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Wired Magazine: Zentrales Wikileaks-Mitglied war FBI-Informant, verriet unzählige Daten

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Kevin Poulsen schockt in Wired Magazine mit der Reportage über ein zentrales Mitglied der Organisation Wikileaks, das für das FBI als Informant gearbeitet und unzählige Daten weitergereicht haben soll. Sigurdur “Siggi” Thordarson war ab September 2010 enger Vertrauter von Julian Assange und eine wichtiger Organisator bis zu seinem Rauswurf im November 2011. Im August 2011 ging der 18-jährige laut den Informationen von Wired Magazine in die US-Botschaft in Reykjavik und bot sich den amerikanischen Behörden an.

Der deutsche Ex-Wikileaks-Organisator und lange Zeit Nummer zwei der Gruppe, Daniel Domscheit-Berg, berichtete in seinem Buch Inside Wikileaks Überraschendes über Thordarson:

„…diese Geschichte kommt mir bis heute merkwürdig vor. Uns warnte er [Assange] immer vor dem Jungen. Er sei ein Lügner und nicht vertrauenswürdig. Julian wollte auf jeden Fall verhindern, dass wir mit ihm sprachen. Umso erstaunter war ich, dass er sogar eine eigene E-Mail-Adresse bei Wikileaks bekam. Das hatten in der ganzen Zeit nur sehr wenige Personen, vielleicht zehn bis zwanzig, keinesfalls mehr. Julian kaufte ihm zwei Laptops und hatte ihm ja sogar eines der Cryptophone gegeben.“

Nicht nur bekam „Siggi“ Hardware und offizielle Email-Adresse zur Kommunikation, sondern nach dem Weggang von Domscheit-Berg und 2 wichtigen Programmierern auch die Kontrolle über den Wikileaks-Chatroom, in dem neue Freiwillige kamen, Journalisten, potentielle Quellen und andere Gruppen.

Domscheit-Berg berichtete weiterhin:

„Die Mails an den 17-Jährigen sowie an den späteren Sprecher Kristinn wurden automatisch an deren gmail-Adresse weitergeleitet […] Ich fragte mich, ob man es den Amerikanern wirklich so einfach machen musste, unsere interne Kommunikation mitzulesen.“

Auch die isländische Politikern Birgitta Jonsdottir, die wegen dem narzisstischen Assange die Zusammenarbeit mit Wikileaks beendete, hatte sofort Bedenken:

„Ich warnte Julian vom ersten Tag an, mit dem Typen stimmt etwas nicht…“

Das FBI soll Thordarson mehrmals hin und hergeflogen haben für Debriefings, insgesamt erhielt man 8 Festplatten auf denen mutmaßlich vertrauliche Chatlogs von Wikileaks, Videos und andere Daten enthalten sind. Diese Daten können auch potentiell Quellen von Wikileaks entlarven und juristisch greifbar machen. Immer wieder waren höchst geheime Chatlogs von Wikileaks im Netz aufgetaucht. Ein Geheimnis bewahren konnte die Organisation nicht wirklich.
Ein weiteres Kapitel um Thordarson ist dessen Versuch, Mitglieder der Hackergruppe LulzSec zu kontaktieren. Um seinem Gegenüber zu beweisen, dass er in unmittelbarer Nähe zu Assange arbeitete, nahm er ein kurzes Video auf, auf dem Assange und der Live-Chat mit dem LulzSec-Kontaktmann zu sehen waren und zeigte dem Hacker diesen Clip.

Das FBI hatte eine Woche zuvor bereits den Anführer von LulzSec, Sabu alias Hector Xavier Monsegur, rekrutiert. Im November wurde Thordarson bei Wikileaks gefeuert. Man wirft ihm vor, einen eigenen Wikileaks-T-Shirt-Laden online eröffnet und die Einnahmen von rund 50.000 $ selbst eingesteckt zu haben. Inzwischen gibt es Strafanzeigen gegen ihn wegen steuerlichen und anderen finanziellen Angelegenheiten. Das FBI speiste ihn mit rund 5000$ ab.

Der Autor für Wired Magazine, Kevin Poulsen, war selbst einmal das Ziel von Ermittlungen des FBI. Er veröffentlichte auch die Chatlogs zwischen der Wikileaks-Quelle Bradley Manning und dem Hacker Adrian Lamo, der unter anderem für eine FBI-Frontorganisation arbeitete laut Berichten von Forbes Magazine (Link) namens Project Vigilant. Laut einem Artikel im San Francisco Examiner hätte man bereits den ehemaligen NSA-Beamten Ira Winkler im Team sowie  Suzanne Gorman, früherSicherheitschefin am New York Stock Exchange.

Julian Assange von Wikileaks hat ebenso eine Geschichte mit den Strafverfolgungsbehörden. Die australische Mainstream-Zeitung The Age berichtete (Link) über die Enthüllung eines Gerichts in Melbourne, dass er 1993 aktiv mit der Polizei des Bundesstaats Victoria u.a. als technischer Berater kooperiert hatte bei Ermittlungen gegen mutmaßliche Besitzer von Kinderpornograhie.

Die australische Polizei hatte Anfang der 1990er Jahre noch gegen Assange und zwei seiner Hackerkollegen der Gruppe „International Subversives“ wegen zahlreicher Computerverbrechen ermittelt, die sich gegen diverse Konzerne und Regierungsbehörden wie die amerikanische NASA richteten und hunderttausende Dollars Schaden verursacht haben sollen. Die Verhaftung fand Ende 1991 statt. Überraschenderweise erhielten alle drei nach einem trotz erdrückender Beweislast nur sehr schleppend verlaufenden Verfahren 1996 nur eine geringe Geldstrafe von jeweils 2100 australischen Dollars.

Die Richterin Jeanette Morrish gab später einen Teil des Transkripts von Assanges Gerichtsverhandlung von 1996 frei , den sie einen Monat zuvor noch aus Sorge um Assanges „Sicherheit“ unter besonderen Verschluss gestellt hatte. In dem betreffenden Abschnitt heißt es u.a. von Assanges Anwältin Grace Morgan, ihr Mandant hätte „Polizeibehörden Hilfe geleistet“. Als die Presse diese Information entdeckte, wurden von Seiten des Gerichts und Assanges Anwältin rasch Details nachgereicht, damit nicht der „irreführende Eindruck“ entstehe, Mr. Assange sei ein Informant gewesen:

„1993, als Mr. Assange Anfang 20 war, hatte er Ermittlern von der Einheit der Victoria Police für Kindesmissbrauch Hilfe geleistet,“

so die Erklärung von Ms. Morgan

„Mein Klient assistierte bei zwei Ermittlungen. Seine Rolle war beschränkt auf die Bereitstellung von technischer Hilfe und Unterstützung sowie die Assistierung bei der Strafverfolgung von Personen die unter Verdacht standen, Kinderporographie im Internet zu verbreiten.“

„Mr. Assanges Beteiligung war Mittte der 1990er Jahre abgeschlossen. Ihm ist nicht bekannt wie die Ermittlungen letztendlich ausgegangen sind, aber ihm ist bewusst dass seine technische Expertise von Wert gewesen war.“

„Mr. Assange erhielt keinen persönlichen Gewinn aus dieser Hilfe und war froh, in der Lage sein zu helfen.“

Richterin Morrish schien besorgt, dass man der Justiz vorwerfen könnte, ein mildes Urteil augesprochen und eine Rekrutierung Assanges als Informant verschleiert zu haben. Sie fragte:

„Wie lange würde er Bestand haben wenn er den Ruf hätte, ein Informant zu sein?“

Assanges geringe Geldstrafe wurde seinerzeit erklärt mit der Rücksicht auf dessen schwere Kindheit. Ansonsten wären 10 Jahre Haft für die fast 30 Fälle von Computerstraftaten fällig gewesen. Es ist möglich dass sich Assange vielmehr durch seine Kooperation mit der Polizei von Victoria und evtl. weiteren ähnlichen Tätigkeiten sein mildes Strafmaß verdiente. Die Frage, ob er neben Konsumenten von Kinderpornographie auch Hacker ausspioniert und an die Behörden verraten hat, ist offen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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