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Die Sicherheit in der Privatrechtsgesellschaft nach Hoppe unter realen Bedingungen (Teil 2)

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Von Alexander Benesch

Die Diskussion ist vehement, aber notwendig. Die eine Seite erklärt, ein Minimalstaat könne durchaus neben privaten Sicherheitsfirmen und dem tatkräftigen Bürger für Sicherheit und die Wahrung der Rechte sorgen. Die andere Seite ist überzeugt, jeder noch so geringfügige Minimalstaat öffne die Büchse der Pandora und wird unweigerlich wachsen und zum großen Rechtsbrecher werden. Es handelt sich nicht nur um eine Theoriediskussion, denn von diesen Gedanken ist abhängig, ob sich freiheitlich gesinnte Menschen nun entweder politisch organisieren oder das Feld den Sozialisten und anderen Freiheitsgegnern überlassen. Außerdem ist das Thema Sicherheit überlebensnotwenig und nicht gerade das Spezialgebiet der ganzen Sozial- und Wirtschaftstheoretiker.

Hans-Hermann Hoppe, der den Staat ablehnt und eine Privatrechtsgesellschaft vertritt, erklärt in seinem Buch „Demokratie – Der Gott der keiner ist“:

„Rothbard hat uns, aufbauend auf der bahnbrechenden Analyse des französisch-belgischen Ökonomen Gustave de Molinari, eine Skizze darüber geliefert, wie Schutz und Verteidigung in einem System des freien Marktes funktionieren würden.“

Sind Ökonomen, Wirtschaftstheoretiker wie Molinari oder Hoppe, wirklich die geeigneten Personen um uns über Sicherheit aufzuklären? Hoppe bleibt, wie seine Vorbilder, auf der wirtschaftstheoretischen Ebene und argumentiert mit Angebot und Nachfrage, damit dass konkurrierende private Sicherheitsunternehmen, die nach Leistung bezahlt werden, in der Privatrechtsgesellschaft effektiver arbeiten als der behäbige Monopolist namens Staat.

Gruselig wird es, wenn Hoppe von gigantischen privaten Sicherheitsunternehmen schreibt, die zusammen mit Versicherern und Rückversicherern „kombiniert eine ökonomische Macht repräsentieren, die jene der meisten Regierungen in den Schatten stellt.“ Oh oh.

Hoppe will also private, internationale Leviathane, die den einzelnen Bürgern und notfalls auch den kleineren staatlichen Leviathanen aufs Maul hauen. Man will also die Pest mit der Cholera austreiben. Für Hoppe gibt’s bei einer ultramächtigen Organisaton mit stehenden Armeen also kaum Bedenken, solange sie privat ist. Dabei können solche Megakonzerne schnell selbst Regierungen spielen. Wollen sie sich mehr gruseln? Bitteschön:

„Die Versicherer wären für die Möglichkeit des Angriffs eines Staates effektiv ausgerüstet und ausgebildet und in der Lage, mittels einer zweifachen Verteidigungsstrategie zu antworten. Einerseits, in bezug auf ihre Operationen innerhalb der freien Territorien, wären Versicherer bereit, jeden Eroberer auszuweisen, gefangenzunehmen oder zu töten, während sie versuchen würden, jeden Kollateralschaden zu vermeiden. Andererseits, in bezug auf ihre Operationen auf staatlichem Territorium, wären Versicherer bereit, beim Gegenschlag auf den Aggressor (den Staat) zu zielen. Das bedeutet, Versicherer wären bereit, zum Gegenangriff überzugehen und, ob mit Langstrecken-Präzisionswaffen oder mit Attentatskommandos, Staatsangestellte von der Spitze der Regierungshierarchie vom König, Präsident oder Premierminister abwärts zu töten, während jeder Kollateralschaden an unschuldigen Zivilisten (Nichtstaatsangestellte) zu vermeiden versucht würde.“

Merken sie die blutrünstige Wut auf alles was mit Regierungen zu tun hat, während monströse Unternehmen mit stehenden Heeren die good guys sein sollen auf die man sich verlassen könne? Hat Hoppe berücksichtigt, dass Staaten und Unternehmen gerne verdeckte Kriegsführung betreiben, Destabilisierungsoperationen und Anschläge unter falscher Flagge? Nein. Nicht nur Regierungsbeamte haben den Moral Hazard, Krisen heimlich zu schüren und verdeckte Anschläge zu begehen um die Nachfrage nach mehr Staat zu generieren! Auch die privaten Sicherheitsunternehmen, insbesondere die von Hoppe herbeigewünschten Leviathane, haben den Moral Hazard, Chaos zu schüren um die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen zu erhöhen. Da gibt es schnell geheime Partnerschaften zwischen dem privaten Sicherheitsdienstleister und terroristischen Gruppen. Und die Sicherheitsgiganten würden sich genauso aufblähen wie es immer heißt, dass sich die Staaten aufblähen.

Staaten oder monströse private Sicherheitsgiganten können einfach Tatsachen schaffen und dann lügen. Es ist leider in der Praxis nie leicht, den Aggressor der als erstes geschossen hat, zu identifizieren. Das sieht man ja immer an den Grenzkonflikten oder Beispiel des ersten Weltkriegs: Frankreich, Russland, England und co. sprachen sich heimlich untereinander ab, planten Krieg gegen Deutschland und einigten sich im Vorfeld auf die Verteilung der Beute hinterher. Man mobilisierte die Armeen, die Deutschen waren gezwungen nachzuziehen und hinterher dichtete man Deutschland die Alleinschuld an. An so einem Dreck kann sich auch ein Versicherer-Monstrum mit eigener Armee beteiligen! Also wieso um Gottes Willen soll ich deswegen meinen deutschen Staat komplett aufgeben und internationale private Sicherheitsmonster füttern, die keine familiären und emotionalen Bindungen an die Deutschen haben? Genausowenig wollen die Franzosen eines Tages aufwachen und zusehen, wie die allianz-Armee mit der Münchner Rück im Hintergrund durch die Straßen marschiert.

Viele von diesen Versicherer-Monstern würde es eh nicht geben, sondern nur ein paar. Wenn die sich zusammenrotten, gibt’s die Diktatur. Also malen wir uns ein realistischeres Szenario aus: Deutschland gibt jede Staatlichkeit auf, verwandelt sich in eine Privatrechtsgesellschaft und es existiert eine Vielzahl privater Sicherheitsunternehmen

Szenario 2 in der Privatrechtsgesellschaft

Yevgeny ist Agent des russischen Geheimdienstes. Mit einer Deck-Identität gelangt er problemlos in die Privatrechtsgesellschaft wo früher der deutsche Staat existierte. Sein Auftrag lautet, einen Staatsstreich vorzubereiten um die Deutschen der russischen Gewalt zu unterwerfen.

Auf deutschem Staatsgebiet, dessen Territorialität nicht mehr gewährleistet ist, hat er bereits viele große Agentenringe aufgebaut mit Hilfe von willigen Deutschen, die u.a. private Sicherheitsfirmen, Zeitungen und diverse Organisationen leiten. Diese ganzen Fronteinrichtungen vertreten nach außen hin verschiedenste Ideologien und Überzeugungen, gehören jedoch alle zu Moskaus Plan. Offen für eine kommunistische Revolution zu agitieren, ist in der deutschen Privatrechtsgesellschaft kein Verbrechen, schließlich wird ja die absolute Abwesenheit jeglichen staatlichen Zwangs glorifiziert.

Die Agenten können überall in der Bevölkerung auf zahlreiche weitere sozialistische Agenten zurückgreifen, die bereit sind, als freiheitliche Bürger getarnt in die Unternehmen hineinzugehen und dort nach Kräften zu sabotieren. Teure Maschinen gehen kaputt, Sachen gehen verloren, Unterlagen verschwinden oder landen bei der Konkurrenz.

Auch anderweitig wird sabotiert, denn überall brechen Moskaus Agenten Streit vom Zaun und verwickeln die vielen privaten Sicherheitsunternehmen in fruchtlose und teure Konflikte ohne Aussicht auf einvernehmliche Lösung durch dritte Schlichter.

Menschen in der Privatrechtsgesellschaft haben zwar ständig den Verdacht, dass etwas richtig schief läuft, aber ihre angeheuerten privaten Sicherheitsunternehmen können keine Vernehmungen von Verdächtigen erzwingen, keine Hausdurchsuchungen machen, ja nicht einmal korrekt die Identitäten von möglichen Agenten festnageln, denn die entziehen sich durch ihre Tarnung oder durch ihre eigenen angeheuerten, heimlich moskau-gesteuerten privaten Sicherheitsunternehmen dem Zugriff. Staatliche Ausweise gibt es keine. Im Äußersten Notfall verschwindet der Agent nach Russland und kommt einen Monat später mit neuer Identität zurück.

Die Privatrechtsgesellschaft wird mit ihren eigenen Waffen ausgeblutet. Aber die Moskau-gesteuerten Zeitungen und Fernsehsender und Webseiten, die sich immer ein freiheitliches Image gegeben haben, schimpfen gegen diejenigen Stimmen im Land, die aus Selbsterhaltungstrieb einen Minimalstaat und Befugnisse für staatliche Ermittler fordern. Man schreit: „Was für ein Verrat an den Werten!“. Die Menschen in der Privatrechtsgesellschaft keifen sich gegenseitig an und verblasen ihre Energie. Eines Tages besetzen kommunistische moskau-treue Kräfte die wichtigsten Städte und Industriezentren. Panisch versuchen die unzähligen verstrittenen privaten Sicherheitsunternehmen an einem Strang zu ziehen, aber es herrscht Chaos, weil die Kommunikationssysteme von Kommunisten sabotiert wurden. Die Mobilisierung der angestellten Kämpfer und von Bürgermilizen dauert zu lange. Überall sitzen nämlich Agenten und schaffen Chaos. Die Kämpfer haben keine funktionierenden Transportmittel, und werden in die falschen Richtungen ausgeschickt.

Die Leiter von den größten Sicherheitsunternehmen rufen gemeinsam andere Nationalstaaten im Umland an und bitten um Hilfe. Die ausländischen Regierungen fragen, welche Gebiete diese privaten Sicherheitsunternehmen denn wenigstens kontrollieren und bieten an, Hilfe zu leisten gegen hohe Zahlungen und Abtretungen von Gebieten. Die Vertreter der privaten Sicherheitsunternehmen erklären, dass sie eigentlich gar nicht die Befugnisse haben, Gebiete abzutreten und Besitz der Bevölkerung zu enteignen und anzutreten. Die ausländischen Regierungsvertreter bekommen von Moskau das Gegenangebot, Teile von deutschem Staatsgebiet zu bekommen falls sie den privaten Sicherheitsunternehmen auf deutschem Boden keine Hilfe leisten. Die Regierungsvertreter nehmen das russische Angebot an und mobilisieren ihre eigenen Truppen gegen die Deutschen. Die Vorbereitungen dafür liefen schon eine ganze Weile, denn im Ausland waren die Polizei und die Geheimdienste in der Lage, vom Plan der Russen frühzeitig Kenntnis zu erreichen.

Die deutsche Privatrechtsgesellschaft ist als Non-Staat in keinem zwischenstaatlichen Verteidigungsbündnis mehr, also sind keine Probleme zu erwarten. Währenddessen gewinnen die Kommunisten per Waffengewalt immer mehr Boden. Langsam kommt zwar immer stärkerer Widerstand von den Deutschen, aber plötzlich trifft eine Atombombe auf die größten privaten Sicherheitunternehmen. Die Kommunisten können in Norddeutschland und im Osten Korridore schaffen für die eintreffenden russischen staatlichen Militärstreitkräfte. Diese töten 2 Millionen deutsche Männer bevor die Deutschen überall kapitulieren. 20% der Fläche Deutschlands geht an die Franzosen, der Rest untersteht Moskaus Kontrolle. Sämtliche Freiheit ist auf deutschem Boden für immer beendet.

Szenario 2 in dem Minimalstaat

Yevgeny, der Russenagent, hat überall nur Schwierigkeiten auf deutschem Boden. Überall ertappen die deutschen Behörden und privaten Sicherheitsunternehmen seine Agenten und drehen sie um. Das ganze funktioniert prächtig: Die Privaten oder individuelle Bürger dürfen zwar nur in Notfällen selbst Verhaftungen machen und müssen sich später eine richterliche Überprüfung des Vorgehens gefallen lassen, trotzdem liefert man zusammen mit den staatlichen Behörden Ergebnisse.

Das öffentliche Fordern einer kommunistischen Revolution steht unter Strafe, kommunistische Organisationen sind illegal und werden konsequent verfolgt. Immer wieder gibt es Festnahmen und Hausdurchsuchungen bei feindlichen Agenten. Yevgeny muss seinen Kontaktleuten in Moskau berichten, dass die Aussichten trübe sind. Er bekommt Druck, gefälligst bessere Ergebnisse zu liefern.

Er geht höhere Risiken ein bei seinem Agentenring und macht seinen leitenden Agenten mächtig Druck. Dummerweise arbeitet einer von ihnen für den deutschen Staat. In einer schnellen Aktion werden Yevgeny und seine Leute von einem staatlichen Antiterrorkommando verhaftet. Weil sie alle deutsche Pässe tragen und entsprechende Dokumente besaßen über das Ausmaß ihrer Pläne, werden sie zu lebenslanger Haft verurteilt. Moskau schäumt vor Wut und schickt die nächsten Agenten nach Deutschland, die bei Null anfangen müssen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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