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Informationsbomben und das Attentat von Boston

Datum:

Wolfgang Eggert

Ein Mann liegt im Krankenhaus. Er wird einer Straftat verdächtigt. Die Polizei wird ihn vernehmen. Das ist normal. Natürlich kann der Betroffene einen Anwalt konsultieren. Auch das ist so üblich, zumindest in demokratischen Staaten. In den USA – jeder kennt das aus einschlägigen Krimis – muss der vermeintliche Bösewicht sogar im Vorfeld einer Befragung ausdrücklich über seine Grundrechte unterrichtet werden. Zumindest war das bisher so der Fall. Jetzt, da es um die Aufklärung der Bombenanschläge von Boston geht, gehen die Uhren anders. Das Kriegsrecht, welches am Tag des Attentats vom Tatort aus über die gesamte Stadt ausgesprochen wurde, hat das Krankenzimmer des mutmasslichen Täters erreicht.

Keine Rechtsaufklärung, keine juristische Beratung, so planen die Ermittlungsbehörden mit Unterstützung aus der Regierung. Stattdessen tagelange Verhöre bei denen nicht einmal mehr das Recht zu schweigen Geltung haben soll. Was genau das heisst, bleibt in den neugeschaffenen amerikanischen Anti-Terror-Gesetzen schwammig. Wenn jemand hartnäckig schweigen will, wird er dann – nun auch ausserhalb von Guantanamo – gefoltert?

Sicher, die Militarisierung der Rechtssprechung in Gottes eigenem Land mag dem einen oder anderen Zeitgenossen angesichts einer Bedrohung durch Terrorismus auf den ersten Blick entschuldbar erscheinen. Mit einem auf frischer Tat ertappten, hieb und stichfest überführten Massenmörder „hart umzuspringen“, um eine weiter schwelende Gefahr aus dem weg zu räumen, so ein Vorgehen ist durchaus mehrheitsfähig. Doch genau hier haben sich Staat, Justiz, Polizei, Medien und Öffentlichkeit immer wieder aufs Neue zu fragen: Ist das gegebene Täterbild „rund“ und mit beweiskräftigen Fakten unterlegt, daß es so aussergewöhnliche Maßnahmen rechtfertigt? Schon bei gewöhnlichen Strafsachen und Verhörbeschlüssen ist das die Eingangshürde zu jedem Täterscreening. Immer. Jede Polizeibehörde der Welt hat sich hieran zu orientieren. Für das statement „wir sind auf der richtigen Spur“ müssen erst einmal handfeste Belege auf den Tisch.
Im Fall der Bostoner Marathonanschläge scheint dieser Grundsatz weitflächig in Vergessenheit geraten zu sein.

Was als „Spur“ vorliegt ist ein Feuergefecht an einem anderen Ort, bei dem am gleichen Tag ein Polizist erschossen und mehrere Verhaftungen vorgenommen wurden. Zunächst eine Einzelperson, welche in die Kategorie „rechtsradikaler Waffennarr“ eingestuft wurde – und binnen Stundenfrist in Vergessenheit geriet. im Fokus des Interesses blieb dagegen das ins Krankenhaus eingelieferte Brüderpaar Tsarnaev, welches bis heute die Medien bewegt. Dieses passt vom kulturellen Auftreten und äußeren Erscheinungsbild her kaum in die von der Presse bemühte „fundamentalistische“ al-Kaida-Schublade, wohl aber scheint das russisch-dagestanische Duo Radikale Positionen vertreten zu haben, was in der Vergangenheit bereits das FBI auf den Plan gerufen hatte: Bereits vor Jahren gab es bei den Tsarnaevs eine Hausdurchsuchung, die Sprösslinge wurden längerfristig „betreut“.

Ihre Verwicklung in die Schießerei erscheint sicher. Wie und ob die beiden allerdings auch in den Anschlag auf den Marathon verwickelt waren, ist nach wie vor unklar. Dafür bräuchte es entsprechende Zeugenaussagen oder Bildbelege. Beides fehlt. Polizei und Presse vermeldeten nach den Anschlägen, daß die Ermittler durch Überwachungskameraufnahmen Bildmaterial besäßen, welches den oder die Täter beim Ablegen der Sprengsätze zeige. Zwei personen wurden als dringend Tatverdächtig namhaft gemacht. Problem: Es stellte sich heraus, daß die früh benannten Tatverdächtigen bereits vor den Anschlägen mutmaßlich gestorben waren. Dass die Behörden – wie im Fall 9/11- so schnell diese Identitäten namhaft machen konnten ist eine beachtliche Leistung. Wie sie es taten, ist bis heute unklar. Ob sie dabei auf eine möglicherweise falsche Spur gelenkt wurden, oder sich diese selbst auslegten ebenfalls.

Der erste „Erfolgszugriff“ in direktem Zusammenhang mit dem Marathon war die Festsetzung eines saudischen Bürgers, der sich am Tatort aufgehalten und dort verletzt hatte. Er wurde von der Polizei hinsichtlich der Tat als verdächtig („person of interest“) eingestuft, was eine Hausdurchsuchung und dortselbst Beschlagnahmungen nach sich zog. Die Familie des Mannes gehöre zum saudischen Establishment und sei mit al-Kaida verbunden, hieß es. Bereits einen Tag nach dem Attentat stand daraufhin der saudische Außenminister bei seinem amerikanischen Amtskollegen John Kerry auf der Matte, wobei nicht klar ist, was beide zu bereden hatten. Beziehungsweise ob das Gespräch überhaupt zustandekam: Wartenden Journalisten wurde mitgeteilt, dass das Meeting quasi Minuten vor seinem Beginn gecancelt worden sei, Kerry müsse sich „von einer längeren Flugzeugreise erholen“. Wieder einen Tag darauf führte Präsident Obama ein Außerplanmäßiges Gespräch mit dem Saudiminister im Weißen Haus. Parallel dazu wurde bekannt gegeben, dass dessen „verdächtiger“ Landsmann nicht mehr verdächtig sei und sofort nach Saudi-Arabien abgeschoben werde bzw. nach eigenem Willen ausreisen könne. Auch hier werden Erinnerungen an 9/11 wach, als die US-regierung Tage nach den New Yorker Todesflügen die in den USA befindlichen Mitglieder des „Bin Laden-Clans“ in Sondermaschinen nach Saudi-Arabien ausflog.

Erst mit einiger Verspätung und ganz zuletzt rückten dann die heute so berühmten Tsarnaevs als „Hauptwürdenträger“ des finalen Shootouts in den Fokus der Medien, wo sie als einzige „wahre“ Täter auch des Marathonbombings bis heute verbleiben. Zur Untermauerung präsentierten die staatlichen Behörden Stand- und Filmaufnahmen, welche die Brüder zeigten, angeblich am Tag und Ort der bombenanschläge. Wer nun eine „Smoking Gun“ erwartet hatte, wurde einigermaßen enttäuscht. Die postulierten Aufnahmen, welche die Täter bei der Ablage der Bomben zeigen, sind nicht darunter und auch bis heute nicht veröffentlicht. Was man sieht, ist lediglich das Brüderpaar auf einem nahezu leergeräumten Bürgersteig, mit Rucksäcken „bewaffnet“. Ein Teil der Familie bezweifelt die Authentizität der Überwachungskamerabilder und spricht von Fotoshopping. Das wiederum lässt Erinnerungen an den vergleichbaren Terrorvorfall vom 7.7.2005 aufkommen, bei dem mehrere britische Muslime beschuldigt wurden, die Londoner Untergrundbahn gebombt zu haben. Angeblich kamen die rucksackbepackten Verdächtigen bei der Anschlagsserie selbst ums Leben, ihren gemeinsamen Weg zum Tatort belegt einzig ein CCTV-Schnappschuss auf einem zur Stoßzeit leergefegten Zubringerbahnhof- der mehrere Hinweise auf computeranimationen enthält.

Doch nehmen wir für den Fall Boston im Moment noch an, daß die hier veröffentlichen Aufnahmen echt sind. Was beweist dann die Anwesenheit der Brüder am Tatort? Zunächst einmal wenig. Sie trugen jeder einen Rucksack, lautet der Gegeneinwand. „Zwei Tornister, zwei Bomben“. Das erscheint „logisch“. Nur: Am gleichen Tag war offenbar entlang der Marathonstrecke der „Tag des Wanderranzens“ ausgerufen worden. Es gibt Aufnahmen, welche die Anschlagsstellen kurz vor den Detonationen zeigen und auf denen allenthalben schwere Tragetaschen zu rücken oder per Hand transportiert werden. Am Aussagestärksten: Ein auf dem Trottoir liegender, offenbar von innen heraus zerfetzter Rucksackrest, welcher so gar nicht den Taschen gleicht, welche die Tsarnaevs buckeln; dafür aber aufs Haar genau einem Gepäckteil, welches ein einzelner, verwirrt scheinender, amerikanisch oder europäisch aussehender Passant genau dort mit sich herumschleppt, wo kurze Zeit später eine der Bomben hochgehen sollte. (die muslimischen „Russenbomber“ sucht man auf diesen in zeitlich versetzter Serie angefertigten Zielortfotos indes vergebens) auch das Gepäckteil am zweiten Detonationsort, ebenfalls unmittelbar vor der Explosion im Bild festgehalten, sieht keineswegs nach einem Tsarnaev´schen Trageteil aus, es scheint sich nicht einmal um einen Rucksack zu handeln.

Und weitere Fragen drängen sich auf, welche die Medienlandschaft nicht einmal ansatzweise zu interessieren scheinen: Warum sollten die mutmaßlichen Täter ihre Bomben völlig ungetarnt und unverkleidet an die belebte Marathonstrecke verbracht haben? Die angeblilchen Tatortbilder zeigen die beiden so wie sie etliche Freunde privat kannten. In ihrer privaten Kluft, Dzhokhar, der jüngere, trägt sein Baseballcap in der für ihn typischen Art – zeugen identifizieren ihn auch daran – mit dem Schirm nach hinten, sodaß das hoch erhobene Gesicht wie bei einem Modelshooting klar zu erkennen ist. Beide Männer waren nachweislich keine Selbstmordattentäter – vorausgesetzt daß sie die Tat begingen, dann suchten sie anschließend das Heil in der Flucht, um ihr sehr arriviertes Leben in Familie und Ausbildung fortzusetzen. Nur: Ein Täter konnte sich ausrechnen, daß er bei seinem Tun in einer Einkaufsstraße zigmal – wie geschehen – von Überwachungskameras „eingefangen“, für die Nachwelt verewigt, werden würde. Wollte er entkommen, dann musste er sich tarnen. Die „Beweisfotos“ zeigen aber das genaue Gegenteil. Kein falscher bart, keine Perücke, keine tiefsitzende Mütze. Bilder, die nach Identifizierung und Verhaftung geradezu schreien.

Ins gleiche Muster passt die Vorgeschichte des Shootouts, das sich die Tsarnaevs sieben Stunden später mit der Polizei lieferten. Unmittelbar dem vorangegangen war – anderenorts – die hinrichtungsartige Ermordung eines Polizisten, der auf einem Universitätsgelände zu einem Routineeinsatz gerufen worden war. Ob das Brüderpaar dafür zuständig war ist höchst ungewiss, sicher scheint nur, daß die beiden – wiederum an anderer Stelle – einem Auto zustiegen, um dort laut Fahrer diesem zuerst eine gehörige Barabhebung am nächsten Bankschalter und dann die Übergabe des geliebten Autos abzunötigen. Dabei sollen sie dem zweifach Bestohlenen gestanden haben, am gleichen Tag das Marathonattentat ausgeführt haben. Um ihn dann – eine Verfolgungsjagd ist schließlich keine, wenn niemand die Behörden einschaltet – anders als den unwissenden Streifenpolizisten mit guten Wünschen in den wohlverdienten Feierabend zu entlassen. Zu guter letzt fuhren die Möchtegern-Gangster zum Schauplatz des letzten Showdowns, den die Staatsgewalt leicht ausfindig machen konnte, da sie das im Auto zurückgelassene Handy des Besitzers ortete. In Watertown kam es dann zum Schusswechsel mit der anrückenden Polizei, bei dem die Brüder auch mit Sprengsätzen geworfen haben sollen. Dass diese Sportübung wenig Sinn macht, da Geworfenes im Distanzgefecht ungleich weniger weit reicht als gezielte Gewehrschüsse, steht dahin, schafft aber einen logischen – weil verbindenden – Hintergrund: Wer beim Marathon Bomben legt muss natürlich auch später mit selbigen um sich werfen. Dass die visitenkarterische mitnahme der inkriminierenden Pyrotechnik vom „ursprünglichen Tatort“ äußerst dumm ist, wenn kümmerts? Dass einer der Brüder den anderen Flucht ergreifend mit dem Auto überfuhr, als die Polizei ihn verletzt in Gewahrsam nehmen wollte, warum nicht weiter machen in diesem wahrhaft erfrischenden „Die Harder meets Science Fiction-Plot“?

Aber Zeit durchzuatmen und auf den Boden der Realität zurückzukommen: Wer ein Verbrechen begeht, der taucht anschließend unter, geht zurück ins Privatleben, sucht auf jeden Fall Mucksmäuschenstill zu bleiben. Nach der erfolgreichen und unverfolgten Absetzung vom Tatort weg, ohne Augenzeugen, Namens- oder Bildfahndung flugs das nächste Verbrechen zu begehen, ein Auto zu karpern, dem Fahrer zu erzählen, man habe die gerade durch die Medien gehende Attentatsserie begangen, dann auf die Polizei zu warten um diese unter Beschuss zu nehmen…. erscheint als Unfug, ist aber dennoch integraler Bestandteil unseres offiziellen Storyboards, das bereits in einem Drehbuchkurs einer hauptschule mit der note 6 durchfallen würde. Es sollte durchschnittlich intelligenten Menschen schwer fallen, ein solches Maß an Dummheit schon einem Kleinkriminellen zuzutrauen, geschweige denn verschlagenen Bombenlegern. Die Medien und Ermittler scheinen damit kein Problem zu haben.

Auch das Ausbleiben eines für politische Verbrechen urtypischen Vorgangs scheint niemand zu verwundern: Warum verfassten die Täter und ihre möglichen Hintermänner keine Communiques, wo sie etwa die amerikanischen Zivilangriffe in Afghanistan namhaft machten, bei denen regelmäßig Frauen und Kinder „als Kollateralschäden ausgebucht“ werden? Wieso lassen die Schattenkrieger hier eine solche Möglichkeit ungenutzt an sich vorüberziehen? Motive klarzustellen, Rechtfertigungen zu bieten, Druck auszuüben und Ultimaten zu stellen gehört zum Terrorismus wie die Tat selbst. Es vermittelt an sich schon wenig Sinn, am Rande einer friedlichen Sportveranstaltung einen blutigen Mord an unschuldigen Zivilisten zu begehen. Eine dann noch ausbleibende politische „Erklärung“ aber muss aus Sicht der geframeten Täter alles nur noch schlimmer machen. Sie als Privatpersonen und ihr weltanschaulicher Hintergrund – in diesem Fall der Islam im ganzen und die muslimische Staatenwelt im Besonderen – erleiden dadurch einen unauslöschbaren Makel. Es ist allein die Gegenseite, der „Feind“, der den Profit davonträgt. „Religiös“ oder „politisch“ motivierte Muslime konnten das nicht wollen. Woraus sich die Frage ergibt: Wenn nicht sie, wer dann?

Der an diesem offenkundigen Rätsel behend vorbeimanövrierende Verdacht der Medienlandschaft, für die Tat habe troztdem ein organisatorischer Hintergrund vorgelegen, führt geradewegs in ein weiteres Rätsel, das bislang nur wenig aufgeworfen wurde, dessen Zeit aber noch kommen wird: Wie konnte der amerikanische Sicherheitsapparat die Anschlagsvorbereitungen der Verdächtigten übersehen, wenn er doch die Tsarnaevs seit Langem „auf dem Schirm“ hatte? Ein Sicherheitsapparat, dessen außenpolitischer Arm, die CIA, den muslimisch-dagestanischen Terrorismus selbst tief infiltriert hat, um diesen auf dem Kaukasus mit geopolitischen Absichten gegen Russland zu steuern. Wenn, wie es die öffentliche Meinung suggeriert, die beiden Tatverdächtigen teil ebendieser Terrorlandschaft waren, wie kann dann dessen Mitdrahtzieher, das Pentagon, die Terrorpläne dieser Clique übersehen haben? Ohne dass sich das reich bezahlte und weit gesteckte Netzwerk seiner Informanten an allen Ecken und Enden in Bewegung setzte?

Und: Wie konnte das Unglück vor allem an einem Tag seinen Lauf nehmen, da es am Bostoner Tatort von Sicherheitskräften nur so wimmelte? Von Passanten und Überwachungskameras eingefangene Aufnahmen zeigen etliche Zivilbeamte in bekannten Trainingsausrüstungen nebst dem obligaten „Knopf im Ohr“, teilweise sogar mit Spürhunden, die auf einer Sportveranstaltung kaum zur Drogensuche eingesetzt worden waren. Teilnehmer der Veranstaltung sagten aus, ein solches Maß an polizeilicher Überwachung bislang bei einem Marathon nicht erlebt zu haben. Die „Hochrüstung“ in Boston sei Bestandteil eines „Drills“, einer Übung gewesen, um eben das zu verhindern, was dann in Realtime so schicksalhaft ablief – Durchsagen von Einsatzkräften sollen das auch vor Ort öffentlich gemacht haben.

Wenn es einen solchen „Drill“ wirklich gab, dann ist dies ein weiteres Indiz, das die Marathonbomben auf ein höheres, nationales Niveau hebt. „Einfache Muslime“ konnten davon im Vorfeld kaum gewusst haben, selbst dann nicht wenn sie radikal waren oder Verbindungen zu staatlichen Behörden hatten. Sie konnten aber von letzteren als halb- oder gar nicht informierte Statisten nahtlos in dieses Geschehen eingepasst und in diesem spurenlegend „verheizt“ werden. Es ist dies einer der Verdachtsmomente, die Milieukenner wie das ehemalige Mitglied der parlamentarischen Kontrollkommission für die Geheimdienste Andreas von Bülow schon bei der Aufschlüsselung der Terrorereignisse 9/11 und 7/7 ins Feld führten. In beiden Fällen fanden am Tag und Ort der Anschläge thematisch „maßgeschneiderte“ Drills statt, die der polizeilich-militärische Apparat des Ziellandes in Auftrag gegeben hatte. In beiden Fällen waren die Drills ein guter Anlass, um das Geschehen zu „legen“, zu supervisen, zu steuern. Aber: Sie waren zum Gelingen des Unternehmens nicht a priori notwendig. Eine gut ausgebildete staatliche Kommandoeinheit hätte es auch ohne sie geschafft. Daher die Frage: Dienen die wiederkehrenden Drills lediglich dazu, ein ums andere mal die Zielort-Regierungen optisch ins geschehen zu integrieren, sie zu belasten und als verantwortlich erscheinen zu lassen, so wie es 2001 und nun wieder das Auslegen der saudischen al-Kaida-Spur (mithin jener Organisation und jener Nation, zu denen der CIA seine engsten Beziehungen unterhält) getan hat? in der Tat ist der Einbezug von Geheimdienst-/Polizei nahen V-leuten in Terrorabläufe eine weitere Kompromittierungsschiene, derer sich die Geheimdienstwelt gern zu bedienen scheint. Beim Anschlag gegen das World Trade Center eingangs der 90iger Jahre lieferte das FBI den Terroristen eine Bombe, die sich am Ende als „scharf“ entpuppte, zehn Jahre später erhielt al-Kaida-Ringleader Mohammed Atta einen hohen Barscheck vom Chef des pakistanischen Geheimdienstes, der kurz darauf an der Seite des mit ihm befreundeten CIA-Chefs die Todesflüge live am Bildschirm des weißen Hauses mitverfolgen konnte. Frankreich machte seine Erfahrung mit dieser Form des „negative brandings“ anlässlich des „islamistischen“ Amoklaufs von Toulouse/Montauban; als der mutmaßliche Täter im Kugelhagel gestorben worden war, machten „informierte“ Medien seine Mitarbeit beim französischen Geheimdienst öffentlich. Deutschland kennt ähnliche Verbindungen im fall „NSU“. Durch mögliche Erpressungsmaßnahmen wurde in jedem dieser Fälle die Aufklärungsrichtung der nationalen Ermittler sowie die tatbezogenen Reaktionen von Politikern und Militärs in die gewünschte Richtung geleitet. Sehr wahrscheinlich stets unter der Regie eines auswärtigen „Dienstes“.

Waren die Tsaenaevs oder der Saudi in irgendeiner Form mit dem US-Polizeiapparat verbunden, oder schlimmer noch, war auch nur einer aus diesem Kreis und Umfeld beim Bostoner Marathon Bestandteil eines durch Dritte vorsätzlich aus dem Ruder gelaufenen Drills, dann sitzt das weiße Haus auf einer Informationsbombe, die sie gegenüber dieser Macht erpressbar macht. Ganz besonders dann, wenn dieser Gegenspieler über Zugänge in die politische Kaste und Medienlandschaft des Westens verfügt. Auf dieser höher gelagerten politischen Ebene – und nur hier – ergibt der Anschlag plötzlich einen „Sinn“. Gerade, wenn dieser „Player“ mit Amerika über Kreuz liegt. Wenn er die USA abstrafen oder zu „mehr Handlung“ zwingen will, zu Handlungen, die ansonsten nur schwer die Billigung der amerikanischen Öffentlichkeit finden würden. Wenn er rücksichtslos ist.

Jeder einzelne dieser Punkte sowie der (de facto anti-)muslimische Tathintergrund rückt den Blick in den nahen Osten, wo Tel Aviv – bislang ungehört – seine Verbündeten auf einen Militärschlag gegen den Iran drängt, der von den Medien als Hauptexporteur islamischen Terrors gehandelt wird. Sicher ist, daß ein islamistisches Massaker an unschuldigen Zivilisten, wie bei den Anschlägen vom 11. September, Amerikaner und Israelis ins selbe Boot setzen. Motto: Wir erleben die gleiche Bedrohung. Wir teilen den gleichen Feind. Das Datum des „Angriffs“, der „Patriots Day“, rüstet die Waffenbrüderschaft um ein Weiteres auf. Schon hat US-Verteidigungsminister Tel Aviv besucht, einen umfangreichen Waffendeal im Gepäck. Reportern ließ er vor seinem Abflug wissen, daß diese Reise an den Iran gerichtet sei: „Die militärischen Optionen bleiben auf dem Tisch.“
Fakt ist: Die Jokerkarten, die das undurchsichtige Spiel von Boston ausgespielt hat, liegen eindeutig bei der rechten Netanjahuregierung. Dass Israels Polizeichef erst vor wenigen Wochen beim FBI anrief und einen USA-Besuch fixierte, der sich laut Programm um Kooperationen im Kampf gegen den Terrorismus dreht, sollte in diesem Zusammenhang aufhorchen lassen. Dass er 24 Stunden nach den Anschlägen in New York eintraf und sogleich Stabsmitglieder Richtung Boston abstellte, damit diese den Kollegen bei ihrer Spurensuche auf die Sprünge helfen, ebenfalls. Dass begleitend dazu der Israel-Firster Glenn Beck, bis vor einem Jahr noch Einschaltquotenkönig bei Fox News TV, der Obamaregierung ultimativ mit Enthüllungen beine machen will, passt ins Bild.

Indes steht zu befürchten, daß diese Aufklärer nur einen Teil der ganzen Wahrheit aufdecken. Dzhokhar und Tamerlan Tsarnaev werden dazu wenig beitragen können. Die Muslim-Brüder wurden ins jüdische Beth Israel-Krankenhaus überführt. Der ältere ist dort bereits gestorben, der jüngere kann angeblich nicht sprechen – Pistolenkugeln sollen ihm ausgerechnet die Zunge zerfetzt haben. Die Schüsse in Mund und Nacken erfolgte aus kurzer Distanz.

AlexBenesch
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