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Myriad Genetics und die Brustkrebsindustrie

Datum:

Alexander Benesch

Ärzte machen kein Geld mit Toten und Gesunden, also hält man die Menschen irgendwo dazwischen. Ein relativ neuer und umstrittener Zweig der Medizin will mit völlig überteuerten genetischen Tests quasi in die Zukunft des Patienten schauen und ihm dann noch viel teurere Behandlungen aufdrängen, um eine theoretische Krankheit in der Zukunft zu verhindern, ein statistisches Risiko zu minimieren.

Angelina Jolies öffentliche Ankündigung, sich einer doppelten Mastektomie unterzogen zu haben obwohl sie keinen Brustkrebs hat, weil das Ergebnis eines BRCA-Gentests ihr dies nahegelegt hätte, ist nicht die “heroische” Entscheidung wie es in den Massenmedien angepriesen wird. Es fällt zusammen mit einer PR-Kampagne und einer Entscheidung des obersten Gerichtshofes in den USA über die Gültigkeit der lukrativen Gen-Patente.

Myriad Genetics verlangt rund 3000$ für den Test auf ein möglicherweise erhöhtes Brustkrebsrisiko. Dabei könnten hunderte klinische Labore das gleiche für unter 200$ anbieten, was sie aber nicht dürfen. Sobald ein Arzt nämlich einem Patienten Blut abnimmt und die DNA isoliert, um die BRCA-Gene zu untersuchen, verletzt er das Urheberrecht von Myriad. Myriads Geschäftsmodell, exklusiv den Test anzubieten, führte die Firma von einem Start-Up 1994 zu einer Aktiengesellschaft mit 1200 Angestellten und rund 500 Millionen Dollar Umsatz im Jahr 2012.

In einem verwirrenden Hinweis im deutschen Ärzteblatt wurde behauptet, Myriad hätte nach Protesten die Patente 2004 quasi an die University of Utah verschenkt. Das hat den Klang nach Wohltätigkeit. So einfach ist die Sache jedoch bei weitem nicht, es tobt in den USA der Krieg vor Gericht, da Myriad auf SEINEN Genpatenten beharrt.

Die Firma wurde aus der University of Utah heraus gegründet von Wissenschaftlern, die an der Jagd nach dem BRCA1-Gen beteiligt waren. Mark Skolnick, ein Gründer von Myriad und Wissenschaftler der Universität, veröffentlichte mit Kollegen im August 1994 die Gensequenz. Im selben Jahr wurde das erste Patent angemeldet zugunsten der University of Utah, dem National Institute of Environmental Health Sciences (NIEHS) und Myriad. Im darauffolgenden Jahr isolierten Myriad und die Universität das BRCA2-Gen, auch hier folgte eine Patentanmeldung. 1996 kam dann der überteuerte Test in der Packung auf den Markt, um mögliche Mutationen in beiden Genen aufzudecken.

Investoren pumpten munter Geld in die junge Firma, da sie auf 20 Jahre das Exklusivrecht für den Test hatte. Das schloss mit ein, juristisch gegen Konkurrenten vorzugehen, auch beispielsweise gegen andere amerikanische Universitäten, die in der Regel wie ein Konzern funktionieren und Profite machen. 1998 bekam beispielsweise das Gendiagnostik-Labor der University of Pennsylvania eine Unterlassungsaufforderung von Myriads Anwälten, Blutproben von Patienten auf BRCA zu testen.

Die Association for Molecular Pathology, die University of Pennsylvania, Forscher an der Columbia University, NYU, Emory und Yale, sowie mehrere Patientenvereinigungen und Patienten gingen schließlich vor Gericht gegen die Patentierung von menschlichen Genen. Eine Grundsatzentscheidung des obersten Gerichtshofes wird für dieses Jahr erwartet. Das Argument gegen die Patentierung lautet, niemand habe die Gene erfunden und niemand könne einem anderen verbieten, seine eigenen Gene zu betrachten.

Peter Meldrum, der CEO von Myriad, erhielt 2011 insgesamt 4,87 Millionen Dollar Gehalt. Weitaus mehr verdienen die Ärzteschaft und Big Pharma an den risikobehafteten präventiven Behandlungsmethoden für Frauen, die oft auf die BRCA-Tests folgen: Darunter die bizarre Chemoprävention mit Tamoxifen oder die Entfernung der Eierstöcke und der Brustdrüsengewebe. Dabei kommen schnell fünf- oder sechsstellige Summen pro Patient zusammen.

Alleine die doppelte Mastektomie, wie bei Schauspielerin Angelina Jolie, liegt bei 50.000$.

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