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Die Sicherheit in der Privatrechtsgesellschaft nach Hoppe unter realen Bedingungen (Teil 3)

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Bild: Die Zerstörung des Leviathans

Von Alexander Benesch

Die Diskussion ist vehement, aber notwendig. Die eine Seite erklärt, ein Minimalstaat könne durchaus neben privaten Sicherheitsfirmen und dem tatkräftigen Bürger für Sicherheit und die Wahrung der Rechte sorgen. Die andere Seite ist überzeugt, jeder noch so geringfügige Minimalstaat öffne die Büchse der Pandora und wird unweigerlich wachsen und zum großen Rechtsbrecher werden. Es handelt sich nicht nur um eine Theoriediskussion, denn von diesen Gedanken ist abhängig, ob sich freiheitlich gesinnte Menschen nun entweder politisch organisieren oder das Feld den Sozialisten und anderen Freiheitsgegnern überlassen. Außerdem ist das Thema Sicherheit überlebensnotwenig und nicht gerade das Spezialgebiet der ganzen Sozial- und Wirtschaftstheoretiker.

Francis Bacon überlieferte die amüsante Geschichte (wahr oder erfunden) von mehreren Akademikern die lange miteinander stritten, wieviele Zähne ein Pferd wohl habe, bevor jemand auf die Idee kam, einfach einem Gaul ins Maul zu schauen und nachzuzählen.

Wenn Wirtschaftstheoretiker wie Rothbard oder Hoppe über das Thema Sicherheit in Gesellschaften sprechen (i.e. Verbrechensbekämpfung, Krieg, Geheimdienste etc.), dabei den wirtschaftstheoretischen Rahmen nie wirklich verlassen, aber meinen, auf dem Papier funktionierende private Sicherheitslösungen innerhalb einer Privatrechtsgesellschaft für Verbrechensbekämpfung und Krieg konstruiert zu haben, dann ist das ungefähr so, als würde der Wirtschaftstheoretiker behaupten, fähig zu sein, nur mit marktwirtschaftlichen Sätzchen auf dem Papier ein funktionierendes Auto konstruieren zu können.

Da wäre die Rede davon wie doch der Wettbewerb der Zulieferer die günstigsten und besten Teile ermöglichen würde, wie effektiver es doch ist wenn die Privatfirma das Auto baut und nicht der Staat usw.

Wenn aber jemand einwenden würde, dass all diese Sätze zwar für sich volkswirtschaftlich korrekt seien, aber deswegen der Volkswirtschaftler trotzdem nicht im Ansatz ein funktionierendes Ingenieursdesign für einen PKW zu Papier gebracht hat, würde der erboste Volkswirtschaftler erwidern, er habe doch prima aufgezeigt, wie ein Auto marktwirtschaftlich zustande käme.

Die vehementen Gegner jedweder noch so geringer Staatlichkeit könnten vielleicht sogar behaupten, dass die Frage danach, wie konkret funktionstauglich das Auto ist, „irrelevant“ sei, denn die marktwirtschaftlichen Sätzchen seien ja absolut wahr, und jedes Herumreiten auf der Frage, ob da jetzt ein fahrendes Auto rauskommt, würde die reine Lehre und die heiligen Prinzipien beschmutzen und zu allerhand Unheil führen.

Peter Boehringer schrieb Folgendes auf einen Artikel von Stefan Blankertz über die Hoppe-Diskussion:

Es wird hier ja offensichtlich langsam regelmäßige Übung, jeden, der es wagt, nicht etwa den totalen, sondern auch nur den Minimalstaat zu propagieren, ausführlich und schon in der Überschrift namentlich (und damit gut googlebar) und kritisch zu analysieren. Nun denn – dann muss eben (obwohl ich in vielen Dingen nicht mit Alex B übereinstimme) im Sinne der Sache auch hier mal wieder richtiggestellt werden:

“Die These, der gegenwärtige Maximalstaat basiere auf »Kriminellen«, die das System »mit schmutzigen Tricks manipulierten«, während ein von diesen kriminellen Manipulierern gereinigtes System als Minimalstaat weiterexistieren könne, halte ich für theoretisch falsch und praktisch desaströs. Die These lässt es so erscheinen, als könne der Staat auch anders, wenn wir nur andere Politiker hätten. Aber warum haben wir nicht andere Politiker? Weil das System des Staates notwendig diese Art Politiker hervorbringt.”

=> Das ist mal wieder das ewige “Argument” von den dummen oder “systemisch-opportunistischen”, “nur individuell-rationalen” Menschen, die nicht über ihren Tellerrand und ihr Portemonnaie hinausschauen – und die sich zu allem und jedem kollektiv korrumpieren lassen. Klingt theoretisch richtig doll. Besteht aber zumindest hierzulande seit Jahrzehnten keinen Praxistest. Keine einzige der wirklich fatalen Entscheidungen (v.a. der finanziellen EUR-Entscheidungen, die aufgrund ihrer wirtschaftlichen Megabedeutung eben auch den ganzen gesellschaftlichen Wahnsinn seit etwa 1990 bedungen haben), wurde seit mindestens 1990 hierzulande direktdemokratisch bestätigt. Und es hätte dazu auch (wäre das Volk gefragt worden) keinerlei Mehrheiten gegeben. Weder bei der Personenfreizügigkeit für fast alle, noch bei Maastricht, noch beim EUR, noch bei der üblen EU-Verfassung, noch bei ESM und anderen EUR-”Rettungen”.

=> Der Stammtisch ist nicht so dumm wie hier elitärerweise immer wieder getan wird. Das ist angesichts der Fakten einfach unbillig. Man kann nicht sagen “das tumbe Volk [oder verschämter: ‚das Staatssystem‘] wählt immer die Falschen, weil … das System sie eben kollektiv korrumpierbar macht”, wenn

a) es bei Wahlen keine echte Wahl gibt (schon mal versucht, eine bürgernahe Partei zu gründen? Die selektiv korrupten Eliten verhindern dies fast immer.)
b) die (nicht oder nur aus Zwang) gewählten Politiker bei den eigenen “Wählern” in wichtigen Fragen regelmäßig keine Mehrheit haben!

=> Wir erleben hierzulande und weltweit seit Jahren SELEKTIVE Korruption der Eliten und ihrer Helfer. Das sind zugegebenermaßen verdammt viele. Einige Zehntausend. Aber es bleibt eine winzige Minderheit. DIESE Korrupten treiben den Wahnsinn zugunsten ihrer Clique voran. Wie viele Belege à la NSA dafür braucht es noch, damit man dies eben NICHT als pöhse VT, sondern als Verschwörungs-REALITÄT erkennt? Allerhöchstens nützen die Eliten das System und die Hilflosigkeit der Bürger aus – es ändert aber nichts an der Ursache in IHRER, SELEKTIVEN Korruption. Und DEREN Ursache wiederum ist das Falschgeldsystem, ohne das der Leviathan längst verhungert wäre! DAS ist die Kausalkette – auch wenn hier immer wieder was anderes behauptet wird. Ohne Falschgeld ist ein Gewaltmonopol nichts wert, denn es mündete sofort in der offenen Diktatur – die dann per Revolution beseitigt werden kann. Die Eliten seit 1913 sind schlauer als die offenen Diktatoren zuvor. Heimlich und über Schmiergeld läuft der Betrug ab – selektiv korrupt. Hartz IV und andere scheinbar “kollektiv korrumpierende” Werkzeuge sind nur Brosamen angesichts der Billionen-Beträge, die sich die selektiv Korrupten über die illegitime Falschgeld-Seigniorage einschieben.

=> Der denkende Minimalstaatler lehnt darum ZUERST das Falschgeldsystem ab. Aber ebenso Parlamente und Parteien. All das gehört rigoros abgeschafft. Es ist eine GANZ ANDERE Frage bzw. Aussage, das Gewaltmonopol AN SICH anzugreifen (wie es hier ja regelmäßig geschieht). Oder auch die (Direkt!)Demokratie, der nie eine Chance gegeben wurde und die darum auch nicht permanent verantwortlich für alles gemacht werden kann!

=> Es ist “theoretisch und praktisch desaströs”, immer und immer wieder mit nicht belegten, in EURopa geradezu faktenwidrigen Behauptungen “Das Volk ist selbst schuld!” diese neue Kollektivschuld-These aufzustellen, die in anderer Form schon vor 80 Jahren falsch war. Das Volk hatte und hat in wichtigen Fragen nichts zu melden. Und seine Meinung wird nicht einmal im Parlament repräsentiert – im hier so oft (zurecht) beklagten pervertierten Staat erst recht nicht. Darum kann das Volk auch nicht schuld sein. Kämpfen wir lieber gemeinsam darum, DASS das Individuum wieder was zu melden hat – das wäre doch mal eine echte libertäre Aufgabe. Der Weg dahin führt (in dieser Reihenfolge) über

a) die Abschaffung der Monopolgeldgesetze und des fractional banking
b) das daraus folgende Aushungern überflüssiger nannyhafter Staats- und NGO-Institutionen
c) die Abschaffung der Parteien
d) die Abschaffung auch der Parlamente
e) [wichtig]: Innehalten, sehen, wie sich dieser direktdemokratisch regierte Minimalstaat mit winzigen Kompetenzen und ohne Falschgeld und ohne Besteuerung jenseits 10% so anfühlt – mithin die 90%ige Privatrechtsgesellschaft!
f) Schauen, ob wirklich jemand DANN noch das Gewaltmonopol des Staates abschaffen und in die 0%-Nichtstaats-Utopie weiterziehen will.

Wir haben erst bei f) ernsthaften intern-libertären Diskussionsbedarf zwischen ACs und Minimalstaatlern. Eigentlich nicht mal dann, denn auch zu f) muss das Volk entscheiden. Es könnte sein, dass die 150%igen ACs dann enttäuscht über ihre Abstimmungsniederlage sein werden. Aber die 10% Freiheitsverlust sollte man verschmerzen können; das macht die ACs [Anarchokapitalisten] dann nicht zur verfolgten und unterdrückten Minderheit… Immer daran denken, wir kommen von 70% Unfreiheit – und 100% Freiheit gab es immer nur in philosophischen Büchern und wäre mE auch mit Kollateralfolgen verbunden, zu deren Vermeidung man lieber einen 10%igen Preis bezahlt. Die Natur kennt den Zustand der totalen Freiheit nicht oder nur für die Allerstärksten / -reichsten.

Auf diesem Meta-Niveau argumentierend kannst Du auch zur Genesis zurückgehen. Gott war da, hatte das Gewaltmonopol und “zweckentfremdete” alles – bis es heute alles schlecht ist. Na und? Klar ist das Gewaltmonopol irgendwie immer da. Zuallererst im Urzustand – dem Dschungel mit dem “Gewaltmonopol” beim Stärksten. Hatten wir doch eben erst ausführlich.

Die Debatte dreht sich aber doch darum, wie man das Gewaltmonopol wenigstens zähmt/einschränkt , wenn man es schon nicht wegbekommt (wie auch?)! M.E. am besten, indem man ihm erst mal die Macht über das Falschgeld nimmt und so den Staat und damit die Macht ganz massiv verschlankt (50-90%ige Teilentmachtung). Über Goldgeld geht es am einfachsten (da hier physikalische Gründe der Vermehrung und damit der massenhaften Enteignung durch Inflationierung entgegenstehen) – aber man kann den freien Geldwettbewerb vielleicht auch anders durchsetzen.

Wenn ihr argumentiert, das geht grundsätzlich und gar nicht, weil die Macht sich jedes Werkzeug (in diesem Fall das mächtige des Geldes) aneignen kann; und wenn ihr AUCH noch (zurecht) sagt “Die Gewalt war vor dem Staat da”): Woher um Gottes Willen kommt dann eure Hoffnung, jemals diese Macht (Staat, Clan, Fürst, Diktator, Parlament, Psychopathen; einer hat sie immer) entmachten zu können?

Alles was ich sage ist, die beste Chance hierfür ist es, offensiv arguementierend gutes, nicht frei vermehrbares Geld durchzusetzen. Aber ja, selbst das kann mit Gewalt monopolisiert werden – siehe Roosevelt 1933 u.v.a. Goldraubzüge der Geschichte. Ohne anhaltenden Freiheits-Kampf der Menschen wird es nicht gehen. Aber ihr habt doch selbst keine Idee, wie ihr (ausgehend von der heute machtmonopolisierten Situation) dieses Monopol ohne Kampf loswerdet. Die Kraft der Reinen Vernunft wird es nicht richten.

AlexBenesch
AlexBenesch
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