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Grundsätzliches und Pragmatisches zur Zinsfrage

Datum:

von Peter Boehringer (Goldseitenblog.com)

Mit dem heutigen längeren Artikel zum Zins werde ich mir auf den ersten Blick keine Freunde machen. Weder bei einigen Kollegen hier im GS-Blog, noch bei den vielen absoluten (und meist planwirtschaftlich-totalitären) Zinsgegnern jeder Couleur, noch bei den naiven und mythengläubigen „Josephspfennig“-Jüngern, noch bei anderen Freigeldfans, Monetativisten und u.U. noch nicht einmal in allen „österreichisch“-liberalen Kreisen. Zudem ist die Zins(rechtfertigungs)diskussion natürlich eigentlich keine (bloggeeignete) aktuelle, sondern eine Jahrtausenddebatte, die wie kaum eine andere unversöhnlich-ideologisch aufgeladen ist. Warum also heute trotzdem ein Artikel dazu?

1. Wer seit 10 Jahren übers Geldsystem schreibt, kann auf Dauer nicht zum Zins schweigen. Zudem bekomme ich ständig Leserbriefe mit Zinsfragen, Zinsthesen und Kritik an meinem (vermeintlichen) Schweigen dazu ebenso wie zu Fremdartikeln.
2. Einige Grundwahrheiten zum Zins werden gerade zZt wieder von apodiktischen Zins- und/oder Zinseszinskritikern unterschlagen oder hanebüchen verbogen, was auf Dauer nervt; und was auch nach einem möglichen Systemwechsel für unsere dann neu aufgestellte Wirtschaft und Gesellschaft gefährlich werden könnte.
3. Ich hatte darum neulich unvorsichtigerweise öffentlich eine Stellungnahme dazu versprochen – hiermit geliefert.
4. Ich plädiere unten für einen pragmatischen Ansatz in den üblicherweise emotionalisierten und moralisierenden „Zins-Problem“-Diskussionen („Bei der Geldschöpfung nicht mitkreierter Zins!“, „Leistungsloses Einkommen!“…), was ein wenig an Schärfe aus der chronisch hitzigen Debatte nehmen sollte. Dieser Versuch einer Relativierung und eines Angebots an m.E. falsch liegende Gesellianer bzw. an Zinskritiker vor allem von links basiert auf meiner schon vor über acht Jahren erstmals veröffentlichten These, wonach heute (= seit Beginn des staatlich sanktionierten und monopolisierten fractional banking etwa 1913) der sogenannte „Zinsbetrug“ -wenn überhaupt- nur eine beherrschbare Marginalie ist ggü. dem viel relevanteren Megabetrug der Falschgeldkreierung aus dem Nichts, welche als Hauptproblem (!) erst zum Folgeproblem dann illegitimer aber realer Zinsnahme auf virtuell kreiertes Kapital führt!

Vorab daher einige Zitate aus meinem acht Jahre alten Grundsatz-Artikel zu Geld und Zins „Wir sind reich! (an Illusionen): Geldmultiplikation im fractional reserve banking“, der bis vor kurzem nur in einer technisch uralten, schrecklichen pdf-Version veröffentlicht war – nun aber vernünftig lesbar auf den GS verlinkt ist (bitte bei tieferem Interesse ganz lesen) :

„Geschäftsbanken erschaffen im gesetzlich oligopolisierten Zusammenspiel mit den Zentralbanken durch Monetisierung eines Realpfands Papiergeld, ohne dass sie selbst der Leistungserbringer sind. Dennoch stehen ihnen die Zinsen aus dieser Geld-/(Schuldschein-)Emission voll zu. Dies ist bereits bedenklich – fatal wird der Vorgang jedoch erst durch die ungeheure Multiplikationskraft der Banken. In der Praxis werden aus einem verpfändeten Realgut im Wert von 1 Euro etwa 85 Euro Liquidität geschaffen; theoretisch je nach geltenden Mindestreservevorschriften sogar bis zu 98 Euro. Dieses Geld ist voll zinsbehaftet, obwohl das zugrundeliegende Realpfand, aus dem im Idealfall über reale Produktion die Güter erwirtschaftet werden, mit denen die Kreditzinsen bezahlt werden können, relativ zur durch das Pfand geschaffenen (multiplizierten) Gesamtkreditgeldmenge nur geringe Wertschöpfungskraft hat. Es ist wichtig sich klarzumachen, dass dies nur in einer wachsenden Wirtschaft einige Zeit funktionieren kann, dass aber an einem bestimmten Punkt realwirtschaftlich die Zinsen und Zinseszinsen von den Schuldnern nicht mehr zu erwirtschaften sind. Mit den Konkursen (zu) vieler Schuldner ist dann aber irgendwann nicht nur einzel-, sondern sogar gesamtwirtschaftlich das Rückzahlungsversprechen des Papiergelds nicht mehr einhaltbar und das System muss zusammenbrechen bzw. das Papiergeld entwertet werden.“

„Es ist diese positive Rhetorik, die die Ängste der Bürger in einer zunehmend globalisierten Wirtschaft anspricht, die die Freigeldtheorie für immer mehr Menschen attraktiv macht. Allerdings übersieht dieser Ansatz wichtige Aspekte: Zinseinkünfte sind moralisch gerechtfertigt. Ein Kapitalgeber ist (sofern er keine Geld multiplizierende Bank ist!) ein Sparer, der vor der Kapitalakkumulation Konsumverzicht geleistet hat. Da der Mensch eine Konsumpräferenz für die Gegenwart hat, ist es gerechtfertigt, dass ein Sparer eine Gegenleistung für den von ihm geleisteten Konsumverzicht bzw. für seine Konsumverschiebung erhebt. Diese Gegenleistung ist der Zins, dessen Höhe natürlich von Geldangebot und –nachfrage abhängt und daher schwankt.“

„Egon Kreutzer schreibt: ‚Die Wachstumshysterie, die von Politikern und Wirtschaftsweisen gleichermaßen geschürt wird, beruht einzig auf der Annahme, es sei dauerhaft möglich, den wachsenden Zinsanspruch des Vermögens aus dem Wachstum des Volumens der Realwirtschaft zu befriedigen. Weil reale Wirtschaft aber eher linear wächst, während die Wachstumskurven des Geldes exponentiell verlaufen, ist die grundsätzliche Unmöglichkeit dieses Gedankens hinlänglich bekannt, wird aber dessen ungeachtet von den Verantwortlichen solange negiert, wie die Schere zwischen Geldmengenwachstum und Leistungswachstum mit aller Gewalt noch geschlossen gehalten werden kann.‘
=> Wir teilen prinzipiell diese wichtige Erkenntnis, obwohl der Effekt, dass ein guter Teil der Zinszahlungen über neue Kredite (=Investitionen) oder über Konsumausgaben wieder in die Realwirtschaft zurückfließt, u.E. von Kreutzer etwas unterschätzt wird. Zudem argumentieren wir, dass nicht jedes zinstragende Geldsystem zwingend zur oben beschriebenen Problematik führt, sondern lediglich das heutige pervertierte und mittlerweile (zu) viele Jahrzehnte alte System des ‚fractional reserve banking‘!“

„Aus unserer Sicht ist nicht die Zinsbelastung des heutigen Papier-Schuldgeldes die entscheidende Ursache für die exponentiell zunehmende Überschuldung im heutigen Finanzsystem, sondern es ist die Geld-Multiplikationsfähigkeit der Banken in unserem kaskadischen ‚fractional reserve system‘. Die Banken sollten ausschließlich Sammelstelle von Kapital und Vermittler von Krediten sein. Durch ihre Multiplikationsfähigkeit sind sie jedoch in der Lage, Zinsen aus Krediten auf Realgüter zu erzielen, die ihnen gar nicht gehören bzw. die zu großem Teil nur virtuell existieren ❗ Je nach Multiplikationsfähigkeit sind das bis zu 98% (bei 2% Mindestreservesätzen) bzw. 85% (heutige Praxis) der Kreditsummen [PB2013: Das war 2005. Heute stehen wir nach weiteren acht Jahren an hochleistungsprofessionellem Falschgelddruck selbst in der Praxis schon bei über 98% Falschgeld, das geschöpft und eben nicht erarbeitet wurde!]. So entsteht für die Banken ein Anreiz, zu viele Kredite mit immer geringerer realwirtschaftlicher Basis zu vergeben. Das Geld finanziert zweifelhafte Projekte und wird so potenziell ineffizient eingesetzt. So ist auch das heute unlösbare Welt-Schuldenproblem entstanden. … Letztlich gilt: Nur aus Realgütern können über effiziente Arbeit wieder neue / zusätzliche Realgüter zur realen Bedienung einer Zinsforderung und auch zur Tilgung erwirtschaftet werden. Ein monetärer Schleier des ‚easy money‘ ändert daran nichts, kann jedoch zu massiven Kapital-Fehlallokationen führen.“

=> Soweit also meine weitgehend auch heute noch gültige Analyse von 2005, die speziell die Situation seit 1913 beleuchtete. Die Zins-Rechtfertigungsdiskussion ist fast so alt wie die zivilisierte Menschheit. Seit 3000 Jahren wird Zins genommen, auch mal verboten, das Verbot auch mal umgangen und stattdessen „Gebühren“ genommen oder schlicht Gewinnanteile geboten (Scharia-Banking heute). Wer sich mit allen moralischen, ethischen, religiösen, analytischen, und ökonomischen Aspekten des Themas und mit allen denkbaren Zinsrechtfertigungskomponenten (Gegenwartspräferenz-Komponente bzw. Zeitpräferenz / marginal time preference, Risikoerwartungs-Komponente, Inflationserwartungs-Komponente, Inflationsausgleichs-Komponente, Liquiditätspräferenz usw.) beschäftigen will, muss im Alten Testament beginnen; dann weitermachen bei Thomas von Aquin, im Koran und bei Papst Innozenz II; muss sich mit Marx, Menger, Böhm-Bawerk, Gesell, Mises und Keynes hin zur Neuzeit arbeiten; und zuletzt mit Baader, Polleit, Hoppe, MaxNews, Fekete oder dem Gelben Forum zur Gegenwart – und so das ganze Leben nur mit dieser Frage verbringen! Wer sich zudem noch historisch-empirisch mit allen Phasen und Folgen von Zins-Verboten sowie mit den so oft gehörten mathematischen Aspekten „Exponentialfunktion des Zinseszinses“ oder gar mit allen Thesen zum „bei der Geldschöpfung nicht mitkreierten Zins“ und mit allen „Josephspfennig“-Mythen beschäftigt, der wird in allen Details niemals fertig. Keine Chance – selbstredend auch nicht hier im Blog.

Darum nachfolgend nur meine eigenen pragmatischen , aber auch grundsätzlichen Thesen zum Thema, wie ich sie neulich auf Anfrage einem Leser zugemailt habe:

****ZITATBEGINN*******

Der allergrößte Teil des sogenannten „Zinsproblems“ resultiert seit 100 Jahren nicht aus dem Zinssatz selbst, sondern aus der Zinsnahme auf ILLEGAL GESCHÖPFTES VIRTUELLES FALSCHGELD. Dieses wird auf Basis einer winzigen real erarbeiteten/angesparten (und damit einzig legitim zinstragenden) Kapitalbasis mit etwa dem Faktor 50 multipliziert. 98% des Kapitals ist damit heute solches Falschgeld. Es trägt aber real Zinsen. DAS ist der riesige Hauptteil des „Zinsskandals“ heute!

Wer DANACH (nach Abschaffung dieses fraktionalen Systems) AUCH NOCH die letzten 2% des „Zinsproblems“ lösen will, soll meinetwegen den Zins verbieten (wäre aber gar nicht erforderlich, dazu s.u.). Das führte dazu, dass alle Großprojekte nur noch unternehmerisch mit Eigen- statt Fremdkapital finanziert werden können. Würde theoretisch funktionieren – der „Zins“ hieße dann „Gewinnbeteiligung“. Ist reine Rhetorik, wäre ein tolles Konjunkturprogramm für die Private Equity Industrie und schlösse zB alte Leute vom Anlagemarkt aus, denn die wollen kein unternehmerisches Risiko eingehen. Aber es ginge recht bis schlecht. Das Scharia-Banking betreibt heute schon diese Heuchelei / diesen Etikettenschwindel der Zins- in Gewinnumwandlung. Der worst case allerdings wäre ein kompletter Zusammenbruch des FK- UND sogar des EK-Marktes, was fatal wäre, denn ohne Kreditmärkte gäbe es erheblich weniger Investitionen in der Welt.

Weiterhin wäre das Zinsproblem selbst innerhalb der 2%-Welt nach Abschaffung des fractional banking nur ein sehr kleines, denn in einer natürlichen Marktwirtschaft mit alltäglichen und zugelassenen Insolvenzen nicht marktfähiger Projekte, mit vernünftig aufgestelltem Kapitalmarkt, mit freiem Geldwettbewerb und mit nicht von Notenbanken künstlich gedrückten Zinssätzen entspricht der prozentuale Zins FAST genau der Wahrscheinlichkeit für einen Ausfall des Kredits! Ein solcher Ausfall durch Insolvenz VERNICHTET aber das zugrundeliegende Kapital – damit vagabundiert dieses nicht mehr zinstreibend im System. Im mathematischen Idealfall entspricht dieser Ausfall (Geldmengen-Reduktion) fast genau der auflaufenden Zinsmenge im System. Ein freier Geldmarkt würde das automatisch herbeiführen. ❗ All das haben wir heute im fraktionalen Falschgeld-Banking natürlich nicht – keine Frage…

Der verbleibende Rest an „Zinsproblem“ ist vernachlässigbar gering; er resultiert nur daraus, dass ein Marktzins nicht nur die Risikokomponente, sondern auch noch einen kleinen Gewinn des Kreditgebers (gerechtfertigt durch die Zeitpräferenz / Gegenwartspräferenz der Menschen; vgl. Mises´ Ausführungen zur marginal time preference) sowie eine Gebühr und vielleicht eine kleine Inflationserwartungskomponente enthielte.
=> Das aber wären verglichen mit dem Falschgeldproblem von heute vernachlässigbare Größenordnungen! Keynes´ „Liquiditätspräferenz“-Theorie als Erklärung für Zinsnahme ist dabei noch erwähnenswert – aber m.E. ggü. Menger und Mises nicht besonders originell. M.E. wird zudem heute in unseren Falschgeld-Zeiten die Zeitpräferenzkomponente des Zinses überschätzt: unter stabilem (Gold-)Geld wäre die Gegenwartspräferenz der Menschen (und damit auch der unmanipulierte, natürliche Zinsanteil, der aus der Gegenwartspräferenz resultiert) geringer als in unseren heutigen inflationär-beschleunigten und damit auf schnelle Befriedigung konditionierten Zeiten.

=> Wie auch immer: Mit der im Video genannten „System-Endphase“ und der anstehenden Kredit-/ Vermögensausbuchung hat Dirk Müller ja recht. Aber die URSACHE hat er trotzdem nicht erkannt. Das System wird oberflächlich gesehen bzw. rein technisch tatsächlich am Zins ersticken. Schuld aber ist die seit 1913 zugrundeliegende FALSCHGELDBASIS der fraktional „Geld“ aus dem Nichts schöpfenden Zentralbanken, die REAL Zinszahlungen erzwingt. Geld, das zum allergrößten Teil nicht durch real wertschöpfende Arbeit entstanden ist! Damit natürlich illegitim – der größte Betrug der Neuzeit! Mit Goldgeld / Warengeld / Wettbewerbsgeld wäre das alles nie passiert – oder nur in fast vernachlässigbarer Größenordnung.

Zum Spezialthema ZINSESzins / Josephspfennig: Josephs Nachkommen hätten keine Chance gehabt, einen Schuldner zu finden, der 2000 Jahre überlebt hätte. Sie hätten heute also keine 295 Milliarden Weltkugeln aus Gold, sondern GAR NICHTS, weil eine der 100 Nachkommen-Generationen von Josephs Schuldner seit der Erstkreditvergabe des Josephspfennigs pleite gegangen oder vorzeitig ohne Erbe (der die Schuld hätte weiterführen können) gestorben wäre – damit wäre die Schuld erloschen und die Josephserben hätten nichts zurückbekommen. Bzw. im mathematischen Idealfall / im statistischen Mittel vieler Josephspfennige hätten sie so viel bekommen wie die Ausfallwahrscheinlichkeit des Kredits gewesen wäre.

Das „Zinseszinsproblem“ ist nur ein Zusatz„problem“ des nicht wirklich existenten „Zinsproblems“. Die Zinseszins-Verteufelung unterstellt immer, dass ein Kreditverhältnis ewig hält und nie getilgt wird. Nur dann laufen unendlich viele Zinseszinsen auf. Das ist aber bei KEINEM Schuldverhältnis der Fall – es wird immer ein Laufzeitende geben – und/oder einen Kreditausfall – siehe oben. Dann ist es die freie Neuentscheidung sowohl des ehemaligen Gläubigers als auch des ehemaligen Schuldners, ob sie ERNEUT ein Kreditverhältnis eingehen oder nicht. Damit ist der Zinseszins aber reduziert auf das Zinsthema – mit den o.g. Rahmenbedingungen. Es gibt keinen Zinseszins über 2000 oder auch nur 200 Jahre! Selbst langlaufende Kreditverhältnisse werden spät. nach 10 oder 30 Jahren revolviert und sind damit frei disponibel (oder eben durch Insolvenz erledigt). *)

Die absurde Zinsdebatte ist wie das Wörgl-„Wunder“ seit Jahrzehnten ein Dauerthema im Netz – es nervt wirklich – und einige „Killerzins“-Gurus tragen leider wortgewaltig aber falsch gepolt zu diesen Mythen bei. Alles wäre so einfach, wenn diese Mythen nicht so hartnäckig wie Märchen immer wieder weitererzählt würden.

Der Feind ist das fractional banking und das Papierfalschgeld / Kreditfalschgeld. Mit Warengeld bzw. freien Geld- und freien Kreditmärkten mit risikoadäquater Zinsnahme gäbe es (fast) kein Zinsproblem. Lösen wir BITTE erst das 98%-Problem – und dann diskutiere ich gerne nochmals über „unfaire“ Zinsen und Goldweltkugeln…

*) PS: Dass sich rein VOLKSWIRTSCHAFTLICH sowohl absolut als auch prozentual eine immer größere und in wenigen Jahren dann fatale Kreditbelastung im System ansammelt, bestreite ich gar nicht. Und meinetwegen sind es heute im Schnitt 40% der Preise aller Waren. Doch das ist eben die Folge von 100 Jahren fraktionalem Falschgeldsystem! Nicht die Folge eines marktgerechten Zinses mit gesundem Marktgeld, das (fast) kein Zinsproblem aufwiese. In meiner Idealwelt als Goldgeldfan gäbe es zwar eine WINZIGE Zinsproblematik dadurch, dass ein WENIG Zinslast auch ohne fractional banking und trotz der o.g. Risiko-adäquaten Zinsnahme entstünde, weil es eben auch noch die Zeitpräferenzkomponente und die Inflationserwartungskomponente des Zinses gäbe. Aber beide wären sehr gering und mE auf Hunderte von Jahren hinaus nicht systemgefährdend. Die zugehörige neue Geldmenge (=Goldmenge) lieferten übrigens die Goldminen der Welt – derzeit knapp 2% p.a. auf den bestehenden Goldhort der Welt. Das würde doch ungefähr passen – und selbst wenn nicht, wirkte der Effekt höchstens ein klein wenig volkswirtschaftlich deflationär-schädlich. Es entstünde hier auch nur sehr geringfügig das bei den Zinsgegnern so verhasste „leistungslose Einkommen“.

****ZITATENDE*******

Fazit

Das Thema Zins ist seit Hunderten von Jahren von Geldtheoretikern jeder Couleur verhunzt mit hoch ideologischen Positionen, die man alle hinterfragen kann. Ich selbst kann nur meinen pragmatischen Standpunkt anbieten, der da lautet:

1. Es sollte mE zwischen den denkfähigen Zinstheoretikern sowohl mathematisch als auch ideologisch Konsens herrschen, dass die Risikokomponente des Zinses –berechnet als mathematische Wahrscheinlichkeit eines Kreditausfalls– gerechtfertigte Zinsnahme darstellt (ohne diesen Risikoausgleich wäre schlichtweg niemand mehr bereit, Geld zu verleihen, es gäbe keinen FK-Markt mehr, mit allen Konsequenzen, also zwingend komplette EK-Finanzierung aller Großinvestitionen) – und dass diese Zinshöhe auch nicht inflationstreibend wäre, weil durch den statistisch stabil berechenbaren Ausfall von Krediten (samt Zinsforderungen darauf) bei Insolvenzen der finanzierten Projekte mit Erwartungswert iHv zB 5% keine irgendwie „überschüssige“, „vagabundierende“ Geldmenge im System bleibt! Hier wird annähernd genau so viel aus dem Nichts geschöpftes Kreditgeld wieder ins Nichts zurückbefördert wie eben wegen der Insolvenz keine Güter neu geschaffen wurden. Damit kommt die berühmte Exponentialkurve nicht ins Laufen und das System wäre stabil.

2. Damit sind die so unglaublich vehement und fundamental, fast religiös geführten Zinsdebatten reduziert auf die o.g. anderen Zinskomponenten außer der Risikokomponente. Hier kann man m.E. lange streiten – ein Streit, der seit biblischen Zeiten tobt – der aber mE nicht den großen Kern des Problems trifft, wie wir ihn seit 1913 haben. In einem Interview hatte ich dazu mal folgendes gesagt:
„Der ‚österreichische‘ Weg zurück zu einer nachhaltigen und wieder fairen Gesellschaft führt nach meiner Überzeugung nur über ‚gutes Geld‘! … Solches Geld, in Verbindung mit dem Verbot jedes Fractional Reserve Bankings, verunmöglicht ungerechte, da ungedeckte Geldschöpfungs-Gewinne – und erst recht deren Multiplikation. Es verhindert auch das völlig ungerechtfertigte heutige Mega-Problem der Zinsnahme auf fraktional geschöpftes und damit nur virtuell existierendes Geld. Dieser real existierende Dauerbetrug hat seit 1913 Hunderte von Kriegen und gesellschaftlichen Verwerfungen finanziert. Er ist der größte Skandal der Neuzeit – und er macht meines Erachtens 95 bis 99% des so heiß diskutierten „Zinsproblems“ aus! Ein möglicher Nachteil dieser Lösung über Gutes Geld liegt entgegen gerne verbreiteten Mythen damit weder in der ‚zu knappen (Gold-)Geldmenge‘ noch im ‚nie mitkreierten Zins‘, sondern vor allem darin, dass die Welt nach 100 Jahren Fehlentwicklung endlich wieder lernen müsste, innerhalb ihrer Verhältnisse zu leben.“

=> Im heutigen 21. Jhdt stellt sich das sogenannte Zinsproblem weitestgehend als Problem der illegitimen Zinsnahme auf illegitim aus dem Nichts per fractional banking geschöpftes Geld dar! Dagegen verblassen rein quantitativ derzeit alle Fundamentaldebatten zu möglichen anderen problematischen Zinsaspekten. Schaffen wir zuerst das fraktionale Betrugs-Banking ab und die Monopolzwangsgeldgesetze gleich dazu. Danach können wir denn die winzigen anderen, theoretischen Zins„probleme“ auch noch angehen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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