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BGE und Schwundgeld: Denn sie wissen nicht, was sie tun

Datum:

Markus Bechtel (Goldseitenblog.com)

Kennen Sie noch den guten alten Euro-Scheck? [2] Wenn ja, dann können Sie sich bestimmt noch daran erinnern, wie Sie das Euro-Scheckformular Ihrer Bank aus der Tasche und Ihre Euro-Scheckkarte Ihrer Bank aus dem Portemonnaie genommen haben. Anschließend haben Sie auf dem Euro-Scheck Ihre Kartennummer und den Geldbetrag eingetragen und schließlich den Euro-Scheck unterschrieben. Auf dem Scheckformular waren bereits die Daten Ihrer Bankverbindung eingetragen. Den fertig ausgefüllten Euro-Scheck haben Sie dann mit Ihrer Scheckkarte der Kassiererin zum Abgleich ihrer Daten und Ihrer Unterschrift gegeben. Wenn die Kassiererin daran nichts zu beanstanden hatte, dann akzeptierte sie den Scheck an Stelle von dem eigentlich zu zahlenden Betrag an Bargeld. Später hat Ihre Bank dann Ihr – hoffentlich gedecktes! – Bankkonto mit dem entsprechenden Betrag belastet.

Haben Sie sich eigentlich jemals gefragt, was Sie da gerade gemacht haben? Haben Sie sich jemals Gedanken über die rechtliche Bedeutung des Bezahlvorganges mit einem Scheck gemacht? Vermutlich nicht. Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Sie haben damit gerade Geld geschöpft!

Der Euro-Scheck stellte bis zu einer Höhe von 400 D-Mark gewissermaßen ein Blanko-Scheck dar. Die Bank gab Ihnen bis zu dieser Summe eine Deckungszusage, auch kurz „Deckung“ genannt. Durch diese Deckungszusage war diese durch den Euro-Scheck verkörperte Geldforderung genauso sicher, wie eine Forderung gegen die Bank selbst. Der Inhaber konnte sich daher sicher sein, den ausstehenden Geldbetrag zu erhalten. Bei einem normalen Schuldschein hätte der Händler Ihr Insolvenzrisiko tragen müssen. Beim Factoring (engl., Forderungsabtretung zum Zwecke der Finanzierung) eines normalen Schecks hätte er bei der finanzierenden Bank einen sehr hohen Sicherheitsabschlag (das Pendant zum Überziehungszins) hinnehmen müssen. Durch die Deckung der Bank mußte der Händler bei dem Euro-Scheck nur noch das Insolvenzrisiko der Bank tragen. Und dieses Risiko war – Oh selige Zeit, wohin bist Du entschwunden? – recht gering.

Deshalb wurde ein Euro-Scheck auch wie Bargeld behandelt. Wenn man nicht gerade die Rückseite des Euro-Schecks durchgestrichen und so die Abtretung der in dem Scheck verkörperten Forderung ausgeschlossen hatte – die Händler haben immer böse geschaut, wenn ich die Rückseite durchgestrichen hatte –, dann konnte dieser Scheck beliebig oft abgetreten werden, bevor er schließlich bei der Bank eingelöst wurde. Dieser ursprünglich von Ihnen für Ihre eigene Verbindlichkeit in den Rechtsverkehr gebrachte Euro-Scheck ist damit zu Geld geworden. Deshalb werden derartige Schecks auch der Geldmenge M2 bzw. M3 zugerechnet. Dieses Geld hat heute eine wesentlich größere Bedeutung als die umlaufende Bargeldmenge M1 der Zentralbank. Die Bargeldmenge M1 ist dagegen sprichwörtlich nur „Peanuts“.

Dieses System würde also auch dann funktionieren, wenn es überhaupt keine Zentralbank und folglich auch kein Zentralbankgeld (Dollar, Euro etc.) gäbe. Dieses System funktioniert mit ungedeckten Euros genauso, wie mit der goldgedeckten Reichs-Mark, mit Tulpen-Zwiebeln genauso, wie mit Goldstücken. Am Ende haben alle immer das bekommen, was sie vereinbart hatten. Entscheidend ist lediglich, daß sich die Gläubiger und die Schuldner auf ein bestimmtes Entgelt geeinigt haben.

Warum erzähle ich Ihnen das? Nun, dieser Tage hatte ich wieder einmal das zweifelhafte Vergnügen, einen Artikel von zwei mir besonders ans Herz gewachsenen esoterischen bzw. sozialistischen Wirtschaftskritikern zu lesen. Was würden Sie, eingedenk meiner vorherigen Ausführungen zum Euro-Scheck, zu folgenden Zeilen sagen?

„Das unglaubliche Privileg, daß private Institutionen Geld herstellen und gegen Zins verleihen dürfen, wird durch dieses Modell [MB: Gemeint ist hier das „Fließende Geld“ der Autoren] beendet. Das Geldschöpfungs-Monopol wird sozialisiert [MB: SOZIALISIERT!], und die in Umlauf gebrachte Geldmenge von der Zinsbelastung befreit.“ [MB: Wer trägt dann das Insolvenzrisiko?] [3]

Was soll man dazu sagen? Diese zwei esoterischen bzw. sozialistischen Wirtschaftskritiker verkaufen uns hier offensichtlich Äpfel für Birnen. Dabei haben sie die Äpfel vorher „sozialisiert“, also uns gestohlen.

Das Recht der Geldschöpfung ist bereits – wie Sie am Beispiel des Euro-Schecks gesehen haben – ein Allgemeingut. Es bedarf also überhaupt keiner Sozialisierung. Im Gegensatz dazu bedeutet die Sozialisierung der Geldschöpfung, daß uns Bürgern dieses Recht genommen, auf eine geldsozialistische Staatsbank übertragen und anschließend wieder nach politisch korrekten Maßstäben, also in sozialistischer Planwirtschaft zugeteilt wird. Das ist gewissermaßen Diebstahl, Betrug und Hehlerei in einem. Die Sozialisierung der Geldschöpfung ist daher nichts anderes als sozialistische Staatshehlerei.

Dabei ist es auch völlig gleichgültig, ob diese Sozialisierung der Geldschöpfung von einer staatlichen Zentralbank, also vom Staat selbst, oder von einer privatisierten Zentralbank, wie etwa der amerikanischen „Federal Reserve“, geschieht. Es ist vollkommen gleichgültig, ob Sie von einem staatlichen oder einem privaten Mafiaboss ausgenommen werden. Diebstahl bleibt nun einmal Diebstahl, Betrug bleibt Betrug und Hehlerei bleibt Hehlerei.

Dieser Betrug wird Ihnen spätestens dann klar, wenn Sie sich das „Fließende Geld“ dieser zwei Wirtschaftskritiker vergegenwärtigen:

„Auf dem heutigen Stand der Technik und Produktivität würde sich dieses Modell noch leichter verwirklichen lassen. Die technische Umsetzung eines Umlaufimpulses von beispielsweise 0,8 % pro Monat [MB: also 9,6 % pro Jahr] erfolgt bei Bargeld über aufgedruckte Wertetabellen bzw. integrierte Mikrochips [MB: Nachtigall, ick hör Dir trapsen!] und bei Bankkonten über automatische Kleinstabbuchungen [MB: Zypern läßt grüßen!]. Damit die Geldmenge dabei nicht ständig abnimmt (Deflation), wird der Umlaufimpuls [MB: früher auch als Kalaschnikow-Impuls bekannt] permanent von der gemeinnützigen Zentralbank [MB: der ungemein nützigen Zentralbank] neu erzeugt. Dieses Geld fließt anstelle von Steuern direkt an den Staat (sowie im Rahmen des Plan B als bedingungsloses Grundeinkommen an alle Bürger).“[MB: Und wenn Marx nicht gestorben ist …]

Haben Sie gemerkt, daß Sie von diesen Wirtschaftskritikern gerade vollständig geleimt geworden sind? Das ging gewissermaßen durch den Rücken durch die Brust ins Auge.

Dieser Umlaufimpuls ist eine Vermögenssteuer bzw. Geldverkehrssteuer. Während die Geldschöpfung mit dem Euro-Scheck noch freiwillig erfolgte – Sie hätten ja genauso gut auch bar bezahlen können – so erfolgt diese Geldschöpfung zwangsweise. Sie werden zum einen gezwungen, dieses Geldsystem überhaupt zu verwenden. Sie werden weiterhin gezwungen, zusätzlich zu dem ursprünglich vereinbarten Geldbetrag noch eine Geldmaut zu leisten. Sie werden damit gezwungen, sich zusätzlich zu verschulden. Dabei handelt es sich um eine Enteignung der Bürger. Dieses Geld wird nämlich nicht aus dem Geldkreislauf heraus genommen, sondern durch eine „gemeinnützige Zentralbank“, also durch die Hintertür, wieder dem Geldkreislauf hinzugefügt. Natürlich nur zur Bekämpfung der bösen Deflation. Dieser Umlaufimpuls ist daher nichts anderes als eine Geldenteignungsgebühr. Wirtschaftlich betrachtet läuft es immer auf dasselbe hinaus.

Damit sich diese Vermögensumschichtung nicht so dramatisch anhört, sprechen diese Wirtschaftskritiker von „nur“ 0,8 % pro Monat. Tatsächlich bedeutet dies eine zusätzliche Besteuerung des Jahreseinkommens von rund 10 %. Das hört sich dann doch gleich ganz anders an, oder? Die einmalige Finanzmarkttransaktionssteuer (0,1% eines Firmenanteils) wäre geradezu „Peanuts“ dagegen! Diese konnte man wenigstens noch mit den entgangenen Grundsteuern begründen. Und den Kosten der Bankenrekapitalisierung.

Diese 10%ige Geldumsatzsteuer wäre auch bei weitem nicht ausreichend, um jedermann ein bedingungsloses Grundeinkommen (BGE) in Höhe von 10.000 Euro pro Jahr zu zahlen. Wenn jeder ein BGE von 10.000 Euro p.a. erhalten soll, dann müßten Sie bei jeder Geldzahlung mit einem Aufschlag von etwa 30 % rechnen. Denn 10.000 Euro jährlich für jeden sind etwa 30 % des jährlichen Bruttosozialproduktes.

An dieser Stelle fällt auf, daß sich diese Wirtschaftskritiker zwar für die Erhaltung unserer Lebensgrundlagen, also für die Einhaltung der Naturgesetze einsetzen. Wenn es aber um die arbeitsteilige Wirtschaft geht, dann scheinen diese Naturgesetze dann ganz schnell vergessen zu sein. Eines der grundlegendsten Naturgesetze ist das Gesetz von Ursache und Wirkung, dem Kausalgesetz. Im Wirtschaftsrecht sprechen die Juristen ganz genauso von der „Causa“, dem Rechtsgrund für einen wirtschaftlichen Leistungsaustausch. Diese Kausalität ist in einem freiheitlichen bürgerlichen Kapitalismus ein vertraglicher Anspruch, eine einvernehmliche und gegenseitige „Verbindlichkeit“. Nur ganz ausnahmsweise fingiert der freiheitliche bürgerliche Gesetzgeber eine solche Verbindlichkeit. In einem autoritären sozialistischen Kapitalismus ist es genau umgekehrt. Im sozialistischen Kapitalismus ist die gesetzlich vorgegebene „Causa“, also der gesetzliche Zwang, die Regel und die vertraglich begründete „Causa“ die Ausnahme. Ein BGE von 10.000 Euro p.a. erzwingt eine permanente Leistungsbereitschaft und eine kontinuierliche Leistungsfähigkeit der Wirtschaft in entsprechender Höhe. Eine solche „bedingungslose“ Wirtschaft gibt es jedoch nicht. Die Bürger würden sich diesem Geldsozialismus durch eine Rückkehr zum Realgütertausch und damit zu Gold und Silber entziehen. Eine natürliche Wirtschaft ist weiterhin eine zyklische (siehe Jahreszeiten!) und damit bedingte Wirtschaft. Das BGE wäre daher bei einem Wirtschaftscrash der finale Todesstoß des deutschen Mittelstandes. Daraus folgt, daß das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) ein erzwungener Geldsozialismus ist, der gegen die grundlegendsten Naturgesetze verstößt.

Der eigentliche Denkfehler dieser Wirtschaftskritiker ist allerdings noch viel grundlegender. Sie glauben, daß Inflation bzw. Deflation eine Funktion der Geldmenge sei. Daß also die Summe der zukünftig am Markt verfügbaren Waren und Dienstleistungen eine Funktion der heutigen Geldmenge sei. Die Geldmenge ist aber nicht die Summe der bereits vorhandenen, sondern lediglich die Summe der noch zu leistenden Waren und Dienstleistungen. Der Preis der zukünftigen Waren und Dienstleistungen hängt aber nicht (nur) von der heutigen Geldmenge, sondern auch von vielen anderen Faktoren ab. Bei einer Mißernte werden die Getreidepreise eben steigen. Trotz gleichbleibender Geldmenge.

Hier zeigt sich wiederum das Zeitproblem des Kapitalismus. Dieses Zeitproblem ist damit eigentlich ein unlösbares Problem. Auch ein noch so ausgeklügelter planwirtschaftlicher Zentralbank-Sozialismus kann dieses Zeitproblem nicht lösen. Das ist eben die zentrale Lebenslüge des Marxismus. Der Sozialismus kann das allgemeine Lebensrisiko nicht lösen!

Wirtschaftlich betrachtet geht es bei dem BGE um eine Vermögenssteuer bzw. Geldverkehrssteuer, also um eine Enteignung der Bürger. Und was wird damit wieder finanziert? Die gemein nützigen Staatsausgaben natürlich! Gemein nützig natürlich nicht für die normalen Bürger. Gemein nützig natürlich nur für eine ungemein nützige Nomenklatura und deren ungemein nütziges Fußvolk. Diese Nomenklatura wickelt ihren Zahlungsverkehr auch weiterhin über die „City of London“ oder andere Offshore-Inseln ab – natürlich ohne derartige „Umlaufimpulse“. Der ungewaschene Pöbel soll sich dagegen das Geld aus der rechten Tasche ziehen lassen, um dann ein Paar BGE-Brosamen in die linke Tasche gesteckt zu bekommen. Damit dann alles so bleibt, wie es schon immer war. Das Ganze nennt diese Nomenklatura dann auch noch ganz marxistisch „revolutionär“ oder „Revolution“. Wenn es nicht so bitter wäre, dann könnte man darüber lachen. Es ist jedoch regelmäßig blutiger Ernst daraus geworden.

Mal ehrlich! Würden Sie bei einem solchen Spiel freiwillig mitmachen? Da müßten Sie ja völlig besoffen oder gepudert sein! Das geht nur unter staatlichem Zwang!

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE) mag von ihren Initiatoren ja gut gemeint sein. Gut gemeint ist aber oft das Gegenteil von gut!

© Markus Bechtel 2013. Alle Rechte vorbehalten.

***

Anmerkung: Die Kommentare von Pseudonymen werden nicht bearbeitet. Ich bitte insoweit um Verständnis.

[1] Lukas 23, 34; http://www.bibel-online.net/buch/luther_1912/lukas/23/#34

[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Eurocheque bzw. https://de.wikipedia.org/wiki/Scheck

[3] Andreas Popp, Rico Albrecht, „Fließendes Geld“, in: compact 6/2013, Seite 48 ff., https://www.compact-magazin.com

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