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Hatte Boston-Bomber Kontakte zu tschetschenischen Rebellen und „Russlands Osama Bin Laden“?

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Alex Benesch

Die britische Zeitung Mail on Sunday berichtet, dass laut ihr vorliegenden Informationen Tamerlan Tsarnaev, einer der angeblichen Boston-Terroristen, Verbindungen gehabt hätte zu tschetschenischen Dschihadisten und auf Warnung der russischen Geheimdienste hin von der amerikanischen Bundespolizei FBI fünf Jahre lang unter Beobachtung gestellt wurde.

Die Bundespolizei FBI ist berüchtigt für die Rekrutierung und das Hereinlegen von unerfahrenen Leuten. Ein Bericht von Mother Jones und dem Programm für investigative Berichterstattung der Universität von California-Berkley listet auf, dass bei 158 strafrechtlichen Verfolgungen wegen Terrorismus seit 9/11, insgesamt 49 Angeklagte an Plänen beteiligt waren die von Provokateuren des FBIs angeleitet wurden.

Die Behörde fand jedoch nach eigenen Angaben keine Hinweise auf terroristische Hintergründe bei Tamerlan. Der bei einer Schießerei mit der Polizei umgekommene 26-jährige soll inspiriert worden sein durch „Russlands Osama Bin Laden“ namens Doku Umarov. Ihm werden einige der schwersten Anschläge in Russland angelastet, wie beispielsweise die Bombenattentate in Moskaus Metro-System im Jahr 2010.

Interessanterweise bot Russlands Präsident Putin den Amerikanern „Unterstützung“ an bei den Ermittlungen im Boston-Fall, bevor irgendeine Verbindung nach Tschetschenien öffentlich sichtbar war. In der jüngeren Vergangenheit gab es immer häufiger gemeinsame Antiterror-Drills zwischen Russland und den USA auf amerikanischem Boden. Russische Behörden forderten nach dem Beslan-Anschlag, um den viele detaillierte Vorwürfe über verdeckten Staatsterror existieren, die Legalisierung von Entführungen der Angehörigen von Terroristen. Umarov galt als Verbündeter von der inzwischen verstorbenen weiteren „Osama Bin Laden“-Figur Schamil Bassajew.

Die ersten Kämpfe um die nach Unabhängigkeit strebende Kaukasus-Republik Tschetschenien dauerten von Ende 1994 bis Sommer 1995. Dann, so die Terror-Historie, habe Bassajew mit einem Trupp Terroristen ein Krankenhaus in der südrussischen Stadt Budjonnowsk mit 1500 Geiseln besetzt und sich Feuergefechte mit russischen Sicherheitskräften geliefert. Wie durch ein Wunder gelang es Bassajew zu fliehen. Ein ähnlicher Zaubertrick  wäre Osama Bin Laden in Tora Bora gelungen, trotz einer Umstellung durch US-Elitesoldaten, trotz Spionagesatelliten, Predator-Drohnen und Daisy-Cutter-Bomben. Das britische Staatsfernsehen BBC und das deutsche ZDF nahmen es sogar auf sich, in einem aufwändigen TV-Special zu erklären, wie diese Verkettung von Zufällen und Unfällen von Statten gegangen war.

Bassajew erreichte nach seiner erfolgreichen Flucht einen Waffenstillstand auf dem Verhandlungsweg, der bis September 1999 hielt. Dann folgte eine Serie von Anschlägen des russischen Geheimdienstes FSB unter falscher Flagge auf russische Wohnblocks. Wieder wurde Bassajew der Öffentlichkeit als Organisator der feigen Taten präsentiert im Zusammenschluss mit dem jordanischen Wahabiten Ibn Kattab, der mit Bin Laden verkehrt haben soll. Beide stritten die Tat ab. FSB-Agenten wurden dabei ertappt, wie sie Hexogen-Sprengstoff im Keller eines Wohnblocks in Rjasan plazierten. Laut den Aufzeichnungen telefonierten die “Terroristen”  mit dem FSB-Hauptquartier und später wurde ihnen ermöglicht, aus dem Land zu fliehen. Der Sicherheitsdienst gestand ein, die Säcke voller Sprengstoff plaziert zu haben, behauptete später jedoch dass es sich nur um Zucker handelte im Zuge eines Drills zur Überprüfung von Sicherheitsmaßnahmen.

Örtliche Behörden verlautbarten ursprünglich, dass ein Terroranschlag vereitelt wurde; sobald aber die Beteiligung des FSB entdeckt wurde, änderte man die Berichte. Alexei Kartofelnikov, der Augenzeuge der zuerst den Sprengstoff gesehen und die Polizei alarmiert hatte, gab zu Protokoll dass die Säcke ein gelbliches Granulat enthielten, eine Beschreibung von Hexogen. Alle Beweise wurden später als geheim eingestuft und für 75 Jahre versiegelt. Das russische Militär marschierte im Herbst 1999 in Tschetschenien ein unter dem Banner einer „Antiterrormaßnahme“.

Im Oktober 2002 verfolgte die Welt mit nervöser Spannung die Geiselnahme tschetschenischer Terroristen im Moskauer Musicaltheater, die wieder einmal von Bassajew organisiert worden wäre. Russische Behörden setzten eine Art Nervengas ein und töteten dadurch 100 Geiseln. Auch hier folgten im Anschluss wieder Meldungen, die Tschetschenen hätten Unterstützung vom FSB und Waffen vom russischen Militär erhalten. Alle 41 Geiselnehmer hatten gefälschte Pässe, die offenbhar von russischen Beamten geliefert worden waren sowie Waffen und Sprengstoff von russischen Soldaten. 2003 designierten die USA drei involvierte tschetschenische Gruppen als Terrororganisationen mit Verbindungen zu al-Kaida. Im September 2004 folgte das nächste Kapitel in diese Tragikomödie: Wieder Bassajew. Wieder eine Geiselnahme, diesmal an einer Schule in Beslan. Wieder Berichte über russische Unterstützung der Terroristen.

Nach seinem Schulabschluss 1982 leistete Bassajew seinen Grundwehrdienst in der sowjetischen Luftwaffe. Später arbeitete er auf der Aksaiski-Sowchose im Gebiet Wolgograd. Vergeblich bemühte er sich um ein Jurastudium an der Moskauer Lomonossow-Universität. 1987 nahm er ein Agraringenieursstudium auf, das er jedoch 1988 wegen schlechter Noten abbrechen musste. Bassajew blieb jedoch für einige Zeit in Moskau und arbeitete dort zeitweise als Fahrkartenkontrolleur, Türsteher und schließlich bis August 1991 in einem Computergeschäft, das von einem ebenfalls in Moskau lebenden Tschetschenen betrieben wurde. Während des Augustputsches in Moskau gegen Michail Gorbatschow gehörte er 1991, mit einigen Handgranaten bewaffnet, zu den Verteidigern des Weißen Hauses, in dem sich Boris Jelzin verschanzt hatte.

Torsten Mann schreibt in seinem Buch Weltoktober:

„Sowohl über Schamil Bassajew als auch über seinen Bruder Schirwani ist bekannt daß diese in der Vergangenheit bereits für die sowjetische GRU gearbeitet haben. Auch der erste ‚unabhängige‘ Präsident Tschetscheniens, Dschochar Dudajew, hat eine bermerkenswerte Vergangenheit als General der sowjetischen Luftwaffe und Kommandeur einer Division nuklear bewaffneter Langstreckenbomber hinter sich.

Auch soll vor dem Beginn des zweiten Tschetschenienkrieges im Sommer 1999 in Frankreich ein Treffen zwischen Schamil Bassajew einerseits und Boris Beresowski sowie Jelzins Stabschef Alexander Woloschin andererseits stattgefunden haben, bei dem Absprachen für einen neuen Krieg in Tschetschenien getroffen worden sein sollen, für den Bassajew mit russischen Waffen und Finanzmitteln ausgerüstet wurde. Das bedeutet dass der neue Krieg vom Kreml bereits lange Zeit vor den Anschlägen geplant worden war, was Sergei Stepaschin, der damalige Chef des FSB, im Frühjahr 2000 auch tatsächlich zugab.“

Basajew wurde am 10. Juli 2006 bei einer Explosion getötet. Die russische Regierung behauptet eine gezielte Tötung, Tschetschenen einen Unfall und andere Quellen eine ermordung durch Rivalen unter den Separatisten. Neue Terror-Figuren nahmen schließlich seinen Platz ein. Putin hätte sich kaum eine bessere Steilvorlage wünschen können als Bassajews Anschläge, um den Hardliner zu mimen der mit dem Einverständnis der russischen Bevölkerung jede Form von Freiheit untergraben kann. Der tschetschnenische Mufti Kadyrow meinte dass eingeschleuste russische Provokateure den Krieg begonnen hatten und der russische Genralstab den Konflikt auf beiden Seiten kontrolliere. Der Militärexperte Alexander Golz erklärte, der Konflikt habe den Zweck erfülllt, alte Waffen und Munition zu verbrauchen und den russischen Soldaten eine bessere Militärausbildung angedeihen zu lassen. Außerdem sahen wir eine rege Antiterror-Partnerschaft Russlands mit u.a. den Vereinigten Staaten. Neben anderen Experten wurde Ex-KGB-Chef Primakov laut Berichten Antiterror-Berater des US-Heimazschutzministeriums.

AlexBenesch
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