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Prepping-Grundlagen Teil 1: Einigeln und geordneter Rückzug

Datum:

von Alex Benesch

In einer Nische sitzt es sich recht eng. In der Prepping-Community gibt es mehrere Nischen und diejenigen, die in diesen sitzen, tendieren manchmal zu einer gewissen Engstirnigkeit. Die einen, nennen wir sie die Nüsse-Vergraber, tun gar nichts außer Konserven anhäufen, die anderen vom Typ Indianer sind prinzipiell allen un-nomadischen Verhaltensweisen abgeneigt, die nichts mit dem Vertilgen von ausgegrabenen Insektenlarven und eigenhändig erlegten Tieren zu tun haben.
Wenn sie die Zankereien von diesen Nischenbewohnern lesen oder hören möchten, können sie genausogut ihre Phil Collins-Platten rückwärts anhören.

Verbunden mit dem Indianer vs. Eichhörnchen-Dilemma ist die Frage, was denn nun besser sei: Sich in jedem Fall einzuigeln und eine heikle Situation zu Hause auszusitzen oder prinzipiell mit leichtem Handgepäck das Weite zu suchen?
Schließlich wollen sie ja genausowenig in der Falle sitzen wie in der Wildnis verhungern.

Mobil?

Das Argument Nummer 1 gegen Mobilität: Das Straßennetz ist bereits trotz vierfacher Finanzierung durch Steuergelder mit dem gewöhnlichen Verkehr überfordert und nicht dafür ausgelegt, einem gleichzeitigen Massenexodus von unzähligen Menschen standzuhalten. Gerade die Winterstürme demonstrieren weltweit, wie schnell die Straße zur Falle werden kann und wie schnell die meisten Fahrzeuge am Ende ihrer Leistungsfähigkeit sind.

Manche schließen daraus, dass man sich wegen den Gefahren der Mobilität nur oder hauptsächlich auf das Einigeln zu Hause vorbereiten soll. Manchmal ist es jedoch absolut notwendig, ein Gebiet im Notfall zu verlassen. Ballungszentren sind per se extrem verwundbar und dort ist der Ressourcenverbrauch am höchsten.

Wenn Strom, Wasser und Nahrungsangebot ausfallen, ist man als vorbereiteter Mensch mit seinen angehäuften Schätzen ein sehr begehrtes Ziel. Die schiere Anzahl möglicher Diebe in dicht gepackten Gegenden erhöht die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich überfallen zu werden. Darüberhinaus gibt es noch die Diebe von der Regierung: Für den Eigennutz plündernde Polizisten sowie Katastrophenschutzkräfte die Sachwerte beschlagnahmen, um sie nach eigenem Gutdünken in Behelfs-Flüchtlingslagern umzuverteilen. Auf dem Land müssen die Staatsdiener längere und gefährlichere Wege zurücklegen, außerdem lassen sich auf dem Land auch viel leichter geheime Nahrungsmittellager unter der Erde einrichten als in der Stadt. Irgendwann gehen die in besseren Zeiten angehäuften Vorräte zur Neige und es müssen Mittel und Wege gefunden werden, neue Nahrunsgmittel zu erwerben oder zu produzieren. Auch hier gewinnt das Land über die Stadt.

Wenn man sich nur auf das Prinzip des Einigelns konzentriert hat, ist man natürlich stark dazu verleitet, eine Krise auf Teufel komm raus Zuhause auszusitzen, mit allen damit verbundenen Folgen. Wenn biologische, chemische oder atomare Bedrohungen existieren, muss man allerdings zwangsläufig das Weite suchen. Als die Russen Ende des zweiten Weltkrieges in den Ostgebieten anmarschierten, gab es einige Deutsche die die Gefahr völlig unterschätzt hatten und dachten, sie könnten in ihrem Heim den Sturm irgendwie überstehen. Millionen Flüchtlinge hätten gerettet werden können, wären sie für den Exodus vorbereitet gewesen.

Muss man einen Rückzug antreten und kann die eigenen schweren und voluminösen Nahrungsmittelvorräte nicht ohne weiteres mittransportieren, kann man jene entweder zurücklassen oder versuchen, sie schnell gegen irgendetwas einzutauschen. Um Mobilität führt letztendlich kein Weg herum, wer außerdem eine Lage frühzeitig richtig einschätzen kann, hört nicht auf die Beschwichtigungsformeln heillos überforderter Behörden, sondern setzt zügig seinen vorbereiteten Fluchtplan um.

Das Minimum

Das absolute Minimum ist ein möglichst vollständig gepackter Fluchtrucksack samt motorisiertem oder unmotorisiertem Zweirad. Man kann erhebliche Distanzen zurücklegen und ist nicht einmal auf die Straßen angewiesen, sondern kann alternative Routen wählen, Feldwege, Brücken die für PKWs nicht befahrbar sind. Wichtig ist auch das Life-in-a-Box-Prinzip: Bewahren sie ihre wichtigsten Dokumente wie Geburtsurkunde, Ausweis, Reisepass (aktuell!), Besitzurkunden, Versicherungsscheine etc. in ein und demselben wasserfesten Behälter auf, den sie in nullkommanichts in ihren Fluchtrucksack stecken können. Versuchen sie mal im Chaos ohne Dokumentation zu beweisen, wer sie sind und welche Ansprüche sie haben…

Das nächstbeste ist ein gewöhnlicher PKW, der zumindest funktionstüchtig ist. Die wenigsten leisten sich Expeditionsmobile, die eine Mischung sind aus fahrendem Hotelzimmer und Unimog. Fragen sie sich wie fit ihr Fahrzeug ist, auch wenn sie ein romantisches Urvertrauen in ihren vierrädrigen Freund haben. Das Internet, Fachliteratur und gute Werkstätten sind ihr Freund! Gibt es zu dem betreffenden Modelljahr bestimmte Schwächen bei diversen Ausstattungen? Gibt es besondere Eigenheiten zu beachten um die Lebensdauer des Getriebes zu gewährleisten? Kriegen sie die Karre alle zwei Jahre nur durch den TÜV indem sie androhen, die Kinder des Prüfers zu entführen, und es ist eigentlich an der Zeit für etwas anderes? Häufig sieht man Allradfahrzeuge mit 15 Jahre alten abgewetzten Reifen und geschätzten 2 Millimetern Restprofil. Wäre es nicht vernünftiger, in neue Schlappen zu investieren als in schicke Chrombügel und sexy Trittbretter für das Fahren zur Eisdiele?

Was gehört zu jedem Zeitpunkt in den Wagen?

  • Kompakter Klappspaten
  • Pfefferspray (Vorsicht Sommertemperaturen)
  • Multitool
  • Messer
  • Karten, Atlas, Kompass
  • Kompaktnahrung wie BP5-Päckchen
  • Trinkwasser
  • Lampe mit Batterien, Kurbellampe und Glow-Sticks
  • Klebeband, Klebeband und mehr Klebeband
  • Decke
  • 2 Paar Arbeitshandschuhe
  • 10 Paar Latexhandschuhe
  • Klopapier, Küchenpapier
  • Adapter für Handyladegerät
  • Optional: CB-Funkgerät

Spieglein, Spieglein an der Wand, was ist das beste Bug-Out-Vehicle im ganzen Land?

Die Fahrzeugwahl ist eine Geschichte voller Missverständnisse. Ich meine natürlich voller Kompromisse. Diverse Anbieter haben fix und fertige ultrarobuste Gefährte im Sortiment mit 50 Sonderausstattungen. Können sie sich so etwas leisten ohne von der Bank abhängig zu sein, ist das ein Riesenvorteil. Andernfalls müssen sie ihre grauen Zellen etwas mehr anstrengen: Allradantrieb ist wohl die begehrenswerteste Ausstattung die sie sich vorstellen können und sie sollten darauf nicht verzichten. In Deutschland haben sie zwar (noch) gute Straßen, aber auch viele Monate Winter mit Schnee und Eis. Müssen sie um eine Straßensperre herum oder einen schlammigen Hang hinauf oder herunter, drehen sie sich mit Zweiradantrieb schneller als sie „Oh Scheiße!“ sagen können. Viele Modelle können sich selbst dann noch vorwärts schieben, wenn nur ein einziges Rad Traktion hat.

Als nächstes müssen sie sich fragen, wie viel Platz sie brauchen. In der Großstadt sind kompakte fahrende Cappuchino-Tassen vielleicht modisch und praktisch, bei einer Flucht dagegen müssen sie ihre Koffer und Taschen auf dem Schoß ihrer Mitfahrer lagern. Montagemöglichkeit für Dachgepäckträger? Fehlanzeige. Anhängerkupplung? Nein. Schicker Smartphone-Halter in Cappuchino-Braun? Ja! Auf der anderen Seite gibt es obszön große Familienbusse und Transporter, mit denen ihnen vielleicht bestimmte Routen versperrt bleiben. Anhängerkupplungen sind Pflicht, vernünftige Anhänger gibt es neu ab 300 Euro. Neu und gebraucht finden sie auch Offroad-Hänger mit Stoßdämpfern und Blattfedern wie zum Beispiel britische Sankeys.

Schließlich sehen sie sich nach Modellen um und können vorher bereits den ein oder anderen Hersteller komplett ausschließen; nämlich die obskuren Firmen die kaum noch existieren und natürlich FIAT. Legen sie sich nicht unbedingt vorher fest was den Treibstoff anbetrifft, nur weil sie vielleicht „schon immer einen Diesel gefahren sind“. Vielleicht finden sie ja einen Benziner der genau zu ihren Anforderungen passt oder mit zusätzlicher Gasanlage, was mehr Flexibilität und dank zweier Tanks eine super Reichweite bedeutet. Oder sie stoßen auf einen Diesel der zur Not auch mit Pflanzenöl oder Heizöl fährt. Bei Dieseln um die Jahrtausendwende herum versuchten die Autobauer gerne, das Beschleunigungsverhalten zu verbessern mit viel zu überdimensioniertenTurboladern welche den Motor verschlissen oder mit unausgereifter Common Rail-Technik, die garantiert Schwierigkeiten macht.

Auf Plattformen wie mobile.de haben sie eine praktische Suchmaske um sich Zeit zu sparen. Informieren sie sich im Netz weitergehend über einzelne Modelle und Ausstattungskombinationen. Autos sind komplexe Gebilde deren Konstruktionen und Zulieferer-Bauteile von Jahr zu Jahr wechseln können. Für häufig gebaute Fahrzeuge ist es leichter, an Ersatzteile und professionelle Reparaturen zu kommen. Hier finden sie ein paar Denkanstöße:

Der VW-Bus in den „Synchro“-Versionen:

Allrad und sehr geräumig, dennoch mit normalem Führerschein zu fahren. Extrem interessant sind Modelle mit Klappdach/Schlafmöglichkeit und weiteren Wohn-Ausstattungen. Günstige Ersatzteile sind leicht zu finden und mit Pflege fahren die Dinger 500.000 Kilometer. Kann jetzt nicht gerade Felswände raufklettern, bringt sie aber ans Ziel.

Toyota Landcruiser:

Trotz der legendären und häufig unrealistisch beschriebenen Zuverlässigkeit sollte man nicht blind einen Gebrauchten erwerben und vielelicht höchstens noch einen Ölwechsel durchführen. Lassen sie von einem Experten Zahnriemen, Getriebe, Allradfahrwerk und alles andere auch noch prüfen und planen sie weitere Investitionen in ihr Budget ein. Es gibt unzählige Versionen aus allen Jahrgängen für die man auf dem Gebrauchtmarkt immer noch recht viel hinblättert. Die 5-Türer-Versionen sind am oberen Ende angesiedelt. Es gibt die bequemeren 80er und 90er Serien sowie die klassischen, noch robusteren Linien. Finden sie ein Liebhaber-Exemplar und bedenken sie dass auf Grund der hohen Beliebtheit und der hohen Diebstahl-Vorfälle die Versicherung entsprechend höher ausfällt. Ersatzteile gibt es dem Mythos zufolge sogar in afrikanischen Dörfern mit mehr als drei Hütten. Und ja, der Allradantrieb ist sein Geld wert.

Toyota Hilux

Der Pickup der japanischen Traditionsmarke, ein Arbeitstier und weltweit auch für Landwirtschaft eingesetzt. Taugt auch um mehrere Personen auf der Ladefläche zu transportieren, wie sie sicherlich schon mal auf Videobildern aus dem mittleren Osten gesehen haben. Es gibt ihn auch mit Zweiradantrieb, aber sie planen ja nicht, damit Bananen auf gepflegten Straßen auszuliefern.

Toyota 4Runner

Kaum einer kennt ihn hier, dabei gibt es so manche Schmuckstücke ab 3500 Euro aufwärts, die offiziell und grau nach Europa exportiert worden waren.

Landrover Defender:

Es heißt, zwei Drittel aller jemals gebauten Defender sind noch funktionsbereit. Ob auf der britischen Farm, umgebaut als Feuerwehr- oder Notarztwagen oder im Kampf gegen Rommel in der nordafrikanischen Wüste, der Defender ist ein Ausnahmefahrzeug militärischer Herkunft.

Er ist mit dem meist verbauten 2,5-Liter-Dieselmotor nicht besonders flott (mit Mühe 130 Km/h), recht laut (man nennt ihn auch scherzhaft den „Deafener“, den Taub-Macher) und ihm fehlen oft sogar ABS und Airbags, aber er kann nach wie vor so manchen modernen Offroader/SUV im Gelände wegstecken. Auch hier gibt es Lang- und Kurzversionen. Auch hier müssen sie genau nachprüfen vor dem Kauf. Ein Defender kann an unmöglichen Stellen und Spalten rosten wie verrückt, auch die Elektrik ist nicht gerade deutscher Standard. Die Dachlast ist ein Traum, hier lohnt sich ein ausladendes Gepäckgitter.

Jeep Cherokee und Grand Cherokee:

Extrem fähiger Offroader mit dem Komfort eines SUVs. Das Allradgetriebe braucht alle paar zehntausend Kilometer ein spezielles Mittel, was kaum ein Vorbesitzer schnallt. Alle Jahre mal ein Motorölwechsel wird ihnen immer wieder angepriesen als „scheckheft-gepflegt“. Auch to Tode geheizte Behördenfahrzeuge aus US-Beständen in Deutschland landen auf dem Gebrauchtmarkt. Die Motoren verbrauchen recht viel (18 Liter), halten aber lange. Die Elektrik ist nicht gerade die Stärke, Fensterheber etc. werden früher oder später fällig.

Mercedes G:

Recht teuer, aber auf Grund der militärischen Herkunft auch sein Geld wert. Die Bundeswehr-Versionen mit der Bezeichnung Wolf haben ein robusteres Getriebe, weniger starke Motorisierung und wurden gerne getreten und stark abgenutzt.
Die Gebraucht-Preise sind nicht mehr so obszön wie noch vor ein paar Jahren, zahlen sie aber bloß keine 10.000 Euro für einen von ein paar 18-jährigen verhunzten Wolf.

AlexBenesch
AlexBenesch
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