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Wie sie die Verschwörer zum Weinen bringen

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Ein Kommentar von Alexander Benesch

Sie wissen, wer auf dem Papier und im TV am besten geeignet ist, um organisierte Kriminalität aufzudecken: Der Komissar.

Der Komissar begann seine Karriere in jungen Jahren mit einem staubtrockenen Kriminalistikstudium an einer Polizei-Uni, von dem er dann als sog. „Kinderkomissar“ und Theoretiker in den „höheren Dienst“ übergeht um dann Leute herumzukommandieren, die mindestens 15 Jahre mehr Erfahrung haben. Ein älterer Beamter kommt vielleicht nach kurzer Zeit darauf, dass der Verdächtige seine Ehefrau in der Zwischenwand verewigt hat, während der Jungstar und ausgebildete „Profiler“ in seinem Papiermüll erstickt.

Hier ist ein Geheimnis: Profiling wie sie es im Fernsehen sehen, ist totaler Blödsinn. Das wichtigste was man heute wissen muss um Kriminelle zu fangen, ist Buchhaltung, Steuerrecht und wie man eine Routinekontrolle durchführt:

„Fahrzeugpapiere bitte! Und was ist dieser Geruch?“

Stoßen richtige Ermittler mit diesen Brot- und Butter-Techniken auf krumme Dinger von krummen Leuten mit Einfluss, werden sie zwangsversetzt an einen Schreibtisch in der Provinz ohne eigenes Telefon oder werden gleich für arbeitsunfähig erklärt.

Die erste Ebene

Damit eine Verschwörungswissenschaft überhaupt erst entstehen kann, muss für sie genügend Unterstützung generiert werden. Die erste große Hürde dafür ist für viele Menschen die Frage: Gibt es erfolgreiches, konzertiertes, verschwörerisches, kriminelles Handeln? Viele scheitern bereits an diesem ersten Intelligenz- und Bildungstest. Diese Frage trennt bereits frühzeitig den Mainstream von den Alternativen, die Zufallstheoretiker von den „Verschwörungstheoretikern“.

Verschwörungsforschung nützt nichts, wenn kaum jemand diese aktiv betreibt oder wenn kaum jemand sie als ernstzunehmend wahrnimmt. Sie braucht Geld und Rückhalt, andernfalls erscheint das persönliche Risiko zu hoch weil etablierte Kreise sich bedroht fühlen oder es ist schlicht nicht finanzierbar, weil betuchtere Kreise dort hinein wenig Geld investieren, es sei denn um bewusst Desinformation zu betreiben oder wenn inkompetente Forscher begünstigt werden sollen.
Verbrechen und Korruption existieren zwar, heißt es im Mainstream, aber mit dem langanhaltenden Erfolg und der Geheimhaltung von Verschwörungen würde es hapern. Das Establishment nutzt die Medienhoheit und das Monopol auf die Bildungssysteme knallhart aus. Die Verschwörungswissenschaftler müssen dagegen halten mit möglichst hoher Kompetenz, Neutralität, Durchhaltevermögen und sie müssen einen roten Faden liefern. Ansonsten bleiben die behandelten Themen nur Einzelbeispiele ohne Kontext und durchbrechen nicht die Frustrationsschwelle im Publikum. Limited Hangouts, begrenzte Skandale sind nur ein Druckablassventil. Böse Jungs wurden geschnappt, heißt es, die Ordnung sei wiederhergestellt, das System funktioniere.

Die Geschichte besteht objektiv aus wenig mehr als bewusstem verschwörerischem Handeln. Herrscher bilden sektiererische Geheimstrukturen um zu verhindern, dass Max Mustermann irgendwie zu einem Durchblick darüber gelangt, wie er abgezogen und seine Kinder verkauft werden zugunsten von alten Verrückten in teuren Anwesen. Und um zu verhindern, dass ein wütender Max Mustermann der vielleicht nicht ganz so blöd ist, selber zu Geld und Macht kommt. Die Herrscher nutzen ihre Geheimclubs auch, um fremde Herrscher zu destabilisieren. Fremde Herrscher suchen sich wiederum solche weit entfernten Figuren wie den unzufriedenen Max Mustermann, um jene für einen Geheimclub zu rekrutieren und ihm zu zeigen, wie man selbst weitere Kapitel des subversiven Geheimclubs aufzieht.

Nicht jede Geheimorganisation strebt Weltmacht an, aber es gibt sie überall. Es gab sogar Geheimgesellschaften für Schiffsbauingenieure, wer nicht Mitglied wurde konnte eine Karriere in dem Bereich vergessen. Es gibt künstliche Barrieren überall um zu verhindern, dass Wissenschaftler und Nicht-Wissenschaftler die erste Hürde überwinden, die erste Ebene überhaupt erst betreten. Dadurch entzieht man einer Verschwörungswissenschaft die Grundlage. Akademiker, die von Verschwörungen wissen, sind oft selbst von Verschwörern rekrutiert und hassen uns alle. Wir ungebildeten, unerleuchteten Non-Technokraten atmen ihre Luft weg, trinken ihr Wasser, nehmen ihren Platz auf der Erde weg. Sie spielen im Hörsaal eine Rolle wie den netten Onkel oder die unnahbare Koryphäe. Wo finden sie mehr KGB-Agenten, CIAs, Okkultisten und andere Spooks als in den verschiedenen Botschaftsgebäuden von Ländern? An Unis.

Die zweite Ebene

Hat man die erste große Barriere überschritten, wird es erst richtig spannend für das Thema Verschwörungswissenschaft. Die Millionen-Dollar-Frage lautet: Wer steuert letztendlich am erfolgreichsten Verschwörungen, wer sind die bedeutendsten Bad Guys? Die klassische, unprofessionelle, menschliche Anwort lautet: Die „anderen“. Die andere Hautfarbe, die andere Seite des Atlantik, die protestantischen Angloamerikaner, der Vatikan, die Juden, der Weiße Mann oder was auch immer. Populär im dritten Reich waren Vostellungen von einer Verschwörung aller Juden gegen die Welt, manche Juden mutmaßen über eine Verschwörung der ganzen Welt gegen alle Juden. Latinos verschwören sich seit langem in Organisationen zu einer ethnischen Säuberung weißer Gringos in den US-Süstaaten. Die Gringos hätten sich früher gegen uns verschworen und den Kontinent von Einheimischen ethnisch gesäubert, also zahlen wir es ihnen jetzt heim. Immer wird die eigene Gruppe gegen ernste Kritik immunisiert, schuld sind immer nur die anderen.

Clevere Psychologen und Hirnforscher belegten, was man sich eigentlich hätte denken können: Alle Gruppen aus allen Ethnien, in denen kein ernsthaftes Maß an Kompetenz über Psychologie und die gesellschaftlichen Folgen menschlicher Abgründe existiert, werden früher oder später „böse“, von Psychopathen geleitet die praktisch einen Hirnschaden besitzen. Neu herangewachsene Psychopathen aus einfachsten Verhältnissen schließen sich oft etablierten Verschwörungen etablierter Psychopathen an. Anstatt dass diejenigen, die von Verschwörungen wissen, positiv und konstruktiv wirken, haben sie nur eine limitierte unwissenschaftliche Sichtweise und handeln hauptsächlich für ihre eigenen Bedürfnisse. Sie schließen sich staatlichen Militärs an, idiotischen Rebellengrupen, kommunistischen Revoluzzern, Faschisten usw.

Beispiel Saddam Hussein: Hineingeboren in ärmlichste Verhältnisse in Tikrit 1937 nördlich von Bagdad. Während der Schwangerschaft verstarb sein Vater, die Mutter versuchte eine eigenhändige Abtreibung und sich vor einen Bus zu werfen, verachtete das Kind von Anfang an und gab es ziemlich schnell weg.

Die führenden Verschwörer der Welt brauchen einen breiten Support von vielen Menschen, den sie nicht bekommen würden wenn ihre wahren Absichten bekannt wären. Kommt die Wahrheit ans Licht, hilft nur noch rohe Gewalt um die Herrschaft zu sichern. Fehlt das absolute Gewaltmonopol, fällt die Herrschaft. Meistens folgt dann die nächste Herrschaft von anderen professionellen Verschwörer-Gruppierungen, die den Machtwechsel als Revolution des Volkes titulieren.
Eine der größten Probleme für die Bildung einer ernsthaften fächerübergreifenden Verschwörungswissenschaft ist die Kultmentalität in praktisch allen Kulturkreisen, die die  eigenen Herrscher vor Kritik abschirmt.

Ein interessantes Beispiel ist die Doku „Das wahre Gesicht der Europäischen Union“. Die britischen Macher gehen natürlich strategisch vor: Sie wollen das Publikum nicht überrollen mit den krassesten Fakten, weil viele Menschen sofort abgeschreckt werden würden, weil sie sonst nicht einmal die erste Hürde überschreiten und organisierte Verschwörungen als realistisch akzeptieren. Soweit so gut. Als nächstes betont man die französischen und deutschen Aspekte der Kräfte hinter der EU, um bei dem britischen Publikum eine möglichst negative Reaktion im Bezug auf die EU zu erzeugen. Auch das ist strategisch. Viele Nazi-Koryphäen wie Walter Hallstein sowie deutsche Kartelle legten den Grundstein für die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft und einen einheitlichen Sueprstaat. Wo es dann holpert ist, wenn man bei diesem Versuch, patriotische Gefühle zu erzeugen im britischen Publikum, den krassen Imperialismus des britischen Empires geflissentlich übersieht, die Rolle Großbritanniens bei der Machtausweitung Hitlers Regierung, die Rolle des Empires beim Anzetteln des ersten Weltkriegs um den wirtschaftlichen Konkurrenten Deutschland loszuwerden, usw. usw. Man lobt sogar Winston Churchill, um dem Publikum einen britischen Staatsmann zu präsentieren.

Die britischen Bürger verstehen nicht die britischen Kriegsverbrechen an den Deutschen. Deutsche, die es überhaupt wagen darüber zu sprechen, sind meistens so selektiv in ihren eigenen Wahrnehmungen, dass sie offen oder leicht verhüllt das dritte Reich in schillerndsten Farben schildern und gar nicht mehr merken, wie verkehrt sie liegen und wie sie damit zum Beispiel die Briten aufschrecken, die folglich umso stärker an die einseitige britische Mainstreamhaltung glauben.
Bei weitem nicht jeder einseitige oder mäßig kompetente Autor da draußen handelt bewusst im Auftrag von Verschwörern, aber wenn jemand Nazi, Kommie oder Hardcore-Okkultist ist, der die gleichen erleuchteten Strömungen wie das Establishment favorisiert, macht sich derjenige zum Teil konspirativer Aktivitäten zum Nachteil seiner Mitmenschen.

Geld und Support fließen ab an die Promoter von haarsträubenden Verschwörerideologien, die ihre Nische streng abgrenzen und weite Teile der Bevölkerung abschrecken. Wie eine Sekte die ihre Mitglieder zwingt, seltsame Kleidung oder Frisuren zu tragen, bekommen die Vertreter extremistischer Ideologien viel Ablehnung von außen zu spüren was sie noch tiefer in die eigene Gruppe treibt.

Die dritte Ebene

Anstatt also nur ein paar Verschwörern nachzustellen um andere Verschwörer dadurch besser aussehen zu lassen, muss die Verschwörungswissenschaft an alle Bad Guys mit den gleichen Maßstäben herangehen. Wann haben sich welche Leute zu geheimen Organisationen zusammengeschlossen und wie haben sie es geschafft, Länder, Kontinente oder sogar die Welt zu erobern? Indem man die Geheimhaltung, also die Informationsbarrieren auflöst, verlieren diese Menschen einen Großteil ihres Supports in der Bevölkerung. Leute geben nicht mehr ihr Geld an die Banken, Versicherungen, Konzerne, Regierungen, Parteien, sie gehen nicht zum Militär, sie verstecken ihre Geld vor den Steuereintreibern, und vor allem: Sie zerren die Kriminellen vor Gericht. Den Verschwörern lässt sich ein ordentlicher Prozess machen. Irgendeine Nationalität hat jeder und kriminelle Handlungen fallen unter Gesetze gegen Landesverrat, Hochverrat, Diebstahl, Korruption, Kriegsverbrechen, Massenmord. Selbst wenn nationales Recht irgendwo bereits aufgehoben oder aufgeweicht ist, lassen sich solche Veränderungen rückgängig machen weil die Veränderungen meist Teil der Verschwörung sind. Common Law, Common Sense. Viele Geschäfte werden rückgängig zu machen sein, viele Entschädigungen werden zu zahlen sein. Die Verschwörer sind Profis, deshalb braucht es Profis um ihnen auf die Schliche zu kommen. Die Verschwörer planen ihre Operationen sehr sorgfältig, was miteinschließt, Dokumentation und Beweismaterial zu vernichten sowie beteiligte Mitverschwörer um die Ecke zu bringen. Ohne Verschwörungswissenschaft, ohne Kriminologen wird es schwierig sein, im Nachhinein aufzudecken was in den vergangenen Jahrhunderten geschehen ist.

Die vierte Ebene

Hat man aufgeräumt, geht es darum zu verhindern, dass neue Psychos in Regierungs-Machtpositionen nachrücken und Zwang ausüben. Jedes Mal nach einer Revolution oder einem Krieg hieß es, Gott sei Dank ist alles vorbei, dabei fing es hinterher erst richtig an. Neue Tyrannen scheinen wie unbeschriebene Blätter, die Unterdrückten von Gestern wollen endlich Unterdrücker spielen. Der Aufbau neuer Gesellchaften nach den Prinzipien der Freiheit und der geistigen Gesundheit ist harte Arbeit. Das Verhindern von Wiederholungen der typischen Kreisläufe benötigt konstante Wachsamkeit und wissenschaftliche Arbeit als Basis. Man kann und sollte sich bereits frühzeitig damit beschäftigen, neue Communities zu schaffen, eigene Strukturen. Man darf aber nicht alles andere darüber hinaus vergessen oder ignorieren, denn die Verschwörerwelt da draußen wird früher oder später mit der eigenen neuen kleinen Welt kollidieren.

AlexBenesch
AlexBenesch
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