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Psychologie ist weder Voodoo noch reines Marketing-Tool für Politik und Kommerz

Datum:

Von Alexander Benesch

Die narzisstische Gesellschaft im Recentr-Shop

Hans-Joachim Maaz, seit 40 Jahren praktizierender Psychiater und Psychoanalytiker, war lange Zeit Chefarzt der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik des Diakoniekrankenhauses Halle.

Überall sehen wir angesichts der Wirtschaftskrise einen neu aufgeflammten Ideologiekrieg, der sich wir immer auf Betrachtungen über das politische und das wirtschaftliche System beschränkt. Psychologie gilt hier lediglich als Voodoo oder als verschlagene Lehre für das kommerzielle und das politische Marketing. Man will Dinge nicht „psychologisieren“. Diese Verdrängung soll verschleiern, wie wichtig die Komponente der menschlichen Psyche ist.

Die klassischen, weitverbreiteten Systemlehren pflegen allesamt simplifizierte, falsche bzw. überraschend dumme psychologische Grundannahmen über den Menschen als zentralen Akteur in diesen Modellen.

Die Keynesianer erklären lapidar, der Mensch sei halt nun einmal von Natur aus auf sich selbst fixiert und wenn nur jeder egoistisch ist, würde alles im Gleichgewicht bleiben und sich alles in Wohlgefallen auflösen. Mehr Einsicht wird nicht angeboten. Währenddessen grassiert die Wirtschaftskriminalität und Studien zeigen, dass selbst Broker und Trader ohne illegale Insidertipps selten besser entscheiden als ein Zufallsgenerator und manisch darauf versessen sind, mehr zu haben als der andere. Es werden Dinge gekauft die man nicht braucht, mit Geld das man nicht hat, um Leute zu beeindrucken die man gar nicht mag. Warum eigentlich? Nur weil man es kann? Die DDR-Bürger hatten nicht einmal diese Möglichkeiten um sich abzulenken und trotzdem die gleiche Leere in sich.

Die deutsche Wirtschaftswundergeneration, die ihre Kinder Krippen und dem Staat anvertraut hatte, wundert sich indes, warum die Kinder das elterliche Erbe mit Drogenkonsum, Faulheit oder anderem Blödsinn in den Sand setzen.

Die Sozialisten meinen, der Mensch müsse nur befreit werden von anerzogenen (in Wirklichkeit natürlichen) Eigenschaften und zum „neuen sozialistischen Menschen“ (um-)erzogen werden, damit die gewünschte Diktatur sich irgendwann in Wohlgefallen auflösen kann. Scharfsinnige Beobachter enthüllten im Laufe der Zeit die Psychologie hinter dem Sozialismus: Pschopathen mit schlechten Müttern rekrutieren mit Banker-Geld ungeliebte, zerrissene junge Seelen aus der Mittelschicht, die ihre Eltern hassen, für die Revolution. Diese Blender werden zu professionellen Berufsrevoluzzern und rekrutieren die unterdrückten, neidvollen und wirtschaftlich geplagten Massen. Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen wollen einerseits glühende Lügen hören, egal wie unlogisch diese sind, und anderseits alle anderen auf ihr Niveau herabziehen, die besser sein oder mehr haben könnten. Kein Wunder dass Besserverdienende irgendwan skandieren: „Schützt die Starken vor den Schwachen.“

Roland Baader brachte es auf den Punkt: Sozialismus ist eine ansteckende geistige Krankheit. Betroffene Menschen erkennt man daran dass sie ein Zwangssystem etablieren wollen, jenes gleichsetzen mit Gerechtigkeit an sich und von da an jedem aggressiv begegnen, der sich nicht unterwerfen und dem roten Orchester zuklatschen will. Begriffe werden verschwurbelt wie bei Sekten üblich oder Nebelwortkombinationen geschaffen: Sozialarbeiter, Sozialdemokratie, soziale Marktwirtschaft.

Der bemühte Mensch verzweifelt am Ende weil er vor lauter geistiger Debilität in den politischen Organisationen nicht mehr weiter weiß , zieht sich aus dem Bereich Politik zurück und bestärkt dadurch jene, die er zu vermeiden sucht.

Hans-Joachim Maaz hat mit seinem Psychogramm „Die narzisstische Gesellschaft“ endlich ein leicht lesbares Werk geschaffen, mit dem wir uns selbst, unsere Eltern, Freunde, Nachbarn, Mitbürger, Politiker, Geschäftsleute, Promis und Geistliche endlich verstehen können. Nur mit diesem Verständnis ist eine Verbesserung unserer Umstände möglich bis hin zu den Ur-Träumen unserer Spezies.

Die deutsche Wirtschaftswunder-Elterngeneration, inzwischen im Rentneralter, hatte ihrerseits Eltern die unter absurden Umständen aufgewachsen waren und ihren Dachschaden abbekommen haben. Man musste in den prägenden Jahren mit cholerischen Vätern und kalten Müttern klarkommen, oft mit allen was man tragen konnte vor den einmarschierenen Russen flüchten, Väter saßen Jahre in Kriegsgefangenschaft und träumten von zerschossenen Kameraden. Dennoch maß man in den Folgejahrzehnten Glück und Stabilität fast ausschließlich am Häuschen und am Mercedes. Nichts gegen Häuser und gute Autos, allerdings lösten sie nicht die psychischen Probleme.

„Weil der pathologische Narzissmus eine bestimmte Abwehrform frühen Liebes- und Bestätigungsmangels ist, müssen alle realen Beziehungsformen eine Schutzfunktion gegen den frühen Schmerz erfüllen.

Der Größenselbst-Narzisst muss immer Sieger sein, dominieren und gewinnen, er braucht Selbstdarstellung, Prahlerei, Übertreibungen von Leistungen und Fähigekeiten, er muss brillieren und sich gegenüber der Konkurrenz behaupten, er will Anführer sein und den Ton angeben (auch wenn die Kompetenz dafür nicht vorhanden ist). Auf der anderen Seite möchte er auf keinen Fall kritisiert und belehrt werden, er kann keine Fehler zugeben und keine Schwäche zulassen.“

Wollen sie wissen was “das Böse” wirklich ist? Die bei Narzissten typische Abwesenheit grundlegendster menschlicher Eigenschaften wie die Empathie. Tatsächlich lässt sich dem Bösen leicht jede Mystik nehmen. Manche Menschen sind einfach defekt.

Weitere Teile der Bevölkerung sind in geringem bis mäßigen Umfang narzisstisch oder tendieren nur zeitweise in diese Richtung, experimentieren damit und kehren rechtzeitig um bevor sich eine echte Störung entwickelt. Der Narzisst erschafft in seinem Kopf eine Fantasieversion von sich selbst, ein idealisiertes Alter Ego, und verteidigt diese Fantasieversion gegen alle Realität, gegen die eigenen Zweifel und natürlich die Zweifel von außen. Sie werden zu grandiosen Dauerlügnern, die sich konstant selbst und andere darüber hinwegtäuschen, dass sie leidende und betrogene Kreaturen sind.

Der Graben zwischen ihrer Fantasie und der Realität muss immer beobachtet werden, er darf nicht allzugroß werden sonst kollabiert das ganze Konstrukt. Dies erfordert eine enorme geistige Anspannung und Abtötung von Gefühlsregungen. Sie brauchen einen konstanten Strom an Bewunderung, Gefürchtet-werden, Geld, Dienste oder Neid wie die Luft zum Atmen und sie tun alles um das zu bekommen. Gierig, hintertrieben und verlogen, teilen sie die Menschheit ein in Wölfe und Schafe, in diejenigen die einen selbst herumschubsen können und diejenigen die man selbst herumschubsen kann.

Wer dem Narzisst nützt, wird ausgebeutet, betrogen und em Ende weggeworfen. Normale Menschen gelten als zweidimensional und lächerlich, Emotionen wie echte Liebe oder Mitgefühl als seltsam und dumm. Der menschliche Abschaum trägt immer eine Maske, täuscht wo es nützt Normalität vor. Früh hat der Gestörte gerlernt wie man Emotionen anderen Menschen gegenüber glaubhaft vortäuscht. Man muss nur die richtigen Knöpfe drücken und schon kann man sich dadurch allerhand Vorteile verschaffen.

Klassiche Hemmungen gibt es nicht. Dafür ein extremes Anspruchsdenken ohne die erforderliche Leistung bringen zu wollen. Erfolg kommt für sie durch Betrug, durch Show und Lügen, sie verdienen aus ihrer Sicht immer das beste und möglichst viel davon. Typisch ist auch eine völlig unrealistische Einschätzung der eigenen Bedeutung.

Diese Betroffenen wirken dumerweise auf normale Menschen oft wie geborene Anführer. Wie sie mit spielerischer Leichtigkeit Begeisterung auslösen, Menschen mitreißen, null Selbstzweifel und ein beeindruckendes Auftreten haben, eine Unnahbarkeit oder engste Nähe ausstrahlen. Dies sind die ersten Typen die Ansprüche erheben auf Führungspositionen, während die schüchternen und unsicheren Normalos meist sogar noch dankbar dafür sind dass jemand anderes Verantwortung übernehmen und die Richtung vorgeben will.

Die Bürger werden von ihnen verzaubert und bekommen das Gefühl vermittelt, der wichtigste Mensch im Universum zu sein. Früher oder später wird jedoch offensichtlich dass diese Showmaster, Anführer, Obersympathen 100% kritikunfähig sind. Jede noch so kleine Kritik ist wie eine Kettensäge die an ihr Fantasiebild gehalten wird. Die Kritiker finden zum Beispiel irgendwann heraus, dass der Doktor- oder Adelstiteldes Narzissten erfunden oder gekauft ist. Dass vermeintliche Ruhmestaten nie oder ganz anders stattgefunden haben. Dass sich hinter dem tollen Auftreten Inkompetenz verbirgt, dass sich immer größere Widersprüche auftun. Die Kritiker landen natütlich sofort auf der Liste mit Todfeinden.

„Die narzisstische Gesellschaft“ von Hans-Joachim Maaz gehört zum absoluten Pflichtprogramm für jeden. Eine reine Betrachtung der politischen und wirtschaftlichen Fragen ist wie der Versuch, ein Dreibeinstativ mit fehlendem Bein aufzustellen.

AlexBenesch
AlexBenesch
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