor der Spaß haben will und Urlaub hat? Er kauft einen Ferrari in rot. Und vielleicht noch einen in gelb. Die stehen dann das Jahr über in seiner Garage und verlieren rapide an Wert während er im Wüstenland im Zelt sitzt und sein Kamel bürstet. Oder er kauft ein Haus für 400.000 Dollar dessen Kosten er später nach seiner Contactor-Karriere nie wird tragen können.

Oft heiratet der Contractor zu Hause ein Weib das er nicht gut genug kennt, das natürlich „anders als die anderen ist“ und die sich garantiert nie mit seinem Geld und einem neuen Boyfriend aus dem Staub machen würde. Wirft der Contractor nicht regelmäßig einen Blick auf die eigenen Finanzen, kommt man nach Hause und findet überraschenderweise leere Konten und fünf aufs Maximum belastete Kreditkarten. Haben sie das schon mal in einem Medal of Honor/Battlefield Game gesehen?

Was bleibt also dem Contractor? Sinnvolle Investments? Nützliche Connections knüpfen für eine Karriere nach dem Wüstentrooper-Dasein? Nein, man fliegt nach Bankok um sich in Tittenbars zu besaufen und seine infantilen Träume auszuleben! Irgendwann  glaubt man dann, sich in ein Barmädchen verliebt zu haben, das „irgendwie anders“ zu sein scheint und dessen herzerweichende Geschichte über kranke Familienmitglieder einen berührt. Irgendwie fühlt man sich wie der Prinz im Märchen, der die Macht hat, das Aschenputtel zur Prinzessin zu machen. Ihre Orientalität wirkt mysteriös und interessanter als die standardisierte westliche Frau, sie scheint dich zu „verstehen“ und verlangt keine tiefgründigen Diskussionen, zu denen du sowieso nicht imstande bist.

Man gibt ihr regelmäßig Geld um „ihren kranken Vater zu pflegen“, was soviel heißt dass ihr heimlicher Ehemann sich endlich seinen Großbildfernseher, iPhone und andere Annehmlichkeiten kaufen kann. Irgendwann kauft man ihrer Familie dann für 50.000 Dollar sogar ein Haus. Warum dich die Einheimischen hinter vorgehaltener Hand auslachen, wird dir erst später bewusst. Ihr „Bruder“ hat dann natürlich irgendwann einen „Motorradunfall“, was weitere 3000 Dollar kostet. Hat man genug Zeit verbracht mit der Frau in die man sich „unsterblich verliebt“ hat (was Liebe ist weiß der Contractor natürlich nicht), folgt die Hochzeit, die weitere 10.000 Dollar kostet, bei der aber seltsamerweise nur Reis mit Huhn serviert wird.

Ist man erst restlos pleite und misstrauisch geworden, macht sich die Frau aus dem Staub und hinterlässt gerade noch die fünf oder sechs völlig ausgereizten Kreditkarten. Wenn man unter 35 Jahre alt ist, kann man jetzt noch versuchen, aus der Misere zu lernen und durch mehr Contract Work sich aus den Schuldenloch zu befreien. Andere mit weniger Glück sind da schon 56 Jahre alt und fliegen trotz anhaltender Knieschmerzen auch wieder in den mittleren Osten für einen Contract, um „neu anzufangen“.

Happy Contracting!

AlexBenesch
AlexBenesch
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