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Risiko war längst bekannt – Konzerne schummeln weiter bei Sicherheitstests

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Die japanische Regierung war frühzeitig gewarnt worden vor den ungenügenden Sicherheitszertifikationen mehrerer Nuklearreaktoren, von denen manche inzwischen nahe an einer Kernschmelze stehen.

Im Dezember 2008 erklärte ein Funktionär der Internationalen Atomenergiebehörde, dass manche Kraftwerke bei schweren Erdbeben oberhalb des Wertes 7.0 auf der Richterskala erheblich beschädigt werden können. In einer US-Botschaftsdepesche aus der Zeit, die von Wikileaks veröffentlicht wurde, heißt es dass die japanische Regierung nur mit der Schaffung eines Notfallzentrums an dem Fukushima-Kraftwerk reagiert hätte. Die Zeitung UK Daily Telegraph berichtet heute, dass 2008 bei einem Treffen der G8 Nuclear Safety and Security Group in Tokio die Bedenken ebenfalls zur Sprache kamen. In der Depesche heißt es:

„Er [der Experte] erklärte, dass die Sicherheitsrichtlinien für die seismische Sicherheit nur drei mal in den letzten 35 Jahren überholt worden sind und dass die IAEA diese nun erneut unter die Lupe nimmt.“

„Der Halter des Vortrags erwähnte, dass Erdbeben jüngeren Datums in manchen Fällen stärker waren als das, wofür manche Atomkraftwerke designt wurden und dass dies ein ernstes Problem sei.“

Die japanische Regierung wehrte sich sogar gegen einen Gerichtsbeschluss wonach ein Kraftwerk, welches erwartungsgemäß ein Erdbeben oberhalb der Stärke 6,5 nicht überstehen würde, stillgelegt werden sollte.

Geg Palast, ein Investigativjournalist der im Verlauf seiner langen Karriere u.a. auch kriminelles Verhalten bei Betreibern von Atomkraftwerken und zuständgen Behörden aufgedeckt hat, berichtet dass das Schummeln bei Sicherheitstests System hat – und weitergeht:

„Die [Obama-]Administration hat vor nur wenigen Monaten den Kongress angehalten, eine Kreditgarantie in Höhe von vier Milliarden $ für zwei neue Atomreaktoren an der Golfküste von Texas zu gewährleisten – gebaut und betrieben werden sollen sie von TEPCO und Partnern vor Ort.“

TEPCO ist der Konzern der in Japan nun ins Kreuzfeuer der Kritik geraten ist.

„Atomktaftwerke weltweit müssen für eine sogenannte „SQ“, eine „seismische Qualifikation“ zertifiziert werden. Das heißt, die Besitzer schwören dass alle Komponenten für die stärksten denkbaren Erschütterungen entwickelt worden sind, sei es nun ein Erdbeben oder eine explodierende Weihnachtskarte von al-Kaida.

Der günstigste Weg um eine SQ zubekommen, ist zu lügen. Die Industrie macht das ständig. Das Regierungsteam mt dem ich gearbeitet habe, hat einmal [Betrüger] erwischt, 1988 bei dem Shoreham-Kraftwerk in New York. Das SQ-Problem in Shoreham zu lösen, hätte eine schlappe Milliarde gekostet, also befahl man den Ingenieuren die Tests zu verändern sodass aus einem „Nicht bestanden“ ein „Bestanden“ wurde.

Welche Firma hat den gefälschten Sicherheitsbericht eingereicht? Stone & Webster, inzwischen die Nuklearabteilung bei Shaw Construction, die mit TEPCO zusammenarbeiten werden, um das Kraftwerk in Texas zu bauen. Himmel hilf uns.“

Nicht nur an den Meilern selbst wurde gespart, sondern auch an belastbaren Notstromaggregaten:

„Als wir damals die Diesel-Notstromaggregate in Amerika prüften, fiel eine erschütternde Anzahl von ihnen durch. Bei dem New Yorker Kraftwerk zum Beispiel schworen die Erbauer unter Eid, dass ihre drei Dieselmotoren für einen Notfall bereit wären. Sie wären getestet worden. Die Tests waren manipuliert; die Dieselgeneratoren liefen nur kurze Zeit auf niedrigen Touren. Als man die Generatoren einem richtigen Test unterzog, unter notfall-ähnlichen Bedingungen, brach innerhalb von einer Stunde bei dem ersten die Kurbelwelle, dann beim zweiten und dann beim dritten.“

Man geht inzwischen davon aus, dass das Scheitern der Dieselaggregate in Japan die Situation eskaliert hat.

AlexBenesch
AlexBenesch
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