spot_img

Warum das Vertrauen von Wissenschaftlern in Bitcoin nur mager ist

Datum:

Alexander Benesch

„Bei einem Goldrausch macht man Geld am besten mit dem Verkauf von Schaufeln.“

In einer aktuellen wissenschaftlichen Analyse über die Erzeugung von Einheiten der digitalen Krypto-Währung Bitcoin sprechen Nicolas T. Courtois, Marek Grajek und Rahul Naik auch über das Thema Sicherheit:

Offiziell gilt Bitcoin als experimentell, Bitcoin behauptet nicht einmal, sicher zu sein. Die Sicherheit des Bitcoin-Protokolls und der Software ist sogar schon einmal gebrochen worden. Am 15. August 2010 erzeugte jemand die verblüffend hohe Menge von 184 Milliarden Bitcoins im [theoretischen] Wert von Billionen Dollars aus dem Nichts und brachte das dezentralisierte System dazu, das zu akzeptieren.

Das Protokollsystem und die Software wurden sofort gepatched und das Bitcoin-Protokoll ist nun in der Version 2. Alle Bitcoin-Nutzer weltweit mussten zustimmen, diese seltsame Zuordnung von Geld zu löschen. Der einzige Weg, um sich von dieser Art von Fehler zu erholen, ist der Konsens. Es gab auch große Cyberattacken mit echten Exploits gegen Bitcoin-Software und Systeme. In einem einzelnen dieser Fälle gingen 17.000 BTC verloren (oder wurden gestohlen) im Wert von Millionen Dollars.

Es gibt darüberhinaus auch nicht-technische Gründe, sehr zurückhaltend zu sein mit Bitcoin. Interessanterweise handelt es sich bei dem Entwickler des Systems anscheinend um ein Pseudonym und er ist verschwunden. Soweit wir sehen können, hat kein einziger ernsthafter akademischer Kryptologe öffentlich sein Vertrauen in Bitcoins und deren Sicherheit geäußert. Im Gegenteil, die Community der Kryptographen, genau wie die Community der Softwareentwickler, sind voller hochfähiger Codebrecher, die jeden Tag immer neue Attacken und Exploits finden im Bezug auf gesicherte Systeme wie Bitcoin.

Eine wichtige Quelle in diesem Bereich ist ein Paper, das bei Financial Cryptography 2012 publiziert wurde. Dieses Paper erklärt deutlich, dass hunderte akademische Analysen veröffentlicht sind, die die Effizienz und Sicherheit von E-Geld-Konstruktionen verbessern sollen. Gleichzeitig erklären die Autoren, dass Bitcoin ein vergleichsweise simples System ist, das keine ausgefallene Verschlüsselung benutzt und alles andere als perfekt ist. Sie analysieren dann im Folgenden die Sicherheit des Bitcoin-Systems von zahlreichen Perspektiven und erwägen viele interessante Angriffe.

Dorit Ron und Adi Shamir veröffentlichten vor einem Jahr eine Analyse der anonymisierten, öffentlichen Transaktionshistorie von Bitcoin:

Wir isolierten zusätzlich alle großen Transaktionen, die jemals in dem System aufgezeichnet worden sind, und analysierten, wie diese Mengen zusammenkamen und ausgegeben wurden. Wir entdeckten, dass fast alle diese großen Transaktionen die Abkömmlinge einer einzelnen großen Transaktion mit 90.000 Bitcoins vom 8. November 2010 waren, und dass die Sub-Graphen dieser Transaktionen viele seltsam aussehende Ketten und Gabelungen mit anschließenden Rückaddierungen beinhalten, wobei eine große Menge entweder innerhalb weniger Stunden durch hunderte kurzlebige Zwischenkonten überwiesen wurde, oder in viele kleine Mengen aufgeteilt wurde, die bei verschiedenen Konten landeten, nur um dann wieder kurz darauf in praktisch der gleichen Gesamtmenge in einem neuen Konto zusammenaddiert zu werden.

Es ergab sich folgende Besitzstruktur:


Eine einzige Person besaß im Jahr 2012 zwischen 200.000 und 400.000 Bitcoin, eine weitere Person besaß zwischen 100.000 und 200.000, fünf Personen besaßen zwischen 50.000 und 100.000.

97% aller Bitcoin-Besitzer hatten weniger als 10 Transaktionen, während geradeeinmal 75 Besitzer mit 5000 Transaktionen in Verbindung gebracht werden.

Eine Studie über die die Bitcoin-Wechselstubenindustrie hat ergeben, dass 45% aller Wechselstuben scheitern und dabei nur begrenzte Rückerstattungen an Kunden statfinden.

Die Computerwissenschaftler Tyler Moore (Southern Methodist University, Dallas) und Nicolas Christin (Carnegie Mellon University) untersuchten 40 Einrichtungen, von denen 18 nicht mehr im Geschäft sind. 13 schlossen ohne Vorwarnung während 5 nach Sicherheitslecks gezwungen waren zu schließen.

Ein wichtiger Risikofaktor ist die Frage, ob Kunden bei einer Schließung Rückerstattungen erhalten oder nicht. Bei 18 Schließungen gab es in 11 Fällen Rückerstattungen, davon 6 zumindest behauptetermaßen. In 5 Fällen gab es definitiv keine Rückerstattung.

Die Studie hält fest, dass die Digi-Währung sich noch in einem frühen Stadium befindet und die Daten statistische Schwächen aufweisen. Derzeit scheitern 45% aller Bitcoin-Wechselstuben.

AlexBenesch
AlexBenesch
Senden Sie uns finanzielle Unterstützung an: IBAN: DE47 7605 0101 0011 7082 52 SWIFT-BIC: SSKNDE77 Spenden mit Paypal an folgende Email-Adresse: [email protected]
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img
spot_img

Related articles

Geheimdienste sollen verdeckte russische Finanzierung für Politiker in Europa aufgedeckt haben

Kommentar "Voice of Europe" schien wie eine typische, pro-russische Nachrichtenseite im Internet mit entsprechenden Beiträgen und Interviews mit europäischen...

Recentr LIVE (26.03.24) ab 19 Uhr: Dunkelfeld

Wir leben in einem Zeitalter, in dem die Menschen die falschesten Vorstellungen von den drei Supermächten besitzen. https://youtu.be/Q87IgKxwsQo

Islamischer vs. westlicher Globalismus

Propaganda aus der muslimischen Welt enthält viele Elemente, die auch westliche Sozialisten verwenden, und solche, die bei westlichen...

ISIS-K ist Russlands nächstes Problem

Kommentar Russland unter den Zaren träumte davon, das ottomanisch-islamische Kalifat zu zerstören und zu übernehmen. In der sowjetischen Phase...